Uwe Anton

Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband)


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um den Kopf verlaufenden Schiene befestigt war.

      Raye konnte nicht erkennen, ob der Körper eine ähnliche Verschmelzung aus biologischen und mechanischen Teilen darstellte; er steckte in einem schwer gepanzerten Kampfanzug, in den zahlreiche Waffen eingebaut schienen.

      Vielleicht ..., dachte die junge Tefroderin. Vielleicht ist das gar kein Anzug. Vielleicht ist das sein Körper!

      Der unheimliche Cyborg stieg wieder höher und beobachtete von seiner Position über den Kampfbühnen aus das Vordringen der Echsenwesen. Er ist der Befehlshaber der Soldaten, die uns überfallen!

      Aber warum? Welchen Sinn hatte diese Aktion? Und was waren das für Wesen?

       Das alles ist gar nicht wahr. Das ist nur ein böser Traum. Gleich werde ich in meinem Bett im Krankenhaus auf Cyrdan aufwachen und ...

      Ein Energiestrahl fauchte über sie hinweg. Seine Hitze machte ihr nachdrücklich klar, dass es sich keineswegs um einen Traum handelte.

      Raye kroch weiter, während neben ihr Tefroder und Maahks starben, Forrils und Gaids. Sie kroch und kroch, schien aber noch immer nicht voranzukommen. Irgendwann wandte sie den Blick von den Leichen und Sterbenden ab, schaute zu der Arena, und ihr fiel auf, dass Deprok und Orrak, die beiden Gegner der Endrunde, verschwunden waren. Ein unwichtiges Detail, doch aus irgendeinem Grund kam es ihr plötzlich bedeutsam vor.

      Eins der Echsenwesen stürmte an ihr vorbei, und sie drückte sich flach auf den Boden, bewegte sich nicht. Der Angreifer schien sie für tot zu halten, wandte ihr auf der Suche nach anderen Opfern den Rücken zu.

      Raye öffnete die Augen einen Spalt breit. Er schießt auf alles, was sich bewegt, dachte sie entsetzt.

      Als der Angreifer das Flugaggregat seines Rückentornisters aktivierte und rasend schnell vom Boden abhob, setzte Raye sich wieder in Bewegung. Sie lachte leise, aber fast hysterisch auf; der Eingang des Verschlags, von dem sie sich Schutz erhoffte, war nicht weit von ihr entfernt. Sie richtete sich auf die Knie auf, warf sich über die niedrige Schwelle und atmete auf, als sich der aus einer Forril-Haut bestehende Vorhang hinter ihr wieder schloss.

      Sie sah sich blitzschnell in dem halbdunklen Raum um. Zwei rotbepelzte Mütter hatten sich hinter einem großen Topf verkrochen, in dem ein scharf riechendes Gebräu vor sich hin köchelte.

      Eine Suppe, hergestellt aus dem gehäuteten Fell eines Ganzvaters. Die Forrils hatten im Lauf der Jahrhunderte gelernt, alle möglichen Produkte zu verarbeiten, sogar die Häute der Artgenossen.

      Vor der Hütte erklangen dumpfe Schritte. Einer der Soldaten, dachte Raye voller Schrecken. Die Angreifer hatten offenbar jeglichen Widerstand, falls es überhaupt welchen gegeben hatte, gebrochen und suchten nun nach Überlebenden ihrer grausamen Attacke.

      »Versteckt euch!«, raunte Raye den beiden Müttern zu und drang tiefer in das Innere des Raums vor.

      Es dauerte entsetzlich lange, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit angepasst hatten. In einer Ecke des Vorraums lagen zahlreiche Felle auf einem Stapel; offenbar sollten sie von den Müttern weiterverarbeitet werden.

      Aus Fellen bestanden auch die von der Decke bis zum Boden reichenden Vorhänge, die den hinteren Bereich des Verschlags wiederum in mehrere Nischen unterteilten.

      Unglaublich, dachte Raye. Die Forrils sind technisch außerordentlich begabt. Trotzdem verhalten sie sich wie halbzivilisierte Primitive, und genau so hält man sie hier auch!

      Die Schritte wurden lauter. Die echsenhaften Soldaten näherten sich dem Schutzraum.

      Raye versuchte, zwei, drei Felle von dem Stapel zu zerren, doch sie waren zu schwer. Sie gab das sinnlose Unterfangen auf und lief zum hinteren Teil des Verschlags unter der Tribüne.

      »Nein!«, kreischte eine weinerliche Stimme. Offenbar hatte einer der sich häutenden Forrils sie gehört. »Geh weg! Weißt du denn nicht, dass ich mich häute? Du darfst mich nicht sehen!«

      Weitere Stimmen fielen ein. Offenbar waren sämtliche Nischen besetzt.

