Stefan Frädrich

Günter, der innere Schweinehund, rettet die Welt


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Controller mehr braucht. Dabei serviert ihm ein intelligenter Cyborg-Butler leckere automatisch gemixte Cocktails. Um seinen Typ-2-Diabetes braucht sich Günter nicht zu sorgen, denn seine Hightech-Kontaktlinsen messen stetig den Blutzucker und eine künstliche Pumpe verpasst ihm immer die richtige Dosis Insulin. Und sobald seine Muskeln durch das viele Faulenzen mal wieder kaputt sind, lässt er sich einfach neue züchten. Biotech sei Dank!

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      Die größte Gefahr für unsere Erde und uns ist der menschengemachte Klimawandel.

       13. Menschengemachter Klimawandel

      »Klingt mega!« Günter sabbert schon ein bisschen. Klar, aus seiner Perspektive. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Und wo Chancen liegen, lauern Risiken. »Welche Risiken denn? Dass uns jemand beim Zocken schlägt?« Nein, Schweinehund, eher etwas aus der Kategorie echte Katastrophen. Hatten wir schon, du erinnerst dich.

      »Und was soll Schlimmes passieren? Lösen Roboter etwa Tsunamis aus? Oder Künstliche Intelligenz Vulkanausbrüche? Und 3-D-Drucker Kriege?« Nein, Günter, es ist die Natur, die uns umhauen wird, wenn wir nicht aufpassen. Zum Beispiel weil wir dank des bisherigen Fortschritts zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre pusten und die Welt aufheizen. Das führt zu schlimmeren Folgen als ein paar Tsunamis, Vulkanausbrüche oder Kriege: zur Zerstörung unserer Erde, wie wir sie heute kennen – und, wenn es dumm läuft, zur Ausrottung der Menschheit.

      Dann haben nicht mal mehr innere Schweinehunde Spaß am Zocken. Wetten?

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      Unsere Lebensweise zerstört das komplexe Gleichgewicht des Klimas.

       14. Es wird wärmer

      »Und was ist so schlimm daran, wenn es wärmer wird?«, will Günter wissen. »Sommer ist super.« Ja, aber nur, wenn es auch den Winter gibt. Denn unser Klima ist ein fein austariertes Gleichgewicht, bei dem viele Faktoren zusammenspielen müssen, damit es funktioniert. Und genau dieses Zusammenspiel bringen wir wissentlich durcheinander.

      Kurz zusammengefasst: Unsere Lebensweise produziert Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) oder Methan, welche die Atmosphäre erwärmen. Dadurch schmilzt Eis an den Polkappen und die Meeresspiegel steigen. Einerseits entstehen Dürren und Wasserknappheit, andererseits Unwetter und Überschwemmungen. Gleichzeitig zerstören wir Ökosysteme wie Wälder und Korallenriffe, welche die Treibhausgase reduzieren. Ganz nebenbei rotten wir dabei unzählige Tiere aus. Auch das Meer erhitzen wir, wodurch es weniger CO2 aufnimmt. Und wir tauen die arktischen Permafrostböden auf, was weitere Treibhausgase ausstößt. So entstehen Kettenreaktionen, die bald nicht mehr zu stoppen sind. Das verändert alles und führt zu massenhaftem Sterben – von Pflanze, Tier, Mensch und Schweinehund. Tschüss!

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      Seit dem Industriezeitalter hat sich die Erde um über ein Grad Celsius erwärmt.

       15. Das bisschen Wetter?

      »Moment!«, mault Günter. »Das bisschen Wetter soll so schrecklich sein? Wohl zu viele apokalyptische Horrorfilme geschaut?« Falsch, Schweinehund: Bereits heute hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um etwa ein Grad Celsius erwärmt. »Nur um ein Grad? Soll das ein Witz sein? Es ist doch normal, dass Temperaturen schwanken: Mal sind es draußen 30 Grad, mal 13, mal minus drei. Wo ist das Problem?«

      Das Problem liegt im Unterschied zwischen Wetter und Klima: Dass Wetter schwankt, ist harmlos. Dabei ist es mal wärmer, mal kälter. Aber dass die Durchschnittstemperatur steigt, hat nichts mit kurzfristigem Wetter zu tun, sondern mit langfristigem Klima. Und das hat sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stetig erhitzt, nachdem es über 1000 Jahre zuvor sehr konstant gewesen war. Also seit dem Zeitpunkt etwa, als die menschliche Bevölkerung zu explodieren begann – und mit ihr unser Fortschritt: Industrie, Technik, Transport, Landwirtschaft, Kapitalismus, Verbrennungsöfen und -motoren. Wir haben es jahrzehntelang dolle getrieben. Und jetzt gibt’s die Quittung.

