Susan Schwartz

Perry Rhodan Neo 225: Der neue Imperator


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      Sogleich erklang eine unpersönliche Stimme. »Fürs Protokoll: Der Berlen-Than ist zusammengetreten, um über die mögliche Inthronisation von Mascudar da Gonozal, einst Imperator Gonozal der Siebte, zu entscheiden. Sind Sie damit einverstanden, sich uns zu offenbaren, nach bestem Wissen und Gewissen?«

      »Ja, das bin ich«, antwortete Mascudar.

      »Bitte erläutern Sie, wer Sie sind.«

      »Ich bin ein Tarkanchar-Duplikat des Imperators Gonozal des Siebten und verfüge über sämtliche Erinnerungen und Charaktereigenschaften des Originals. Ich bin in jeder Hinsicht genau gleich. Ich habe vor rund zehntausend Jahren den Thron innegehabt, zur Zeit der Methankriege, die von mir beendet wurden. Meine Herrschaft war lang und positiv.«

      »Und welches Ziel verfolgen Sie jetzt?«

      »Das Tai Ark'Tussan durchlebt eine sehr schwierige Phase, die zum Niedergang führen könnte. Vorangetrieben durch Imperatrice Emthon die Fünfte, aufgrund vieler falscher Entscheidungen und zusehends radikalerer Handlungen, wie etwa dem Anschlag auf mein Leben, der Hunderte weitere Leben auf sinnlose Weise mit in den Tod gerissen hätte. Ich verfüge über nicht weniger als zweihundert Kampfeinheiten einer hervorragend ausgerüsteten Flotte, die ich dem Imperium zur Verfügung stelle. Ich habe die Erfahrung und Kompetenz, das arkonidische Reich wieder zur Blüte zu führen. Eine Alternative zu mir kann ich derzeit nicht erkennen – und der Zwölferrat hat sie auch nicht, ansonsten wäre Emthon die Fünfte längst unwiderruflich entmachtet und ein neuer Imperator eingesetzt worden.«

      »Sie erzählen uns nichts Neues, diese Daten finden wir in den Archiven, und Ihr Profil lässt auch keinen anderen Schluss zu als das, was Sie uns preisgeben. Teilen Sie uns etwas mit, was nicht im Archiv steht.«

      »Nun ... hier kann ich vielleicht auf meinen Sohn verweisen.« Mascudar zeigte huldvoll auf Atlan. »Mascaren wurde von Yagthara Agh'Hay-Boor geboren, meiner Ehefrau, die ich über alles wertgeschätzt und verehrt habe. Sie hat mich verstanden und unterstützt, und ich bedaure es, dass sie nicht mehr an meiner Seite sein kann.«

      »Und wen gab es da sonst noch in der Familie, Mascaren ausgenommen?«

      »Sie meinen, wen Erwähnenswerten? Nun, wir adoptierten Crysalgira da Quertamagin ...«

      »Zhdopan Mascaren, können Sie das bestätigen?«

      »Ja, sie war meine Ziehschwester«, antwortete Atlan. »Wir wurden zusammen erzogen. Auch ihre Geschwister lebten bei uns.«

      Und als ihr alt genug wart, habt ihr euch von Brüderlein und Schwesterlein zu etwas anderem entwickelt, spottete der Extrasinn.

      Halt die Klappe. Sie war ... etwas ganz Besonderes. Und das weißt du! Reiße keine Wunden auf.

      Sind wir heute aber wieder sensibel ...

      Kurzes Schweigen, die Räte verständigten sich lautlos untereinander. Dann erklang die unpersönliche Stimme erneut.

      »Dann möchten wir noch um Aufklärung über die Umstände Ihres Todes bitten.«

      »Das ist das Einzige, was ich nicht beantworten kann«, bekannte Mascudar. »Darüber gibt es nichts in den Archiven – genauso wenig, wie sich in meinem Kopf eine Erinnerung daran befindet. Über die letzte Zeit meines Lebens weiß ich nichts mehr.«

      Er redet sich raus, meldete sich der Extrasinn.

      Atlan nickte innerlich. Ich habe ihn auch schon danach gefragt, und er ist mir ausgewichen. Er verbirgt etwas. Als ich seinerzeit Forschungen anstellte, wies alles darauf hin, dass die Aufzeichnungen manipuliert wurden.

      Ein finsteres Geheimnis, darauf wette ich.

      Mascudar fuhr fort: »Ich habe keine Ahnung, was aus meiner Gemahlin wurde oder aus Crysalgira, und auch aus mir. Bis zu unserem Wiedersehen vor wenigen Tagen war mir nicht einmal das Schicksal meines Sohns bekannt. Ich hatte natürlich angenommen, dass er genauso wie der Rest der Familie in der Vergangenheit verstorben war.«

      Was für eine dreiste Lüge!, ereiferte sich der Extrasinn. Er weiß garantiert noch, was aus Crysalgira wurde!

