Daniel C. Mattson

Warum ich mich nicht als schwul bezeichne


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und die Gewissen der Andersdenkenden terrorisieren.

      Es geht bei der globalen Auseinandersetzung nicht – wie beschwichtigend gesagt wird – nur um die Rechte von bisher verfolgten Minderheiten, sondern um den ursprünglichen Sinn und das letzte Ziel des menschlichen Daseins.

      Was ist überhaupt die menschliche Natur? Was ist Sinn und Ziel der Ehe von Mann und Frau als Keimzelle der Kirche und der Gesellschaft und als Quelle ihres Glücks und Weg zur Vollkommenheit in Gott? Welche Berufung drückt sich aus in der Erkenntnis des Menschen als Person, wenn der Mensch die einzige Kreatur ist, die von Gott um ihrer selbst willen geschaffen ist, »die sich selbst nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst vollkommen finden kann« (GS 24)1 und die einzigartige Würde jedes einzelnen Menschen sowohl durch die Offenbarung wie auch durch die Vernunft erkannt wird? (DH 2)2. Kann der Mensch, obwohl er ein irdisches und weltliches Lebewesen ist, aufgrund der unendlichen Offenheit seines Geistes überhaupt im Irdischen und Vergänglichen seine Vollendung finden? Hat er deswegen nicht eine göttliche Berufung, die durch die Selbsttranszendenz seines Geistes in Vernunft und Freiheit in Gott ihre Erfüllung findet?

      Das sind die Fragen, die uns auch heute wie zu jeder Zeit bewegen. Die Reduktion auf ein animalisches Wesen, die den Menschen um Gott betrügt und die Gesellschaft spaltet in Lügner und Belogene, bedeutet keinen Fortschritt in der Perfektion des Menschen, sondern erweist sich als ein enormes Defizit in der Anthropologie. Sie lässt den Menschen in Sinnlosigkeit und Verzweiflung zurück. Ihr geheimes Paradigma ist der Nihilismus.

      Die Ruinen, die die Reduktion des Menschen auf ein Triebwesen zurücklässt, sind erschütternd: Abtreibung, verbrauchende Embryonenforschung, die unzähligen Menschen, die in ihrer ehelichen Treue verraten wurden, und die, die ihr Versprechen gebrochen haben, die vielen Kinder und Jugendlichen, die um die Geborgenheit ihres Zusammenlebens mit ihrem eigenen Vater und ihrer eigenen Mutter betrogen wurden, die verlogene Umdefinition der Ehe zur einer Sexkomplizenschaft, wenn sie ihrer fundamentalen Einheit von Mann und Frau in der fruchtbaren Liebe beraubt wird.

      Die sogenannte sexuelle Revolution hat nicht – wie sie sich selbst beschönigend darstellt – die Menschen von einer rigorosen und prüden bürgerlichen Doppelmoral befreit. Sie ist vielmehr verantwortlich für die Desintegration von Sexus, Eros und Agape, die in der substanzialen Einheit von Seele und Leib grundgelegt sind.

      Der Autor kann überzeugend erklären, warum ein Leben nach den Geboten Gottes, wie sie in der Lehre der Kirche erklärt werden, den Menschen nicht krank macht, sondern von innen heraus heilt und ihm Hoffnung und Sinn gibt, die über die Grenzen des nur Menschlichen hinausweisen. Die Gebote Gottes sind vom Menschen nicht im bloß formalen Gehorsam zu erfüllen, weil sie keine von außen auferlegten Normen sind. Sie sind vielmehr Ausdruck des Willens Gottes, der uns liebt und uns gerade darum von unserer Selbstbezogenheit heilen will. Nur in der Liebe zu Gott und zum Nächsten, den wir lieben sollen wie uns selbst, können alle Gebote Heil bringend erfüllt werden. »Denn darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube« (1 Joh 5,3–4).

      In dem Personalausweis, den dein Schöpfer dir ausstellt, wird deine Identität nicht als Gay oder Ähnliches ausgegeben. Dort steht, wer du wirklich bist: Sohn und Freund Gottes.

      Dies mit seiner Lebensgeschichte und einer tiefen philosophisch-theologischen Reflexion aufgezeigt zu haben, ist das Verdienst des Buches von Daniel C. Mattson und seiner Erklärung, warum er es sich verbittet, als Homosexueller bezeichnet zu werden.

       Gerhard Ludwig Kardinal Müller

       Vorwort zur englischen Ausgabe von Robert Kardinal Sarah

       Geheiligt in der Wahrheit

      Im Oktober 2015, zwei Tage bevor die Familiensynode begann, nahm ich an einer internationalen Konferenz an der St.-Thomas-Universität in Rom teil, die von Courage International, von Ignatius Press und vom Napa-Institut ausgerichtet wurde. Die Konferenz trug den Titel »Die Wahrheit in Liebe leben« und befasste sich mit der Pastoral für Männer und Frauen, die mit gleichgeschlechtlichen Neigungen leben. Ich habe einen Vortrag gehalten und danach Vorlesungen über christliche Anthropologie und die kirchlichen Normen für die Seelsorge gehört.

