der Pfade und Wege als alpin verläuft dabei etwas uneinheitlich und ist nicht immer nachvollziehbar. Trifft man auf diesen Wegen auf andere Wanderer, entspinnt sich daher nicht selten eine Diskussion darüber, dass man eigentlich noch viel steilere Pfade kennt, die nicht als alpin gekennzeichnet sind. In diesem Buch werden auch Wege vorgestellt, die nicht offiziell als alpin ausgewiesen sind, weil der Autor sie nämlich als ähnlich felsig, steil und spannend empfindet. Dass dies sehr subjektiv ist und einheimischen Bergfexen und Wanderführern, die noch spannendere Wege in abgelegeneren Tobeln kennen, höchstens ein müdes Lächeln abringen mag, liegt in der Natur der Sache. Der Autor freut sich über jeden Tipp, den er erhält und erhalten hat. Letztlich geht es darum, dem Leser und Mittelgebirgswanderer durch die präsentierten Touren eine Ahnung von alpinem Gelände zu vermitteln.
Speziell in Bachschluchten ist es oft glitschig.
Wir bevorzugen unaufgeräumte Pfade.
So etwas findet man nur wenige Meter neben den offiziellen Wanderwegen.
Auf eigene Gefahr – nicht jeder muss diese Wege gehen
»Ein 34-jähriger Wanderer rutschte vermutlich aus Unachtsamkeit auf dem nassen und mit Laub bedeckten Untergrund eines alpinen Pfads im Bereich des Schlosses Lichtenstein aus und kam zu Fall. Er rutschte etwa 30 Meter den Hang hinunter und prallte gegen zwei Bäume. Daraufhin stürzte er einen Felsvorsprung hinab und kam nach weiteren circa 50 Metern im unwegsamen Gelände zum Liegen. Eine 31-jährige Frau, die gemeinsam mit dem Verunglückten unterwegs war, kletterte zu dem Schwerverletzten hinab und verständigte mit dessen Handy die Rettungskräfte.« (Unfallbericht Bergwacht Pfullingen, 2017)
Mittelgebirgslandschaften werden bezüglich alpiner Risiken oft unterschätzt. Wie bereits erwähnt, bewahrt einen meistens nur die umgebende Vegetation vor Schwindel und Ungleichgewicht. Zusätzlich gaukelt die leichte Erreichbarkeit und Nähe zur Zivilisation der Mittelgebirge Harmlosigkeit vor. Wenn Wanderer ihre Kräfte und die Beschaulichkeit des Geländes falsch einschätzen, ist das mehr als gefährlich. Wandert man auf Bergwanderwegen wie zum Beispiel den alpinen Pfaden um den Lichtenstein bei Honau, muss man trittsicher, schwindelfrei und in sehr guter körperlicher Verfassung sein und zudem die Gefahren im Gebirge kennen. So ist zum Beispiel mit Steinschlag sowie Rutsch- und Absturzgefahr zu rechnen. Voraussetzung fürs sichere Wandern in diesem Gelände ist außerdem eine entsprechende Ausrüstung, zu der wir noch kommen werden. Sandalen und Turnschuhe haben auf solchen Wegen nichts zu suchen, auch wenn man immer öfter Menschen mit Jogginghosen und Latschen solche Pfade herunterwanken und -schlittern sieht. Nur mit mehr Glück als Verstand kommt man so unverletzt ins Tal hinunter.
Die hier vorgestellten Routen sind kaum länger als 10 bis 20 Kilometer. Wenn man davon ausgeht, dass man auf ebener Strecke etwa 4 bis 4,5 km pro Stunde schafft, umfassen unsere Bergtouren mit den diversen Auf- und Abstiegen ein zeitliches Spektrum zwischen drei und acht Stunden. Dabei sind die angegebenen Gehzeiten reine Wanderzeit ohne Pausen!
Eine vermeintlich überschaubare Weglänge hat aber in unserem Fall gar nichts zu bedeuten. Der Spornpfad am Bodanrück beispielsweise ist nur etwas mehr als einen Kilometer lang, aber trotzdem braucht man wegen der Ausgesetztheit und abenteuerlichen Wegbeschaffenheit relativ lang, um ihn zu bewältigen. Neben der körperlichen Fitness sind ein gesunder Respekt einerseits und ein gewisses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten andererseits fast noch wichtigere Faktoren.
Man muss nicht alles nachmachen.
Viele Wanderer meinen heutzutage, durch eine schicke Outdoorausrüstung bestens gewappnet zu sein. Ohne die körperlichen und psychischen Voraussetzungen nützt einem aber der beste Bergschuh nichts. Die Zahl der Wanderer, die von Bergwacht und Höhenrettung mit Herz-Kreislauf-Problemen aus brenzligen Situationen geborgen werden müssen, steigt von Jahr zu Jahr.
