William H. Clark

Der weite Weg nach Westen


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blieb frei, dort stand die Friedenspfeife auf dürren Zweigen, die mit Spänen vermischt waren. Auf jeder Seite des Kreises gab es zwei Pfeifen, dort standen auch die spanische Flagge und die, die wir ihnen im Beisein des Oberhäuptlings überreichten.

      Bald nachdem sie mich abgesetzt hatten, gingen die Männer zu Captain Lewis, brachten ihn in der gleichen Weise her und setzten auch ihn neben den Häuptling.

      Nach wenigen Minuten erhob sich ein alter Mann und sprach anerkennend von dem, was wir getan hatten, und sagte, dass wir wegen ihrer Lage Mitleid mit ihnen haben sollten etc., worauf wir antworteten. – Der Große Häuptling erhob sich daraufhin mit großer Feierlichkeit, ergriff dann äußerst ernst die Friedenspfeife. Solange die führenden Häuptlinge sprachen, ergriff er ein paar der besten Stücke des Hundes, der für das Fest zubereitet worden war, und opferte der Flagge und nachdem er die Pfeife nach oben, in alle vier Himmelsrichtungen und gegen die Erde gerichtet hatte, zündete er sie an und hielt uns das Mundstück zum Rauchen hin.

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       Captain Meriwether Lewis

      Nachdem das Rauchen beendet war, hielt er eine kurze, flammende Rede an seine Leute, und wir wurden zum Essen gebeten. Wir rauchten dann eine Stunde lang, bis bei Einbruch der Dunkelheit alles weggeräumt wurde. Im Zentrum wurde ein großes Feuer entfacht, etwa zehn Musiker spielten auf Tambourinen, langen Stöcken mit Hirsch- und Ziegenhufen, die so gebunden waren, dass sie ein klirrendes Geräusch hervorbrachten, und vielen anderen Instrumenten ähnlicher Art. Die Männer begannen zu singen und auf die großen Trommeln zu schlagen, die Frauen traten ihrerseits mit den Skalps und Kriegstrophäen ihrer Väter, Ehemänner, Brüder oder nahen Verwandten geschmückt auf und begannen einen Kriegstanz zu tanzen, was unter großer Heiterkeit bis zwölf Uhr andauerte. Als wir den Häuptlingen sagten, dass wir müde seien, wurde das Fest beendet, und wir kehrten von vier Häuptlingen begleitet zu unserem Boot zurück, sie blieben die ganze Nacht bei uns. Diese Leute haben tapfere Männer, die als Soldaten dienen. Sie sind sozusagen die Polizei des Dorfes und bestrafen alle Vergehen. Ich sah heute einen, wie er zwei Indianerfrauen auspeitschte, die sich wohl gestritten hatten. Als er näher kam, flohen alle ringsum in großer Furcht. Bei Nacht lassen sie zwei, drei, vier oder fünf Männer in bestimmten Abständen rund um das Zeltlager wandern, um die Geschehnisse der Nacht auszurufen.

      Ich sah und aß Pemitigon, Hund, und eine Art von mit Honig angerichtete Erdkartoffel, die ich aber für minderwertig hielt. Ich sah auch einen aus dem Horn eines schafähnlichen Tiers angefertigten Löffel. Der Löffel fasst zwei Quart.

      27. September [CLARK] (Wenn jemand von diesen Leuten stirbt, durchbohren die anderen ihr eigenes Fleisch mit Pfeilen oberhalb und unterhalb der Ellbogen als Ausdruck ihres Kummers).

      Nach einem Aufenthalt von einer halben Stunde ging ich mit ihnen an Land, sie verließen das Boot mit Widerstreben (wir befürchteten, dass sie verräterisch sind, und waren stets auf der Hut und sehr vorsichtig). Sie boten mir wieder eine junge Frau an und drängten mich, sie nicht zu verschmähen, ich lenkte von dieser Angelegenheit ab, bei Dunkelheit begann der Tanz wie üblich und vollzog sich in der gleichen Weise wie letzten Abend.

      [CLARK] Captain Lewis kam an Land und wir schritten zusammen aus, bis wir schläfrig wurden und zu unserem Boot zurückkehrten. Der zweite Häuptling und ein führender Mann blieben uns zur Seite und begleiteten mich an Bord der kleinen Piroge, Captain Lewis war noch mit einer Wache an Land geblieben; da der Mann, der steuerte, darin keine große Übung hatte, fuhr er am Bug des Bootes vorbei und die Piroge stieß breitseits gegen das Ankertau und zerriss es, weshalb ich mit lauter Stimme alle Männer hoch und an ihre Ruder befahl. Mein warnender Befehl an die Männer und das rege Treiben, welches entstand, als sie sich anschickten, zu ihren Rudern zu gelangen, zusammen mit dem Auftauchen der Männer am Ufer, als das Boot sich drehte, beunruhigte die Häuptlinge sehr. Ein Häuptling befürchtete falsches Spiel und alarmierte das Zeltlager oder die Siedlung und sagte den Bewohnern, dass die Mahars dabei wären, uns anzugreifen. In etwa zehn Minuten war das Ufer voll bewaffneter Männer, der erste Häuptling an ihrer Spitze, ungefähr 200 Männer erschienen, kehrten aber nach etwa einer halben Stunde alle zurück, außer etwa 60 Männern, die die ganze Nacht am Ufer verblieben. Die Häuptlinge blieben die ganze Nacht bei uns. Diesen Alarm betrachtete sowohl ich als auch Captain Lewis als Zeichen ihrer Absichten (die dahingingen, unser Fortkommen auf der Reise zu behindern und uns wenn möglich auszurauben). Wir waren die ganze Nacht auf der Hut, der unglückliche Verlust unseres Ankers zwang uns, unter einem abfallenden Ufer zu liegen, das uns ihren Feindseligkeiten weitgehend schutzlos ausgesetzt ließ. P. C[ruzatte] – unser Bugmann, der hinlänglich Mahar sprach, informierte uns in der Nacht, dass die Mahar-Gefangenen ihm gesagt hatten, wir sollten aufgehalten werden. Wir verbargen, so weit es ging, dass wir ihre Absichten erkannt hatten. Alle an Bord bereiteten sich auf jeden erdenklichen Ernstfall vor, wir hielten die ganze Nacht einen strengen Wachdienst im Boot. An Schlaf war nicht zu denken.

