James Cook

Entdeckungsfahrten im Pazifik


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Marssegel reffen; so glücklich traf es wohl kein Schiff zuvor in jenen Seen, welche man ihrer heftigen Stürme wegen fürchtet; die Umsegelung des Kaps Horn gilt etlichen als waghalsiges Unterfangen, und andere geben bis zum heutigen Tag der Straße des Magellan den Vorzug. Da ich nie durch jene Straße segelte, vermag ich mein Urteil nur auf eine sorgfältige Vergleichung der Logbücher derjenigen Schiffe zu gründen, die selbige passierten, und der anderen, die das Kap Horn umsegelten. Mein Augenmerk richtet sich dabei insbesondere auf die beiden letzten Reisen des Dolphin und auf unsere Fahrt; alldieweil hier die Jahreszeit die gleiche ist, mag man mit Grund annehmen, dass auch dieselben Winde vorherrschen. Der Dolphin brauchte auf seiner letzten Reise drei Monate, durch die Straße zu gelangen, ungerechnet die Zeit, da er in Port Famine lag; und so ich der Winde gedenke, welche wir hatten, so gelange ich zu der festen Überzeugung, dass wir, wären wir durch jene Passage gekommen, nicht in diese Seen gelangt wären, abgesehen von der Erschöpfung unserer Männer und dem Schaden an unseren Ankern, Trossen, Segeln und der Takelage, von welchen wir allesamt verschont blieben bei der Passage um das Kap Horn.

      Der südliche Kontinent

      Cook segelte jetzt in nordwestlicher Richtung seinen ersten Zielen entgegen – Tahiti und dem Durchgang der Venus –, doch er fuhr westlich der Routen, welche frühere Navigatoren genommen hatten. Anfang März befand er sich 560 Meilen westlich von Chile und enthüllte dadurch einige Fehlkalkulationen Dalrymples; denn er segelte genau durch den Osten des vermuteten Südlandes.

       Mittwoch, 1. März

      Aus den erwähnten Beobachtungen ergibt sich eine Länge von 110° 33‘ W von Greenwich; dies bedeutet eine genaue Übereinstimmung mit der Länge, welche das Logbuch von Kap Horn ausweist. Solche Längengleichheit nach einer Fahrt von 660 Meilen ist überraschend und steht nicht zu erwarten; aber da es sich so verhält, dient es ebenso wie die wiederholten Versuche, die wir bei dazu günstigem Wetter anstellten, zum Beweis, dass keine Strömung unser Schiff erfasste, seit wir in diese See kamen. Dies gilt als sicheres Anzeichen, dass wir niemals in die Nähe bedeutender Landmassen gelangten, denn in Landnähe herrschen üblicherweise Strömungen: Es ist wohl bekannt, dass auf der Ostseite des Kontinents in der Nordsee in mehr denn hundert Meilen Entfernung vom Lande Strömungen anzutreffen sind, und selbst inmitten des Atlantischen Ozeans zwischen Afrika und Amerika findet man stets Strömungen; so vermag ich nicht einzusehen, warum in dieser See keine Strömungen herrschen sollten, so man annimmt, ein Kontinent oder sonstiges Land läge nicht weit westlich von uns, wie das etliche postulieren; und so je eines Menschen Auge solches Land erblickte, so können wir nicht weit davon sein, befinden wir uns doch itzo 560 Meilen im Westen der Küste von Chile.

      Tahiti, April–Juli 1769

      Anfang April sichtete man auf der Endeavour einige der Inseln des Pan-motu- oder Low-Archipels, doch obwohl sie bewohnt waren, ging Cook nicht vor Anker; er segelte weiter und erreichte Tahiti am 11. April. In seinem Kampf gegen den Skorbut hatte er bereits große Erfolge erzielt, teilweise seiner vorbeugenden Maßnahmen wegen, teilweise aber auch, weil er die Energie und das psychologische Gespür besaß, die zur Durchsetzung seiner Maßnahmen erforderlich waren.

       Donnerstag, 13. April

      Zu dieser Zeit hatten wir nur weniger Männer Namen auf der Krankenliste, und die Beschwerden waren geringer Natur. Die Besatzung erfreute sich im Allgemeinen guter Gesundheit, was vorzüglich dem Sauerkraut, der Brühe und dem Malz zu danken war. Die beiden Ersteren wurden den Männern dargereicht, das eine an Fleischtagen, das andere an Feigentagen; aus dem Malz wurde Würze hergestellt, welche nach Anweisung des Arztes jedem Manne gegeben wurde, der auch nur die geringsten Anzeichen von Skorbut erkennen ließ. Selbigen Maßnahmen sowie der Sorgfalt und Wachsamkeit des Arztes, Mr. Munkhouse, ist es zu danken, dass diese Krankheit sich nicht auf dem Schiffe verbreitete. Das Sauerkraut stieß zunächst auf Ablehnung, bis ich eine Methode zur Anwendung brachte, die meines Wissens bei Seeleuten noch nie ihre Wirkung verfehlte: Ich ließ jeden Tag davon auf den Tisch bringen und gestattete allen Offizieren ohne Ausnahme, Gebrauch davon zu machen; den Männern ließ ich die Wahl, entweder nach Belieben davon zu verzehren oder sich gänzlich seiner zu enthalten. Nach einer Woche schon fand ich es vonnöten, jedermann an Bord davon zukommen zu lassen; denn dieses ist die Wesensart der Seeleute im Allgemeinen: Es missfällt ihnen alles, was man ihnen nicht in der üblichen Weise zukommen lässt, mag es auch noch so sehr ihrem Besten dienen, und man höret von ihnen nur mürrische Worte gegen den, der eine solche Zuteilung vorgenommen; doch in dem Augenblick, da sie sehen, dass ihre Vorgesetzten Wert darauf legen, wird es das Köstlichste auf Erden, und der Erfinder einer solchen Einrichtung erfährt hohes Lob.

