Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)


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sich Rhodan direkt an Too.

      Der Mann ging nicht auf ihn ein. Er wirkte irgendwie abweisend, machte einen neugierigen, nicht unbedingt boshaften Eindruck. Dafür sprach auch, dass Too die Menschen an Bord der BJO BREISKOLL geschont hatte, wann immer es möglich gewesen war. Er schien den Onryonen jedoch treu ergeben zu sein.

      Rhodan zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder Saddoryc zu. Der Onryone schien wesentlich gesprächsbereiter als der Deccar-Reiter zu sein.

      »Warum habt ihr die BJO BREISKOLL überfallen?«, fragte er.

      Das Emot-Organ des Onryonen färbte sich blassrot, zeigte eine leicht metallische Tönung. »Wir sind On-Piraten«, antwortete er, als sei damit alles gesagt.

      Rhodan sah ihn fragend an. Diese Antwort war zwar verständlich – als On-Raum bezeichneten die Onryonen den Linearraum –, und was Piraten waren, wusste er auch. Aber seinerzeit hatte es einen solchen Berufszweig nicht gegeben.

      »Freibeuter? Piraten? Oder Korsaren?«, versuchte er, weitere Informationen zu bekommen. Ihm schien, dass der Zugriff auf die BJO gezielt erfolgt war. War es möglich, dass die Onryonen es ganz gezielt auf ihn abgesehen hatten? Dass sie ihn gesucht hatten? Vielleicht sogar im Auftrag? Kooperierten sie mit den Cairanern?

      »Ja«, sagte Saddoryc. »So in etwa.«

      »Und nun habt ihr mich«, stellte Rhodan fest.

      »Und nun haben wir dich.« Das Emot-Organ nahm eine altgoldene Färbung an, die von einer spöttischen Grundeinstellung zeugte. Der Kommandant des Raumvaters schien das Spiel zu genießen.

      Occnar Saddoryc mochte redselig sein, aber er war nicht dumm. Er fiel auf keine Falle herein. Rhodan gestand sich ein, dass seine Versuche etwas primitiv waren, aber besser konnte er gerade nicht improvisieren.

      Der Onryone war ein ebenbürtiger Gegner. Beide versuchten einander auszuhorchen und gleichzeitig so wenig wie möglich an relevanten Informationen preiszugeben. Wobei Saddoryc im Vorteil war: Rhodan war sein Gefangener.

      »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte Rhodan geradeheraus, um die Sache zu beschleunigen und Saddoryc den Spaß zu nehmen.

      Der Onryone sah ihn ausgiebig an. »Das wird sich ergeben. Zunächst werden wir dich festsetzen. Ausbruchsicher, versteht sich. Danach werden wir dich befragen, und wenn wir damit fertig sind, werden wir ganz bestimmt eine nutzbringende Verwendung für dich finden.«

      Saddoryc hatte zwar mit keinem Wort von Auftraggebern gesprochen, aber das musste nichts bedeuten. Er gab bei aller Redseligkeit nur sehr wenige Informationen preis. Aber falls er wirklich im Auftrag der Cairaner handelte, musste Rhodan unter allen Umständen verhindern, dass er an sie ausgeliefert wurde.

      Er fragte sich, wie es Tenga ergangen war und welche Optionen der Siganese gerade durchspielte.

      Der Kommandant machte eine Handbewegung, und drei seiner Leute nahmen Rhodan in die Mitte. Einer versetzte ihm einen Stoß gegen die Schulter.

      »Geh voran«, sagte Saddoryc und trat hinter ihn.

      Der Terraner kannte die Raumväter der Onryonen. Sie hatten vor fünfhundert Jahren oft in besonderen Geschwadern operiert, den Raumrudeln. Das musste sich nicht unbedingt geändert haben.

      War die AUCBURN Teil eines solchen Rudels? Oder operierte sie allein, auf eigene Faust?

      Rhodan konnte sich einigermaßen orientieren. Die Onryonen bugsierten ihn durch Gänge, die möglichst weit von den bedeutenden Schiffsteilen entfernt lagen. Dennoch fielen ihm auf dem Weg einige Abweichungen zu jenen Raumvätern auf, die er kannte.

      Am bemerkenswertesten war ein erstaunlich großes Biotop, durch das er geführt wurde. Dort lebten zahlreiche Deccars, in einer Art Reservat, das eventuell ihrer natürlichen Umgebung nachempfunden war.