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      Die heutige Epoche heißt Anthropozän, weil Menschen Mist bauen.

       16. Anthropozän

      »Na und?«, belehrt Günter. »Schon in der Bibel steht geschrieben: Macht euch die Erde untertan!« Keine gute Idee, Schweinehund: Zum einen stehen wir nicht über der Natur, sondern sind ein Teil von ihr. Und zum anderen ist es ja nicht so, dass wir Natur oder Klima prima im Griff hätten. Eher im Gegenteil: Waldbrände, Dürren, Wirbelstürme oder Überflutungen kommen seit Jahrzehnten immer häufiger über uns – und meist treffen sie uns unvorbereitet. Man könnte fast sagen, »schlechtes Wetter« sei mittlerweile normal geworden. Dumme Sache.

      »Und wir sollen dieses schlechte Wetter selbst machen?«, zweifelt Günter. Ganz genau. Sogar ein kompliziertes Wort hat die Wissenschaft für unser Zeitalter schon gefunden: Anthropozän. So nennt man unsere heutige Epoche, weil wir Menschen (altgriechisch: anthropos) die Biologie, Geologie und Atmosphäre durcheinanderbringen: Wir erwärmen die Erde, verursachen Artensterben, verbreiten Krankheiten, verwüsten Böden, versauern die Meere, beuten Ressourcen aus, verschmutzen die Umwelt und, und, und. Kurz: Wir bauen Mist – und sollten schleunigst damit aufhören.

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      Günter glaubt nicht an den menschengemachten Klimawandel.

      Erst muss es wehtun.

       17. Skeptische Schweinehunde

      »Ich glaube das alles nicht!«, wehrt sich Günter. »Das ist doch nur Panikmache.« Womit wir wieder beim Anfang dieses Buches wären: Typisch innere Schweinehunde! Erst muss es wehtun, bevor wir uns verändern. Erst werden wir krank, dann wollen wir gesund leben. Erst gibt es Krieg, dann die Friedensbewegung. Erst kommt der Burn-out, dann der Jobwechsel. Erst gibt es Seuchentote, dann Quarantäne. Erst fliegen Terroristen ins World Trade Center, dann verschließen wir Cockpit-Türen. Erst bebt die Erde, dann wollen wir sicher bauen. Sprich: Erst kommt die Krise, dann die Prävention. Schade, aber so sind wir wohl gestrickt.

      Das Problem dabei: Gerade bei Klimawandel und Umweltzerstörung rennt uns die Zeit davon. Noch können wir das Schlimmste verhindern. Noch! Wir können es uns also nicht leisten, länger zu warten. Deshalb sollten wir unsere Erkenntnisse beschleunigen: durch eine kurze krasse Reise in die Zukunft. Und danach dann reden wir über Veränderung. Denn du kannst viel mehr positiv beeinflussen, als du glaubst, Günter. Deal? »Deal.«

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      Wir wissen nicht, wie schnell es wie warm wird. Obwohl wir versuchen, entgegenzusteuern.

       18. Reise in die Zukunft

      Willkommen in deiner Zeitmaschine, Günter! Bitte anschnallen, gleich geht es los. Doch eine Warnung vorweg: Es wird heftig, bitte Spucktüten bereithalten! Denn verglichen mit dem, was noch auf uns zukommt, sind die heutigen Auswirkungen des Klimawandels wie ein harmloser Schnupfen. Das eine »kleine« Grad Erwärmung ist nämlich leider erst der Anfang.

      Womit wir schon beim Kern des Problems wären: Niemand weiß heute, wie warm es noch wird. Und wie schnell das gehen wird. Weil es bislang – aus der Perspektive eines Menschenlebens betrachtet