Nathanael Draht

Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar.


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Jahre nachdem ich mich als 18-jähriger Junge von Gott losgesagt hatte und alles alleine schaffen wollte, merkte ich, dass ich nichts alleine schaffe – und kehrte zu Gott zurück. Am 13. Mai 2010 gab ich mein altes Leben auf. Mein neues Leben ist radikal anders.

      Lass mich das an einem Beispiel verdeutlichen. In den Tagen nach meiner Wiedergeburt (So nennen wir Christen manchmal unsere Bekehrung. Ab diesem Zeitpunkt haben wir schließlich ein neues Leben.) hatte ich einen starken Drang, mich von allem zu befreien, was nicht gut für mich ist. Nicht, weil mir irgendein Pastor gesagt hätte, ich müsse jetzt die Schritte zwei bis fünf des offiziellen Programms für frische Christen ausführen. Nein, ich hatte ja gar keinen Pastor. Ich hatte etwas viel Besseres: ein Herz, das mit Gott erfüllt war. Und dadurch wusste ich auch ohne Pastor, was zu tun war.

      Zuerst arbeitete ich mein Bücherregal durch. Dort waren einige Bücher über neurolinguistisches Programmieren, was ich angewendet hatte, um Frauen ins Bett zu quatschen. Ich hatte Lebensratgeber, Werde-reich-Ratgeber, Bücher über verschiedene Weltanschauungen. Ich packte mir ein Buch nach dem anderen und fragte Gott: Was ist damit? Die Antwort kam sofort: Ein übles Gefühl in der Magengegend und eine leise Stimme: »Das kann weg.«

      Mein Bücherregal wurde sehr leer – und das kam mir etwas seltsam vor. War mein Bewertungsgespräch mit Gott nur Einbildung? Also führte ich Stichproben durch und blätterte in einigen der aussortierten Bücher und las. Das Ergebnis: Die Inhalte der Bücher waren eindeutig gegen Jesus und proklamierten beispielsweise die Selbsterlösung durch Aufstieg in höhere Energielevel oder ähnlichen Bullshit.

      Einige Zeit später war das Fassungsvolumen der Papiertonne erschöpft.

      Weiter ging es mit meiner Bar. Ich hatte einen Kühlschrank und mehrere Regale mit vermutlich jedem gängigen Alkohol. Als meine Freunde bei mir zu Hause Party machten, spielten wir mal ein Spiel: Jeder musste der Reihe nach ein möglichst ekliges, alkoholisches Getränk nennen. Wenn wir es dann in meiner Bar finden konnten, musste jeder davon trinken. Tatsächlich fanden wir jedes genannte Getränk und gaben irgendwann auf. Meine Bar hatte gewonnen. Meine Sammlung war nicht nur sehr breit aufgestellt, sie wies auch erhebliche Qualitätsspitzen auf. Ich hatte angefangen, mich mit Whiskey zu beschäftigen, und teure Flaschen unterschiedlicher Altersstufen von Jack Daniels über Glenfiddich bis Highland Park reihten sich in meinem Regal auf. Ich hatte Krim-Sekt und Champagner, weil sich normalen Sekt ja schließlich jeder kaufen kann.

      Weil es mir um das viele Geld etwas leidtat, schüttete ich nur die angefangenen Flaschen in die Toilette, die verschlossenen Flaschen schenkte ich zum Teil einer Freundin, die nur wenig Geld für ihre Geburtstagsparty hatte.

      Es war die erste Party seit Jahren, auf der ich nüchtern blieb. Zuerst dachte ich ja, ich könnte die Gelegenheit nutzen, um mit meinen Freunden über Jesus ins Gespräch zu kommen. Doch recht bald war klar, dass ich das vergessen konnte. Mir war vorher nie aufgefallen, wie sich das Verhalten, die Wesenszüge, sogar der Charakter der Menschen mit ansteigendem Alkoholpegel verändern. Da knutschten dann zwei Personen im völligen Suff miteinander rum, obwohl sie beide feste Partner hatten – und einer davon sogar auf der Party war. Natürlich kriegte der das mit und es kam zu einer entsprechenden emotionalen Entgleisung mit Eskalationsstufe Rot. Im Laufe des Abends wurde immer freizügiger und hemmungsloser getanzt, nackte Bäuche wurden der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Am nächsten Tag durfte sich die Kläranlage über eine merkwürdig hohe Alkoholkonzentration im Abwasser freuen und ich brachte mehrere Kofferräume voll Premiummüll zum Glascontainer.

      Als Nächstes war meine Blue-Ray-Sammlung dran. Auch hier hatte ich kein unerhebliches Kapital investiert und wieder tat es mir leid darum. Ich überlegte, die Filme einfach zu verkaufen, allerdings waren einige Filme nun wirklich nicht im Sinne des Schöpfers. Wollte ich ernsthaft Anteil daran haben, dass jemand diese Filme auch noch zu einem vergünstigten Preis erwerben konnte? Ich lagerte die Filme zunächst im Keller. Erst einige Monate später brachte ich es übers Herz, jeden einzelnen Datenträger zu zerbrechen, um wirklich sicherzugehen, dass diese unbrauchbar waren. Die Aktion brachte mir beinahe eine Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk ein.

