fluchte erbittert, als der Gigant auf die Schleuse losging. Er warf sich ins Moos und riss den Strahler nach vorn. Die Pflanzen begannen sofort ihren Klebstoff auszuscheiden, doch Doutreval hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er zielte bedächtig und drückte ab. Diesmal hatte er mehr Glück. Das schildkrötenähnliche Wesen wurde in der Nähe des Kopfes getroffen. Es trompetete wie ein zorniger Elefant. Halb verrückt vor Schmerzen sprang es etwa zehn Meter in die Höhe. Doutreval hielt den Atem an, weil er befürchtete, der tonnenschwere Körper könnte auf die Kanzel der Jet fallen und sie zertrümmern.
Doch das seltsame Tier warf sich im Sprung herum und donnerte unweit von Doutreval ins Moos. Keuchend rannte der Funker auf die offene Schleuse zu. Die kleinen Augen des Monstrums erspähten Doutreval. Der Terraner sah, wie sich sein Verfolger in die Luft erhob und diesmal mit großer Zielsicherheit auf ihn zusegelte. Doutreval fragte sich entsetzt, wie es möglich war, dass das schwere Untier sich einfach in die Luft erheben konnte. Er blieb im Moos hängen und fiel. Die Schildkröte, oder was immer es war, landete wenige Meter hinter ihm und erschütterte den Boden. Mit aufgerissenen Augen sah Doutreval, dass das Riesentier seine Unterlippe wie eine Schaufel vorgeschoben hatte und auf ihn losging. Der Raumfahrer wollte schießen, doch die Waffe versagte. Doutreval schleuderte sie von sich und kroch auf Händen und Knien davon. Wie er befürchtet hatte, war er viel zu langsam, um die Jet zu erreichen, bevor er eingeholt wurde. Ein bösartiges Zischen ließ ihn anhalten. Fast gleichzeitig wurde er von der vorgeschobenen Unterlippe des Ungeheuers aufgehoben. Einen Augenblick lag er in der wulstartigen Vertiefung und wartete auf den Tod, dann schleuderte ihn das Tier mit einem Ruck ein paar Meter in die Höhe und fing ihn geschickt wieder auf. Die fremde Welt drehte sich um Doutreval. Jet, Mooslandschaft, Berge und Kampfroboter wirbelten durcheinander, bis er mit einem Aufschrei wieder in der Lippe landete.
Er versuchte herauszuspringen, doch sein Peiniger stülpte den Lippenrand um und warf ihn nieder.
Plötzlich wurde die Lippe schlaff, und Doutreval kippte heraus, fiel in das aufschäumende, nach Pfefferminz riechende Moos. Der Gigant gab ein eigenartiges Geräusch von sich, und seine Bewegungen erstarben. Gleich darauf wurden die Kampfroboter sichtbar. Mit vorgehaltenen Waffen näherten sie sich dem toten Tier.
Doutreval kam auf die Beine. Sein Körper schmerzte. Er schien jedoch nichts gebrochen zu haben. Er suchte seinen Strahler und schwankte auf die Schleuse zu. Kurz davor brach er kraftlos zusammen. Die Kampfroboter hatten den Angreifer erledigt, doch Doutreval gab sich keinen Illusionen hin. Solche Wesen waren im allgemeinen keine Einzelgänger. Er richtete sich auf und sah, wie die anderen Mitglieder der Besatzung den Hügel herabgestürmt kamen. Redhorse und Gilliam rannten an der Spitze.
Doutreval seufzte erleichtert. Zum Glück gab es hier kaum Moos. Der Schaum, den die Pflanzen produzierten, genügte nicht, um den Funker einzuhüllen.
Redhorse erreichte den Verletzten. Er half Doutreval auf die Beine.
»Wie ich sehe, hatten Sie Besuch«, sagte er trocken.
Doutreval atmete heftig. Er wischte sich Dreck und Schweiß aus dem Gesicht.
»Ohne die Roboter hätte ich es nicht geschafft«, stöhnte er.
Jetzt war auch Gilliam heran und half dem Captain, Doutreval in die Space-Jet zu bringen. Dann kam Bradon. Surfat erreichte den Diskus erst, als Doutreval bereits auf der Tragbare im Innern der Jet lag und von Redhorse untersucht wurde.
Der Korporal schob seinen schweren Körper keuchend in die Kommandokanzel. Mit einem Blick erfasste er die Lage. Dann begann er hoffnungsvoll zu schnüffeln.
»Ah!«, machte er. »Pfefferminztee! Doutreval, Sie sind ein Engel. Das ist genau das richtige Getränk für einen Mann, der das Rennen seines Lebens gelaufen ist.«
Doutreval fluchte erbittert, dann verlor er das Bewusstsein.
