Susan Schwartz

Perry Rhodan Neo 225: Der neue Imperator


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sollte Theta vorerst außer Reichweite bleiben, um unnötige Unruhen zu vermeiden. Die Inthronisation sollte möglichst würdig vonstattengehen, ohne Konflikte, bevor man sich dem Tagesgeschäft zuwandte und die Probleme von selbst hereinstürzten.

      Der Kristallpalast war noch nicht vollständig fertig, doch die wichtigsten Räume zeigten sich bereits in dem strahlenden Pomp, den die Arkoniden so liebten. Hohe Räume mit prachtvoller Ausstattung, Säulen, viel farbenfrohes Funkeln und Glitzern. Zugleich nicht überfrachtet, sondern stilvoll. So präsentierte sich auch der Hofstaat. Das Gedränge im großen Thronsaal war enorm, niemand wollte Mascudar da Gonozals Antrittsbesuch verpassen. Manche schwebten in Antigravsesseln über den anderen, die sich auf ihren eigenen Füßen herbemüht hatten.

      Mirona Thetin fiel auf, dass die Arkoniden geradezu farblich sortiert wirkten. Die Gewandungen vor allem bei den Frauen waren aufwendig und sehr unterschiedlich, jedoch schienen die jeweiligen Khasurne Lieblingsfarben zu haben oder sie als Statussymbol ihres Hauses zu beanspruchen, wodurch man viele Personen klar ihrer jeweiligen Sippe zuordnen konnte. Sie wusste, dass es um die fünftausend Khasurne gab, und die uralten Familien des Hochadels waren derzeit komplett zerstritten.

      Mascudar würde es trotz seiner Erfahrung, seiner Dominanz und seiner Heldenpose keineswegs leicht haben, da Frieden hineinzubringen und seinen Anspruch durchzusetzen. Im Gegensatz zu seinem Sohn schien er sich allerdings sogar darauf zu freuen.

      Der Weg in der Mitte war freigehalten; am Ende des Spiegelsaals war die Tür zu den Arbeits- und Besprechungsräumen erkennbar, in denen der regierende Zwölferrat tagte und Audienzen stattfanden. Der Saal selbst wurde nur für außergewöhnliche Ereignisse genutzt. Die hinteren Räumlichkeiten hatten von außen eigene Zugänge, über die man üblicherweise dorthin gelangte.

      Doch für diesen besonderen Moment musste Mascudar da Gonozal durch den Saal schreiten und sich allen präsentieren, damit das Volk eine erste Ahnung bekam, wen es als künftigen Herrscher erwarten sollte. Bis zum niederen Adel hinab machten die Oberhäupter selbst und Vertreter ihre Aufwartung, einschließlich einiger nichtadliger Arkoniden, die von einem Khasurn adoptiert worden waren. So wie einst Thora da Zoltral, Perry Rhodans Ehefrau.

      Huldvoll lächelnd, ging Mascudar in kerzengerader Haltung voraus. Er hielt keine Ansprache, das entsprach nicht der Sitte, wie Atlan Mirona zuflüsterte. Doch durch einige wenige Gesten brachte er dennoch seine Freude zum Ausdruck, an diesem Ort zu sein – und von so vielen begrüßt zu werden. Da und dort klang höflicher Applaus auf, auf manchen Gesichtern zeigte sich sogar echte Hoffnung. Doch es gab auch unhöfliche Zwischenrufer aus den hinteren Reihen, die »Usurpator!« und »Thronräuber!« riefen.

      Mascudar zeigte darauf keinerlei Reaktion, aber Mirona war sicher, dass er den Saal mit Mikrokameras komplett überwachen ließ und anschließend seine Gegner herausfiltern würde. Im besten Fall würde sie danach nur »verschwinden«. In diesen Dingen kannte sich Faktor I bestens aus.

      Der Weg durch den etwa hundert Meter langen Saal ging an den 24 Marmorstufen entlang, die auf das Podest mit dem Kristallthron hinaufführten, und strebte dem großen Portal auf der rechten Seite zu. Es wurde von zwei Livrierten mechanisch bedient und gab einen tief nachhallenden, metallischen Klang von sich, als die mächtigen Flügel aufschwangen.

      Mirona war überzeugt, dass der ganze Auftritt in den Raum des Berlen-Than übertragen wurde und die Räte sich dort eifrig Notizen machten sowie die Fragen zurechtlegten, die sie gleich zu stellen beabsichtigten. So konnte jeder einen ersten Eindruck von dem Thronanwärter gewinnen – und Mascudar machte eine durchaus gute Figur. Die neutrale bis positive Stimmung in der Kristallhalle überwog. Kein schlechter Anfang.

      Die an den Thronsaal angeschlossenen Räumlichkeiten waren überraschend schlicht; dort herrschten helle Töne, zahlreiche Lichteinlässe und echte Pflanzen in Innenhöfen vor, die für Pausen und kleine Beratungen gedacht waren. Ein echter Arbeitsbereich ohne Ablenkung.