      Und natürlich flogen auch alle meine Drogen in den Müll. Angefangen bei den Happy Pills über LSA-Samen, allen möglichen anderen Kräutern, bis hin zu der großen Box psychedelischer Pilze, mit der man ein ganzes Fußballteam für einen Abend ins Nirvana hätte katapultieren können. Ich dachte daran, mit welcher Mühe ich die Pflanzen kultiviert hatte, welche Freude ich an dem Wachstum und der Konservierung hatte, doch der Entschluss stand fest: Alles musste weg.

      Ich hatte auch einige Kakteen, um Mescalin, eine halluzinogene Droge, zu gewinnen. Sie wollten nicht aus der Erde und piksten mich verzweifelt aus ihrem Selbsterhaltungstrieb heraus, doch sie hatten keine Chance. Die Wurzeln der drei kleinen grünen Mescalin-Kakteen waren zu meiner Überraschung schon etwa zehn Zentimeter lang gewesen, und auch oberirdisch waren die Pflanzen bereits einen Zentimeter gewachsen. Wie viel Hoffnung hatte ich in eine reiche Ernte gesteckt und nicht einmal ein Jahr später wäre diese Hoffnung sicherlich erfüllt worden. Nun hatte ich Hoffnung auf reiche Ernte an ganz anderer Stelle. Ich brachte das Zeug raus und packte den Müllsack in die Grüne Tonne.

      »Wie viele Jahre würde man für diese Ansammlung an Drogen wohl bekommen«, dachte ich mir noch kurz, und betete, dass die Entsorgung vonstattengehen würde, ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen.

      Der wahre Sinn des Lebens

      Nun, nicht alles änderte sich radikal. Ich behielt mein Haus, mein Auto und meine Firma. Und ja, Gott segnete mich auch weiterhin mit Reichtum. Aber dieser Reichtum und der Lebensstil, der damit verbunden ist, sind nicht mehr das Zentrum meines Lebens. Ich lebe nun in Demut vor unserem allmächtigen Gott und in der Gnade, welche er mir täglich erweist. Meine Dankbarkeit für den Stellvertretertod Jesu ist ungebrochen. Er starb, damit wir eine lebendige Beziehung zu Gott haben können und damit die Sehnsucht nach Sinn endgültig befriedigt wird. Alles, was ich für dieses neue Leben tun musste, war damals beim Missionsfest eine Entscheidung zu treffen und mein Leben Jesus zu geben.

      Gott lässt uns unseren freien Willen, denn er möchte, dass wir uns für ihn entscheiden. Er möchte keine aufgezwungene Beziehung. Und diese Entscheidung müssen wir irgendwann in unserem Leben treffen, ganz egal, ob wir schon als Kinder im Kindergottesdienst waren, ob wir getauft worden sind oder ob wir uns erst mit 20 oder 30 Jahren oder wann auch immer zum ersten Mal ernsthaft mit Jesus und der Bibel beschäftigen.

      Es ist nicht so einfach, diese Entscheidung zu treffen. Ich habe mir sehr schwergetan, gezweifelt, mit mir gerungen. Diese Entscheidung kostet etwas, denn wir müssen unser altes Leben aufgeben. Und in dem Maße, wie Gott sich mir offenbarte, steigerte auch Satan seinen Schallpegel und redete mir allerhand Zweifel ein.

      Wie du im ersten Kapitel lesen konntest, waren viele Menschen an meinem Entscheidungsprozess beteiligt. Das Missionarsehepaar Weinert zum Beispiel, die Leute aus der Gemeinde, meine Mitfahrer auf dem Weg zum Velberter Missionsfest, Reinhard Bonnke. Aber auch meine Eltern und Geschwister, die schon lange Christen waren und für mich beteten oder mir die Bibel schenkten oder mich in den Gottesdienst mitnahmen. Gott gebrauchte all diese Menschen, um mich zu ihm zu ziehen. Das macht er immer so und wird es auch weiterhin tun. Was, wenn das Missionarsehepaar sich dazu entschieden hätte, lieber ein Leben in Luxus und Reichtum in Europa zu leben? Was, wenn sie nicht hierher gekommen wären, um über ihren Glauben zu reden? Was, wenn es das Missionsfest nicht gegeben hätte? Was, wenn mich niemand dorthin mitgenommen hätte?

      Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich hätte Gott auf die eine oder andere Weise immer wieder versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Vielleicht hätte ich mich auch zu einem späteren Zeitpunkt noch für ihn entschieden. Aber immer hätte er Menschen dazu gebraucht. So arbeitet Gott. Schau in die Bibel rein. Von vorne bis hinten gebraucht Gott Menschen, um zu handeln.

      Und so hat unser Leben hier auf der Erde einen ganz besonderen Sinn: Es geht darum, eine ewigkeitsrelevante Entscheidung für Gott zu treffen und die Vergebung durch Jesus Christus und seinen Tod am Kreuz anzunehmen. Außerdem sollten wir uns, wenn wir uns erst mal für Jesus entschieden haben, Gott zur Verfügung stellen. Wir sollen auf die eine oder andere Weise dabei helfen, Menschen von Jesus zu erzählen