Andreas Haller

Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag


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saniert. Für die Be­sichtigung der Anlage mit ihren zahlrei­chen Kunstschätzen sollte man ge­nü­gend Zeit einplanen. Vom lang ge­streck­ten ersten Hof gelangt man zunächst in die Klosterkirche, die mit Kunstwerken des 17. Jh. prachtvoll de­ko­riert ist. Für die Anfertigung der Ge­mälde wurde die damalige Crème de la Crème der Ba­rock­mei­ster betraut (u. a. Battistello Caracciolo und Guido Reni). Vom Parlatorium bzw. von der Sa­kris­tei gelangt man anschließend in den weit­läufigen Kreuzgang. Das kul­tur­his­to­rische Museum mit seinen teils hoch­ka­rätigen Exponaten − u. a. ei­ner wert­vollen Krippenpräsentation − ist wie­de­rum vom ersten Hof erreichbar. Die Mu­seumsräume öffnen sich auf der anderen Seite schließlich zur eingangs er­wähn­ten Aussichts­plattform.

      ♦ Tägl. außer Mi 8.30−19.30 (letzter Einlass 18.30 Uhr). 6 €, erm. 3 €. Largo San Martino 5 (15 Min. von der Funiculare-Bergstation Morghen).

      Grotta di Seiano: antike Ingenieurskunst vom Feinsten

      Die Villa im neo­klassi­zis­tischen Stil auf dem Vomero-Hügel ist von einem eng­li­schen Land­schaftspark umgeben und blickt auf den Golf von Neapel. Sie be­her­bergt ein hochkarätig bestücktes Por­zellan- und Keramik­museum. Die rund 200 Ex­ponate stam­men aus unter­schied­li­chen Ländern, eine große Ab­tei­lung wid­met sich dem Porzellan aus Ost­asien. Holz­intarsien­mö­bel und an­dere Anti­qui­tä­ten runden den Samm­lungs­be­stand ab.

      ♦ Park: April bis Okt. tägl. 8.30−19, Nov. bis März 8.30−17 Uhr. Eintritt frei. Museum: Tägl. außer Di 8.30−17 Uhr (letzter Einlass 16.15 Uhr). 4 €, erm. 2 €. Via Ci­ma­ro­sa 77 (10 Min. von den Fu­ni­culare-Bergstationen Fuga und Cimarosa).

      ♦ Zugang im Rahmen einer Führung nach Vor­an­meldung (1:30 Std.). Di−Fr 12, So 10, 11 und 12 Uhr. 6 €, erm. 3,50 €. Unbedingt den Personal­ausweis mitbringen! Discesa Coroglio 36 (ANM-Bus C 1 vom Bhf. Campi Flegrei), Tel. 328-5947790, www.gaiola.org.

      Das verwahrloste Industrierevier am Rand der Bucht von Pozzuoli wäre nor­maler­weise keinerlei Erwähnung wert − gäbe es da nicht das Science Center, das auf die Ziel­gruppe Familie mit Kin­dern zugeschnitten ist. Aus­stellun­gen und interaktive Mit­mach­stationen re­gen an, über die Themen Meeres­bio­logie, Klimawandel, Licht, techni­sche In­no­va­tio­nen made in Italy sowie die menschliche Anatomie nach­zu­den­ken. Ein Planetarium, Events und ein ohne Ticket zugängliches Café-Res­tau­rant runden das Angebot ab.

      ♦ Mo−Sa 9−17, So 10−18 Uhr. 10 €, erm. 7 € (Science Center), 5 € (Planetarium). Via Coroglio 57−104 (Bus 607 oder C 1 vom Bhf. Campi Flegrei), www.cittadellascienza.it.

      Der wuchtige Palazzo am Rande der Alt­stadt wurde 1585 vom spanischen Vi­ze­kö­nig als Reiterkaserne geplant und diente in der Folge zunächst als In­ter­nat der Uni­ver­sität Neapel (Palazzo degli Studi). Ende des 18. Jh. betrauten die Bourbonen Fer­di­nando Fuga mit dem Umbau des Gebäudes zum Uni­versal­museum.

