Susan Schwartz

Perry Rhodan Neo 225: Der neue Imperator


Скачать книгу

was ich will«, sagte Atlan da Gonozal. »Den Frieden in der Milchstraße.«

      »Und Andromeda gehört dazu – nicht wahr?«

      Atlan zögerte. »Du wärst eine große Unterstützung«, sagte er langsam.

      »Aber das ist doch das Gegenteil von dem, was du in Andromeda erreichen wolltest!«, rief Mirona. Sie ging aufgewühlt hin und her. »Durch dich bin ich auf den richtigen Weg zurückgekommen ...«

      »Du warst von ANDROS beeinflusst, nun kannst du frei entscheiden.«

      »Aber ich habe doch die Anlagen in mir, machen wir uns nichts vor! Ich bin Faktor Eins, ich habe mit Gewalt und Unterdrückung geherrscht, und ich habe es genossen! Ja, du hast mir gezeigt, dass meine persönliche Befriedigung nicht das ist, was mein Reich braucht. Wir beide stehen aber erst am Anfang! Andromeda hat noch einen weiten Weg vor sich, bis es zur Demokratie gelangt! Das System ist fragil, und ich muss ständig schwanken zwischen hartem Durchgreifen und gerechter Güte. Was das betrifft, habe ich eine Menge zu lernen – und du hilfst mir dabei.« Sie näherte sich ihm. »Ich kenne das alles nur zu gut. Ich mache dieses Spiel schon Zehntausende von Jahren länger als ihr. Dein Vater kann schöne Worte benutzen, er ist charismatisch und charmant, und er wickelt dich um seinen Finger. Mich jedoch täuscht er nicht. Er strebt eine Militärdiktatur an – und er will mit Andromeda ein Superimperium mit ihm an der Spitze schaffen!«

      »Ich werde nicht zulassen, dass er dich entmachtet«, widersprach Atlan nicht minder heftig. Dann bezwang er sich. Behutsam legte er eine Hand an ihren Arm. »Mirona ... mein Volk muss zur Ruhe kommen. Ich kann nicht überall im Universum Frieden schaffen wollen und mich dabei nicht um meine Heimat kümmern. Das geht einfach nicht, verstehe das doch! Und ich werde Mascudar bremsen.«

      »Denkst du, er hört auf dich?«

      »Es wird ihm nichts anderes übrig bleiben. Den Rat hat er auf seiner Seite, keine Frage. Diese Hochadligen wollen die alten Traditionen wieder aufleben lassen, weil sie sich davon Stabilität versprechen. Mascudar verkörpert all das, wonach sie sich sehnen – die glorreiche alte Zeit. Und deswegen werden die Fehden auch bald enden. Wenn Mascudar das Richtige tut. Und dafür werde ich sorgen. Er braucht mich – und das Volk braucht mich genauso. Ich stehe zwischen Thron und Volk und muss versuchen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.«

      »Der Herr der Waage«, spottete sie.

      »Ich möchte den Frieden in die Milchstraße bringen«, beteuerte er. »Und das ist keine idealistische Vorstellung, sie kann real umgesetzt werden. Mit dir! Ich brauche dich.«

      »Wen willst du eigentlich mit diesen Worten beruhigen? Dich selbst? Das ist Schönreden, und das weißt du. Du bist zu alt, um derart naiv zu sein.« Sie strich ihr Haar zurück und lächelte schwach. »Ich weiß, dass du Frieden willst. Aber auf welcher Basis soll das geschehen? Aus Angst? Mascudar herrscht nicht freundlich, er unterdrückt. Er erschreckt die Leute so lange, bis sie vor Angst keinen Widerspruch mehr wagen. Niemand kennt sich mit einer solchen Politik besser aus als ich.«

      »Auch er will nur das Beste.«

      »Aber mit welchen Mitteln? Du kannst doch nicht den Frieden von einem Mann dominieren lassen, der mit Gewalt droht, wenn man ihm nicht gehorcht. Dann wäre ich dafür in jedem Fall besser geeignet als er! Und du weißt, dass das kein Scherz ist.« Sie schüttelte den Kopf, wandte sich ab, ging zu der großen Fensterfront.

      Eine blühende Welt breitete sich vor ihr aus, mit ästhetischen Kelchbauten, umgeben von bunt gesprenkeltem Grün. Die Sonne ging in einem prächtigen Farbenspiel unter. Rund um den Kristallpalast gab es keinerlei Flugverkehr, die Sicht war völlig frei. Diese Welt war äußerlich ein Paradies, doch innerlich faulig. Die Schäden der Maahkinvasion vor vierzig Jahren waren aus Mangel an Ressourcen bis zum gegenwärtigen Tag nicht vollständig beseitigt worden, sie wurden vielerorts lediglich kaschiert.

