Hanspeter Born

Politiker wider Willen


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       48.Abfuhr für den Bundesrat

       49.Regierungskrise nach Schweizerart

       50.Etter kommt

       51.Chef und Mitarbeiter

       52.Die Sowjets in Genf

       53.Das Präsidialjahr geht zu Ende

       54.Si vis pacem para bellum

       55.Freche Nazis

       56.Berg-und-Tal-Fahrt

       57.Wie die Demokratie verteidigen?

       58.Stimmungstief

       59.Dunkle Gewitterwolken über Europa

       60.Gesucht: SRG-Generaldirektor

       61.«Der Franken bleibt ein Franken»

       62.Eine Busspredigt

       63.Böses Zerwürfnis

       64.Ein ehrgeiziges Projekt wird gebremst

       65.Post tenebras lux

       66.Stucki nach Paris

       67.Der Bundesrat wehrt sich

       68.Grimm zur SBB?

       69.Motta will Frölicher in Berlin

       70.Mit fliegenden Fahnen

       71.Waffenstillstand mit Henry

       72.Anschluss

       73.Ja zum Strafgesetzbuch

       74.München

       75.Telefonüberwachung

       76.Orchesterkrieg

       77.Ein Deal mit Bratschi

       78.High Noon

       79.Neun statt sieben?

       80.Vallotton träumt von Afrika

       81.Die Landi

       82.Stille vor dem Sturm

       83.Countdown zum Krieg

       Personenverzeichnis

       «Parlons franc: nous le plaignons (Giuseppe Motta), comme nous plaignons tous nos conseillers fédéraux. Il faut les voir à l'oeuvre pour juger de l'abnégation, de la patience, du civisme qui leur est nécessaire, la somme énorme de travail qu'ils doivent fournir, du peu de reconaissance qu'ils requeillent et des maigres satisfactions de leur existence, si ce n'est celle du devoir accompli.»

      (Marcel Pilet-Golaz, Manuskript für La Revue, 24. Juni 1927)

       1. Die Lehrerin und der Gemeindeschreiber

      Cossonay erhebt sich auf einem felsigen Hügel, 150 Meter über der Ebene des Gros de Vaud, des fruchtbaren waadtländischen Mittellands. Im ausgehenden 19. Jahrhundert leben die rund tausend Einwohner des malerischen Städtchens hauptsächlich von Handel und Landwirtschaft. Auf den von Läden und Handwerkerbuden umsäumten mittelalterlichen Strassen herrscht reges Treiben. Vier Gasthöfe, drei Cafés und zwei Pinten sorgen für das leibliche Wohl von Einwohnern und Besuchern. Der jeweils auf vier Jahre gewählte fünfköpfige Gemeinderat, die Municipalité, präsidiert vom syndic, dem Stadtpräsidenten, überwacht den Gang der Dinge.

      Im Laufe des Jahres 1888 prüfen die Gemeindeväter ein elektrisches Beleuchtungssystem, verkaufen für 10 000 Franken die Dorfmetzgerei, verbieten wegen der verursachten «Unordnung, dem Skandal und der Friedensstörung» die nächtlichen Versammlungen der Heilsarmee. Sie büssen einen Dragoner mit zwei Franken, da dieser mitten in der Stadt «sein Pferd eine Gangart hat anschlagen lassen, welche die öffentliche Sicherheit gefährdete», und verwarnen drei Bauern, die am heiligen Sonntag Heu auflasen. Ein anderer Missetäter muss 20 Franken Busse zahlen: Er hatte auf der Rue de Derriére la Place zwei Hühner herumflattern lassen. Ordnung muss sein. Man schaut aufs Geld in Cossonay. Auch kleine Ausgaben muss der Gemeinderat bewilligen. Immerhin beschliesst er den Kauf eines Ofens für die Wohnung für Mlle Schenk, régente, im Petit Collège.

      Régente nennt man in der Waadt die Lehrerinnen und das 25-jährige Fräulein Ella Schenk unterrichtet die unteren Klassen. Das Petit Collège, das als Schulhaus dient, ist ein umgebautes Spital aus dem 15. Jahrhundert.

      Mademoiselle wohnt im Petit Collège, einem im 15. Jahrhundert gebauten, später von der Stadt erstandenen geräumigen Wohnhaus, das einst als Spital und dann als Schulhaus diente. Schon aus weiter Ferne erkennt man das hoch oben in Cossonay stehende Gebäude an seinem Türmchen. Der Gemeinderat liess dieses aufrichten, als der altehrwürdige Zeitglocken am Stadtrand abgerissen wurde und er für die wertvolle antike Turmuhr ein neues Heim finden musste. Jeden Morgen läutet jetzt der Gemeindepolizist die Glocke im Petit Collège, um den Beginn der Schulstunden anzukündigen.

      In Cossonay hat sich längst herumgesprochen, dass die allseits beliebte Lehrerin Ella Schenk einen flotten jungen Verehrer hat, den 22-jährigen Edouard Pilet. Dieser Edouard Pilet wird am Heiligen Abend 1888 überraschend vom Gemeinderat als Nachfolger für den plötzlich verstorbenen langjährigen Amtsinhaber zum neuen secrétaire