auf die Tivatski zaliv blicken, formen den netten, aber unauffälligen Vorort Donja (die Untere) Lastva. Oberhalb, in ca. 300 m Höhe über dem Meeresspiegel, liegt das letzte noch bewohnte Dorf ohne unmittelbaren Zugang zum Meer in der ganzen Bucht: Gornja (die Obere) Lastva ist ein intaktes und authentisches Beispiel für ein typisches Bergdorf im montenegrinischen Küstengebirge. Hier, auf halber Höhe des Vrmac, der äußere und innere Bucht voneinander trennt, leben in den 53 Häusern (nach dem Zensus von 1565) aus dem 14. Jh. noch einige wenige Menschen von Eigenbedarfslandwirtschaft. Die Grundrisse der Gebäude sind Musterbeispiele für ursprüngliche konobe, gleichzeitig als Lager- und Wohnstätte genutzte bäuerliche Anwesen, aus denen sich später die typischen Gasthäuser entwickelten.
Im 19. Jh. begann dann auch in Gornja Lastva der Exodus, die versteckte Lage oben am Hang wurde zum entscheidenden Nachteil und die Bewohner migrierten in die prosperierenden Gemeinden am Wasser. Anders als z. B. in Gorni Stoliv starb das Dorf aber nicht völlig, einige wenige blieben - bis heute. Um die Erhaltung Gornja Lastvas kümmert sich schon seit langer Zeit ein Heimatverein, der die alte Ölmühle restauriert und auch intensiv an der Substanz der alten Häuser gearbeitet hat.
Terrasse über Tivat: die Gostiona in Gornja Lastva
In den letzten Jahren ist die Bautätigkeit allerdings vermehrt bis ausschließlich in Privatinitiative übergegangen: Ganz offensichtlich wohlhabende Bauherren haben den idyllischen Standort für sich entdeckt und richten sich im lyrischen Ruinenidyll formidable Ferienhäuser ein. Ein gastronomisches oder sonst wie touristisch geartetes Angebot gibt es leider nicht, trotzdem lohnt der Weg über die (entsetzlich enge!) steile Straße hier hinauf.
Wenigstens eine Party gibt es: Am 1. Samstag im August steigt um den Dreschboden - traditioneller Mittelpunkt des Dorflebens - vor der Kirche Sv Marija die lastovska fešta, ein Sommerfest mit Wein, Folklore und Gesang. Und dann gibt es da noch die rührende Geschichte von der 80-jährigen Dorfbewohnerin, die, obschon ein Leben lang das Mittelmeer vor Augen, noch nie im Meer geschwommen ist. Wenn mein Serbisch einmal besser werden sollte und ich sie verstanden habe, erzähle ich sie auch weiter.
Veranstaltungen Am ersten Samstag im August wird mit klapa-Musik, Folkloretänzen und viel, viel rakija die Lastovska Fešta gefeiert.
Wanderung 2: Über den Vrmac
Leichte Tour über die Hügelkette zwischen äußerer und innerer Bucht
Tivat
Jahrzehntelang war die Stadt am Südufer der äußeren Bucht so etwas wie die arme Stiefschwester des prunkvollen Kotor und des mondänen Herceg Novi. Tempi passati - das Geld ist da! Ein illuster-sinistres Investorentrio hat den verlotterten Militärhafen zu einem Luxusresort umgebaut. Daneben wirkt die kleine Stadt nur noch wie ein Relikt vergangener Tage.
Aber immer noch scheint die Sonne über Tivat - mehr als über jeder anderen Stadt der Boka Kotorska. Wenn der Himmel über dem Lovćen schon Blitze und Sturzregen auf die Palazzi Kotors schleudert, ist es in Tivat immer noch sonnig und warm, und so blühen und wachsen um das - selbstredend nietennagelneue - Rathaus mit der Rauchglasfassade Mimosen, Palmen und Zitronenbäume. Der Ehrenname „Blumenstadt“ wird ja nicht umsonst verliehen.
Trotzdem ist Tivat den meisten Montenegro-Reisenden wohl eher aus infrastrukturellen Gründen bekannt: Der kleine Flughafen am östlichen Ende der Stadt schlägt den Hauptstadtairport nach wie vor mit seinen Passagierzahlen; hier landen im Hochsommer die Chartermaschinen - nicht nur aus Russland - in geradezu frankfurtschen Taktabständen.