      [GASS] Die Indianer trafen Vorbereitungen für einen Tanz. Er begann bei Dunkelheit. Captain Lewis, ich und einige unserer Truppe gingen los, um das Ganze anzusehen. Ihre Musikkapelle oder ihr Orchester bestand aus ungefähr zwölf Personen, die auf eine Büffelhaut schlugen und kleine Beutel schüttelten, die ein rasselndes Geräusch verursachten. Sie hatten ein großes Feuer im Zentrum ihres Zeltlagers entfacht, auf einer Seite waren die in einer geschlossenen Reihe rund um das Feuer aufgestellten Frauen, ungefähr 80 an der Zahl, mit Stöcken in den Händen, an denen die Skalps der getöteten Mahars angebunden waren. Sie bewegten sich ständig oder sprangen um das Feuer, erhoben sich zugleich und fielen auf die Füße nieder; wobei sie mit Singen und Schreien für einen ständigen Lärm sorgten. Es ging so bis ein Uhr in der Nacht.

      28. September [CLARK] Als wir beim Aufbruch waren, nahm die »Soldaten« genannte Kaste das Ankertau in Besitz. Der erste Häuptling, der noch an Bord war, wollte eine kurze Strecke mit uns stromaufwärts fahren, ich sagte ihm, dass die Männer seiner Nation auf der Trosse säßen. Er ging zu Captain Lewis, der sich am Bug aufhielt, und teilte ihm mit, dass die Männer, die auf dem Tau säßen, Soldaten seien und Tabak wollten. Captain L. erwiderte, dass er sich zu nichts zwingen lasse, worauf der zweite Häuptling eine Flagge und Tabak forderte, was wir strikt ablehnten, aber nicht ohne ihnen angemessene Gründe zu nennen.

      Nach vielem Hin und Her, das beinahe in Feindschaft geendet hätte, warf ich dem ersten Häuptling eine Rolle Tabak zu. Ich sprach so, dass er sich in seinem Stolz berührt fühlte. Ich ließ mir von dem Kanonier die Lunte geben. Der Häuptling gab seinen Soldaten den Tabak und entriss ihnen mit einer schnellen Bewegung das Tau und händigte es dem Bugmann aus. Ich fühle mich elend vor Schlafmangel. Heute Nacht will ich unbedingt schlafen, wenn es geht. Die Männer kochten und wir ruhten uns gut aus.

      [GASS] Solange ich gestern im Indianerlager war, schirrten sie einen Hund an eine Art Karren an, der ihr Gepäck von einem Zeltlager zum anderen zieht, da die Nation keine Siedlung oder ein Dorf hat, sondern fortwährend umherzieht. Die Hunde sind nicht groß, ähneln eher Wölfen und können jeweils ungefähr 70 Pfund ziehen.

      29. September [CLARK] Um neun Uhr beobachteten wir den zweiten Häuptling mit zwei Männern und Squaws am Ufer … Wir lehnten es ab, noch einen an Bord kommen zu lassen, und führten ausreichende Gründe an. Wir beobachteten, wie sie am Ufer zu der Stelle unterwegs waren, an der wir lagern wollten, sie boten uns Frauen an. Wir machten Einwendungen und gaben ihnen zu verstehen, wir würden mit keinem anderen Teton mehr sprechen als dem einen bei uns an Bord, der jedoch an Land gehen könnte, wann immer er wollte. Die Indianer gingen noch bis später am Abend am Ufer entlang, als der Häuptling bat, die Piroge möge ihn über den Fluss setzen; damit waren wir einverstanden.

      30. September [CLARK] Das Heck des Bootes lief auf einen Baumstamm auf und das Boot drehte sich und war kurz davor vollzulaufen, bevor wir es bei den hohen Wellen wieder aufrichten konnten. Der Häuptling an Bord erschrak beim Schaukeln des Bootes, wodurch mehrere lose Gegenstände aus den Spinden auf das Deck fielen, derart, dass er wegrannte und sich versteckte. Wir landeten, er erhielt sein Gewehr und sagte, dass er zurückgehen wollte, dass alle Dinge für unsere Weiterfahrt geklärt seien und wir keine weiteren Tetons zu Gesicht bekommen würden etc.

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