und ergreifend Quetschtrakt.
Rosin-Hasch
Extraktion mithilfe von Lösungsmitteln
Die neueste Technologie zur Cannabis-Extraktion basiert auf den Extraktionsverfahren moderner Industriegesellschaften. Anders als bei den althergebrachten Techniken werden die Trichome hier nicht mechanisch gelöst, sondern mithilfe eines Lösungsmittels, das nach dem Prozess durch Erhitzen oder Verdampfen wieder abgeschieden wird. Die gängigsten Lösungsmittel sind hier Propan, Dimethylether, Butan, CO2 sowie Alkohol.
In Bundesstaaten, in denen Cannabis legal ist, setzen einige Produzenten seit Kurzem auf die sogenannte Live-Resin-Extraktion. Hierbei werden frisch geerntete Pflanzen schockgefroren. Sobald das Pflanzenmaterial hart ist, werden die Inhaltsstoffe mit einer der vorab beschriebenen Methoden extrahiert. So gelangen die Terpene, Cannabinoide und Resenoide in das Vollextrakt, die ansonsten während des Trocknungsprozesses verlorengehen. Kenner beschreiben den Geschmacksunterschied ungefähr wie den zwischen pasteurisiertem und frisch gepresstem Saft.
Was heißt eigentlich 710?
In den USA und Kanada hat der Cannabis-Feiertag »420«, der alljährlich am 20. April zelebriert wird, einen viel höheren Stellenwert als in Europa. Irgendwann hat sich jemand gedacht, dass Cannabis-Konzentrate ein eigenes Untergrund-Pseudonym bräuchten, sozusagen ein Pendant zum cannabinoiden »420«.
Wer dann auf die Idee gekommen ist, das englische Wort »OIL« auf den Kopf zu stellen und rückwärts zu lesen, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Auf jeden Fall ist »710« unter Konzentrat-Liebhabern mittlerweile eine feste Größe und beschreibt alles, was mit Cannabis-Extraktion, Cannabis-Konzentraten und deren Konsum zusammenhängt.
Die Gretchenfrage: Mit oder ohne Lösungsmittel?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Extraktion mit Lösungsmitteln (engl. solvent) und der lösungsmittelfreien Extraktion (non-solvent). Bei der Solvent-Extraktion werden die Wirkstoffe mit einem Lösungsmittel, meist einem langkettigen Kohlenwasserstoff, von der Pflanze gelöst. Danach verdampft das Lösungsmittel, bis ein öliges, hochkonzentriertes Extrakt übrigbleibt. Wurden früher oft Aceton, Benzin oder Alkohol genutzt, meiden professionelle Produzenten ebenso wie Hobby-Extraktoren heutzutage aromatische Kohlenwasserstoffe wie Benzin oder Aceton.
Es gibt unterschiedlichste Vorrichtungen zur Extraktion mit Lösungsmitteln. Die reichen von der einfachen Ketchupflasche zur Alkoholextraktion über semiprofessionelle Tools aus dem Growshop bis hin zur mehrere hunderttausend Euro teuren CO2-Extraktionsanlage medizinischer Produzenten.
Bei der Extraktion mit Lösungsmitteln besteht grundsätzlich Brand- und Explosionsgefahr. In den letzten Jahren gab es immer wieder schwere Unfälle beim Extrahieren; besonders die Butan- und Propanextraktion bergen tödliche Gefahren. Deshalb empfehle ich all jenen, die nicht über eine sichere, professionelle Extraktionsanlage verfügen, es in den eigenen vier Wänden beim Alkohol zu belassen (siehe Kapitel 5: Sicher und sauber). Denn auch Alkohol kann, sofern man die Grundlagen kennt und beachtet, hochqualitative Ergebnisse liefern. Wirkstoffgehalte zwischen 70 und 98,5 Prozent sind bei so gewonnenen Cannabis-Extrakten durchaus normal.
Ohne Lösungsmittel braucht man Kraft
Bei der Extraktion ohne Lösungsmittel werden die Wirkstoffe mechanisch von den Blüten und Blättern gelöst. Das Tiefkühlen der Pflanzenreste lässt diese weniger kleben und erleichtert beim Aussieben so das Trennen von Harz- und Pflanzenanteilen.