      Antikes Medusenhaupt als Mosaik

      Heute be­her­bergt der Palazzo eine der best­bestückten Antiken­samm­lun­gen der Welt und ist des­halb eine Pflicht­anlaufstelle kulturinteressierter Reisen­der. Wer die Skulpturen, Mo­saike und anderen Exponate, die auf einer Fläche von über 12.000 m2 prä­sen­tiert werden, in gebotener Tiefe be­trachten möchte, sollte für den Besuch einen kom­pletten Tag einplanen! Der gezeigte Bestand speist sich aus zwei historischen Sam­m­lungen: zum einen der Sam­mlung Farnese im Erdgeschoss, zum anderen den Funden aus den bekannten Aus­grabungsstätten Pom­peji und Hercula­neum, die im Ober­ge­schoss präsentiert werden. Beide Eta­gen sind durch eine dop­pel­läu­fi­ge Trep­pen­haus­empore (Scalone monu­men­tale) miteinan­der verbunden. Eben­falls vom Trep­penhaus zugänglich ist das Zwischen­geschoss mit den rö­mi­schen Mo­sai­ken. Außer­dem be­fin­den sich hier Exponate aus dem sog. Geheim­kabinett (Ga­bi­net­to segreto): Mosaike, Fresken und Fi­guren mit erotischen Darstellungen, die über­wiegend aus Pompeji stammen.

      Sammlung Farnese: Den Samm­lungs­bestand, der im Kern über 400 antike Skulp­tu­ren umfasste, trug die römische Adelsfamilie Farnese seit dem 16. Jh. zusammen. Nach dem Aus­sterben der männlichen Erblinie fiel ein großer Teil der damals schon welt­be­rühm­ten Sam­mlung ans Königreich Neapel, wo sie zunächst im Schloss Ca­po­dimonte Auf­nahme fand. Dass die Stadt am Golf seit dem 18. Jh. zum Ziel zahl­reicher Bildungsreisender wurde, ver­dankte sie u. a. auch dem exzellen­ten Ruf der Kunst­werke. Zu den be­kann­testen Mo­nu­mentskulpturen zäh­len der Far­ne­si­sche Herkules sowie der Farne­sische Stier. Beide stammen aus den Caracalla-Ther­men in Rom, wur­den Mitte des 16. Jh. bei Aus­gra­bun­gen ent­deckt und der Far­nesischen Samm­lung einverleibt. Als Hingucker erweist sich ferner die Statue der Venus Kalli­pygos, die ko­kett über die Schulter ihren wohlgeform­ten Allerwertesten einer eingehen­den Betrachtung unter­zieht.

      

      Detail aus der Alexanderschlacht im Archäologisches Nationalmuseum

      Römische Mosaikabteilung/Gabinetto Segreto: Bevor die besten in Pompeji und Her­culaneum zutage geförderten Schätze 1822 nach Neapel wanderten, wurden sie un­weit von Herculaneum auf dem königlichen Landsitz in Portici (Reggia di Portici) der staunenden Welt­öffentlichkeit präsentiert. Aller­dings längst nicht alle, denn die pom­pe­janischen Statuen, Malereien, Mo­saiken und diversen All­tags­accessoires mit ein­deutig erotischen sowie ob­szö­nen Motiven trie­ben den ge­stren­gen mo­ralischen Sit­ten­wächtern des 18. und 19. Jh. die Scha­mesröte ins Gesicht. Betreffende Ero­tika be­trach­tete man daher als Ver­schluss­sache und steckte sie ins Ge­heim­ka­bi­nett, wo sie ausschließlich jene zu sehen be­ka­men, deren „sitt­li­che Eignung“ un­zwei­fel­haft war. In­zwi­schen steht das Ka­bi­nett allen Be­su­chern offen; zu den be­kann­tes­ten und meist­abgebildeten Da­r­stel­lun­gen zählt der Hirtengott Pan, der ungeniert mit einer Zie­ge kopuliert. Auch die an­gren­zende Abteilung rö­mi­scher Mo­sa­ike bie­tet etliche High­lights, u. a. na­tür­lich das großartige Mosaik der Ale­xan­der­schlacht (→ Foto, s. oben). Es stammt aus dem Haus des Fauns in Pompeji.