Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman


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Sie damit anfangen? Darf ich das fragen?«

      »Das muss noch wohlüberlegt werden. Auf jeden Fall werde ich bedacht sein, den Marls ihr Heim zu erhalten, falls unser Plan von Erfolg sein wird. Für ein Sägewerk, sollte es für Herrn Marl so lebenswichtig sein, wäre hier mehr Platz. Meinen Sie das nicht auch? Hier würde er keinen Anfeindungen ausgesetzt sein.«

      »Warum wollen Sie das tun?«, fragte Jörg.

      »Weil es mir gar nicht gefällt, wenn ein anständiger Mensch verschaukelt wird. Die seltsamen Methoden des Herrn Kienbaum sind mir schon längere Zeit ein Dorn im Auge. Und jetzt kommt noch hinzu, dass ich Sie gern enger an unseren Betrieb binden möchte.«

      Jörgs blass gewordenes Gesicht bekam wieder Farbe. »Verbindlichen Dank«, sagte er, »es freut mich sehr, und ich werde alles tun, um Sie nicht zu enttäuschen.«

      »Dann werden wir mal in den Clinch gehen«, sagte Jens Rambolt lächelnd. »Herr Kienbaum soll das Fürchten lernen. Ich denke, wir werden bald herausfinden, warum er eine so enge Bindung zur Familie Marl wünscht. Vielleicht ist es um seine Finanzen gar nicht so gut bestellt, wie er alle glauben machen will.«

      »Und ich möchte sehr gern wissen, welche Verbindung zwischen ihm und Seppi Mösler besteht«, sagte Jörg nachdenklich.

      Dr. Rambolt war ganz Ohr, was Jörg diesbezüglich zu berichten wusste.

      *

      Über Seppi machte sich Kienbaum einstweilen keine Gedanken. Er meinte, seine Eisen schmieden zu müssen, solange sie heiß waren, und so hatte er sich entschlossen, Annelore aufzusuchen.

      Burgl hatte ihm die Haustür geöffnet. Sie ließ sich rasch von ihm einschüchtern, als er nach Annelore fragte. Im Bauernzimmer war ein provisorisches Büro eingerichtet, und Annelore saß am Schreibtisch, als Kienbaum eintrat. Burgl hatte er einfach zur Seite geschoben.

      Seine Augenbrauen schoben sich zusammen, als er die dicken Bücher sah, die vor ihr lagen.

      »Hallo«, sagte er, »ist doch einiges erhalten geblieben?« Aber seine Stimme klang unsicher.

      »Wichtige Sachen hat Papa hier aufbewahrt«, erwiderte sie. »Was wünschen Sie, Herr Kienbaum?«

      »Warum immer noch so förmlich, Annelore?«, fragte er. »Ich bin doch ein Freund der Familie.«

      »Ich bin nicht fürs Duzen«, entgegnete sie trotzig.

      »Ich möchte sehr gern helfen«, sagte er theatralisch. »Wir müssen uns darüber unterhalten, Annelore. Mein Freund Berthold macht sich große Sorgen, wie es weitergehen soll. Ich konnte mich nur kurz mit ihm unterhalten, aber er kann noch nicht viel verkraften.«

      »Er soll sich nicht aufregen«, sagte Annelore.

      »Aber es muss euren Eltern doch das Schlimmste erspart bleiben. Wenigstens das Haus muss euch erhalten bleiben.«

      »Dafür ist gesorgt«, erwiderte sie kühl.

      Momentan verschlug es ihm die Stimme. »Gibt die Bank doch Kredit?«, fragte er.

      »Wir haben noch ein paar Sicherheiten zu bieten, aber das ist nicht Ihre Angelegenheit, Herr Kienbaum, sondern unsere. So schnell lassen wir uns nicht unterkriegen. Ich glaube, dass man bald herausfinden wird, wer hinter dieser Brandstiftung steckt.«

      »Ich habe da auch schon meine Vermutungen«, sagte er. »Es könnte Seppi gewesen sein, aber ziehen Sie nicht auch die Möglichkeit in Betracht, dass er von Ihrem Vater angestiftet wurde? Mein Gott, ich habe doch alles Verständnis für eure Notlage und ich bin bereit, euch selbst in diesem Fall aus der Klemme zu helfen.«

      Eisig war der Blick, mit dem Annelore ihn jetzt ansah. »Wenn es Seppi gewesen ist, mein Vater hätte ihn bestimmt nicht angestiftet«, sagte sie mit klirrender Stimme. »Würden Sie jetzt bitte gehen, Herr Kienbaum.«

      »Annelore, ich bitte Sie«, sagte er heiser, »Ihrem Vater würde es nicht gefallen, wie Sie mit mir reden. Es ist sein größter Wunsch und seine Hoffnung, dass Sie meine Frau werden, und das ist auch mein Wunsch. Damit wären alle Probleme aus der Welt geschafft.«

      »Meinen Sie? Nicht das Problem, dass ich niemals ja sagen würde. In einen solchen Kuhhandel lasse ich mich nicht ein.«

      »Das werden Sie noch bereuen«, sagte Fritz Kienbaum zornig. Er konnte sich nicht mehr beherrschen, zu tief war er in seiner Eitelkeit gekränkt.