Diesen Prozess kann man sich ungefähr wie das Schütteln eines Apfelbaums vorstellen. Beim sanften Schütteln fallen nur die reifsten Äpfel vom Baum; je heftiger man schüttelt, um so mehr unreife Äpfel fallen herunter. Ähnlich wie beim Schütteln des Apfelbaums der Reifegrad der Äpfel und somit die Qualität mit steigendem Kraftaufwand abnimmt, lässt auch die Qualität des Haschischs mit steigender Kraftanwendung nach. Denn unreife Harztröpfchen reißen beim Ablösen von der Pflanze immer mehr Pflanzmaterial mit als die reifen, die schon bei leichtem Kraftaufwand von selbst abfallen. Die mechanische Trennung geschieht durch Sieben, Reiben, Quetschen oder die Schwimm-Sink-Trennung.
Extrakte verarbeiten und lagern
Je reiner das Konzentrat, umso höher ist seine Lagerfähigkeit. Die Verarbeitung von Cannabis-Konzentraten ist eine extrem klebrige Sache. Um die Viskosität so gering wie möglich zu halten, sollte man ein Extrakt wenn möglich vor dem Bearbeiten auf 1 bis 10 Grad Celsius herunterkühlen. Bei der Herstellung von Extrakten sollten ausschließlich Glas- oder Edelstahlbehälter genutzt werden, da alle verwendeten Lösungsmittel die Oberfläche der beliebten Silikonschalen mittel- oder langfristig angreifen. Nur die zur kurzfristigen Lagerung bestimmten Schüsseln und Behälter sollten aus Silikon sein; sie sind praktischer als Edelstahl- oder Glasbehälter, da Cannabis-Konzentrate aufgrund ihres Lotuseffekts selbst bei Zimmertemperatur schlecht an ihnen haften.
Überblick über die verschiedenen Lagermethoden
•Silikonbehälter: Ideal zur Verarbeitung und für die kurzzeitige Lagerung bis zu einer Woche. Der Behälter sollte dabei nicht zu groß gewählt werden, sondern ungefähr der Menge des Extraktes entsprechen. Für eine längerfristige Lagerung ungeeignet, da sie nicht luftdicht abschließen.
•Low-Budget Stash: Das Konzentrat wird in ein kleines Stück Pergamentpapier eingewickelt, gefaltet und danach in einen Zipper-Beutel verpackt. Dieser wird in einer luftdichten Box gelagert. So bleibt das Konzentrat über mehrere Wochen hinweg frisch.
•Glas: Der beste Lagerort für besonders aromatische Konzentrate. Am längsten halten sich Konzentrate in luftdicht verschließbaren, lichtdichten Glasbehältern. Lagert man diese im Kühlschrank, bleibt das Extrakt über mehrere Monate hinweg hochwirksam und aromatisch. Um klebrige Anhaftungen zu vermeiden, kann man das Konzentrat vor dem Verpacken in Pergamentpapier einwickeln – oder zum Schluss einfach die Reste aus dem vorab leicht erwärmten Glas tropfen lassen.
Silikonbehälter, Pergamentpapier, Glas, Extrakt im Tiefkühler
•Tiefkühlen bei minus 18 Grad Celsius: Tiefgekühlte Konzentrate lassen sich mehrere Jahre ohne nennenswerten Aroma- oder Qualitätsverlust aufbewahren. Doch beim Einfrieren ist extreme Vorsicht geboten, da man sich das mühsam gewonnene Extrakt so auch komplett verderben kann. Luft- und Wassereinschlüsse führen zu Gefrierbrand und zerstören das Aroma. Deshalb ist es wichtig, vor dem Einfrieren eventuelle Luft- und Wassereinschlüsse komplett zu entfernen (siehe Kapitel 6 und 12). Zum Einfrieren wird das Konzentrat in Pergamentpapier gewickelt, um danach in einer handelsüblichen Gefrierbox im Eisfach zu landen. Auch hier sollte das Behältnis nicht so groß gewählt werden, um die Bildung von Eiskristallen zu vermeiden. Der Auftauprozess sollte langsam stattfinden, um große Temperaturschwankungen und somit eine Reaktion des Extrakts zu vermeiden.
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Ganz egal, welches Extraktionsverfahren gewählt wird: Es geht immer darum, die Trichomköpfe schnell und mit so wenig Anhaftungen wie möglich von der Pflanze zu lösen! Je besser das gelingt, umso potenter und aromatischer
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