Thomas Schröder

Andalusien Reiseführer Michael Müller Verlag


Скачать книгу

Sie alle Da­ten vorher ab! Starten Sie keinesfalls ohne feste Reservierung der Weiterfahrt und kal­kulieren Sie dabei ein üppiges zeitliches Si­cher­heitspolster ein! Dringend ratsam auch, sich sein Quartier in Capileira vorab fest zu re­ser­vieren, schließlich trifft man erst abends in dem Dorf ein.

      Skifahren mit Meerblick: Das süd­lichs­te Skigebiet Europas besitzt schon ei­nen ganz eigenen Reiz. Der Ort Pra­dol­lano selbst ist freilich kei­ne Schön­heit.

      Nach der mangels Schnee ab­ge­sag­ten Ski-WM 1995 und dem halbwegs er­folg­reich verlaufenen zweiten Ver­such im Fe­bruar 1996 hätte nicht jeder da­rauf ge­setzt, dass der Skistation ein blei­bender Er­folg beschieden sein wür­de. Doch wur­den die Skep­ti­ker eines Bes­seren be­lehrt: Pradollano hat durch­aus seine (vor­wiegend spa­ni­schen) Lieb­haber ge­fun­den. Solange Schnee liegt, wird im ehe­maligen WM-Ort über man­gelnde Nach­frage nicht geklagt. Auf einer an­de­ren Seite stehen die Ver­wüs­tungen an der Natur, die beim Aus­bau der Pisten an­gerichtet wurden. Und so gut besucht Pra­dollano im Win­ter ist, so ruhig geht es hier außerhalb der weißen Sai­son zu. Mit günstigen Über­nach­tungs­tarifen und ver­schie­de­nen Sport­mög­lich­kei­ten, die von Moun­tain­bi­ke­tou­ren bis zum Pa­ra­gli­ding reichen, versucht man nun, auch Som­mer­gäste zu lo­cken. Kommt man nicht gerade zur spanischen Haupt­rei­se­zeit im August, so macht die of­fi­ziell kaum hundert Einwohner zählende Sied­lung aber immer noch häufig einen fast verlassenen Eindruck, wirkt dann fast wie eine mo­der­ne Geis­ter­stadt.

      Übernachten Etwa zwei Dutzend Unter­künf­te, im Sommer viele geschlossen. Über Weih­nach­ten und Ostern ist län­ger­fris­tige Re­ser­vie­rung sehr ratsam. Die HS läuft meist von De­zem­ber bis April, die Prei­se lie­gen alles andere als niedrig. Am bes­ten fährt man mit Pau­schal­an­gebo­ten und Pack­ages, die man direkt bei der Sta­tion buchen kann: Info- und Reservie­rungs­te­lefon 902 708090, www.sierranevada.es.

      **** Meliá Sierra Nevada €€€€€, im Zen­trum von Pradollano, nicht weit von den Liften. Ei­nes von zwei Hotels der bekannten Kette hier oben. Großer, komfortabler Bau mit über 220 Zim­mern; Disco, Geschäfte, Hallenbad: alles da. Nur zur Wintersaison von etwa Anfang/Mitte De­zember bis Mitte April ge­öffnet. Pradollano s/n, Tel. 958 480400. www.melia.com.

      Jugendherberge Albergue Juvenil €, etwas ober­halb des Zentrums von Pradollano; Ski­ver­leih, Sauna. Mehr als 300 Betten, dennoch oft be­legt. Geöffnet Dezember bis April. C. Pe­ño­nes 22, Reservierung über Inturjoven, Tel. 955 181181.

      Skifahren Je nach Schneelage dauert die Sai­son etwa von Mitte November bis in den Mai. Zwi­schen Pradollano und dem Ve­leta liegen et­wa 120 mar­kier­te Abfahrten mit einer Ge­samt­län­ge von über 100 Kilometern. Die hiesigen Pis­ten sind über­wiegend leicht bis mittel­schwer, es gibt aber auch einige „schwarze“ Ab­fahr­ten. Spaß macht das Skifahren unter an­da­lu­sischer Sonne auf jeden Fall. Der Ta­ges­kar­ten­preis liegt etwa auf Alpenniveau, Leih­aus­rüs­tun­gen sind bei mehreren Ver­mie­tern in Pra­dollano erhältlich.

      Die Alpujarra granadina bildet den zur Provinz Granada zählenden Teil ei­ner von tiefen Tälern durchschnittenen, weitgehend ur­sprüng­lich ge­blie­benen Gebirgsregion südlich des Hauptkamms der Sierra Nevada. Fantasti­sche Landschaftsbilder, herrliche Wan­der­möglichkeiten.