      »Ich werde es nicht bereuen«, erwiderte Annelore. »Wir werden mit unseren Schwierigkeiten allein zurande kommen. Und die fünfzigtausend Euro, die Sie Papa geliehen haben, überweise ich morgen auf Ihr Konto.«

      Kienbaum wurde fahl. »Das war ein rein privates Abkommen, ein Freundschaftsdienst«, sagte er hastig. »Eine Angelegenheit, die ich mit meinem Freund Berthold allein klären werde.«

      »Sie meinen, dass dieser Betrag nicht verbucht wurde«, sagte Annelore spöttisch. »Ich weiß schon recht gut Bescheid, wie das läuft. Aber Sie werden das Geld bekommen, gegen Quittung.«

      »Was habe ich Ihnen denn eigentlich getan, Annelore?«, fragte er, noch einen Versuch unternehmend, ihren Widerstand zu brechen.

      Sie legte den Kopf zurück. »Wenn Sie es genau wissen wollen, Herr Kienbaum, ich mag Sie nicht. Ich habe Sie nie gemocht, und mich kann man nicht so leicht beschwatzen, wie meinen Vater. Früher, als Sie noch jung waren, war es vielleicht so, dass man Ehen arrangieren konnte, aber ich gehöre schon einer anderen Generation an als Sie.«

      Das traf ihn sehr hart. Deutlicher hatte es Annelore nicht sagen können, dass sie ihn alt einstufte. Er ging grußlos.

      Wenig später kam Bobby. Sein Gesicht war düster. »Ich habe allerhand mitbekommen, Anne«, sagte er tonlos. »Das war starker Tobak. Wie willst du das vor Papa verantworten?«

      »Wir werden Kienbaum nichts schuldig bleiben, gar nichts«, entgegnete sie ruhig. »Er bekommt sein Geld, und alles andere wird sich regeln lassen. Oder würde es dir gefallen, dass ich Frau Kienbaum werde, um ihm auch diesen Triumph zu gönnen?«

      Bobby starrte sie an. »Was meinst du mit Triumph?«, fragte er heiser.

      »Er will unser Anwesen. Er steckt hinter der Baugesellschaft. Mich kann er nicht mehr für dumm verkaufen. Wie geht es Papa?«, lenkte sie ab.

      »Nicht gut. Kienbaum war bei ihm, und danach hat sich sein Zustand wieder verschlechtert.«

      »Und das macht dich nicht stutzig? Wer weiß, was Kienbaum ihm geflüstert hat. Aber ich werde es herausbringen, und dieser falsche Kerl wird es büßen, das schwöre ich dir. Sieh doch endlich klar, Bobby. Er wollte mich heiraten, um sich alles unter den Nagel zu reißen, sozusagen als Mitgift. Der große Wohltäter, der meint, uns alle für dumm verkaufen zu können. Aber wenn wir verkaufen, wird er Konkurrenz bekommen und mich bekommt er nicht als Zugabe, dessen kannst du sicher sein. Ich liebe Jörg, und ich werde nur ihn heiraten.«

      »Müssen wir nicht auch an Papa und Mama denken, Anne?«, fragte Bobby stockend.

      »Ich denke an sie, dessen kannst du auch sicher sein. Für mich gibt es keinen anderen Weg, als für unsere Ehre zu kämpfen, als Kienbaums schändliches Spiel aufzudecken.«

      »Was meinst du denn damit?«, fragte Bobby konsterniert.

      »Er wird sich nicht scheuen, es Papa anzuhängen, dass er Seppi angestiftet hat, den Brand zu legen.«

      »Ich bitte dich, Anne, verrenne dich doch nicht in solche Vermutungen.«

      »Er hat es durchblicken lassen, lieber Bruder. Hinterhältig wie er ist, wollte er mich damit wohl einschüchtern, aber zum Glück habe ich inzwischen schon einige Informationen bekommen, die mich sehr misstrauisch gemacht haben.«

      »Von wem?«

      »Das sage ich nicht.«

      »Aber du vertraust diesen Informationen?«

      »Ja.«

      »Und wenn sie darauf zielen, Kienbaum nur deshalb auszuschalten, weil