Pete Hackett

Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western


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      6

      »Komm, mach keine Zicken, du kriegst fünf Dollar!« Dunn zerrte das zierliche, bleiche Mädchen die Treppe hoch, die im lärmenden Saloon ins Obergeschoss führte. Er stieß die erstbeste Tür auf und sah ein nacktes, weißblondes Mädchen im Bett. Die Saloonschöne schrie, sprang auf und schleuderte Dunn einen Schuh entgegen.

      Der Kerl bückte sich. Der Schuh flog über ihn hinweg in den raucherfüllten Saloon hinunter.

      »Tür zu!« Das Mädchen bückte sich nach dem nächsten Schuh.

      »Ist ja gut«, murmelte Dunn und schmetterte die Tür zu.

      »Dummkopf«, schalt die Zierliche. »Wir müssen in Zimmer dreizehn!«

      »Dreizehn? Hast du kein anderes?«

      »Abergläubisch, was?« Das Mädchen lachte, ging weiter, und Dunn folgte ihr.

      Die Dreizehn stand in großen silbernen Metallbuchstaben auf einer der Türen. Das Mädchen öffnete und schob ihn hinein, folgte und schloss die Tür.

      »Her mit dem Zaster!«

      Sie war auf einmal so couragiert, dass es Jed Dunn ein bisschen unheimlich wurde.

      »Los, zieh dich aus.« Sie streifte sich das Kleid über die Schultern und stieg mit schlanken Beinen in Netzstrümpfen heraus, nur noch mit Strumpfbändern bekleidet. Ein Holster mit einer winzigen Pistole war daran befestigt.

      Dunn sperrte den Mund auf.

      »Was ist denn mit dir, du wolltest doch aufs Zimmer. Von mir aus kannst du auch wieder verschwinden. Aber den Zaster kriegst du nicht zurück!«

      Dunn zog das staubige Hemd aus der Hose und über den Kopf.

      Das Mädchen trat zurück, mit den schlanken Armen. »Mann, was schleppst du denn für einen Dreck mit dir herum? Pfui Teufel, du musst erst mal in den Badezuber. Los, zieh die Hose aus. Nun mach schon, ich habe nicht ewig Zeit!«

      Sie half Jed Dunn aus der Hose und den Stiefeln und schleuderte seinen Patronengurt mitsamt dem Colt achtlos über das Bett hinweg. Die Waffe knallte gegen die Wand und landete auf den Dielen.

      Das Mädchen riss die Tür wieder auf und schob Dunn vor sich her auf die Galerie.

      Inzwischen standen ein halbes Dutzend Männer und genauso viele Mädchen auf der Treppe. Einen Augenblick herrschte Verblüffung, dann erschallte lautes Gelächter.

      »Der hat den Dreck von zwei Jahren am Körper!«, rief das Mädchen. »Nach links, Freundchen. Letzte Tür. He, Keeper, wir brauchen warmes Wasser!«

      Von unten schauten mehrere Dutzend Augenpaare zur Galerie hinauf.

      Das Gelächter dröhnte Dunn in den Ohren, die rot anliefen und fürchterlich zu brennen begannen.

      Er wirbelte herum, stieß das nackte Mädchen zur Seite und stürmte ins Zimmer zurück. Sie folgte ihm, schloss die Tür und zog das Kleid an. Danach holte sie seinen Patronengurt und legte ihn auf ein Tischchen unter einem ovalen Spiegel.

      Dunn zog sich an. Die Lust, mit dem Mädchen ins Bett zu gehen, war ihm gründlich vergangen.

      Sie öffnete die Tür und blieb demonstrativ daneben stehen, bis er, den Patronengurt umschnallend, hinausging.

      Wieder empfing ihn Gelächter. Der Weg in den Saloon glich einem Spießrutenlauf. Unten traf er Barn. Und der grinste, ebenfalls schadenfroh.

      Dunn stürzte hinaus.

      »Sag’ deinem Freund er soll sich bald wieder sehen lassen!«, rief das Mädchen von der Galerie herunter. »So schnell verdienen wir unser Geld selten!«

      Barn folgte Dunn, der erst an der nächsten Ecke stehenblieb.

      »Die verdammte Hure hat mich geleimt.«

      »Sie wollte dich nur baden, Jed. Und das hättest du wirklich mal nötig.«

      »Du vielleicht nicht?«

      »Doch. Aber ich war ja nicht verrückt auf die Kleine.«

      »Hallo!«, rief ein Mädchen vor einem anderen Saloon mit strahlendem Lächeln herüber.

      »Weibervolk!«, zischte Jed Dunn. »Darauf falle ich so schnell nicht mehr rein!«

      »Dann lass uns die Pferde holen und verschwinden. Vielleicht ist der Trailboss inzwischen mit der Besichtigung fertig.« Barn steuerte den Mietstall an.

      7

      Mark Cannon kam ihnen entgegen, als die Stadt etwa hundert Yard hinter ihnen lag. Der Trailboss ritt schnell und erreichte sie binnen weniger Minuten.

      Sie zügelten die Pferde und schauten ihn an.

      »In Ordnung, ich kaufe.«

      »Und wann?«

      »Wir können die Rinder heute noch zählen. Dann habt ihr am Abend das Geld.«

      »Einverstanden.«

      »Ich hole meine Leute und komme wieder raus.« Cannon ritt an ihnen vorbei und der Stadt entgegen.

      Barn rieb sich die Hände. Nebeneinander setzten er und Dunn den Weg fort.

      Ben saß an einem kleinen Feuer ein Stück vom Creek entfernt im Schutz der Büsche und briet sich ein Stück Fleisch, das er auf sein Messer gespießt über die Flammen hielt. Er vermied es, die beiden anzuschauen.

      »Wo hast du denn das Fleisch her?«, staunte Dunn. »Hat dir das der Trailboss vermacht?«

      Ben stand auf. Sein Gesicht war rot vor Zorn. »Wie kommt ihr dazu, McLeans Herde einfach zu verkaufen?«

      Barn stieg ab, ging zum Feuer und stieß den Fuß hinein. Die Flammen loderten auf und ein paar Funken wurden in die Höhe getragen.

      »Wir drei können es unmöglich schaffen«, erklärte Dunn. »So kriegt der Boss immerhin sechzehntausend Bucks. Andernfalls könnte er die Herde in den Wind schreiben.«

      Ben ging in die Hocke und hielt das Fleisch erneut über das Feuer. »Ohne ihn zu fragen?«

      »Du kannst ja kurz heimreiten«, sagte Barn. »Weißt du, wie weit es bis Alvin ist?«

      »Vielleicht sechshundert Meilen«, erklärte Dunn, der nun auch in die Hocke ging. »Reite, mein Junge. Wir warten bis morgen früh. Das schaffst du lässig!«

      Ben murmelte Unverständliches vor sich hin, weil ihm Argumente fehlten. Er wusste selbst, dass