Markus Lesweng

Fettnäpfchenführer Australien


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sein Kumpel punktet mit einem knalligen T-Shirt, das Lena humorvoll zugleich über seine sexuellen und alkoholischen Vorlieben informiert. Beide tragen alberne Bärte, die ihnen absolut nicht stehen.

      »We are from England«, erklärt der Größere der beiden und versorgt Lena mit einem Strom aus mäßig interessanten Informationen über die zwei und ihre Abenteuer in Cairns – und natürlich über die spannenden Dinge, die sie für heute Nacht geplant haben. Schließlich sei es Cairns, nicht wahr, wie er augenzwinkernd und mit einem britisch unterzahnten Lächeln hinzufügt. Lenas Taktik, möglichst einsilbig zu antworten, fruchtet nur bedingt, weshalb sie beschließt, nicht mehr gut Englisch zu sprechen: »I speak English not so good. Sorry!« Doch erst als sie sich demonstrativ dem Auspacken widmet, lassen die beiden Engländer von ihr ab und konzentrieren sich wieder auf ihren Abend, der, wenn Lena es richtig versteht, absolut »wicked« und »epic« werden wird.

      Mindestens drei Kreuze schlägt Lena, als die beiden sich verabschieden und endlich Ruhe einkehrt. Worauf habe ich mich da eingelassen, fragt sich Lena noch, als sie sich auf die durchgelegene Matratze schmeißt. Kurz darauf fallen ihr endgültig die Augen zu. Ihr Schlaf ist tief, fest und traumlos.

       Oh, cock! Was ist da schiefgelaufen?

      Lena hat die Erfahrung gemacht, die auf die meisten Backpacker wartet, die nicht im Voraus planen – wie bereits erläutert, gibt es für jede Region Australiens dankbare und weniger dankbare Reisezeiten (siehe Episode 1). Lena befindet sich in Cairns zu Beginn der eher unvorteilhaften Saison. Zwar ist es noch auszuhalten, aber die hohen Temperaturen und die schwüle Luft sind immer eine Herausforderung, insbesondere dann, wenn man in ein solches Wetter hineinreist, ohne ansatzweise akklimatisiert zu sein.

      Ein bisschen schlauer war Lena, als sie bereits im Voraus ein passendes Hostel ausgewählt hat. Allerdings war sie nicht so klug, auch das passende Zimmer vorher zu reservieren – in Spitzenzeiten sind die besten Etablissements nämlich gerne ausgebucht. Für Alleinreisende findet sich oft noch eine Lücke, aber wer zu zweit oder gar in der Gruppe reist, verbringt dann unnötig viel Zeit auf der Suche nach einer freien Unterkunft.

      Lena wusste also, wo sie hinwollte, aber mit einem hat sie nicht gerechnet – dass man ihr ein paar Typen aufs Zimmer packt, die sie mit der Kneifzange nicht anfassen würde. Doch genau das ist in Australien gang und gäbe; mixed dorms stehen in vielen Hostels zur Verfügung und wer – einmal mehr – nicht im Voraus bucht, muss/ kann dann auch mit dem anderen Geschlecht im Raum untergebracht werden.

       Was können Sie besser machen?

      In diesem Fall ist die Antwort leicht: Für die ersten paar Tage gilt es, einen oder gleich zwei Gänge zurückzuschalten – und sich möglichst viele Dinge zu ersparen, die stressig werden können. Nahezu alle Australienreisenden haben einen der längsten Flüge ihres Lebens hinter sich und stehen, je nach Destination, vor einem mittelschweren Klimaschock. Vom Jetlag (siehe Episode 7) noch ganz zu schweigen. Die Empfehlung daher auch an alle spontanen Backpacker: für die ersten Nächte unbedingt ein passendes Hostel auswählen und ein Zimmer reservieren.

      Aber welches? In Australien bieten die Hostels Unmengen an verschiedenen Zimmern an. Single rooms für Alleinreisende sind eher rar, aber für Duos ist meist gesorgt. Wichtig dabei: Ein twin ist mit zwei separaten Betten ausgestattet, das double ist nur für die Paare, die auch kuscheln möchten. Gelegentlich gibt es auch noch triples, bei denen allerdings nicht immer klar ist, ob es auch drei separate Betten gibt.

      Eine eigene Matratze für jeden, meist gut eingelegen, gibt es in den dorm rooms. Das Minimum hier sind vier Betten pro Zimmer, nach oben sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Je mehr Etagenbetten im Raum sind, desto billiger wird die Nacht. Wer also vollkommen schmerzfrei ist, kann sich mit bis zu einem guten Dutzend anderer Leute eine Unterkunft teilen und dafür ein paar Dollar sparen.