      Dessen war sich auch Atlan sicher. Mascudar hatte sie damals verstoßen und als »verrückt« bezeichnet, weil sie sich vehement für einen Friedensschluss mit den Maahks eingesetzt hatte. Atlan hatte nichts für sie tun können, weil er selbst – nicht zum ersten Mal – in Ungnade gefallen war und zu einer unbedeutenden Expedition – sprich einem Strafexil – nach Larsaf III geschickt worden war; zu der Welt namens Erde, die zu seinem Schicksal wurde. Erst vor wenigen Jahrzehnten hatte er auf Arkon von Crysalgiras Freitod erfahren und wo ihr konservierter Leichnam seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.

      Sie hatte noch etwas Kostbares bei sich gehabt, einen Tarkanchar-Erinnerungskristall, den Atlan an sich genommen hatte – und den der damalige Regent unbedingt hatte besitzen wollen, weil er gehofft hatte, darin die Konstruktionsdaten für die Konverterkanone zu finden. Genauer gesagt, war es ein Duplikat des Regenten gewesen, das diese Daten begehrt hatte, aber das offenbarte sich Atlan erst später. Erst nachdem er den Regenten erschossen hatte, weil dieser Crysalgiras Garten zerstört und ihren Leichnam desintegriert hatte.

      Eines Tages, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde Atlan seinem Vater von diesen Ereignissen berichten. Es war eins der vielen Dinge, die zwischen ihnen noch offen waren.

      »Mascaren, können Sie noch etwas hinzufügen?«

      »Nur das, was ich selbst durch Nachforschungen herausfand und was sich in den Archiven befindet. Mascudar galt während seiner recht langen Regierungszeit als kompromissloser, aber gerechter Herrscher. Sein Halbbruder Veloz da Gonozal bestieg nach dem Tod meines Vaters als Orbanaschol der Dritte den Thron. Zu dem Zeitpunkt war ich längst nicht mehr im Imperium, sondern auf Larsaf Drei.«

      »Sie sagten kompromisslos. War die Regierungszeit demnach nicht konfliktfrei?«

      »Welche war das schon?«, erwiderte Atlan.

      »Da gab es den Gattarom-Zwischenfall kurz nach meiner Inthronisation«, warf Mascudar da Gonozal ein. »Ich habe den Mond mit einer Arkonbombe zerstört, weil sich dort eine große Gruppe Aufständischer verbarg, die sich als bedrohliche Macht entwickelte.«

      »Sie haben also den ganzen Mond zerstört, nur um ein paar Rebellen zu vernichten? Was berechtigt Sie dann zu den Vorwürfen gegen Emthon die Fünfte?«

      »Ganz einfach, auf dem Mond lebten keinerlei Zivilisten. Ich habe getan, was notwendig war. Danach herrschte Frieden im Reich, die Khasurne unterstützten meine Politik, und es gab keine weiteren Zwischenfälle mehr. Wir konnten vereint gegen die Methans vorrücken. Nur so konnte dies gelingen. Ein Aufstand gegen den Thron ist nicht hinnehmbar.«

      Wir sind alle nicht frei von Schuld, nicht wahr?, kommentierte der Extrasinn.

      Macht korrumpiert, das brauche dir wohl nicht zu erklären, entgegnete Atlan da Gonozal lautlos. Und manchmal kann man nur durch hartes Durchgreifen etwas erreichen – es gibt einfach zu viele, die mitreden und die selbst an die Macht wollen.

      Und das wird diesmal anders sein?

      Ja, behauptete Atlan. Sie werden Mascudar freudig begrüßen, ich merke es doch schon. Und ich glaube daran, dass er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.

      Dein Wort in den Ohren der Sternengötter, alter Narr.

      *

      Mirona Thetin konnte es kaum erwarten, endlich mit Atlan allein zu sein, um alles von ihm zu erfahren. Doch sie musste sich gedulden, denn im Anschluss an die Anhörung vor dem Zwölferrat wollte Mascudar da Gonozal mit seinem Sohn unter vier Augen sprechen.

      Genau das hatte sie vermeiden wollen – sie hatte vorher mit ihrem Gefährten sprechen wollen, bevor Mascudar sämtliche Register zog, um seinen Sohn auf seine Seite zu ziehen.

      Und das schien Mascudar gelungen zu sein, war ihr Eindruck, je länger Atlan ihr berichtete, nachdem er endlich in ihr Privatgemach gekommen war. Es sah ganz danach aus, als würde er bereits auf Mascudars Seite stehen und dessen Absicht, sich zum Imperator