Philipp Sauer

Neue alpine Pfade Baden-Württemberg


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und spannenden Recherchen für Band II haben meiner Meinung nach mindestens genauso abenteuerliche Wege zu Tage gefördert wie in Band I. Das aktuelle Werk eines Autors ist für ihn natürlich immer das »wichtigste« und »beste«, aber selbst mit etwas Abstand möchte ich behaupten, dass einzelne, nun in Band II vorgestellte Pfade in den Kategorien Steilheit, Fels und Wildnis unübertroffen sind – selbstverständlich für baden-württembergische Verhältnisse. Die Suche nach diesen alten, alpinen Pfaden hat mich übrigens mittlerweile so begeistert, dass ich aufpassen muss, nicht die Lust am Wandern auf normalen Wanderwegen zu verlieren. Das Gefühl, einen solchen Pfad zu suchen und nach vielen Anläufen endlich zu entdecken, ist für mich wie eine Schatzsuche mit glücklichem Ausgang. Wenn man genau hinschaut, stecken zudem alle unsere Pfade und Wege voller Fingerzeige und Hinweise auf die Geschichte des Ländles und erzählen dem Interessierten aus der Vergangenheit der uralten Kulturlandschaft Baden und Württemberg. Denn es hat seine Gründe, warum unsere Pfade gerade dort verlaufen, wo sie verlaufen, und warum sie sich so geschickt den Berg hinaufwinden. In diesem Buch soll es aber sicher nicht darum gehen, den Feldberg zur Eigernordwand oder einen unserer alpinen Pfade zu einem kaum bewältigbaren Felsgrat aufzublasen – das wäre vermessen, denn unsere Mittelgebirge sind nun einmal nicht die Alpen. Das Ziel ist vielmehr, mit diesem Buch neue Perspektiven auf das bekannte Wanderrevier zu eröffnen, die die Alb und der Schwarzwald tatsächlich auch zu bieten haben … weg vom gut beschilderten, beschaulichen Komfortwanderweg, hin zum überraschenden und herausfordernden Bergwandern mit Felsen, Geröllfeldern, umgestürzten Bäumen, ausgesetzten und steilen Stellen und manchmal sogar kleineren Kraxeleien. Dem »gemeinen« Wanderer mögen die hier vorgestellten Pfade eventuell zu unaufgeräumt, zu unbequem, zu abgelegen, zu steil und zu wild sein – doch genau das suchen wir! Im Übrigen existieren diese Pfade auch nur weiterhin, wenn sie durch unsere Begehung offen gehalten werden.

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      Schwindelfreiheit ist des Öfteren vonnöten.

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      Alpine Gefühle auf der Schwäbischen Alb

      Früher war mehr Weg oder wie und wo wir unsere Pfade finden

      Bei meiner Suche nach spannenden Wegen habe ich festgestellt, dass Baden-Württembergs Landschaften von einer sehr großen Anzahl an Pfaden durchzogen sind, die nur noch teilweise oder gar nicht mehr auf Karten und in GPS-Software verzeichnet sind. Gerade die für uns spannenden Pfade, die unter die Felswände oder durch die steilen Tobel auf die Hochfläche hinaufführen, sind aus welchen Gründen auch immer »verloren« gegangen. Sie sind aber nach wie vor vorhanden (wenn auch teils in suboptimalem Zustand) und früher begangen worden … von Wegebauern, Holzfällern, Jägern, Bergbauern und auch Wanderern. Auf die Fährte nicht weniger dieser alpinen, alten Wegabschnitte bin ich durch Gespräche gestoßen, die ich mit älteren Wegewarten und Wanderführern aus den Mittelgebirgsvereinen vor Ort geführt habe. Nicht selten schwang ein gewisser Stolz in den Erzählungen dieser Leute mit, dass ihr heimatliches Wanderrevier auch solche anspruchsvollen und verwegenen Seiten aufzuweisen hat. Es war aber auch Wehmut vorhanden, weil diese Pfade zunehmend in Vergessenheit geraten, offen gelassen (das heißt, nicht mehr gepflegt) werden und so ihrer Renaturierung entgegenschlummern. Ein weiteres Puzzleteil auf der Suche nach unseren Pfaden war altes Kartenmaterial (erschienen etwa zwischen 1950 und 2010), in dem so mancher Pfad mehr verzeichnet ist als in aktuellen Karten. Auch auf den GPS-Karten der diversen Online-Anbieter finden sich immer wieder unterschiedliche Weg- und Pfadnetze, sodass man auch hier fündig werden kann. Insgesamt sind die Recherche und Beschreibung solcher Pfade aber um einiges aufwendiger als für einen »normalen« Wanderführer. Nicht selten waren die Einstiege unserer »Spezial«-Pfade derart zugewachsen, dass mehrmalige Anreisen und Recherchen nötig waren, um diese überhaupt zu finden. Dabei zeigte sich im Nachhinein des Öfteren, dass man beim ersten Mal nur wenige Meter danebenlag! Mitunter versagte aus unterschiedlichsten Gründen die Track-Aufzeichnung oder die GPS-Ortung brach ab, was die exakte Abbildung des Pfades im Buch später erschwerte und einem am Schreibtisch fast kartographische Fähigkeiten abverlangte. Alles in allem eine aufwendige, aber sehr, sehr spannende Arbeit, die zwischen Schreibtisch, Lupe, Büchereien, Flohmärkten und natürlich der herrlichen Natur Baden-Württembergs stattfand. Die hier vorgestellten Touren sollen im Übrigen nur als Vorschläge verstanden werden. Es sind wirklich schöne und exponierte Bespiele der Gattung »alpin« und »wild«, aber wer sich die Mühe macht, sowohl aktuelles als auch altes Kartenmaterial genauer anzuschauen oder mit den alten Hasen des Alb- oder Schwarzwaldvereins oder der Bergwacht ins Gespräch kommt, wird noch viel mehr verschollene Wege, steile Tobelpfade und zugewachsene Gipfel abseits der ausgezeichneten Wanderrouten finden.