      Oder doch nicht? Der riesige Wurm, der in die BJO BREISKOLL eingedrungen war, hatte Metall und Kunststoff gefressen, diese künstlichen Substanzen in Gase umgewandelt, die er dann aufgenommen hatte. Verfügte er über einen Konvertermagen, ähnlich wie ein Haluter? In dem Biotop hingegen wucherten Grünpflanzen in unterschiedlichster Zusammensetzung, von dichten Sträuchern über kleine Bäume bis hin zu hohen Gräsern, die auf Hängen und Ebenen wuchsen. Rhodan sah zwei Deccar-Würmer gemächlich über die Vegetation treiben und gelegentlich an Sträuchern weiden.

      Auch Anuupischwärme sah er, die von den Onryonen als Lichtquellen benutzt wurden. Anuupis schwebten mithilfe eines Gases, das sie durch Photosynthese und mittels aus der Luft aufgenommener Mikroben erzeugten, und verbreiteten ein angenehmes, schwaches Licht.

      Er bemerkte aber auch ihm bisher unbekannte Tierarten, die meisten davon recht klein, wie sie hinter Büschen hervorlugten oder durch das violette Laubwerk niedriger Bäume huschten.

      Rhodan vermutete, dass es sich bei diesem Reservat oder Biotop um eine Art Labor handelte, in denen die Deccars permanent untersucht wurden. Wahrscheinlich lebten sie dauerhaft an Bord und hatten sich auf ein Leben im On-Raum eingerichtet – oder waren dafür technisch oder genetisch optimiert worden. Als Linearraumspezialisten war den Onryonen beides durchaus zuzutrauen.

      Schließlich erreichten Rhodan und seine Bewacher einen Zellentrakt. Saddorycs misstrauischer Blick war das Letzte, was Rhodan bemerkte, ehe sich vor ihm ein Energieschirm aufbaute.

      Wieder saß er fest.

      *

      Occnar Saddoryc vertraute den technischen Qualitäten der Zelle nicht, jedenfalls nicht vollständig. Zur Sicherheit postierte er drei Wächter vor dem Hochsicherheitsraum, zwei Onryonen und einen der kugelförmigen Roboter.

      Rhodan konnte die Überlegungen des Piratenkapitäns nachvollziehen. Seine Zelle war zwar ausbruchsicher, doch sollte es zu einem so gut wie undenkbaren vollständigen Energieausfall an Bord kommen und der Prallschirm zusammenbrechen, wären noch immer Besatzungsmitglieder vor Ort, die eine Flucht verhindern konnten.

      Er beäugte die beiden Onryonen neugierig: Einer hatte ein Lebewesen im Schlepptau, wohl ein Tier, das mit kybernetischen Elementen aufgerüstet war. An den Unterarmen und den Oberschenkeln bemerkte Rhodan die typischen kleinen Platinen und Schalttafeln. Das Tier ähnelte einer riesenhaften, fast zwei Meter großen weißen Fledermaus, und wirkte durchaus bedrohlich.

      Der Onryone drehte den Kopf zu Rhodan. »Versuch es gar nicht erst«, sagte er. »Die Zelle ist ausbruchsicher. Doch selbst, wenn dir eine Flucht gelingen sollte, kämest du an dem Jarrashalla nicht vorbei.«

      Wie zur Bestätigung schwang die riesige Fledermaus die Flügel und erhob sich mühelos in die Luft.

      Der Jarrashalla war also flugfähig.

      »Ein interessantes Tier«, sagte Rhodan. »Lass mich raten: Es orientiert sich über einen Ultraschallsinn?«

      »Du kennst die Jarrashalla?«, fragte der Onryone anerkennend. »Das tun nicht viele.«

      »Ich weiß nicht viel über sie«, gab Rhodan zu.

      »Dann werde ich dein Wissen erweitern«, sagte der Wächter leutselig. »Jarrashalla nutzen Echolot, Infrarotsicht und Geruchssinn zur Orientierung, sie sind dämmerungsaktiv, und mit der Spitze ihrer verhornten Zunge injizieren sie ein schnell wirkendes Nervengift.«

      »Tödlich?«

      »So viel Glück hast du nicht. Es ist ein Lähmgift. Solltest du also wegen deiner aussichtslosen Lage Selbstmord in Betracht ziehen, musst du dir etwas anderes einfallen lassen.«

      »Danke für die Informationen«, sagte Rhodan. »Sieht wirklich so aus, als hättet ihr an alles gedacht.«

      »Das will ich meinen. Ergib dich also in dein Schicksal!«, fuhr der Wächter fort. »Wenn du vernünftig bist, sparen beiden Seiten Energie. Nur deshalb habe ich dich so bereitwillig informiert.«

      Rhodan warf dem Onryonen einen verwunderten Blick zu. »Und du ziehst nicht in Erwägung, dass ich deine Informationen nutze, um eine Sicherheitslücke zu finden?«

      »Tu, was du nicht lassen kannst, aber beschwer