eines Wegenetzes mit ausgeschilderten und markierten Wanderwegen. Sie umfassten nicht nur den Bereich des Hochsauerlandes, sondern auch den Märkischen Kreis sowie Ausläufer des Siegen-Wittgensteiner Landes und des Uplandes, das teilweise bereits im benachbarten Hessen liegt.
WEGE, GANZ VIELE WEGE
Heute ist die Auswahl an Wanderwegen und Radwegen schier unerschöpflich. Von leicht bis schwierig, für jedes Anforderungsprofil von einfach bis ambitioniert, ist garantiert etwas dabei. Fernrouten, wie der Sauerland-Höhenflug oder der Rothaarsteig, können in Etappen bewältigt werden. Dies gilt auch für die Radfernstrecken wie etwa den Ruhrtal-Radweg oder den SauerlandRadRing. Da wir jeweils nur an einem Standort verbleiben, sind für uns die ausgeschilderten und stets gut beschriebenen Rundwanderwege interessanter. Sie starten nicht selten direkt am Campingplatz oder führen nah an den empfohlenen Stellplätzen vorbei. Das Bergische Land übrigens hat seinen Namen auch nicht von den zahlreichen geologischen Erhebungen bekommen, sondern beruht schlicht auf dem Grafengeschlecht derer von Berg, die über viele Jahrhunderte als Landesfürsten die Geschicke der Region maßgeblich beeinflussten. Ein Ausflug in das Untergeschoss von Bergischem Land und Sauerland kann darüber hinaus neue Einsichten liefern. Sehenswerte Tropfsteinhöhlen gehören zu den Highlights der vielfältigen Angebotspalette, die neben Wintersportaktivitäten (Schneekanonen helfen nach, wo Frau Holle kapitulieren muss) moderne Trendsportarten des 21. Jahrhunderts und eher ausgefallene Betätigungen wie Segelfliegen oder Ballonfahren umfassen.
SCHWARZ UND WEISS
Fachwerk und Schiefer, die typischen Stilelemente im regionalen Duktus, dominieren nicht nur kleine Dörfer. Beides ist oft in den kleineren, seltener den größeren Städten zu finden, die zudem mindestens genauso oft eine große Historie besitzen. Meist hat diese etwas mit der Hanse zu tun, denn Sauer- wie Bergisches Land lagen verkehrsgünstig an den wichtigen Handelswegen des Rheinlands und Westfalens, die wiederum für eine gewisse wirtschaftliche Stärke sorgten. Außerdem nahm in den zahllosen und weit verzweigten Bachtälern schon recht frühzeitig die Industrialisierung Fahrt auf. Angetrieben von Wassermühlen zur zuverlässigen Energieversorgung fassten die verschiedensten Gewerbe schon im Mittelalter Fuß, Vorläufer späterer industrieller Ansiedlungen, die das Landschaftsbild zuweilen nicht gerade positiv veränderten.
Ein Blätterdach spendet Schatten bei ausgedehnten Wanderungen.
VIEL WASSER UND DOCH KEIN MEER
Der große Reichtum der Region aber ist das Wasser. Eine unglaubliche Zahl an Bächen und kleinen Flüssen strebt gen Westen in Richtung Vater Rhein, etwas weniger in Richtung Ruhr, die ihrerseits bei Winterberg entspringt und sich längs ihres Weges, selbst im Einzugsbereich des südlichen Ruhrgebietes, verträumt bis idyllisch präsentiert, bevor sie in den Rhein mündet. Diesen Wasserreichtum, begünstigt durch die geologische Beschaffenheit des Rheinischen Schiefergebirges, begann man Ende des 19. Jahrhunderts zu nutzen, indem Bachläufe mittels Talsperren aufgestaut wurden. Manchmal unter Tränen, weil kleine Dörfer und Höfe geflutet und deren Bewohner umgesiedelt werden mussten. Die Dichte an Stauseen im Bergischen und im Sauerland sucht man andernorts vergeblich. Die Seen dienen als Wasserspeicher für Trink- und Brauchwasser, zum Hochwasserschutz, zur Energiegewinnung – und zur Freizeitgestaltung. Viele der besuchten und vorgestellten Campingplätze liegen direkt am Seeufer.
Die zahlreichen Wanderrouten sind stets bestens ausgeschildert.