      Langsam fuhr sie fort. »Atlan, du hast Andromeda von der Militärdiktatur befreit, die ich verschuldet habe. Genau das, was dein Vater tun wird, habe ich getan. Für meine Verbrechen hast du mich zu Recht verurteilt, aber nicht gerichtet, sondern mir im Gegenteil geholfen, mich zu ändern. Du hast mich dabei unterstützt, Einsicht zu gewinnen und all die schrecklichen Taten, an denen ANDROS beteiligt war, all das Unrecht zumindest teilweise wiedergutzumachen. Ich will und werde nicht mehr so weitermachen wie früher, ich bleibe bei unserem Ziel. Aber darin ist keine Vereinigung mit dem Imperium der Arkoniden enthalten. Ich bin und bleibe Faktor Eins, ich bin und bleibe selbstbestimmte Herrscherin.«

      Er schwieg für einen Moment, dann sagte er ruhig: »Es ist falsch, auf einem Weg zu beharren, wenn man erkennt, dass es bessere Möglichkeiten gibt. Man muss sich anpassen und Chancen ergreifen.«

      Sie fuhr zu ihm herum. Es war genug. »Das habe ich getan! Aber Mascudar ist keine Chance! Du irrst, wenn du glaubst, einen besseren Weg gefunden zu haben! Und wenn du das nicht erkennst, bist du geblendet von deiner Sehnsucht, ihm zu Gefallen zu sein! Schau in den Spiegel, und erinnere dich daran, wer du bist!«

      »Mirona ... wir sollten uns nicht streiten, ich bitte dich! Mein Vater will wirklich nur das Beste für sein Reich.«

      »Für sein Reich – daran zweifle ich nicht. Die Frage lautet aber, ist dies auch das Beste für alle anderen?«

      Er presste die Lippen zusammen.

      Sie empfand fast Mitleid, nicht mehr weit entfernt von Verachtung. Das änderte nichts an ihren Gefühlen für ihn, aber die Hörigkeit seinem Vater gegenüber trieb nun einen Keil zwischen sie, und für Mirona war es keine Frage, ob sie sich ihm zuliebe selbst aufgeben würde. Und noch weniger das vorgesehene Ziel für ihre Heimat. Notfalls musste sie es eben allein erreichen, sollte ihr Gefährte nicht zur Vernunft kommen.

      »Ich kann vor allem eins nicht außer Acht lassen«, fügte sie hinzu. »Mascudar ist ein Duplikat, ein Produkt der Allianz. Das ist eine fatale Kombination.«

      »Er kann sich doch ändern, genau wie du«, hielt er dagegen.

      »Vielleicht kann er das«, räumte sie ein. »Aber warum sollte er das tun? Er hat keine Veranlassung dazu, da er hier offene Türen einrennt. Du ... Du bist so sehr in deiner Wunschvorstellung gefangen, dass du keine rationale Sichtweise mehr zulässt. Das sollte dir dein Extrasinn bereits mitgeteilt haben, nicht wahr? Er ist dein rationales Gewissen. Und wenn ich ihn bestätige, muss doch etwas dran sein, oder? Du kennst deinen Vater besser als ich. Wie kommt es, dass ich ihn realistischer einschätzen kann als du?«

      Er schwieg.

      Sie seufzte. »Ich musste niemals um die Gunst meines Vaters buhlen. Er hat mich und meine Schwester ermuntert und gefördert, niemals ... zurückgewiesen.«

      »Das ist vorbei«, stieß er schroff hervor.

      »Das sollte es sein!«, rief sie. »Du bist nicht mehr Mascaren. Du bist Atlan, über zehntausend Jahre alt. Du hast dich seit langer Zeit zu einem eigenständigen Mann entwickelt, dem die Unsterblichkeit zuteilwurde. Falle nicht in alte Rollenmuster zurück, das zerstört nur alles, was du dir erkämpft und erreicht hast! Und eins wollen wir hier und jetzt klarstellen, nur damit kein Missverständnis entsteht: Ich lebe mit Atlan zusammen, nicht mit Mascaren, der nach der Flöte seines Vaters tanzt.«

      Betroffen wich Atlan da Gonozal zurück. »Ist das dein letztes Wort?«

      Sie nickte. »Für heute, ja.«

      »Dann ist es wohl besser, wenn wir ... jeder für sich erst mal in uns gehen.« Schmerz lag in seinen Augen, doch dabei konnte sie ihm nicht helfen.

      »Dieses Gelass ist groß. Such dir ein Zimmer aus, oder auch mehrere. Mir gefällt es in diesem Raum.« Mirona Thetin wandte sich ab, wieder dem Fenster zu, die Hände an die Unterarme gelegt.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив