nichts mit Australien gemein) und daher eine eigene Reise wert. Was übrigens bei den meisten Trips zu Unrecht vollkommen übersehen wird, ist das kompakte, aber enorm vielfältige Tasmanien. Hier erwarten den Reisenden abwechslungsreiche Landschaften auf kleinstem Raum, randvoll mit dem australischen wildlife.
»Das klingt aber toll! Ich wünschte, ich könnte auch so spontan unterwegs sein«, kommentiert Steffen ihre Pläne mit einem Augenzwinkern. Doch als er ihr mit einfachen Worten zu erklären versucht, was er in Sydney machen wird, blickt er in ein Gesicht, das zu sagen scheint: Mit Computern kenn ich mich irgendwie nicht so gut aus.
Dummerweise unterbricht die Flugbegleiterin ihr Geplauder an dieser Stelle mit dem Abendessen. Und Steffen denkt sich: Hoffentlich sind die Leute in Australien wirklich etwas lockerer drauf. Deutsche Frauen erkennen einen Flirt ja nicht mal, wenn er sie im Clownskostüm anspringt.
Da seine Sitznachbarin kurz nach dem Essen keine Anstalten mehr macht, sich mit ihm zu unterhalten, beschließt Steffen, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen. Es gelingt ihm mehr schlecht als recht.
Crap! Was ist da schiefgelaufen?
Mit den Erwartungen ist es so eine Sache. Nicht, dass man sich nicht auf Australien freuen sollte – das Gegenteil ist der Fall! –, aber es gilt, mit den richtigen Erwartungen an die Reise heranzugehen.
Die größte Überraschung für die meisten Reisenden ist in der Tat, dass Australien weniger exotisch ist als angenommen. Sicher, Flora und Fauna sind einzigartig, aber es ist gar nicht so leicht, beides außerhalb von Zoo und botanischem Garten kennenzulernen. Und wer von Stadt zu Stadt reist, wird Australien durchqueren können, ohne ein einziges Känguru zu sehen. Davon abgesehen: Es ist sehr leicht, sich bei den Distanzen zu verschätzen, die zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten liegen. Das Bild, das Sie vielleicht gerade vom Outback im Kopf haben, liegt womöglich in einer sehr unzugänglichen Gegend, Tausende Kilometer von der nächsten Großstadt entfernt, und wurde vom Vollprofi fotografiert und nachbearbeitet.
Weniger exotisch als angenommen ist Australien auch, weil es schlichtweg keine ungewöhnliche Destination mehr ist. Das Land hat sich erfolgreich als Alternative zu den USA etabliert (»das bessere Amerika«) und zieht nicht nur deswegen Jahr für Jahr Millionen von Besuchern aus aller Welt an. Fast die Hälfte von ihnen kommt mit dem Ziel, Urlaub zu machen. Auch wenn sich das Land mittlerweile globaler Beliebtheit erfreut, gerade auch bei den Asiaten, wird man einer erstaunlichen Zahl von Touristen aus Westeuropa begegnen, vor allem auf den Backpackerpfaden an der Ostküste, wo es einige Hostels gibt, in denen Deutsch die Amtssprache zu sein scheint.
Von entscheidender Bedeutung ist die Frage, wie man den Aufenthalt in Australien organisiert oder, genauer gesagt, welches Visum man wählt. Australien bietet eine Vielzahl an Visa für so ziemlich jede erdenkliche Lebenssituation. Da Steffen von seiner Firma geschickt wurde (und das nicht als erster Mitarbeiter), kann er davon ausgehen, dass für ihn das richtige Arbeitsvisum ausgewählt wurde. Auch beim beliebten Working Holiday Visa kann man nicht viel falsch machen. Doch für alle anderen Anlässe gilt es, sich vorher schlauzumachen – und zwar gründlich, denn mit Detailfragen sind selbst die australischen Behörden gerne überfordert.
Was können Sie besser machen?
Diese Frage muss jeder für sich individuell beantworten. Wer zum Beispiel nach Australien reist, um sein Englisch zu trainieren, wird an den beliebten Destinationen der Ostküste womöglich enttäuscht. Da kann es schon mal passieren, dass keiner im Mehrbettzimmer vernünftig Englisch kann, die Dame von der Rezeption aber fließend Deutsch spricht. Wer also seine Fremdsprachenkenntnisse polieren möchte, muss den Kontakt mit den echten Australiern suchen, möglichst außerhalb der viel besuchten Orte.
Genauso sollte sich jeder Besucher fragen, was ihn eigentlich nach Australien zieht. Sind es die Sehenswürdigkeiten – oder vielleicht doch die Fauna? Wer Sightseeing betreiben will, ist in den Großstädten gut aufgehoben. Wer die australische Tierwelt kennenlernen möchte, muss raus aus der Stadt, hinein in den Busch – oder nach Tasmanien. In jedem Fall gilt: Es mag verlockend sein, Australien für einen Strandurlaub zu nutzen, aber das Land bietet viel zu viel, als dass man so eine reine Badetour empfehlen könnte.
Einfacher ist die Frage, was es beim Visum zu beachten gilt. Australien ist, anders als etwa das benachbarte Neuseeland, keine Nation, die jedermann einfach so mit offenen Armen empfängt. Pauschal gilt, dass jeder, der das Land betritt, ein Visum benötigt. Doch welches?
Wie oben bereits angedeutet: Das Working Holiday Visa, zugeschnitten auf junge Reisende, die nebenbei jobben möchten, ist eigentlich idiotensicher. Auch ein einfaches Transitvisum für wenige Tage lässt sich schnell organisieren. Mittlerweile geschieht dies natürlich online und, selbstverständlich, gegen üppige Vorauszahlungen per Kreditkarte, die auch dann nicht erstattet werden, wenn der Antrag abgelehnt wird.
Für alle anderen Anlässe empfiehlt sich die genaue Recherche. Und auch wenn die unbefriedigend ausfällt, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Genau wie bei komplexeren Problemen: Kann ich von einem Working Holiday auf ein anderes Visum wechseln, ohne das Land verlassen zu müssen? Online steht vielleicht eine Info, am Telefon sagt man Ihnen was anderes, und per E-Mail erreicht Sie eine dritte Meinung. Man gewinnt den Eindruck, dass die Vielzahl an möglichen Visa auch die Behörden überfordert, vom Personal am Flughafen, das die Visa kontrollieren muss, ganz zu schweigen. Eine Kopie des Visums sollte man daher stets bei sich tragen – und man sollte exakt wissen, was drinsteht, damit man sich notfalls behaupten kann.
Es gilt folglich, bei Unstimmigkeiten hartnäckig nachzufragen, bis man zu einer zufriedenstellenden Lösung kommt. Keinesfalls aber sollte man die falsche Form der Aufmerksamkeit auf sich ziehen, denn mit der australischen Immigrationsbehörde ist nicht gut Kirschen essen. Sollte der Eindruck entstehen, man würde sich nicht an die Regularien seines Visums halten (etwa sich mit einem Urlaubsvisum ein paar Dollar dazuverdienen), wird es schnell unangenehm. Da kann es schon mal passieren, dass man aufgefordert wird, seine virtuellen Arschbacken zu spreizen und etwa seine E-Mail- und Facebook-Passwörter herauszugeben, damit ein paar Agenten genüsslich die persönlichen Nachrichten auf Hinweise durchforsten können, ob man etwas Unlauteres im Schilde führt.
Daher: Das falsche Visum auszuwählen, kann ärgerlich sein, sich nicht an die Visumsbedingungen zu halten, ist ein absolutes Tabu. Wer erwischt wird, fliegt – und das auf eigene Kosten.
3
AM ZIEL
LENA KREUZT EIN FORMULAR ANUND SIEHT EINEN STAUBSAUGER
Lenas erster Gedanke ist, dass sie sich strecken möchte. Lenas erste Erkenntnis ist, dass sie sich nicht strecken kann.
Noch immer, fast zwanzig Stunden nachdem sie deutschen Boden verlassen hat, steckt sie im Flugzeug fest – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar hat sie einen Fensterplatz, aber die zwei Passagiere, die sie vom Gang trennen, schlummern noch tief und fest, als Lena nach einer kurzen Nacht aufwacht.
THE LONGEST HOP
Die meisten Reisenden nach Australien fliegen über Asien oder den Nahen Osten nach Sydney. Für diese »Känguru-Route«, die historisch auch als »The longest hop« beworben wurde, braucht es ungefähr einen Tag. Der Name rührt übrigens noch aus den Zeiten, in denen zahlreiche Zwischenstopps notwendig waren – und die Flüge entsprechend kurze Sprünge!
Heute hat man als Reisender eher die Qual der Wahl, denn die Routen nach Australien werden von zahlreichen, meist erstklassigen Airlines bedient – und deren Wettbewerb sorgt dafür, dass die Flüge vergleichsweise günstig sind. Ab rund 1.000 Euro kann man sich den Ausflug nach Sydney leisten – mehr als 1.500 Euro sollte man aber nicht bezahlen, ebenso wenig sollte die Gesamtreisezeit 24 Stunden deutlich übersteigen.
Wie weit Australien aber