Abstellplatz gedacht, hilfreich letztlich nur für einen begrenzten Zeitraum.
CAMPINGKULTUR
Ein Phänomen der Campingplätze im Sauer- wie im Bergischen Land ist die überaus große Zahl an Dauercampern, die vor Ort ihren festen Platz haben und diesen wie ein Ferienhaus ausstaffieren. Das wirkt zuweilen etwas befremdlich, weil sich manche Bewohner – nicht alle! – im Stil von »My home is my castle« regelrecht zu verbarrikadieren scheinen. Und es hat zur Folge, dass viele Campingplätze nur wenige Standplätze für Touristen zur Verfügung haben. Darauf muss man gefasst sein, wenn man ohne Voranmeldung aufbricht. Um nicht enttäuscht zu werden, ist es ratsam, sich im Vorfeld kurz telefonisch mit dem Platzbetreiber über Standmöglichkeiten auszutauschen. Bei der Preisfindung für einen Aufenthalt muss an den meisten Orten eine Kurtaxe mit eingerechnet werden, denn auch wenn nicht explizit »Bad« im Namen steht, besitzen viele Orte heilklimatischen Status.
Des Weiteren gelten auf allen Campingplätzen strenge Regeln hinsichtlich der Einhaltung von Ruhe- und Öffnungszeiten. Ein Frühstart im Morgengrauen ist daher so gut wie ausgeschlossen. Dafür punkten viele Plätze mit Brötchenservice, guten Restaurants, selbstverständlich bestens gepflegten Sanitärbereichen und reichlich Sport- und Aktivangeboten. Dazu gehören Spielplätze und Streichelzoos für die Kleinsten, Fahrrad- und Bootsverleih oder ein eigener Badestrand. Den Vogel schießt hier der Hof Biggen in Attendorn ab, der ein kostenloses Mietauto für einen Tag für Ausflüge zur Verfügung stellt. Das ist keine dumme Idee, denn von dort aus sind die meisten in diesem Buch beschriebenen Regionen in kurzer Zeit zu erreichen. Alternativ haben viele Campingplätze insbesondere im Hochsauerlandkreis auch die Sauerland-Card im Angebot. Man bekommt sie im Gegenzug zur Entrichtung der Kurtaxe bei der Anreise und sie gilt für die Dauer des Aufenthaltes. Mit der Card können weite Teile des regionalen ÖPNV kostenlos genutzt werden, zudem gibt es Ermäßigungen bei vielen Museen und Parks, in Skigebieten und Schwimmbädern.
Die Maske auf der Rüthener Stadtmauer als Symbol des Zeitgeschehens
Noch ein Wort: Die Text- wie die Bildrecherche erwiesen sich im Pandemiejahr 2020 als ausgesprochen problematisch. Veränderte Öffnungszeiten, komplette Schließungen von Gastronomie und Freizeiteinrichtungen waren ein ständiger Begleiter. Einige wenige der beschriebenen Orte konnte der Autor daher nicht persönlich begutachten. Zudem ist es möglich, dass zum Zeitpunkt der Drucklegung empfohlene Örtlichkeiten unter Umständen dauerhaft geschlossen sind und dies auch bleiben. Die beschriebenen Veranstaltungen können samt und sonders zu den angeführten traditionell wiederkehrenden Terminen zunächst nicht und wohl erst wieder 2022 im normalen Umfang stattfinden.
REICH DES NEANDERTALERS
Im Niederbergischen Land
Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferde vor Haus Bürgel am Rhein
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Der Kreis Mettmann vermarktet sich seit einigen Jahren ganz im Sinne seines berühmtesten Bewohners und Namensgebers als »neanderland«. Zum Ende des Frühjahrs erblüht die sanft gewellte Landschaft des nordwestlichen Ausläufers des Bergischen Landes zu einem gelbgrünen Flickenteppich, der sich bis hinunter an den Rhein zieht.
Nach einem entspannten wie ereignisreichen Tag im neanderland sorgt der unverstellte Blick vom Womo aus über den Rhein auf einen romantischen Sonnenuntergang für den gebührenden Ausklang. Nicht von ungefähr nennt sich der gemütliche Platz nahe der Grenze zu Düsseldorf-Urdenbach auch »Rheinblick«. Unser Fahrzeug kann hier gerne einmal pausieren, denn in unmittelbarer Umgebung sind gleich mehrere spannende Ziele zu Fuß oder mit dem Rad machbar.