      Mascudar da Gonozal und sein Gefolge waren nicht zum Saal der Weisen geladen worden, dieser würde erst zur Dheraam dama Zhdopanthi geöffnet werden. Stattdessen wies ein schlanker, zylindrischer, silbrig glänzender Roboter die Gäste an, ihm zu einem der vielen anderen Besprechungs- und Konferenzräume zu folgen.

      Vor dem Versammlungssaal des Zwölferrats standen nicht nur zwei livrierte Diener, sondern auch vier schwer bewaffnete Naatwachen. Der Zugang war gesichert, dahinter lag der Vorraum, von wo aus man diverse Zimmer erreichen konnte: Arbeitsräume, Konferenzräume, aber auch Ruhe- und Erholungsbereiche mit robotischer Küche, in der die meisten gewünschten Mahlzeiten frisch zubereitet wurden. Natürlich gab es permanent auch eine große Auswahl an Getränken, die von Servorobotern eifrig zu den übrigen Arbeitsbereichen transportiert wurden.

      Eine livrierte Arkonidin kam auf Mirona Thetin zu, verneigte sich kurz und bat die Liduuri höflich, ihr zu folgen. »Ich bin sicher, dass ich Ihnen jeden Komfort bieten kann, bis die Beratung beendet ist«, äußerte die Bedienstete zuvorkommend. »Wenn Sie möchten, können wir uns in einen der Gärten begeben.«

      »Gern«, stimmte Faktor I lächelnd zu. Das Wetter und die Temperaturen auf Arkon I waren sehr angenehm, wie es auch Liduuri bevorzugten. »Eine Erfrischung könnte ich gut vertragen – und sicherlich können Sie mir Fragen zur aktuellen arkonidischen Lebensweise beantworten, da meine Kenntnisse womöglich etwas veraltet sind.« Sie nickte ihrem Gefährten zu und verließ die beiden Männer.

      *

      »Bist du nervös?«, fragte Atlan da Gonozal seinen Vater leise.

      »Nicht sonderlich«, antwortete Mascudar da Gonozal. »Was soll schon passieren? Sie haben niemanden, sie brauchen jemanden, und der Beste bin ich.«

      Die Tür ging auf, sie traten ein.

      Der Raum lag im Halbdunkel. Der Antigravsessel, in dem Mascudar Platz nehmen sollte, war heller beleuchtet. Die Ratsmitglieder waren bereits anwesend, alle trugen Spiegelfelder und keinerlei Insignien, um ihren jeweiligen Khasurn und Rang zu verschleiern. Sie würden sich erst offen zu erkennen geben, wenn Mascudar akzeptiert war.

      Unter dem Vorsitz des Imperators entschieden im Berlen-Than elf mächtige Arkoniden über die Regierungsgeschäfte des Großen Imperiums. Die Anzahl der Ratsmitglieder entsprach somit üblicherweise exakt jener der mythischen Berlen Taigonii, der Zwölf Heroen aus den arkonidischen Legenden. Derzeit allerdings waren nur zehn Personen zugegen. Die Imperatrice Emthon V. war ja vom Thron gestürzt worden, und das Ratsmitglied Kristallmarschall Bethan da Gonozal war kurz nach diesem Ereignis zusammengebrochen.

      Bei ihm war, wie Atlan erfahren hatte, eine Infektion mit einem ständig mutierenden, besonders aggressiven Kronenvirus diagnostiziert worden. Die Ärzte hatten ihn deshalb in ein tiefes Heilkoma versetzt. Es war bislang unklar, ob dies ein zufälliges Ereignis darstellte oder ob der Kristallmarschall einem heimtückischen Anschlag zum Opfer gefallen war. Womöglich wollte ein konkurrierender Khasurn dem ungewöhnlichen Ehrgeiz dieses eigentlich eher unbedeutenden Angehörigen des Hauses Gonozal einen Riegel vorschieben. Die Untersuchungen liefen ... und würden wie meist beim Intrigenspiel der Kelche wahrscheinlich ohne Ergebnis enden.

      Atlan war nicht bekannt, wer genau derzeit die Regierungsgeschäfte führte, doch er war sicher, dass es ausschließlich Vertreter der mächtigsten arkonidischen Khasurne waren, der Familien des Hochadels.

      Von seiner eigenen Familie gehörte seit dem Ausfall von Bethan da Gonozal jedenfalls niemand mehr zu dem illustren Kreis. Charron, der gegenwärtige Patriarch des Khasurns Gonozal, war sogar schon seit Längerem schwer krank. Doch er wartete nicht einfach zu Hause auf seinen Tod, sondern war weiterhin auf Forschungsreisen unterwegs, wo er bei bester medizinischer Versorgung entschlossen war, noch eine große Entdeckung zu machen. Er hatte sich einst vor allem damit einen Namen gemacht, gegen den ausdrücklichen Willen des Regenten die Forschungsreise der AETRON finanziert zu haben. Heutzutage mochte der Khasurn von der Anzahl der Familienmitglieder her klein sein, sein Vermögen jedoch war nach wie vor beträchtlich, und Charron hatte es trotz seines aufwendigen Lebensstils geschafft, es zu mehren und damit seine Position zu festigen. Vielleicht hatte er inzwischen sogar schon einen oder mehrere Erben.

      Es gab einen zweiten Sessel für Atlan,