      Cook ging in Wallis‘ Royal Bay, der „Königlichen Bucht“ (Matavi), vor Anker. Die Eingeborenen begrüßten ihn herzlich; sie erinnerten sich der imposanten Geschütze des Dolphin und der Offiziere Cooks, die schon mit Wallis gefahren waren. Dennoch erwiesen sie sich als raffinierte Diebe, und einige ihrer Sitten und Gebräuche setzten die Europäer in Erstaunen.

       Donnerstag, 13. April

      Kaum waren wir in selbiger Königlichen Bucht vor Anker gegangen, als sich auch schon eine große Anzahl Eingeborener in Kanus unserm Schiffe nahte; sie führten Kokosnüsse etc. mit sich, welchen sie dem Anschein nach großen Wert beimaßen. Unter jenen, die unsere Begegnung suchten, befand sich ein älterer Mann mit Namen Owhaa; seiner erinnerten sich die Herren, welche diesen nämlichen Ort bereits mit dem Dolphin besucht, und taten seiner oft Erwähnung als eines zu etlichen Diensten Bereiten. So nahm ich ihn (mit einigen anderen) an Bord mit dem Gedanken, er könne uns bei Gelegenheit von Nutzen sein. Da unser Aufenthalt an diesem Ort sehr wohl von längerer Dauer sein mochte, erachtete ich es als äußerst wichtig, dass bezüglich des Verkehrs mit den Eingeborenen eine gewisse Ordnung beobachtet würde; dass solcher Ware, die wir zum Zwecke des Handels an Bord führten, stets ein angemessener Wert zukommen sollte und derselbe nicht nach eines jeden Geschmacke beurteilt würde; denn dies würde zweifelsohne zu Verwirrung und zu Streitigkeiten zwischen uns und den Eingeborenen führen und sicherlich den Wert solcher Artikel mindern, mit welchen wir Handel treiben konnten. Dieser Gefahr zu begegnen wurden gewisse Regeln erlassen, als da sind:

       Omai von der Insel Ulietea

      Regeln, welch nämliche jedermann zu beobachten hat, welcher dem Schiffe Seiner Majestät, der Endeavour, angehöret, zum Zwecke der besseren Einrichtung eines geregelten und einheitlichen Handels mit Vorräten etc. mit den Einwohnern der Georges-Insel.

      1. Auf jede geziemende Weise ist eine Freundschaft mit den Eingeborenen anzustreben; sie sind mit äußerster Freundlichkeit zu behandeln.

      2. Es erfolgt die Ernennung einer oder mehrerer geeigneter Personen, welchen jede Art des Handels mit Vorräten, Früchten und anderen Produkten der Erde obliegt, der mit den Eingeborenen gepflogen wird; und mit Ausnahme der dazu bestimmten Personen soll kein Offizier oder Seemann oder ein anderer, so er dem Schiffe angehört, Handel mit Vorräten, Früchten und anderen Produkten der Erde treiben oder sich zu solchem Handel erbötig machen, ohne meine Erlaubnis zu haben.

      3. Jedermann, so er an Land mit irgendeiner Aufgabe betraut ist, soll sich derselben mit größter Aufmerksamkeit widmen; so er durch Nachlässigkeit einer Waffe oder eines Werkzeugs verlustig geht oder ihm solcherlei Gerät entwendet wird, so wird der volle Wert desselben, wie bei der Marine in derlei Fällen üblich, gegenüber seinem Sold in Anrechnung gebracht, und wird ihm eine solche weitere Bestrafung zuteil, als sie der Natur seines Vergehens entspricht.

      4. Die gleiche Bestrafung wird jedermann zuteil, der einen wie auch immer gearteten Handel mit irgend Teilen der Schiffsvorräte betreibt oder sich zu solchem Handel erbötig macht.

      5. Keine Art von Eisen oder irgend Ding, welches aus Eisen gefertigt, oder irgendeine Art von Tuch oder andere nützliche oder notwendige Artikel sind gegen anderes denn Vorräte zu tauschen.

      J.C.