      Die Gebirgsregion der Alpujarras teilt sich in die Alpujarra almeriense in der Pro­vinz Almería und die Alpujarra granadina, die zur Provinz Granada ge­hört. Schon zu Zeiten der Keltiberer be­sie­delt, waren beide Alpujarras ver­ges­se­nes Land, als sich Berber, die aus dem Gebiet um Sevilla geflohen wa­ren, im 12. Jh. hier niederlie­ßen. Nach der christ­lichen Eroberung Granadas zo­gen sich auch viele der dortigen Mauren in die unwegsame Region zurück. Fast ein Jahr­hundert konnten die An­hän­ger des Is­lam in den Alpujarras weitge­hend un­gestört ihrer Religion nach­ge­hen. Doch dann wurde der Druck des spa­ni­schen Staates auf die Mauren stär­ker, Un­ge­rechtigkeiten und willkürli­che Ent­eig­nungen häuften sich. Ab 1568 kam es des­halb zu einer Reihe von Auf­stän­den. Angeführt von ihrem ge­wähl­ten König Aben Hu­meya, gelang den Mau­ren, die in den ihnen bestens ver­trau­ten Alpujarras mit einer Art Gue­ril­la-Tak­tik kämpften, zunächst eine Rei­he mili­tä­ri­scher Erfolge ge­gen die ei­gent­lich drü­ckend überlegenen spa­ni­schen Truppen. Es kam zu regelrech­ten Schlach­ten mit manchmal hunderten von Toten - ein Ta­leinschnitt bei Pitres heißt seit­dem „Barranco del Sangre“, Fluss­bett des Blu­tes. Erst als Don Juan de Aus­tria die Führung der spanischen Trup­pen über­nahm, wendete sich das Blatt. Die Mau­ren wurden besiegt, die über­lebenden Familien vertrieben, in den lee­ren Dör­fern statt ihrer Galicier und Asturier ange­siedelt. Das mau­ri­sche Erbe ist jedoch heu­te noch prä­sent. So sind die kom­plizierten Be­wäs­se­rungs­an­la­gen, wenn auch er­neuert und angepasst, ebenso maurischen Ur­sprungs wie die kunstvolle Terras­sie­rung der Hänge, die vielerorts das Land­schaftsbild prägt.

      Lange weltabgeschieden und von Land­flucht bedroht, ist die Alpujarra gra­na­di­na heu­te auch ein Ziel mittel- und nordeuropäischer Aussteiger, nicht im­mer zur Freu­de der konservativen Dörf­ler, die den lockeren Lebensstil der „Zu­g­ereis­ten“ mit Argwohn be­trach­te­ten. Gleichzeitig regt sich in den Berg­dör­fern eine moderate Form des Frem­den­verkehrs, sind neue Re­s­taurants und Unterkünfte entstanden, die von Spa­niern wie ausländischen Reisenden glei­chermaßen genutzt werden. In eini­gen Ortschaften gibt es auch Ver­an­stal­ter des „Turismo activo“, die Moun­tain­bi­k­ing, geführte Touren, Reit­aus­flü­ge und Ähnliches anbieten.

      Letztes Refugium der Mauren: die Alpujarras

      Die Alpujarra granadina gliedert sich in die höher und zur Sierra Nevada hin ge­le­gene Alpujarra Alta im Norden und die wesentlich tiefer liegende Alpujarra Baja im Süden, die die Hänge der Sierra de la Contraviesa besetzt. Zwi­schen den beiden Sierras ist das Tal des Río Gua­dalfeo eingeschnitten, in den zahl­rei­che Bergbäche münden. Durch die Berg­ketten geschützt und reich mit Was­ser versorgt, besitzt die Alpujarra gra­nadina ein für die Landwirtschaft au­ßer­ordentlich günstiges Klima - nicht umsonst leitet sich ihr Name vom ara­bi­schen Al-Busherat („Grasland“) her. In den üppig grünen Tälern ge­dei­hen Orangen, Zitronen und Feigen, wird exzel­len­ter Rotwein angebaut; in hö­heren La­gen bestimmen Wiesen und aus­gedehnte Laub­wälder das Bild. Die Dör­fer der reizvolleren Alpujarra Alta ha­ben ihr schönes Ortsbild meist be­wahrt, schmücken sich auch für den Tou­rismus. Pampaneira, Bu­bión und Capi­leira wur­den sogar vom Europarat als „Beispiele volkstümlicher Archi­tek­tur“ aus­ge­zeichnet. Das Kunst­hand­werk hat eine lange Tradition; man­cher­orts rat­tern wie in Ugíjar, Pam­pa­nei­ra oder Capileira noch die hand­be­trie­be­nen Web­stüh­le, deren be­kann­tes­tes Produkt die aus Textilresten her­ge­stellten bun­ten Tep­piche jarapas sind.

      Von Grandada aus erreicht man die Al­pujarra granadina am schnellsten über die A 44 Richtung Küste, dann wei­ter auf der A 348 Richtung Lanja­rón/Órgiva. Auto­fah­rern bietet sich ei­ne Rundtour an, die sowohl die hohe als auch die tiefere Alpu­jarra granadina ein­schließt. Östliche „Wendepunkte“ lie­gen beim Dorf Cadíar (von Granada und zurück insgesamt etwa 220 Kilo­me­ter) oder erst bei Ugíjar (etwa 260 Ki­lo­meter). Zudem sind eine ganze Rei­he von Kom­binationen denkbar, z. B. auf der A 337 über den 2000 Meter ho­hen Pass Puer­ta de la Ragua nach Gua­dix oder über die A 348 weiter in die Alpujarra al­meriense in der Provinz Almería, siehe auch dort.

      Information Gute Vorabinfo in den Frem­den­verkehrsämtern von Granada. Vor Ort gibt es nur