      Wie bereits angedeutet, ist es dabei durchaus üblich, Männlein und Weiblein im gleichen Zimmer einzuquartieren. Wer da empfindlich ist, muss darauf achten, dass er oder sie im Voraus explizit auf ein female bzw. male dorm besteht. Wer einfach ins Hostel hineinmarschiert, wird natürlich ins nächstbeste freie Bett verfrachtet, und das befindet sich wahrscheinlich in einem mixed dorm.

      Wichtig ist noch, darauf zu achten, ob eine Klimaanlage vorhanden ist – und ob sie auch funktionstüchtig ist. In den nördlichen Breiten ist das fast immer der Fall, doch es lohnt sich, nachzufragen. Selbst wenn eine Klimaanlage vorhanden ist, müssen Sie darauf achten, dass sie auch angeschaltet bleibt – es gibt immer wieder ein paar Weltretter, die die Anlage nachts ausschalten, um Strom zu sparen. Doch wenn sich ein Dutzend Leute bei dreißig Grad einen kleinen Raum zum Schlafen teilt, wird daraus bald ein olfaktorisches Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Lüften ist auch nicht immer so einfach – wer in einfachen Hostels nächtigt, dem kann es passieren, dass er ein Zimmer ohne Fenster bekommt …

      Klimaanlagen laufen ins Australien viel und oft, aber eher selten werden sie so stark eingestellt, dass man sich eine Jacke anziehen muss – wie das in vielen anderen tropischen Ländern der Fall ist. Das reduziert das Risiko, sich auch noch eine Erkältung einzufangen, zumindest deutlich.

      Folglich: Es lohnt sich, zumindest für die ersten Tage eine Vorauswahl für die Unterkunft zu treffen, auf Basis von Reiseführern (gut), dem Internet (besser) oder persönlichen Empfehlungen (am besten). Auch der erste Eindruck entscheidet, ob man sich in einem Land wohlfühlen und seine Reise genießen wird. Das ist wesentlich schwerer, wenn man nach langer Suche mit Gepäck bei dreißig Grad durch die Stadt schlurft und dann nur noch ein fensterloses Zimmer findet, das man mit mehr Leuten teilen muss, als man Finger hat.

      6

       IM ZUG

       STEFFEN STEIGT IN DIE BAHN UNDSUCHT DIE PASSENDEN WORTE

      »Ja, da kann ich Ihnen die Blue Mountains empfehlen …, wenn Sie da noch nicht gewesen sind?«

      Steffen schüttelt den Kopf. Er hat noch keine richtige Tour unternommen.

      »Die sind auch nicht weit von hier!«, sagt die Dame an der Rezeption und erklärt ihm mit Karte und Stift, wie er die Blue Mountains am besten erreichen kann. Kurz darauf macht sich Steffen auf den Weg zum Bahnhof, wo er den Zug besteigt, der ihn in zwei Stunden nach Katoomba bringen soll. Es ist ein herrlicher Tag für einen Ausflug. Ganz Sydney muss arbeiten, nur Steffen scheint Zeit zu haben, in die Berge zu fahren, um dort in der Sonne umherzuspazieren. Und: Vom Dauerregen ist auch keine Spur mehr.

       MITTEN INS BLAUE

      Die nächstliegende Empfehlung für einen schönen Tagestrip aus Sydney heraus ist auch die am nächsten liegende: Nur gute zwei Zugstunden von den Toren der Metropole entfernt befinden sich die Blue Mountains, eine große Hügelkette, die dem ziemlich ähnlich sehen dürfte, was die meisten Menschen sich spontan unter Australien vorstellen.

      Für viele Reisende ist es die erste Begegnung mit der australischen Wildnis und das erste Mal, dass sie vor einem Panorama stehen und zufrieden »Ah!« sagen können. Der Name Blue Mountains ist übrigens auf die Eukalyptusbäume zurückzuführen, deren Ausdünstungen die Luft blau zu färben scheinen.

      Zwar sind die großen Orte in den Blue Mountains – allen voran Katoomba – touristisch voll erschlossen, aber dennoch gehen nur wenige Meilen davon entfernt in den scheinbar endlosen Wäldern regelmäßig Wanderer verloren, manchmal auch für immer. Der Ausflug lohnt sich in jedem Fall – aber seien Sie vorbereitet: In den Bergen kann der Nebel sehr hartnäckig sein.

      Nach einer guten halben Stunde Fahrt ist Steffen tief in Gedanken versunken. Er starrt aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Häuser und realisiert, dass Sydney