Uwe Anton

Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband)


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       In Andromeda tobte ein Krieg, der nie erklärt worden war.

      Einsamkeit.

       Wo Intelligenzen im Feuer der Angreifer ihr Leben ließen, starben sie allein. Furcht und Entsetzen hatten längst begonnen, den Schiffsverkehr lahmzulegen.

      Der Maahk wartete. Er wusste, dass die Fremden kommen würden. Sehr bald schon.

      Die Ortungen seines Beibootes schwiegen. Er hatte sie abgeschaltet. Ebenso wie die Funkstation und den Metagrav. Seine Anwesenheit in diesem Raumsektor entsprach nicht der Norm, jede freiwerdende Emission bedeutete ein potentielles, unnötiges Risiko.

      Auf dem einzigen aktiven Holoschirm sah er das Licht der Sterne im optischen Erfassungsbereich. Die fernen Sonnen interessierten ihn nicht. Es gab Wichtigeres. Die Fremden kamen und gingen, wie sie es für richtig hielten. Sie waren stark und unbeugsam. Auch die Maahks einer längst vergangenen Epoche hatten diese Eigenschaften geprägt.

      Eine schwache Erschütterung durchlief den Rumpf des walzenförmigen Beiboots. Der Maahk reagierte mit angespannter Erwartung. Die Sterne auf dem Bildschirm bewegten sich, schienen langsam aus dem Erfassungsbereich zu wandern. Ein weitaus hellerer Punkt schob sich ins Zentrum der Abbildung. Er wuchs, dehnte sich aus – doch das Glühen blieb und wurde eher noch bedrohlicher.

      Wäre der Maahk fähig gewesen, grimmige Freude zu empfinden, hätte er sich wahrscheinlich schon jetzt erhoben und den Schutzanzug geschlossen. So aber behielt er seinen Platz bei und beobachtete mit allen vier Augen die Rundumprojektion. Das Kriegsschiff der Fremden war mit größter Präzision aus dem Hyperraum gefallen. Es zeigte ihm die Bugansicht, das hochgestellte Oval mit dem sonnenhellen Feuer im Zentrum.

      Ein Traktorstrahl hielt das Beiboot im Griff. Die Bewegung wurde deutlicher, je größer das Kriegsschiff aufwuchs.

      Die ferne Sonne zeichnete scharf abgegrenzte Schatten auf den mattgrauen Rumpf, der zunehmend Kontur gewann. Da war die vorgewölbte, geöffnete Bugsektion, in der das Feuer der Intervallkanone loderte. Der Anblick faszinierte den Maahk, als könne er die sich dahinter verbergende Macht mit beiden Händen greifen.

      Allmählich sah er den Rumpf in voller Länge. Strömungsgünstig schlank war das Schiff – ein überflüssiges Detail, solange es sich nur im Weltraum bewegte. Ebenso die beiden am Heck senkrecht abstehenden kantigen Ausleger. Ihre Funktion war unklar, sofern sie nicht ausschließlich die seitlich angeflanschten zylinderförmigen Ausleger trugen. In den ein Drittel der Schiffslänge messenden Röhren konzentrierten sich die übrigen schweren Waffensysteme.

      Der Maahk hatte inzwischen einige dieser Kriegsschiffe aus der Nähe betrachtet. Aber nur der Rumpf der KHOME TAZ war von Hunderten unterschiedlichster Aufbauten übersät, die den Eindruck nachträglicher Installation erweckten.

      Ein Hangar öffnete sich wie ein gieriges Maul. Emotionslos starrte der Maahk in die wesenlose Düsternis.

      Er hatte sein Ziel erreicht. Magnetklammern verankerten das Beiboot. Wieder kamen nur zwei der Fremden, um ihn abzuholen. Sie schienen unbewaffnet zu sein. Der Maahk schloss den Kuppelhelm seines Anzugs und sog den einströmenden frischen Wasserstoff tief in seine Lungen.

      Die Fremden glaubten an ihre Unbesiegbarkeit. Weshalb sonst würden sie ihm derart sorglos gegenübertreten?

      Er verließ das Beiboot durch die Seitenschleuse.

      »Komm!«, empfing ihn einer der Fremden mit unüberhörbarer Ungeduld in der Stimme. »Kommandant Takegath erwartet dich.«

       Buch 2

       »Sieger und Besiegte«

       Kapitel 8

       Bordzeit Spürkreuzer JOURNEE, 21. März 1312 NGZ

      Mulmig war ihm schon zumute. Morris Thompson wusste, dass seine Vorbehalte einer Hinterfragung nicht standhalten würden; dennoch konnte er sie nicht einfach beiseite schieben. Vielleicht, wenn er lange genug an sich arbeitete und einen Kosmopsychologen konsultierte, doch bislang hatte er keinen Anlass dafür gesehen, und nun war es zu spät. Ob er wollte oder nicht, er musste die Zähne zusammenbeißen.