REGIONALE KULINARIK
Von der ausgezeichneten Wasserqualität profitieren auch regionale Getränkehersteller. Große Brauereien stellen in der Region ihre Gerstensäfte mit dem reinen Sauerländer Wasser her, beliefern die Welt von hier mit ihren Erzeugnissen. Kleine Hausbrauereien befinden sich auf dem Vormarsch und reines Wasser wird natürlich ebenfalls in Flaschen abgefüllt. Kulinarisch geht es im Sauerland wie im Bergischen eher deftig zu. Die Bergische Kaffeetafel ist ein Klassiker. Sie besteht aus süßen wie herzhaften Produkten und wurde traditionell zu besonderen Anlässen serviert. Es fand sich alles, was der heimische Hof zu bieten hatte, und wurde auf einer großen Tafel um die »Dröppelmina«, die typische dreibeinige, einem Samowar nicht unähnliche, Kaffeekanne drapiert. Der Sauerländer mag es noch rustikaler. Pumpernickel, das schwärzeste unter den Schwarzbroten, und Wurstsorten (von Knochen-, über Rinder- und Pfeffer- bis zur Bockwurst) bestimmen die kulinarischen Traditionen. Kartoffeln, Obst und Wild finden sich auf allen Speisekarten landauf wie landab.
HÖHEN UND TIEFEN
Im »Land der 1000 Berge« sind die Erhebungen selten schroff, meist sanft gewellt und hügelig, gerne auch mit einer Burg gekrönt oder mit deren ruinösen Überbleibseln. Ausgedehnte Waldflächen verstecken die höchsten Punkte unter dichtem Baumbestand, schaffen eine wohlgeformte Landschaftskulisse, die wir von vielen Aussichtspunkten aus immer wieder bestaunen können. Vielfach passieren wir ganze Plantagen kleiner Fichten, Tannen und Nordmänner, die in Reih und Glied an den Hängen wachsen – Weihnachten lässt grüßen, stammt doch der größte Teil der in Nordrhein-Westfalen angebotenen Weihnachtsbäume aus dem Sauerland. Leider sind die Auswirkungen des Klimawandels mancherorts deutlich sichtbar, Waldflächen braun und abgestorben, von Orkanen, Schädlingen, Trockenheit oder falscher Forstwirtschaft nachhaltig zerstört. Der traurige Eindruck bleibt uns nicht verborgen, wenn wir auf Panoramastraßen unterwegs oder auf unseren Wanderausflügen plötzlich mit Kahlschlag konfrontiert sind. Das macht nachdenklich, zeigt, wie filigran und zerbrechlich unsere Natur ist, und wie wichtig demgegenüber unser eigenes Verhalten.
MIT DEM WOHNMOBIL UNTERWEGS
Die gemäßigte Mittelgebirgslandschaft, die nach Norden hin ins flache Münsterland übergeht, stellt den Wohnmobilfahrer grundsätzlich vor keine großen Herausforderungen. Dennoch gilt es, stets auf der Hut zu sein, vor allem wenn man auf kleinen Nebenstrecken unterwegs ist. Hier muss so manche knifflige Serpentine oder Steigung, die einem Alpenpass kaum nachsteht, bewältigt werden. Da heißt es, unbedingt Vorsicht walten zu lassen, speziell in der kälteren Jahreszeit, wenn die Sonne nicht mehr so hoch am Himmel steht und in engen Kurven noch Laub liegt oder durch Abschattung des Waldes schon Reifglätte vorkommen kann. Just jene Strecken sind darüber hinaus bevorzugtes Gebiet von Motorradfahrern. So lautet unser Motto bei der Fahrt durchs Bergische und Sauerland stets: Der Weg ist das Ziel. Lieber mal etwas abwartend als zu forsch vorangeprescht. Und dem Navi auf alle Fälle mitteilen, dass wir kein PKW sind, sonst schickt es uns auf abenteuerliche, landschaftlich zwar reizvolle, aber für unsere Zwecke völlig ungeeignete Wegstrecken.
Ku(h)nst in Grafschaft
Viel Raum fürs Womo auf dem Campingplatz
In einigen Dörfern kann es für unser Gefährt zuweilen etwas eng werden. Fachwerkhäuser ducken sich gerne einmal zusammen, Gassen sind schmal und unübersichtlich. Ein Spaziergang empfiehlt sich und kommt dabei einer Geschichtsstunde gleich, denn vielfach haben die Häuser in ihren reich verzierten Fassadenbalken einiges aus ihrer individuellen Historie zu berichten. Da liest man etwas über den Erbauer, dessen Leben und Werk und das Datum der Errichtung des Gebäudes. An diesen Orten ist es sinnvoll, vor dem eigentlichen Zentrum zu parken, was meist problemlos und ohne allzu heftiges Rangieren möglich ist. Ausgewiesene Stellplätze finden sich recht häufig auch an innenstadtnahen Standorten. Allerdings sind diese meist eher funktional als beschaulich, ihre Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. Angelegt bei Sportanlagen oder am Rand