Surfat blickte sich unglücklich um.
»Müssen Sie immer ins Fettnäpfchen treten?«, fuhr Bradon ihn an.
»Das tote Tier dort draußen kann unter Umständen weitere Besucher anlocken«, sagte Redhorse. »Gehen Sie in die Schleuse, Whip.«
Der hagere Sergeant verschwand in der Schleusenkammer. Redhorse behandelte den bewusstlosen Funker. Nach einer Weile kam Doutreval wieder zu sich. Er klammerte sich an Redhorses Arm fest.
»Das Moos«, stammelte er. »Sie müssen auf das Moos aufpassen, Captain.«
»Schon gut«, sagte Redhorse besänftigend. »Machen Sie sich keine Sorgen. Die Gefahr ist vorüber.«
In diesem Augenblick kam Whip Gilliam herein. Redhorse bemerkte sofort, dass irgend etwas nicht in Ordnung war.
»Da draußen singt jemand«, sagte der Sergeant.
»Singen?«, echote Redhorse. »Was heißt das?«
»Es kommt aus dem Wald«, bekräftigte Gilliam. »Und es hört sich wie Gesang an.«
Redhorse wechselte einen raschen Blick mit Surfat. Die beiden Männer griffen nach ihren Waffen und folgten Gilliam in die Schleuse. Auch Bradon ging mit hinaus. Doutreval bewegte sich unruhig auf der Trage. Schließlich richtete er sich mühevoll auf und kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, das ihn zu übermannen drohte. Es gelang ihm, auf die Beine zu kommen und einige Schritte zu machen. Gleich darauf fühlte er sich besser. Er nahm ebenfalls eine Waffe und verließ die Kanzel.
Die Besatzung der SJ-4C hatte sich in der Schleusenkammer versammelt und beobachtete den Waldrand.
Ein hoher, seltsam klagender Ton drang zwischen den Pilzen hervor. Er ließ Doutreval erschauern.
»Das ist aber ein komischer Gesang«, bemerkte Surfat trocken.
»Ich habe einmal etwas Ähnliches im Requell-System gehört«, ließ Bradon verlauten. »Bei einer Beerdigung.«
»Machen Sie immer so passende Bemerkungen?«, entrüstete sich Surfat.
»Ruhe!«, befahl Redhorse. Der Gesang schwoll an. Er hörte sich an wie Wind, der durch irgendwelche Hohlräume pfiff.
»Die Roboter!«, schrie Doutreval auf.
Seine Stimme ging in dem anschwellenden Heulen, das aus dem Wald kam, fast unter.
Die beiden Kampfroboter kamen schwankend hinter dem toten Ungeheuer hervor. Jedenfalls glaubte Redhorse zunächst, dass sie schwankten. Dann erkannte er, dass sie ihre metallenen Gelenke nach der traurigen Melodie des Gesanges bewegten, der aus dem Wald herüberklang.
»Es sieht fast so aus, als würden sie tanzen«, sagte Bradon überrascht.
Die Roboter wiegten ihre Oberkörper hin und her. Ihre Bewegungen wirkten gleichmäßig, als hätten sie sie sorgfältig einstudiert.
»Mit ihrer Positronik scheint irgend etwas nicht zu stimmen«, übertönte Surfats grollende Stimme den Gesang. »Captain, wir sollten diese verrückte Welt auf schnellstem Wege verlassen.«
Redhorse beobachtete stumm die beiden Kampfmaschinen. Das Verhalten der sonst so zuverlässigen Roboter war mehr als ungewöhnlich. Redhorse fragte sich, ob der eigenartige Gesang etwas damit zu tun hatte.
Die Roboter tanzten um die tote Riesenschildkröte herum. Als sie auf der anderen Seite wieder auftauchten, begannen sie ihre Waffen abzufeuern. Die Strahlen zischten in den Himmel hinauf, wo allmählich Wolken aufzogen.
»Jetzt sind sie völlig verrückt geworden«, stöhnte Surfat.
Redhorse presste die Lippen aufeinander. Sie mussten irgend etwas tun, um die Roboter in die Space-Jet zurückzubringen und abzuschalten, bevor sie Unheil anrichten konnten.
»Einer muss hinaus und mit ihnen reden«, sagte Redhorse.
»Lassen Sie mich gehen, Sir«, sagte Bradon sofort.
»Wir werden beide gehen«, beschloss Redhorse und sprang aus der Schleuse. Die unsichtbaren Sänger wurden noch lauter, als die beiden Terraner sich vorsichtig den Kampfrobotern näherten.
»Hallo,