die unsere zugrundeliegenden Probleme nicht lösen.«17
Damit sind wir wieder beim Thema Klimawandel angelangt.
Was ist zu tun?
Die zwei Zitate, die dieses Kapitel einleiten, beschreiben die Dualität der Hebelarme des Handelns in einer funktionierenden Demokratie. Fortschritt erfordert individuelles Handeln, denn was ist schließlich ein Kollektiv, wenn nicht eine Gruppe von Individuen? Das Richtige zu tun, setzt ein Beispiel, dem andere folgen können, es schafft ein günstigeres Umfeld für Veränderungen. Aber wir brauchen auch einen Systemwandel, der kollektives Handeln erfordert, das darauf abzielt, Druck auf politische Entscheidungsträger auszuüben, die in der Lage sind, Entscheidungen über gesellschaftliche Prioritäten und staatliche Investitionen zu treffen.
Es gibt viele Veränderungen unseres Lebensstils, die gefördert werden sollten. Viele davon machen uns glücklicher und gesünder, sparen uns Geld und verringern unseren ökologischen Fußabdruck. Der Druck der Verbraucher auf der Nachfrageseite kann den Markt sicherlich beeinflussen. Deshalb werden Millennials, also die Generation der zwischen den frühen 1980er und den späten 1990er Jahren Geborenen, auch beschuldigt, mit ihren Kaufentscheidungen traditionelle Produkte und Dienstleistungen wie Festnetztelefone, Herrenanzüge und Fast-Food-Ketten zerstört zu haben.18 Aber die Wahlfreiheit der Verbraucher führt nicht zum Bau von Hochgeschwindigkeitszügen, zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung im Bereich Erneuerbarer Energien oder zur Festsetzung einer CO2-Steuer. Jede echte Lösung muss sowohl individuelles Handeln als auch systemische Veränderungen beinhalten.
Wir müssen uns vor Bestrebungen hüten, es so aussehen zu lassen, als ob Ersteres eine gangbare Alternative zu Letzterem wäre. Studien deuten darauf hin, dass eine alleinige Konzentration auf freiwillige Maßnahmen die Unterstützung der Regierungspolitik, die darauf abzielt, die Treibhausgasemittenten zur Rechenschaft zu ziehen, untergraben könnte.19 Dafür gibt es einen filigranen Mittelweg, den wir ausfindig machen müssen. Ein Weg, der zu persönlicher Verantwortung und individuellem Handeln ermutigt und gleichzeitig weiterhin alle Hebel der Demokratie einsetzt, einschließlich des Wahlsystems, um Druck auf die Politiker auszuüben, damit sie eine klimafreundliche Regierungspolitik unterstützen.
Diejenigen, die Ablenkungskampagnen fahren, sind nicht wirklich an der Lösung von Problemen interessiert, denn wenn sie es wären, würden sie sich für mehrgleisige Ansätze einsetzen, die der Gesellschaft als Ganzes zugutekommen. Stattdessen ist es ihre Absicht, durch Täuschung und Irreführung systemische Lösungen zu sabotieren, die für die Großfinanz nachteilig sein könnten. Wir können dies an den Versuchen der Waffenlobby erkennen, den Fokus von der Waffenkontrollreform abzulenken, indem sie die Aufmerksamkeit von der großen Zahl schlecht regulierter Waffen im Land auf die psychische Gesundheit einzelner bewaffneter Gewalttäter lenkt. »Big Tobacco« verweigerte uns mit Hilfe der chemischen Industrie sicher brennende Zigaretten, gab uns aber giftige Erdnussbutter und toxische Muttermilch. Die Getränkeindustrie hat die Bemühungen um die Verabschiedung von Flaschenverordnungen weitgehend zunichtegemacht und uns das Problem der globalen Kunststoffverschmutzung beschert.
Heute versuchen die Lobby der fossilen Brennstoffe und diejenigen Klimainaktivisten, die in ihrem Namen arbeiten, den politischen Weg der Regulierung von CO2-Emissionen zu blockieren, indem sie eine Ablenkungskampagne im Stil des weinenden Indianers einsetzen. Es ist aufschlussreich, einige der auffallenden Parallelen zwischen der aktuellen Kampagne und früheren Ablenkungskampagnen zu betrachten. Die alberne Behauptung rechter Gestalten, dass ihnen Klimabefürworter »ihre Burger wegnehmen wollen«, klingt etwa wie die Ermahnung der NRA, dass Befürworter einer Schusswaffengesetzesreform den Menschen »ihre Gewehre wegnehmen wollen«. Beides spiegelt den Versuch wider, die unter Konservativen vorherrschenden Ängste vor einer mächtigen Regierung und Einschränkungen der Freiheit auszunutzen.
Darüber hinaus versuchen die Verharmloser des Klimawandels, wie wir sehen werden, einen Keil in bereits bestehende Gräben innerhalb der Gemeinschaft der Klimaaktivisten zu treiben. Dazu gehören Gräben, die sich aus der anhaltenden Debatte über die Rolle des persönlichen Verhaltens gegenüber systemischen Veränderungen ergeben. Dazu gehören auch Gräben in der Identitätspolitik sowie Fragen des Geschlechts, des Alters und der ethnischen Herkunft. Wenn sich der Klimadiskurs in ein Gezeter über Ernährungs- und Reiseentscheidungen verwandelt und sich um persönliche Reinheit, Bloßstellen von Menschen aufgrund ihres Verhaltens und um Tugendhaftigkeit dreht, werden wir nicht in der Lage sein, mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen. Dann werden wir verlieren und es werden sich die Interessen der fossilen Brennstoffwirtschaft durchsetzen.
Im Juni 2019 habe ich dieses Thema in einem Gastbeitrag bei USA Today dargelegt, den ich zusammen mit meinem Kollegen Jonathan Brockopp von der Penn State University verfasst habe.20 Darin stellten wir die Ähnlichkeit zwischen der »Weinender-Indianer«-Ablenkungskampagne der 1970er Jahre und den aktuellen Bemühungen dar, den Klimaschutz fast ausschließlich mit persönlicher Verantwortung gleichzusetzen. Ein prominenter Politiker aus Vermont, der gegen den Flugverkehr kämpft, reagierte verärgert auf den Vergleich. »Ist Ihnen klar, dass zehn Staaten Flaschenverordnungen haben?«, fragte er in der Hoffnung, damit meinen Standpunkt zu widerlegen. In der Debatte wird so etwas manchmal auch als »Eigentor« bezeichnet. Die Tatsache, dass weniger als ein Dutzend dunkelblauer Staaten, in denen traditionell die Demokratische Partei die Mehrheit hat, eine Flaschenverordnung haben – und die Tatsache, dass eine landesweite Flaschenverordnung nirgendwo am Horizont zu sehen ist – spricht für den Erfolg dieser vergangenen Ablenkungskampagne. Es dient als Warnhinweis, wenn es um die aktuelle Ablenkungskampagne zum Thema Klima geht, die im Mittelpunkt des nächsten Kapitels steht.
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