James Cook

Entdeckungsfahrten im Pazifik


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Dieses wird in ihren Familien vererbt, und in dem Augenblick, da der Erbe geboren, folgt er dem Vater sowohl im Titel als auch im Besitz, zumindest dem Prinzipe nach; denn es ist offenkundig, dass der Letztere während der Kindheit seines Sohnes oder seiner Tochter noch die Macht haben muss.

      Alldieweil ich nun nach bestem Vermögen von der Art und den Sitten dieser Leute Bericht erstattet, wird man erwarten, dass ich jetzt auch über ihre Religion berichte. Dies aber ist ein Ding, von dem ich so wenig erfahren, dass ich es kaum zu berühren wage, und ich würde es mit Schweigen übergehen, wäre es nicht meine Pflicht wie meine Neigung, in diesem Logbuch auch die geringste Kenntnis zu vermelden, die ich von einem Volke erlangt, welches für viele Jahrhunderte von fast jedem anderen Teil der Welt abgeschlossen gewesen. Sie glauben, dass es einen höchsten Gott gibt, welchen sie Tane nennen; von ihm sei eine Zahl niedriger Götter entsprungen, welch selbige sie als Eatuas bezeichnen; diese nämlichen regieren ihrem Glauben nach über sie und mischen sich in ihre Dinge ein, und sie bringen ihnen Opfer wie Schweine, Hunde, Fische, Früchte etc. dar und rufen sie bei manchen bestimmten Gelegenheiten an, wie in Zeiten der Gefahr, beim Aufbruch zu einer langen Reise, bei Krankheiten etc. Doch die Zeremonien, deren sie sich bei diesen Gelegenheiten bedienen, kenne ich nicht. Was wir erst als Begräbnisstätten ansahen, sind Orte der Verehrung und dienen der Abhaltung religiöser Zeremonien. Die Opfergaben werden auf Altäre gelegt, die 8, 10 oder 12 Fuß hoch auf stämmigen Pfählen errichtet sind; der Tisch des Altares, auf welchem die Gaben liegen, ist im Allgemeinen aus Palmblättern. Ihre Opferstätten und die Gräber der Toten scheinen sie heilig zu halten. Die geopferte Nahrung, nahe der Gräber niedergelegt, ist meines Wissens nicht für die Verstorbenen, sondern für den Eatua, welcher sich sonst als ungnädig erweisen könnte; denn sie glauben an einen künftigen Stand der Belohnungen und Strafen, doch wie sie sich denselben vorstellen, weiß ich nicht. An einigen wenigen Orten haben wir kleine abseits stehende Häuser gesehen, welche dem Zwecke des Empfangs der Opfergaben an den Eatua, kleine Streifen Tuches, Nahrungsmittel etc., dienen. Ich bin der Meinung, dass sie dem Eatua einen Streifen oder ein kleines Stück jeden Tuches ihrer Herstellung opfern, bevor sie es selbst benutzen, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie mit ihrer Nahrung ebenso verfahren. Doch da es nur wenige dieser Häuser gibt, kann dies nicht allgemeiner Brauch sein; er mag wohl nur von den Priestern und solchen Familien beobachtet werden, welche gläubiger denn die anderen sind. Nun, da ich der Priester Erwähnung getan habe: Es sind nur Männer, die diese Funktion ausüben, und Tupia ist einer von ihrer Zahl. Sie scheinen in keinem hohen Ansehen zu stehen, noch können sie ihren Unterhalt völlig mit ihrem Berufe bestreiten; dies lässt mich annehmen, dass diese Leute nicht bigottisch in Bezug auf ihre Religion sind. Die Priester übernehmen bei manchen Gelegenheiten das Amt des Arztes, und ihre Hilfe besteht in der Abhaltung einer religiösen Zeremonie vor der kranken Person; ebenfalls krönen sie den Eare dehi oder König. Bei selbigen Krönungen, so berichtete man uns, wird eine strenge und aufwändige Zeremonie beobachtet, nach deren Ablauf jedermann die Freiheit hat, den neuen König für den Rest des Tages nach Belieben zu behandeln und zu necken …

      Sie berechnen die Zeit nach dem Mond, den sie Malama nennen, und geben 30 Tage jedem Mond; bei zweien dieser Tage sagen sie, der Mond sei matte, das heißt tot, und dies ist zu der Zeit des Neumondes, wenn er nicht zu sehen ist. Der Tag ist in kürzere Spannen aufgeteilt, welche nicht weniger denn zwei Stunden betragen. Ihre Berechnungen gehen nach Einheiten zu 10 und 20 bis zehnmal 20 oder 200 etc. Zum Zählen benutzen sie gewöhnlich ihre Finger und wechseln so lange von einer Hand zur anderen, bis die Zahl erreicht ist, die sie auszudrücken wünschen; doch wenn es eine hohe Zahl ist, nehmen sie an Stelle ihrer Finger Stücke von Blättern …

      Obwohl diese Insel im Wendekreis des Steinbocks liegt, ist die Hitze dennoch nicht zu störend; auch wehen die Winde nicht beständig von Osten, sondern sie sind Veränderungen unterworfen. Häufig weht zwei oder drei Tage lang ein frischer Wind aus südwestlicher Richtung, doch sehr selten aus dem Nordwesten. Wenn diese wechselhaften Winde statthaben, sind sie jedes Mal von einer Dünung aus dem Südwesten oder von West-Süd-West begleitet; und Gleiches geschieht, so es ruhig ist und gleichzeitig viele Wolken die Atmosphäre erfüllen …

