sonst hätte sie ihn nicht mit ihm verbunden. Was er Papa dann sagte, weiß niemand. Auf jeden Fall muss es ihn sehr aufgeregt haben, und er sollte sich doch nicht aufregen, wegen seines kranken Herzens ...“
„Papa“, hauchte Petra traurig, und wieder rannen Tränen über ihre Wangen. Wie hilfesuchend griff sie nach den Händen ihres Mannes. Es ging fast über ihre Kräfte, zu sagen: „Ich muss mit dir reden, Claus.“
„Wir gehen“, sagte Yvonne.
„Versuchen Sie Ihre Frau zu verstehen, Herr Praetorius“, sagte Walter ernst, „und ... üben Sie Nachsicht.“
Yvonne küsste Petra und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich wünsch’ dir Glück.“
Als sie zu Walters Wagen zurückkehrten, begann Petra mit ihrer Beichte, und ihr Mann hörte ihr mit tiefer Betroffenheit zu. Er machte ihr keine Vorwürfe, sondern suchte die Schuld vor allem bei sich, denn er hatte seine Frau mit seinem – ihm nun unverständlichen – Verhalten zu dieser Verzweiflungstat getrieben.
Mit feuchten Augen nahm der Petra dann in die Arme und bat sie, ihm zu verzeihen. Sie war völlig durcheinander. Sie sollte auf einmal ihm verzeihen ... und nicht umgekehrt.
Ja, ja, das wollte sie. Oh, sie war ja auf einmal wieder so glücklich, und ihre Seligkeit kannte keine Grenzen, als Claus leise sagte: „Wir werden Kinder haben, mein Liebling; so viele du willst.“
Walter Schmidt, der Grafiker, verließ München mit Petras Geld. Sie verlangte es nicht zurück, konnte es verschmerzen. Aber es brachte Schmidt kein Glück. Nur einen Monat später wurde er in Hamburg, in seiner Wohnung an der Außenalster, wegen dieser hundertfünfzigtausend Mark von einem Unbekannten erschlagen.
Yvonne Wismaths Walter Schmidt zeigte noble Größe. Er erwähnte den Ausrutscher seiner Liebsten nie wieder, auch in ihrer Ehe nicht.
Es war vergeben und vergessen.
Und Yvonne dankte es ihm mit grenzenlosem Vertrauen und unendlich viel Liebe.
ENDE
Der Traum der Krankenschwester
Arztroman von A. F. Morland
Der Umfang dieses Buchs entspricht 101 Taschenbuchseiten.
Renate Albrecht redet sich ein, dass sie – genauso wie ihre Mutter – mit fünfundfünfzig Jahren sterben wird, deshalb wünscht sie sich, ihre beiden erwachsenen Töchter Marina und Margot vorher gut verheiratet zu wissen. Marina, die in den Gemüsehändler Gabriel Keller verliebt ist, soll den reichen Nachbarn Ingolf Stumph heiraten. Renate Albrecht setzt alles daran, die Verliebten Marina und Gabriel auseinanderzubringen – und schreckt dabei vor nichts zurück. So kommt es zu Missverständnissen und zum Bruch zwischen dem jungen Paar. Renate Albrechts Rechnung scheint aufzugehen ...
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
1
„Sie sollten abnehmen, Herr Kalvoda“, sagte Dr. Sven Kayser zu dem wohlbeleibten Mann Mitte fünfzig, der vor ihm auf dem Patientenstuhl saß.
Ferdy Kalvoda strich sich mit dem Zeigefinger über den dünnen Oberlippenbart und sah den Grünwalder Arzt unglücklich an. „Abnehmen. Damit machen Sie mir aber keine Freude, Herr Doktor.“
„Sie gehören zu den etwa vierhunderttausend Menschen in unserem Land, die im Schlaf an Atemnot leiden.“
„Und daran ist mein Übergewicht schuld?“, fragte der Patient ungläubig.
Dr. Kayser nickte. „Auf jeden Fall.“ Er beugte sich etwas vor. „Ich möchte Ihnen keine Angst machen, aber wenn Ihre Atmung während des Schlafes immer wieder aussetzt, weil das Gaumensegel sich vor die Luftröhre legt, ist das nicht ungefährlich. Die Folgen dieses Schlafapnoesyndroms, wie wir Mediziner es nennen, sind heftige Kopfschmerzen am Morgen und häufige unüberwindliche Müdigkeit während des Tages. Wird dieses Leiden nicht behandelt, kann es zum Verfall der geistigen Leistung, ja, sogar zu Impotenz kommen. Zudem ist das Risiko eines plötzlichen Herztodes erhöht, weil durch die aussetzende Atmung der Herzrhythmus gestört werden kann.“
Ferdy Kalvoda lächelte schief. „Sie sagen, Sie möchten mir keine Angst machen, haben es aber soeben getan.“
„Ich halte es für meine ärztliche Pflicht, Sie auf die Risiken, die Ihr Übergewicht mit sich bringt, hinzuweisen“, verteidigte sich Sven Kayser. „Viele Schlafapnoepatienten konnten sich praktisch selbst heilen, indem sie ihr Gewicht reduzierten,“
Kalvoda seufzte. „Dann werde ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen müssen.“
„Schwester Gudrun wird Ihnen einen Gewichtsreduktionsplan geben“, sagte der Grünwalder Arzt, der nicht nur Allgemeinmediziner, sondern auch Geburtshelfer war. „Wenn Sie sich strikt daran halten, werden Sie in einigen Wochen beschwerdefrei sein.“
Gudrun Giesecke, eine gebürtige Berlinerin, hatte auch etliche Pfunde zu viel an den Rippen, war jedoch bis zum heutigen Tage nicht dazu zu bewegen gewesen, abzuspecken.
„Ick fühl mir wohl“, pflegte sie zu sagen, wenn vom Abnehmen die Rede war. „Wenn ick fasten müsste, würde ick