      Raye fluchte leise. Es war sinnlos, die Forrils überzeugen zu wollen, Ruhe zu bewahren. Das Tabu, während der Häutung nicht beobachtet werden zu dürfen, wog zu schwer. Bevor sie den massigen Geschöpfen erklären konnte, in welcher Gefahr sie schwebten und dass sie unbedingt still sein mussten, würden die Echsenwesen längst hier sein.

      »Ich gehe wieder!«, rief sie. »Seid still und rührt euch nicht! Ein Überfall!« Sie hastete zurück in den Vorraum, doch die Forrils schimpften weiter vor sich hin.

      Gehetzt sah sie sich um. Wo konnte sie sich verstecken? Vielleicht der riesige Topf? Ausgeschlossen! In ihrer Panik dachte sie wirr. Die Hautsuppe war kochend heiß.

      Die Häute! Sie lief zu ihnen, versuchte sie hochzuheben, doch es gelang ihr nicht. Sie stieg auf den Stapel, zerrte eine einzige Haut hoch und schob sich darunter. Dann hob sie die nächste hoch, und die nächste, und noch eine, und ...

      Nein. Genug war genug. Mehr schaffte sie nicht. Das Gewicht der Felle schien sie schon jetzt zu erdrücken.

      Sie kauerte sich zusammen und schob sich, so tief es ging, unter die Felle. Sie machte sich ganz klein, dachte daran, wie sie als Kind immer unter ihr Bett gekrochen war, wenn sie vor irgendetwas Angst gehabt hatte.

      Sie hatte auch jetzt Angst, aber sie war kein Kind mehr. Sie war eine erwachsene Frau. Als kleines Mädchen hatte sie immer davon geträumt, erwachsen zu sein. Dann würde sie nie wieder Angst haben, Angst vor der Dunkelheit, Angst vor unheimlichen Gestalten, die sich darin verbargen.

      Und jetzt verbargen sich unheimliche Gestalten in der Dunkelheit, und sie hatte Angst. Schreckliche Angst.

      Sie wagte kaum zu atmen. Bildete sie es sich ein, oder erklangen die Schritte nun direkt neben ihr? Sie glaubte zu spüren, wie etwas an den Fellen über ihr zerrte, überlegte, was sie tun konnte, vielleicht das Überraschungsmoment ausnutzen, ein kräftiger Tritt genau dorthin, wo es richtig weh tat ...

      Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien. Sie wusste nicht einmal, ob die Echsenwesen überhaupt jene Körperteile hatten, die weh tun konnten.

      Nein, sie hatte nicht die geringste Chance. Sobald der Angreifer sie entdeckte, würde er sie zerstrahlen, bevor sie noch einen Finger rühren konnte.

      Sie hörte einen Schrei, dann weitere dumpfe Schritte, die sich schnell von ihr entfernten. Und Wortfetzen, empörte Beschimpfungen.

      O nein!, dachte sie. Plötzlich schwitzte sie unerträglich.

      Die Angreifer kannten die Traditionen der Forrils nicht. Und hätten sie sie gekannt, sie hätten sich nicht daran gestört. Sie wussten nicht, dass ein Forril, der sich häutete, unantastbar war, selbst von Angreifern einer feindlich gesonnenen Sippe geschont wurde, die sein Territorium überfielen.

      Ein lautes Fauchen erklang und verstummte wieder, und sie wusste, was geschehen war.

      Bildete sie es sich nur ein, oder weinte sie wie ein kleines Mädchen?

      Sie schwitzte stärker. Doch noch immer wagte sie kaum zu atmen, sich nicht zu rühren. Die Schritte, die sie hörte, wurden immer undeutlicher, gingen unter in einem allumfassenden Zischen und Prasseln, auf dessen Bedeutung sie sich keinen Reim machen konnte. Angestrengt lauschte sie, hörte jedoch nichts anderes mehr, nur noch dieses seltsame Knistern.

       Ich darf mich noch nicht bewegen. Sie sind noch da. Sie warten darauf, dass ich mein Versteck verlasse. Sie wollen mich töten, genau wie alle anderen ...

      Irgendwann musste sie husten, und da wurde ihr klar, dass es keinen Sinn hatte, noch länger zu warten. Wenn einer der Angreifer noch in der Nähe war, hatte er sie bestimmt gehört. Sie versuchte, sich von den Häuten zu befreien, doch sie lagen wie Blei auf ihr.

      Es wurde unerträglich heiß, auf ihrer Haut genau wie in ihrer Lunge. Warum blieb sie nicht einfach liegen? Noch ein, zwei Minuten, und alles war vorbei ...

      Nein, dachte sie. Ich