RÖMISCHE GESCHICHTE
Nur fünf Minuten Spaziergang am Rheinufer nordwärts erreichen wir die Auenlandschaft der Urdenbacher Kämpe und den Anleger der kleinen Fähre zur Feste Zons, rechts gelangen wir zur biologischen Station Haus Bürgel. Die alten Römer hatten an dieser Stelle vor 2000 Jahren eine Wehrburg errichtet, deren Fundamente später Grundlage für einen Gutshof wurden. Im Eckturm und Herrenhaus berichtet ein römisches Museum mit Fundstücken und Dokumenten über diese Zeiten. Die Vermittlung eines nachhaltigen Umgangs mit der Natur und ihren Ressourcen hat sich das ebenfalls ansässige Naturschutzzentrum zur Aufgabe gemacht. Auf der Wiese vor dem Gutshaus genießen seltene, aber stattliche Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferde die bewundernden Blicke der Spaziergänger.
RHEINAUFWÄRTS
Folgt man dem Rheinufer südwärts ist bald das Fischerboot »Fiat Voluntas« erreicht. Der historische Aalschokker, ein Fischereisegelschiff, sitzt in voller Schönheit auf dem Trockenen und behandelt auf Schautafeln und in seinem Inneren die Geschichte der Flussfischerei, die sich bis zu Beginn der 1990er-Jahre hielt, als es in Monheim und Baumberg noch Räuchereien gab. Weiter Richtung Süden, also flussaufwärts, kommen wir zum MonBerg.
DER MONBERG ERHEBT SICH über einem modernen Gewerbegebiet auf einer früheren Abraumhalde. Neben toller Aussicht über den Rheinbogen lockt nach langem Treppenaufstieg eine abwechslungsreiche Gastronomie, mit Strandkörben, Beachbar und Liegestühlen (www.monberg.de).
Am Rheinufer liegt unterhalb des Deiches noch ein weiterer Aalschokker vor Anker. Landeinwärts befindet sich das Städtchen Monheim mit dem sehenswerten Heimatmuseum Deusser Haus, dem geschichtsträchtigen Schelmenturm und der zauberhaften, von einer öffentlichen Parkanlage umgebenen Villa Marienburg.
DER ÄLTESTE BEWOHNER DES NEANDERLANDS
Über die Bundesstraße 228 fahren wir durch die Stadt Hilden in einer knappen halben Stunde dorthin, wo vor mehr als 160 Jahren die Gebeine des berühmten Urzeitmenschen zufällig beim Abbau von Kalkstein entdeckt wurden. Wirtschaftliche Interessen machten damals dem wildromantischen Tal der Düssel, das Künstlern der renommierten Düsseldorfer Malerschule gern als Motiv diente, den Garaus. Fast exakt auf der Grenze zwischen den Städten Erkrath und Mettmann rekonstruierte man den Fundort auf einem Wiesengelände, vom Neanderthal Museum über einen kurzen Fußweg zu erreichen. Das türkisgrüne Äußere des Gebäudes erinnert entfernt an ein Schneckenhaus. Im Inneren spaziert man auf einem Spiralgang aufwärts durch die reichhaltig präsentierte Evolutionsgeschichte und begegnet dabei auch Nachbildungen des Neandertalers mit Smartphone und im Businessoutfit.
EIN KLEIN WENIG von der früheren Romantik des Neandertals wird erlebbar, wenn wir auf der Entdeckerschleife des Wanderwegs »neanderland STEIG« dem Verlauf der Düssel folgen, die hier fröhlich im Wald mäandrierend vor sich hinplätschert. An einer Lichtung öffnet sich das Tal und wir erreichen das Eiszeitliche Wildgehege mit friedlich grasenden Auerochsen, Wisenten und Tarpanen. Der gesamte Rundweg ist mit 19,1 Kilometern recht lang (www.wildgehege-neandertal.de).
Romantische Ecke im Dorf Gruiten
Gänse und