      Dann hörte ich bei einer Podiumsdiskussion Zeugnisse, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte, von drei Männern und einer Frau mit gleichgeschlechtlichen Neigungen. Diese Zeugnisse berührten mich tief. Alle berichteten, wie sie zuvor ein homosexuelles Leben gelebt hatten, aber dann eine Umkehr des Herzens erlebt haben. Ihre Geschichten waren nicht sentimentaler Natur. Sie haben ihre Kämpfe nicht mit oberflächlicher oder unaufrichtiger Zurschaustellung von Frömmigkeit verbrämt. Im Gegenteil, sie haben ihre Herzen mit sichtlicher Demut und Tapferkeit auf ernsthafte und überzeugende Art vor der Zuhörerschaft geöffnet.

      Ich habe erfahren, wie diese vier Personen gelitten haben, manchmal aufgrund von Begleitumständen, die sich ihrer Kontrolle entzogen hatten, manchmal aber auch aufgrund eigener Entscheidungen. Ich nahm die Einsamkeit, den Schmerz und die Traurigkeit wahr, die sie ertragen mussten, weil sie ein Leben geführt hatten, das ihrer wahren Identität als Gotteskinder entgegenstand.

      Mit der Zeit wurde ihr Leid jedoch zum Anlass, die Gnade, den Herrn und die Schönheit der Lehre der Kirche kennenzulernen. Nur bei einem Lebensstil im Einklang mit der Lehre Christi war es ihnen möglich, den Frieden und die Freude zu erfahren, nach der sie immer gesucht hatten. Sie begegnen auch immer noch dem Kreuz. Ihr Leben ist weder einfach noch frei von Traurigkeit. Aber jetzt erleben sie mithilfe der Kirche die Wahrheit des Evangeliums und den Frieden, der daraus hervorgeht – in den Sakramenten und im Gebet, in reiner christlicher Freundschaft und in der Hoffnung auf den gekreuzigten und auferstandenen Erlöser.

      Oft werden wir von Bischöfen und Priestern darauf hingewiesen, dass der Katechismus festschreibt, dass Männer und Frauen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen mit »Achtung, Mitleid und Takt« behandelt werden müssen; »für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar« (KKK, 2358). Für mich haben diese vier Sprecher dem Thema der Homosexualität ein Gesicht gegeben, sodass ich noch besser die Weisheit der Kirche bezeugen kann, wenn ich diese wertvollen Worte des Katechismus zu Gehör bringe.

      Schon in ihrer mütterlichen Liebe und Weisheit weist die Kirche im Katechismus auf einige weitere, die Homosexualität betreffende Aspekte hin, welche einige Mitglieder des Klerus nicht gelten lassen wollen, eingeschlossen die klare Warnung: »Sie [die homosexuellen Handlungen] sind in keinem Fall zu billigen« (KKK, 2357). Achtung, Mitleid und Takt, wozu der Katechismus zu Recht aufruft, erlauben uns nicht, Männer und Frauen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen der Fülle des Evangeliums zu berauben. Die »harten Worte« Christi und seiner Kirche wegzulassen, ist keine Nächstenliebe. Im Gegenteil, es ist ein schlechter Dienst, den wir dem Herrn und jenen erweisen, die als sein Ebenbild und ihm gleich geschaffen und durch sein kostbares Blut erlöst sind. Wir können nicht mitfühlender oder erbarmungsvoller sein als Jesus der Frau gegenüber, die beim Ehebruch ertappt worden war; Jesus sagte ihr zwei gleichbedeutend wichtige Dinge: »Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!« (Joh 8,11).

      Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen »sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen« (KKK, 2358). Sie »sind zur Keuschheit gerufen«, und wir werten sie ab, wenn wir denken, sie könnten diese Tugend nicht erreichen, eine Tugend, die für alle Jünger gilt. Wie alle Mitglieder der Kirche »können und sollen sie sich Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern«, wozu alle Getauften berufen sind (KKK, 2359). Diese Worte des Katechismus gelten für alle gleichermaßen, weil sie wahrhaft seelsorgerliche Nächstenliebe ausdrücken. Sie laden uns ein, als Glieder des Leibes Christi unseren Brüdern und Schwestern mit gleichgeschlechtlichen Neigungen beizustehen, die auf dem Weg sind, die christliche Vollkommenheit zu erreichen, zu der der Herr alle seine Kinder aufruft. Jesus verlangt nichts Unmögliches von uns oder etwas, für das