      Die Begegnung mit westlichen Winden innerhalb der allgemeinen Grenzen des östlichen Passats ist ein wenig ungewöhnlich und hat frühere Navigatoren zu dem Schlusse geführt, dass dies durch die Nähe eines großen Landstückes verursacht sei; doch glaube ich eher, dass die Ursache eine andere ist. Sowohl der Dolphin als auch wir haben die Entdeckung gemacht, dass sich der Passatwind in jenen Teilen dieser See nicht weiter denn 200 in den Süden erstreckt, und außerhalb dieser Gegend trafen wir im Allgemeinen auf einen westlichen Wind; ist daher nicht die Annahme gestattet, dass diese Winde, so sie heftig wehen, die östlichen Winde beeinträchtigen und zurücktreiben müssen und solchermaßen die verschiedenartigen Winde und die südwestliche Dünung verursachen, die ich bereits erwähnt. Es ist wohl bekannt, dass die Passatwinde in einiger Entfernung innerhalb ihrer Grenzen nur schwach blasen und deshalb mit Leichtigkeit von einem Wind der entgegengesetzten Richtung aufgehalten werden. Ebenso ist bekannt, dass diese Grenzen Veränderungen von einigen Graden unterworfen sind, und dies nicht nur zu verschiedenen Jahreszeiten, sondern auch während ein und derselben Jahreszeit. Ein anderer Grund, aus welchem ich annehme, dass diese südwestlichen Winde nicht durch die Nähe eines großen Landstückes verursacht werden, ist dieser, dass sie stets von einer starken Dünung aus derselben Richtung begleitet werden und wir eine viel stärkere Brandung an den Südwestküsten der Inseln finden, eben innerhalb der Grenzen der Passatwinde gelegen, denn an irgendeiner anderen Stelle …

      Ich habe vorhin angedeutet, dass diese Leute ein umfangreiches Wissen von den Inseln dieser Seen haben; Tupia hat uns, wie auch mehrere andere, einen Bericht über mehr denn siebzig von ihnen gegeben. Doch da der Bericht, welchen sie von ihrer Lage gegeben, so ungewiss ist, scheue ich mich, eine Liste von ihnen zu erstellen, ehe ich von Tupia die Lage einer jeden Insel mit größerer Genauigkeit erfahren habe. Vier dieser Inseln, nämlich Huaheine, Ulietea, Otaha und Bolabola, liegen, so hörten wir, nur eine oder zwei Tagesreisen mit dem Segelschiff nach Westen von der Georgs-Insel entfernt; dort könnten wir Schweine, Geflügel und anderes zu unserer Kräftigung erlangen, mit welchen Artikeln wir auf dieser letzten Insel nur knapp versorgt waren. Die Besatzung unseres Schiffes war von der stets harten Arbeit hierorts und dem zu freien Verkehr mit Frauen bei schlechterer Gesundheit denn bei unserer Ankunft; die Hälfte litt nunmehr unter der geschlechtlichen Krankheit. In dieser Lage hielt ich dafür, dass es ihnen schwer werden würde, dem kalten Wetter zu trotzen, welches zu dieser Jahreszeit im Süden herrschen mochte; und deshalb fasste ich den Entschluss, ihnen einige Zeit der Erholung zu gewähren, während wir zu den genannten Inseln fuhren und selbige erforschten.

      Cook beschloss nun, nach Südwesten zu segeln und sich so seiner zweiten, geheimen Mission zu widmen – der Suche nach dem postulierten Kontinent –, obwohl er nicht an eine große Landmasse nahe Tahitis glaubte. Wie erwähnt, blieb er jedoch noch eine Zeit lang in tropischen Gewässern, bis sich der Gesundheitszustand seiner Männer gebessert hatte, und nahm einen Priester aus Tahiti namens Tupia mit; dieser hatte seine Einladung vielleicht deswegen angenommen, weil er an einer Verschwörung gegen Tootaha beteiligt war, den Häuptling des Matavi-Distrikts, wo der Dolphin und die Endeavour ankerten. Aus diesen Gründen hielt sich Cook länger in den Tropen auf und entdeckte, beschrieb und erfasste die schönen und fruchtbaren „Inseln unter dem Winde“, eine Gruppe der Gesellschaftsinseln, bevor er sich auf die Suche nach dem südlichen Kontinent machte.

       Dienstag, 15. August

      Die am weitesten nach Süden zu liegende Insel, welche Tupia aufgesucht oder von welcher er irgend Kenntnis besitzt, liegt nur zwei Tagesreisen mit dem Segelschiff von Ohetiroa entfernt und wird Moutou genannt; doch er sagt, sein Vater habe ihm dereinst berichtet, es seien Inseln noch im Süden derselben zu finden. Wir sind aber nicht der Ansicht, dass er von einem Kontinent oder einem großen Stück Landes weiß oder jemals gehört hat. Ich habe keinen Grund, Tupias Bericht über diese Inseln in Zweifel zu ziehen; denn als wir Ulietea verließen und gen Süden steuerten, sagte er, wenn wir uns etwas mehr östlich hielten (was der Wind uns nicht erlaubte), würden wir Mannua sehen, doch wenn wir unsere Richtung beibehielten, würden wir Ohetiroa sehen. Und so ergab es sich denn auch. Wenn wir auf die Inseln im Süden treffen, von welchen er spricht,