Tivat hat den Urlaubsort in den Genen, seine Substanz geht zurück auf die Bautätigkeit reicher Familien aus Kotor, die hier im 16. und 17. Jh. den im Seehandel erworbenen Reichtum für Sommerhäuschen verjuxten und einige hübsche Renaissancebauten hinterließen. Die Geschichte Tivats reicht kaum weiter zurück, und so gilt die Stadt unter Historikern als die jüngste Ansiedlung der Boka, erst seit dem späten Mittelalter wird Tivat als zusammenhängender Ort in den Annalen geführt. Jenseits der Sommerfrische sind enge Bande zwischen Tivat und Kotor ein Phänomen recht jungen Datums, der Weg über Lepetani und Prčanj am Ufer entlang war relativ weit und über den Berg doch sehr mühsam, erst der Verbindungstunnel durch den Vrmac (1992) hat die nur ca. 5 km Luftlinie entfernten Orte enger zusammengeführt.
In der angrenzenden Grbalj-Ebene haben sich einige mittelständische Gewerbebetriebe angesiedelt, die - neben der Werft in Bjela - die meisten Arbeitsplätze in der Region anbieten. Man lebt also nicht vom Tourismus allein. Wie lange sich aber durchschnittliche Erwerbsbürger - Bewohner wie Besucher - Tivat noch leisten können, ist fraglich. Das schicke Retortendorf um den Prunkhafen entwickelt enorme Strahlkraft, und mittlerweile sind auch die letzten Hotelkästen aus sozialistischer Vorzeit entweder eingeebnet oder luxussaniert worden. Tivat wird teuer.
Sehenswertes in Tivat und auf den Inseln in der Tivatski Zaliv
Ljetnjikovac Buća-Luković: Die Sommerresidenz der Familie Buća aus Kotor ist das einzige erhaltene Renaissancebauwerk in Tivat. Die Inschrift am dominierenden Hauptturm datiert das äußerst stattliche Ferienhäuschen auf das Jahr 1548 und meint damit wahrscheinlich den Baubeginn, da die zuerst fertiggestellten funktionalen Elemente des Anwesens - Turm, Gesindehäuser, Versorgungsbauten - noch einige spätgotische Elemente zeigen. Die Familienkapelle hingegen, zeitlich der Abschluss des Ensembles, ist klar der nachfolgenden Epoche zuzuordnen. Der hohe Stand der Handwerkskunst in der Bucht von Kotor lässt sich unter anderem daran ablesen, dass mit Meister Vincencije aus Lastva ein Architekt aus der Gegend die Bauarbeiten leitete. Die große Gartenanlage mit 130 Reliefsäulen musste im späten 19. Jh. im Wesentlichen einem Trockendock weichen, der verbliebene Teil dient heute als Bühne im Kultursommer von Tivat. Das Familienhaus, ursprünglich zweigeschossig und später um eine Etage erweitert, beherbergt heute eine Galerie. Der Erbauerfamilie Buća gelang der Sprung vom ständisch geprägten Patriziergeschlecht zur Kaufmannsfamilie nicht, verlor deshalb im späten 17. Jh. massiv an Einfluss und Geld und musste ihre Sommerfrische an die aufstrebenden Luković verkaufen. Ein Hauch von Buddenbrooks an der Adria.
Zbirka pomorsko nasleđa: Der Militärhafen ist zwar jetzt weg, aber im Porto- Montenegro-Budget gab es wohl auch einen Kulturposten, und so erinnern in einer sehr aufgeräumten Halle gegenüber des spacigen Purobeach Clubs einige Exponate an die langen, ruhmreichen maritimen Traditionen der Boka Kotorska. Prunkstück ist natürlich ein richtiges und vollständiges U-Boot, die P821 aus der Heroj-Klasse - der einstige Stolz der jugoslawischen Kriegsmarine. Nach dem Untergang des Tito-Staates lag die kleine Unterwasserflotte (drei Schiffe) recht nutzlos in den eigens für sie in die Luštica gefrästen Löchern fest (von der Magistrale in Höhe Baosiči noch gut zu erkennen), dann verzichtete der Nachfolgestaat in ehrenhaftem Pazifismus auf den Unterhalt von Angriffswaffen; das Zähneklappern der Nachbarn vor der gewaltigen Streitmacht unter dem Meeresspiegel hatte ein Ende.
♦ In der Hauptsaison täglich geöffnet, Eintritt 2 €, erm. 1 €.
Manastir Sv. Arhangela Mihajla: Die erhalten gebliebenen Fundamente des orthodoxen Erzengel-Michael-Klosters, das über einer benediktinischen Gründung von ca. 900 erbaut wurde, verweisen auf einen sehr frühen Abschnitt der Geschichte Montenegros: 1346 wurde der Sitz des Metropoliten der Zeta (montenegrinischer Vorläuferstaat,