Weiterhin ist ein guter Orientierungssinn absolut unerlässlich, denn manche unserer Pfade sind abschnittsweise oder sogar komplett unmarkiert, teilweise zugewachsen und in neuerem Kartenmaterial gar nicht mehr verzeichnet. Es gleicht manchmal also einer Spurenund Fährtensuche, um die richtige Pfadfortsetzung zu finden und nicht irgendeiner Wildspur hinterherzuwandern. Man braucht dafür Erfahrung und Gespür, denn es ist gerade in unserem Terrain nicht ungefährlich, wenn man sich versteigt und immer weiter von der richtigen Route entfernt. Und manchmal, wenn auch selten, kriecht man eher, als dass man wandert.
Ein alter Felsenpfad im Schwarzwald
Wer sich schwertut, seinen Fitnesszustand selbst einzuschätzen, dem sei der Gang zum Sportmediziner seines Vertrauens geraten, zu dessen Kernkompetenz es gehört, körperliche Leistungsfähigkeit bewerten zu können. Die Touren sollten für fitte Wanderer ab 14 Jahren geeignet sein.
Wer plant, mit anderen einen alpinen Weg zu gehen, sollte unbedingt darauf achten, dass das Leistungs- und Gesundheitsniveau innerhalb der Gruppe auf einem vergleichbar guten Level ist. Es ist nicht nur für die Gruppendynamik schlecht, sondern kann auch generell gefährlich sein, wenn jemand aus der Gruppe mitten auf der Strecke nicht mehr weiterwandern kann. Gleiches gilt übrigens für den Zustand der Ausrüstung. Man muss sich darauf verlassen können, dass diese bei allen vollständig und in Schuss ist.
Da Regen die Pfadbeschaffenheit durch die dann rutschig werdenden Wurzeln, Moose und herabfallenden Blätter signifikant verschlechtert, sollte man auf besseres Wetter warten und das Vorhaben verschieben. Auch starke Winde sollten ein Ausschlusskriterium sein, da wir uns zum einen auf ausgesetzten, teils dem Wind preisgegebenen Pfaden bewegen und zum anderen oft durch sogenannte Bannwälder beziehungsweise nicht vom Forst bearbeitete Waldpassagen wandern, wo es oft zu Holzbruch kommen kann. Entlang unserer Strecken gibt es meistens Vegetation, die dazu verleitet, diese als Auf- oder Abstiegs- und Haltehilfe zu benutzen. Das sollte man aber nur nach vorheriger Prüfung des Geästs machen, denn oft ist das Holz morsch oder der Busch nur lose im Boden verankert. Wenn dann ein Ast bricht, fällt der Sturz umso ungünstiger aus.
Das Fotografieren im alpinen Gelände bereitet große Freude, bekommt man doch reihenweise Traummotive vor das Objektiv. Gleichwohl birgt es für im alpinen Gelände unerfahrene Wanderer eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Der allzu lange Blick durch das Objektiv gaukelt einem falsche Perspektiven vor. Richtet man dann seine Augen wieder auf die reale Natur, kann das zu Schwindel führen – keine gute Idee am Felsüberhang. Die Bilder im Wanderführer bilden leider oft nicht die wahren alpinen Verhältnisse ab. Die Berge und Pfade sind viel steiler beziehungsweise ausgesetzter und die Felsen viel massiver.
Die Ziele
Etliche unserer Routen halten Überraschendes in bekanntem Terrain bereit. Im Bereich des Feldberges finden wir zum Beispiel alleine vier alpine Wege, die entweder so unbekannt sind, dass sie sich leider langsam selbst renaturieren, oder nicht oft begangen werden, da sie schwer zu gehen und zu finden sind und etwas abseits der Hauptwanderwege liegen. Gänzlich Unbekanntes haben wir aber auch für uns selbst entdeckt, obwohl wir schon einige Kilometer im Schwarzwald und auf der Alb zurückgelegt haben. Gute Beispiele sind die Wehratalschluchtrunde im Südschwarzwald, die fantastisch anstrengende 2000-Höhenmeter-Tour um den Zweribacher Wasserfall bei Simonswald oder der kurze, aber abenteuerliche 7-Brücken-Weg bei Bad Boll. Wir haben lange überlegt, ob wir auch touristisch stärker frequentierte und weithin bekannte Ziele in das Buch aufnehmen sollten. Aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit und des abschnittsweise alpinen Charakters der Pfade haben wir uns letztlich dafür entschieden, zum Beispiel die steilen Wege um und in der Rötenbachschlucht oder die Hossinger Leiter vorzustellen.
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