Cordula Nussbaum

LMAA


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      Jeder von uns ist in einer dieser Typenwelten zu Hause und hat entsprechend eine völlig andere Herangehensweise an das Thema »den roten Faden leben«. Mach Dir klar, dass Du als Kreativer Chaot keinen Lebensplan brauchst, um glücklich zu werden. Viele Kreative Chaoten setzen sich zwar regelmäßig hin, definieren ihre Ziele. Doch sobald diese notiert sind, verlieren sie die prickelnde Attraktivität, und sie werden überhaupt nicht angepeilt.

      Oder die Kreativen Chaoten ziehen zwar los in Richtung Ziel, kommen aber unterwegs vom Weg ab – und fühlen sich schlecht. Selbst wenn die neu entdeckte Alternative sehr viel schöner war – es bleibt das schale Gefühl, einfach keine Disziplin zu haben, keinen roten Faden.

      Such nicht nach dem roten Faden im Deinem Leben – web Dir einen bunten! Eigne Dir eine gelassene LMAA-Haltung an. Denn: Abenteuer beginnen, wenn Pläne enden.

      7. Du musst Deinen Job nicht lieben

      Müssen wir unsere Arbeit lieben?

      Müssen wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen?

      Ich glaube nicht. Denn ich kenne Menschen, die mögen eher eine ruhige, überschaubare, unaufgeregte Tätigkeit zum Geldverdienen. Sie sind völlig zufrieden mit einem stressfreien Job, einem ausreichenden Gehalt und klaren Arbeitszeiten. Sie wollen beruflich eine ruhige Kugel schieben, weil sie damit den Kopf frei haben, ihr Privatleben zu genießen.

      Manche Menschen wollen überhaupt nicht ihre Leidenschaft zum Beruf machen, weil sie ihr Hobby als zu kostbar erachten, um es in einem beruflichen Alltag zu zerschleißen. Oder sie erkennen, dass es einen unglaublichen Aufwand bedeuten würde, um mit der Leidenschaft für Modellflugzeuge oder Historienromanen den Lebensunterhalt zu finanzieren. Da lassen sie es lieber bei der privaten Leidenschaft und schaffen sich mit einem Brot-Job die Freiheit dafür.

      Du musst Deinen Job nicht lieben. Aber Du solltest ihn definitiv nicht hassen. Wenn Du Deinen Arbeitsplatz als tägliche Galeere empfindest, mit einem schrecklichen Chef als Antreiber und furchtbaren Kollegen an den Rudern neben Dir – dann zieh bitte die Reißleine. Wenn Du Dich jedem Morgen mit einer Stinklaune oder Magenschmerzen zur Arbeit quälst, jeden Handgriff dort als quälend empfindest, dann such Dir bitte eine neue Tätigkeit. Denn dafür sind Dein Leben und Deine Gesundheit zu wertvoll.

      Du musst für Deinen Job nicht brennen – es reicht, wenn er Dich wärmt! Im Schnitt verbringen wir ein Viertel unserer Woche im Job. Je mehr Freude Du in dieser Zeit hast, desto gelassener werden auch Deine Restwoche und Dein privater Alltag sein.

      Lös Dich auch von der Vorstellung, Du müsstest den einzig wahren Beruf finden. Den Beruf, der Deiner Bestimmung entspricht, der Deine Berufung ist. Gerade die Kreativen Chaoten unter uns, die viele Interessen haben, beißen sich gerne die Zähne aus auf der Suche nach dem Beruf, der ihre Berufung ist. Der Grund: Viele denkbare Berufe befriedigen die unterschiedlichen Facetten in ihnen, und das Festlegen auf einen Beruf fühlt sich deshalb an wie ein Verrat an den anderen Möglichkeiten.

      Die Lösung: Such Dir ein Tätigkeitsfeld, das eine große Bandbreite an verschiedenen Jobs abdeckt und per se viel Abwechslung und Buntheit beinhaltet. Das kann eine Tätigkeit als Selbstständiger sein, eine Stabsstelle oder die Funktion eines Generalisten in einem Unternehmen.

      Und mach Dir klar, dass auch der tollste Job der Welt blöde Tätigkeiten beinhaltet, die getan werden müssen. Excel-Tabellen pflegen beispielsweise. Oder die Steuererklärung machen. Ziele nicht auf den 100-Prozent-Traumjob. Den gibt es nämlich nicht.

      Such Dir eine Tätigkeit, die Dir momentan Zufriedenheit bringt, und geh jeden Tag mit einer liebevollen Einstellung an die Arbeit. Erfüll Deine Handgriffe, Pflichten und Aufgaben mit Liebe zum Tun. Bewusst und aufmerksam.

      Dreh die Kausalität zwischen Job und Glück um, indem Du Dir sagst: »Ich liebe meine Arbeit nicht, weil sie schön ist. Sie ist schön, weil ich sie mit Liebe tue.«

      8. Das muss ich mir verdienen? LMAA!

      Gehörst Du auch zu den Menschen, die im Alltag »on fire« sind? Und kaum kommt das Wochenende oder der »wohlverdiente« Urlaub, juckt die Nase, kratzt der Hals, gehst Du in die Knie?