      Wird schon schief gehen!, redete er sich ein.

      Morris ließ den defekten Steuerchip in seine Hosentasche gleiten, dann setzte er das neue, gerade einen halben Quadratzentimeter messende Bauteil ein und vergewisserte sich, dass die Impulse tatsächlich weitergeleitet wurden.

      Vielleicht war der defekte Chip schon in der Werft eingebaut worden. So etwas kam vor. Ein Teil, das zu Millionen produziert wurde, für den Bruchteil eines Galax – und das, wenn er es recht bedachte, vielleicht nie benötigt wurde. Es regelte die Kabinentemperatur über einen Wert von 30 Grad Celsius hinaus.

      Der Maahk friert, weil dieses Mistding defekt ist. Das allein wäre mir egal. Aber ausgerechnet die Kabinensteuerung hat sich dieses Fehlers wegen desaktiviert. Nachdem der Maahk daran rumgespielt hat. Widerwillig schloss der Techniker die Wartungsöffnung. Und wer muss zu dem Kerl in die Kabine? Ich! Ausgerechnet ich. Einen Augenblick lang hielt Morris inne und atmete tief ein. Aber davon wurde nichts besser. Im Gegenteil. Er steigerte sich nur noch weiter in seine Panik hinein. Er musste sich an der Wand abstützen, weil er jäh den Eindruck hatte, dass sich ihm der Boden entgegen wölbte.

       Und wenn ich es melde? Rhodan ist der Letzte, der kein Verständnis für seine Crew aufbringt.

      Bilder erschienen vor seinem inneren Auge. Immer deutlicher wurde die längst vergessen geglaubte Erinnerung und trieb seinen Puls in die Höhe.

      Da war ein Schädel, halbmondförmig, wuchtig ... Die Schuppenhaut wirkte wie bei einer Echse spröde und trocken, und die vier großen, runden Augen oben auf dem Schädelkamm starrten ihn durchdringend an. Wo bei einem Menschen der Hals war, öffnete sich ein schmaler Spalt und entblößte zwei Reihen spitzer Zähne. Diese Zähne kamen näher, waren ganz dicht über ihm ...

      Morris Thompson riss die Hände hoch und drückte sie auf die Ohren. Es half nichts, er hörte sich noch immer gellend schreien. Das war ein Schrei, den er sein Leben lang nicht vergessen würde. Zweieinhalb Jahre alt war er damals gewesen, aber die Szene hatte sich tief in ihm festgefressen. Er glaubte, Leichen zu sehen, Menschen in zerfetzten Raumanzügen, von Strahlschüssen halb verbrannt, entstellt, einige Atemschutzgeräte vor die Gesichtern pressend ...

      Das Chaos schlug über ihm zusammen. Er taumelte und drückte die Stirn gegen den kühlen Stahl, bis seine aufgewühlten Emotionen sich endlich wieder beruhigten. Seit die JOURNEE Andromeda erreicht hatte, quälten ihn diese Bilder. Sie wurden intensiver und kamen in immer kürzeren Abständen ...

       Du musst sie ignorieren!

      Er ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. Eine gehörige Portion Trotz, andere nannten es Hartnäckigkeit, hatte er stets an den Tag gelegt.

       Ich bin nicht psychisch krank. Dann würde ich nicht auf dem Spürkreuzer Dienst tun; die Mannschaft wurde auf Herz und Nieren überprüft.

      Es war nicht anders gewesen, als er auf die LEIF ERIKSSON gekommen war, Rhodans Flaggschiff. Bravourös hatte er alle Tests absolviert, vor allem hinsichtlich seiner Kommunikationsfähigkeit in Extremsituationen. Einige Mitbewerber waren vor angreifenden Spinnenkreaturen geflohen, nach überholten menschlichen Maßstäben hässliche Kreaturen, die Urängste weckten. Er hingegen hatte ihre Intelligenz erkannt und es geschafft, eine Verständigung herbeizuführen.

      Höchste Punktzahl dafür bei dieser Simulation, schoss es ihm durch den Sinn. Geeignet für Fernerkundung. Das hatte ihm die Möglichkeit eröffnet, unter dem Oberbefehl eines der potentiell Unsterblichen an Bord der modernsten Raumschiffe der Flotte auf Reisen zu gehen.

      Niemand hatte bei den Tests nach Maahks gefragt. Dann wären seine Ängste spontan zum Ausbruch gekommen.

      Er erreichte den nächsten Antigravschacht. Sekundenlang zögerte er, sich dem gerichteten Schwerkraftfeld