      Adjektive und Attribute

      In Reise- und Wanderführern tauchen sie oft auf: Wörter wie »spektakulär«, »atemberaubend«, »fantastisch«, »einmalig«, »schwindelerregend« und so fort. Eigentlich werden diese Wörter benutzt, um die Besonderheiten der Landschaft wiederzugeben und die Eindrücke, die man vor Ort gewinnt, so genau wie möglich zu beschreiben. Andererseits werden solche Superlative bisweilen etwas inflationär verwendet, sodass sie kaum zu erfüllende Erwartungen wecken und sich zunehmend abnutzen. Wie es wirklich ist, erlebt man nur selbst vor Ort, und letztlich ist es subjektiv.

      Wir sind viele unserer Touren mit erfahrenen Alpenüberquerern abgewandert und haben die unterschiedlichsten Reaktionen beobachtet. Von leicht spöttischen Bemerkungen wie: »Das nennst du steil und felsig?« bis zu begeisterten Ausrufen wie: »Wow, ’ne Sicherung wär nicht schlecht« war alles dabei. Für gemütliche Städter können die hier präsentierten Touren also ein Abenteuer und der Einstieg in alpine Welten sein, für sportliche Wanderer ein neuer Blick auf das altbekannte Wanderrevier und für erfahrene Bergfexe ein kleines Training für die nächste Alpenroute – schön und spannend sind sie allemal.

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      Für manchen eventuell zu anspruchsvoll

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      Der Klettersteig am Schluchsee

       Was ist alpin?

      1.Das Wort »Alpen«, von dem sich der Begriff »alpin« ableitet, ist eine Ableitung des schweizerischen und westösterreichischen Wortes »Alp« beziehungsweise »Alm«, was wiederum »Bergweide« bedeutet.

      2.»Alpin« steht seinerseits vielen Begriffen als Prädikat vor und bedeutet dabei meist »gebirgig« oder »bergig«.

      3.Gleichzeitig bezeichnet »alpin« auch eine Höhen- und Vegetationsstufe in den Alpen, genauer eine Hochgebirgsstufe, die zwischen 2000 und 3000 Metern liegt.

      Welche dieser Punkte treffen nun auf die Mittelgebirgslandschaften Schwarzwald und Schwäbische Alb zu? Vor allem bei unseren Touren im Schwarzwald passieren wir des Öfteren typische Bergweiden. Die Pfade dort sind bergig, schmal und felsig und führen durch Steillagen, Lawinenbahnen, Blockhalden und Tobel, manchmal kleinere Klettereien inklusive. Lediglich der Hangwald bewahrt einen vor schwindelerregenden Tiefblicken. Da die Wege von üppiger Vegetation umgeben sind, fühlen sich die Menschen oft ganz sicher, obwohl es abseits des Pfads steil bergab geht. Gerade diese Flora, die man in den Alpen so nicht vorfindet, macht unsere Wege aber manchmal sogar schwieriger zu begehen als jene in den Alpen, da die herabfallenden Blätter, verrottenden Äste, Bäume und Wurzeln Stolperfallen sind und den Untergrund glitschig und rutschig machen. Etliche unserer Pfade werden auch nicht mehr gepflegt und gesichert, sodass deren Begehung zum Beispiel nach Stürmen eher einem Hürdenlauf unter erschwerten Bedingungen gleichen kann. Auf den sonnenabgewandten Nordseitenwegen im Schwarzwald passieren wir dabei sogar die letzten Rückzugsräume alpiner Vegetation. Wäre unser Wanderrevier komplett harmlos, gäbe es vor Ort auch nicht die Bergwacht, die leider immer wieder zu tragischen Unglücksfällen gerufen wird. Es sind also letztlich Länge, Vegetation und Höhenniveau, welche