      »Post-Stress-Symptom« oder »Leisure Sickness« (Freizeit-Krankheit) nennen Forscher diese Art von Erschöpfung, Schmerzen oder Wochenendmigräne. Meist trifft es Menschen mit einer hohen Stressbelastung, aber auch Menschen mit ausgeprägtem Verantwortungsgefühl, die sich schuldig fühlen, wenn sie mal »faul« sind. Sie werden in der Freizeit viermal häufiger krank als Nicht-Gestresste.14 Der Grund: Unter Stress schüttet unser Körper Kortisol aus, das eine »Immunantwort« auf Bakterien oder Viren wie Husten, Naselaufen & Co unterdrückt. Alle Anstrengungen des Körpers, um die bösen Feinde wieder loszuwerden, werden also unterbunden – äußerlich gesehen bleiben wir »gesund«.

      Sobald wir jedoch entspannen, sinkt der Kortisolspiegel und die Kampftrupps legen los – wir werden krank. Der Ausweg? Bereits im normalen Alltag und vor allem in den Tagen vor dem Urlaub Stress reduzieren, mehr Pausen machen, sich an der frischen Luft bewegen. Je weniger gestresst Du ins Wochenende oder in den Urlaub startest, desto gesünder kannst Du Deine Freizeit erleben.

      Denkst Du gerade: »Haben wir uns den Urlaub dann aber überhaupt ›verdient‹? Wenn wir doch gar nicht ›urlaubsreif‹ sind?« Lange waren das auch meine Gedanken. Und ich hörte aus meinem Umfeld: »Ihr fahrt schon wieder in Urlaub – Ihr seid doch noch erholt vom letzten!« Oder aber: »Ja, du hast echt geackert, bist ganz blass, jetzt erhol dich mal, das hast du dir jetzt wirklich verdient!«

      Mein Weltbild, wann ich mir was wirklich verdient habe, geriet erst vor wenigen Jahren ins Wanken. Getrieben von Adrenalin und dem Wunsch nach Anerkennung ging ich weit über meine Kräfte hinaus, trieb ich mich und meinen Körper unerbittlich an, zu funktionieren. Selbst als ich einen Bandscheibenvorfall im Nacken hatte und den linken Arm nicht mehr heben konnte, ließ ich mich schmerzfrei spritzen und lieferte ab. Pause? Keine Option. Ging ja noch.

      Bis eines Tages ein Physiotherapeut zu mir sagte: »Frau Nussbaum, was muss Ihr Körper noch alles tun, damit Sie endlich kapieren, dass es reicht?«

      Noch heute bin ich ihm dankbar für diese Worte. Ich erkannte, was mein Körper schon lange wusste: Wir müssen uns unsere Pausen nicht verdienen! Es liegt in der Natur unseres Seins, dass wir Ruhephasen brauchen. Sportler wissen das: Nach dem Training kommt die Regeneration – nur dann wird man besser. Die Natur weiß das: Nach der Ernte muss der Boden brach liegen, sonst kann man bald überhaupt nicht mehr ernten!

      Wir müssen uns Pausen und Erholung nicht »verdienen«. Ebenso wenig, wie wir uns schöne Erlebnisse oder teure Sachen »verdienen« müssen. Wir müssen uns nicht die Massage im Spa »verdienen« oder den Gammel-Nachmittag auf der Couch. Wir müssen uns auch nicht die Liebe und Zuneigung anderer Menschen »verdienen«. Wir müssen nicht hart arbeiten, um die Schönheiten der Welt in Anspruch zu nehmen. Wir dürfen das Leben mit Leichtigkeit leben. Punkt.

      9. Schalt FOMO aus

      Gehst Du zu jedem Networking-Event, zu jeder Party, zu jedem Meeting? Checkst Du minütlich Dein Smartphone, um keine Message zu verpassen? Bekommst Du fast schon körperliche Schmerzen, wenn Du mal an einem Sonntagabend nichts vorhast?

      Dann leidest Du an FOMO, der Angst etwas zu verpassen (»Fear of Missing out«). FOMO ist ein Phänomen, das unsere Vorfahren schon kannten. FOMO-Menschen tanzten schon immer gerne auf vielen Hochzeiten, galten als umtriebig, rastlos. Einfach nur, um ja nichts zu versäumen. Dir gefällt das emsige Treiben? Weiter so! Nutz FOMO als Motor, der Dich in Action hält.

      Du merkst, dass Du langsam ermüdest? Dass Du zwar »dabei« bist, aber doch nicht mittendrin? Halt Dir vor Augen, dass jedes Mal, wenn Du einer Aktivität zustimmst, obwohl Du lieber auf der Couch liegen würdest, Dich Dein FOMO-Knopf dazu getrieben hat. Nicht Du hast zugesagt, sondern Dein FOMO-Knopf.