Clark Darlton

Perry Rhodan 26: Kontrollstation Modul (Silberband)


Скачать книгу

sie den Wald verließen, hatte Bradon fast einen Vorsprung von fünfzig Metern. In der Nähe des Waldrandes wartete er auf Surfat. Das Tageslicht begann einer milchigen Dämmerung Platz zu machen. Über dem Sumpfgebiet bildeten sich Nebelschwaden.

      Surfat war erleichtert, als sie bei der Space-Jet ankamen und die drei zurückgebliebenen Männer wohlbehalten antrafen. Doutreval und Gilliam hatten die gesamte Schleusenhalterung ausgebaut und waren mit der Reparatur beschäftigt. Captain Redhorse hielt Wache.

      »Haben Sie die Signalschüsse abgegeben, Sir?«, erkundigte sich Bradon.

      »Ja«, sagte Redhorse. »Es wird dunkel, und Sie würden im Wald nicht vorankommen.« Sein Blick fiel auf Surfat, der sich keuchend vor der Schleuse niederließ.

      »Was haben Sie da eingefangen?«, fragte Redhorse den Korporal.

      Das Tier auf Surfats Schulter blickte sich ängstlich um, klammerte sich aber entschlossen an der Jacke des Raumfahrers fest.

      »Das ist Mister Jefferson!«, rief Surfat.

      Bradon bekam runde Augen. »Ich wusste nicht, dass Ihr Freund einen Namen hat«, sagte er.

      »Ich habe ihn soeben getauft«, grollte Surfat.

      Redhorse warf einen nachdenklichen Blick auf das Pelzwesen. »Finden Sie nicht, dass Mister Jefferson ein ungewöhnlicher Name für ein solches Tier ist?«, erkundigte er sich bei Surfat.

      »Sein Name ist Mister Jefferson, Sir. Dieser Name passt zu ihm.«

      Mister Jefferson miaute zustimmend. Surfat kraulte ihm vorsichtig den Rücken.

      Es wurde dunkler, als Chard Bradon erwartet hatte. Die Temperatur sank um knapp zehn Grad. Tri II war vor drei Stunden am Horizont verschwunden. Das Licht der Sterne von Andro-Beta reichte jedoch aus, um das Land schwach zu erhellen.

      Bradon ging zehn Meter vor der Schleuse auf und ab und versuchte, mit den Augen die Nacht zu durchdringen. In einer halben Stunde war seine Wache vorüber; er würde in die Jet gehen und Redhorse wecken, der ihn ablösen wollte.

      Bradon fragte sich, ob seine vier Kameraden schliefen. Bestimmt hätte er kein Auge zugetan, wenn er in der Kommandokanzel gelegen hätte. Die erste Nacht auf einem fremden Planeten besaß immer etwas Unheimliches. Bradon hatte sich mit vielen älteren Raumfahrern unterhalten. Wenn man die erste Nacht auf einer unbekannten Welt überlebt, hatten diese Männer gesagt, kann man sich Hoffnung machen, die Erde wiederzusehen.

      Bradon blieb stehen und lauschte. Ab und zu hörte er ein Rascheln oder das Plätschern des Wassers. Der eigenartige Gesang, den sie beim Verschwinden der Kampfroboter gehört hatten, war bisher nicht wieder erklungen.

      Der langgestreckte dunkle Schatten schräg vor Bradon war der Waldrand.

      Auf der anderen Seite lagen die Berge, doch davon konnte Bradon jetzt nichts sehen. Das einzige Vertraute in Bradons Umgebung war die Silhouette der Space-Jet. Kaum wahrnehmbarer Lichtschein fiel durch die Kommandokanzel. Redhorse hatte lediglich die Kontrollbeleuchtung eingeschaltet, um nicht die Aufmerksamkeit irgendeines Nachträubers zu erwecken.

      Beinahe lautlos patrouillierte Bradon vor dem Kleinstraumschiff. Der Pflanzenteppich verschluckte das Geräusch seiner Schritte. Bradon wäre es lieber gewesen, wenn der Boden aus grobkörnigem Kies bestanden hätte, damit man die Annäherung eines fremden Wesens leichter gehört hätte. Vielleicht schlich schon irgend etwas durch die Nacht auf ihn zu, ohne dass er davon etwas merkte.

      Chard Bradon vertrieb diese Gedanken. Er durfte sich nicht durch irgendwelche Hirngespinste verwirren lassen.

      Irgendwo knackte etwas. Das Geräusch ließ Bradon zusammenfahren. Er umklammerte den Haltegurt des Kombistrahlers fester. Vor seinen Füßen huschte ein kleineres Tier vorbei. Bradon hörte das Rascheln, das es im Moos erzeugte. Dann war es wieder still. Allmählich trampelte Bradon einen Pfad durch das Moos, denn er legte immer wieder die gleiche Strecke zurück. Von Doutreval wussten sie, wie gefährlich die Pflanzen unter Umständen werden konnten.

      Von der Space-Jet klang ein Ruf zu Bradon herüber. Der Offiziersanwärter sah eine schattenhafte Gestalt auf sich zukommen. Es war Redhorse.

      »Die Ablösung ist erst in fünfzehn Minuten fällig, Sir«, sagte Bradon.

      Redhorse schulterte seinen Karabiner. Bradon glaubte ihn lächeln zu sehen.

      »Ist alles in Ordnung, Chard?«

      »Ich konnte nichts Verdächtiges feststellen, Sir.«

      »Haben Sie den Ring gesehen, Chard?«, erkundigte sich Redhorse, nachdem sie schweigend einige Meter nebeneinander gegangen waren. Bradon blieb verwirrt stehen.

      »Welchen Ring, Captain?«

      »Mister Jeffersons Ring, Chard«, erwiderte Redhorse ruhig. »Ich habe unseren Freund gründlich untersucht. Um seine linke Vorderpfote trägt er einen schmalen Metallring.«

      Bradon hatte das Gefühl, er müsste sich bei Redhorse entschuldigen. Surfat und er hatten den Ring nicht entdeckt. Redhorse hatte als einziger daran gedacht, Mister Jefferson zu untersuchen.

      »Was halten Sie davon, Sir?«

      »Ich würde sagen, dass ihm jemand diesen Ring umgelegt hat. Jemand, der damit wahrscheinlich seine Ansprüche auf dieses Tier demonstrieren will. Entweder hat sich Surfats Freund verirrt, oder er wurde absichtlich zu uns geschickt.«

      »Absichtlich?« Bradon schluckte. »Das glaube ich nicht. Jene, die das Tier losgeschickt hätten, müssten damit rechnen, dass uns der Ring misstrauisch macht. Er ist schließlich ein Hinweis, dass es hier irgendwo intelligente Wesen gibt.«

      »Vielleicht soll es eine Drohung sein«, meinte Redhorse.

      Bradon fragte voller Unbehagen: »Was werden wir jetzt tun?«

      »Das gleiche wie zuvor: Warten, dass Doutreval und Gilliam mit den Reparaturarbeiten fertig werden.«

      »Und Mister Jefferson?«

      »Ich glaube nicht, dass er eine Gefahr für uns ist. Wir sollten jedoch vorsichtig sein.« Redhorse legte Bradon eine Hand auf die Schulter. »Ihre Wache ist vorüber, Chard. Gehen Sie schlafen.«

      Bradon blickte verzweifelt auf die dunklen Umrisse der SJ-4C. »Ich glaube nicht, dass ich einschlafen kann, Sir.«

      »Gehen Sie nur«, empfahl ihm Redhorse. »Der Schlaf kommt von allein.«

      »Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass Indianer ein gutes Gehör besitzen«, sagte Bradon.

      »Das kann schon sein«, gab Redhorse zu.

      Bradon versuchte in der Dunkelheit das hagere Gesicht des Captains zu erkennen.

      »Ich bin froh, dass Sie jetzt Wache halten, Sir«, sagte er. Dann ging er durch die Nacht auf die Space-Jet zu und wurde gleich darauf eins mit den schattenhaften Umrissen des Raumschiffes.

      Für Redhorse bedeutete die Wache ein paar Stunden, während denen er mit sich und seinen Gedanken allein war. Obwohl der Cheyenne ein geselliger Mensch war, wusste er auch die Einsamkeit zu schätzen. Es war etwas Großartiges daran, bei fast vollkommener Stille in der dunklen Umgebung einer fremden Landschaft zu stehen und über verschiedene Dinge nachzudenken. Redhorse fühlte sich fast von seiner Verantwortung für die SJ-4C befreit; es kam ihm vor, als sei er plötzlich zu einem Einzelwesen geworden, ohne Beziehung zu irgendeinem anderen Individuum.

      Redhorse lauschte aufmerksam.

      Ja, dachte er spöttisch, Indianer besitzen ein gutes Gehör.

      Er hörte das schwache Säuseln des Windes, der von den Bergen kam und über das Tal hinwegstrich. Wenn er angespannt lauschte, konnte er sogar das feine Knistern des von seinen Stiefeln niedergetrampelten Mooses hören, das sich allmählich wieder aufrichtete. Für Redhorse war die Nacht mit unterschwelligen Geräuschen ausgefüllt, es summte, wisperte und raunte ununterbrochen.

      Nur die lauten Geräusche, die den Captain alarmiert hätten, blieben aus. Eine