Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman


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      »Wenn ich doch auch nur so vernünftig wie du gewesen wäre«, sagte Annemarie leise. »Ich habe meinen Mann für klüger gehalten als er ist, Anne. Aber er war immer ein vorbildlicher Ehemann und Vater. Das zählte für mich in erster Linie.«

      »Und wir lieben ihn, Mama«, sagte Annelore. »Er ist herzensgut, und das zählt letztlich mehr als Geld. Er ist ein Opfer seiner Gutgläubigkeit, und nun müssen wir ihm helfen, dass er nicht an sich selbst verzweifelt.«

      »Wenn ihr so denkt, ich bin zu allem bereit, Anne«, sagte Annemarie leise.

      »Jedenfalls bekommt Kienbaum sein Geld zurück, und einen Korb hat er schon von mir bekommen.« Jetzt gelang Annelore sogar ein flüchtiges Lächeln. »Und ich bin sehr erleichtert, dass wir dir nichts mehr verheimlichen müssen.«

      Auch Annemarie lächelte tapfer. »Es wird wohl recht gewesen sein, dass ich es nicht sofort erfahren habe, Anne. Jetzt bin ich über den Berg. Papa wird mich ja noch brauchen.«

      »Wir dich doch auch, Mama«, sagte Annelore weich.

      »Und Jörg hält zu dir?«

      »Er hilft mir sehr.«

      »Ich möchte ja nur, dass du glücklich wirst, mein Kind.«

      Glücklich konnte Annelore noch nicht sein. Zu viele Sorgen bedrückten sie einstweilen noch. Aber sie wusste, dass sie sich auf Jörg verlassen konnte, und dass sie ihn liebte.

      »Jetzt geh zu Papa und sage ihm, dass ich alles weiß und dass ich ihn bald besuchen werde. Das wird ihn schon aufmuntern«, sagte Annemarie.

      Doch es schien so, als könne den Kranken nichts aufmuntern. Er stöhnte und wurde gar nicht richtig munter.

      »Papa, ich bin bei dir, Anne. Was hast du? Sag es doch. Quält dich etwas? Was hat Kienbaum dir gesagt?«

      »Sie werden uns auch das Haus nehmen, Anne. Bitte, heirate ihn, das ist unsere einzige Rettung.«

      »Nein, Papa, das ist nicht die einzige Rettung. Niemand kann uns das Haus nehmen. Hör mir gut zu. Wir verkaufen die Aktien, Mama hat darauf bestanden, und sie sind jetzt sehr viel wert, mehr als fünfhunderttausend Euro. Wenn du mit Herrn Weber gesprochen hättest, wäre dir viel erspart geblieben.«

      »Die Aktien, die einzige Sicherheit für euch, der Notgroschen«, murmelte er.

      »Wir brauchen keinen Notgroschen. Jetzt reiß dich zusammen, Papa, damit du gesund wirst, dann findet sich alles.«

      »Ich will dich ja nicht zwingen, Fritz zu heiraten, Anne, aber er mag dich doch so sehr.«

      »Als Zugabe zu dem Grundstück«, sagte sie. »So musst du es sehen. Und wenn er beides hätte, würdest du ihn bestimmt auch richtig kennen lernen. Lass dich von ihm doch nicht einschüchtern. Dazu besteht kein Grund. Wenn er noch mal aufkreuzt oder anruft, dann sagst du ihm, dass es einen Interessenten gibt, der drei Millionen bietet.«

      »Aber das kann ich doch nicht tun, Anne«, widersprach er.

      »Das kannst du wohl, denn so viel ist es wert und das weiß er genau. Du bist oft genug verschaukelt worden, Papa, damit muss Schluss sein. Jetzt passe ich auf. Und du wirst Ruhe geben, damit Mama auch weiterhin der Entwicklung gelassen entgegensehen kann.«

      »Gelassen?«, fragte er staunend.

      »Du kannst dir ein Beispiel an deiner Frau nehmen. Für Mama ist es am wichtigsten, dass dir und Bobby nichts passiert ist.«

      »Und es geht ihr wirklich besser?«

      »Sie wird dich bald besuchen. Also rappele dich auf, damit du nicht gar so erbärmlich ausschaust.«

      Er blickte sie mit verwunderten Augen an. »Du kommst mir plötzlich so erwachsen vor, Anne«, sagte er nachdenklich.

      »Ich bin schon einige Zeit erwachsen, Papa, du hast es nur nicht zur Kenntnis genommen. Man kann sich erst beweisen, wenn man gefordert wird.«

      »Ich habe immer noch nicht ausgelernt«, seufzte er.

      »Man lernt nie aus, lieber Papa. Aber nun geht es wieder aufwärts.«

      »Und womit, Anne? Ich kann mich doch nicht zur Ruhe setzen. Dann käme ich mir erst recht überflüssig vor.«

      »Auch das wird sich finden. Überlass es jetzt mal deinen Kindern, zu planen.«

      »Ihr seid doch noch so jung.«

      »Du warst auch nicht viel älter, als du das Sägewerk übernommen hast.«

      »Aber ich übernahm einen gesunden Betrieb, und es waren solidere Zeiten.«

      »Andere haben auch zu kämpfen. Aber Holz wird immer gebraucht. Wir können anderswo auch neu anfangen. Sei nicht so skeptisch.«

      »Hoffentlich bist du nicht zu optimistisch«, brummte er.

      *

      Als Annelore heimkam, vernahm sie erregte Stimmen. Sie blieb an der Tür stehen. Fritz Kienbaum und Bobby diskutierten lautstark. Nein, es war keine Diskussion, es war eine Auseinandersetzung.

      »Wenn du schon so gönnerhaft tust, dann erklär mir doch mal, wieso die Bebauungspläne für unser Areal schon vor fast einem Jahr erstellt wurden«, sagte Bobby heftig.

      »Wer hat euch denn das eingeflüstert? Ich habe auch noch anderen Grund, aber wenn ihr mir so kommt, könnt ihr von mir nichts mehr erwarten. Seht zu, wie ihr zurandekommt.«

      »Wir sind jedenfalls nicht so leicht zu beschwatzen wie Papa«, sagte Bobby.

      »Ich würde gern wissen, wer euch gegen mich aufgehetzt hat«, versuchte Kienbaum nun einzulenken. Da aber trat Annelore ein.

      »Uns hat niemand aufgehetzt, wir haben uns nur informiert«, sagte sie ruhig. »Wir werden verkaufen, aber an den Meistbietenden.«

      Kienbaums Gesicht verzerrte sich. »Da bin ich aber sehr gespannt, wer mich überbieten würde.«

      »Das werden Sie zu gegebener Zeit erfahren«, sagte Annelore ruhig. »Jedenfalls weiß Papa jetzt, dass man uns unser Haus nicht wegnehmen wird. Und hier sind Ihre fünfzigtausend Euro. Bitte, quittieren Sie den Empfang.«

      Zuerst wurde Kienbaums Gesicht fahl, dann aber wurde es dunkelrot. »Kannst du deine Schwester nicht mal zur Vernunft bringen, Bobby«, stieß er heiser hervor. »Ich will das Geld jetzt nicht zurückhaben.«

      »Aber wir wollen es«, erwiderte Bobby. »Und ich finde, dass Annelore durchaus vernünftig ist.«

      »Mit so viel Geld herumzufahren, ist doch unvernünftig«, widersprach Kienbaum heftig.

      »Sie wollten es nicht auf das Konto überwiesen haben«, erklärte Annelore spöttisch. »Also habe ich es von der Bank geholt. Ich weiß schon, dass es Ihnen nicht gefällt, dass wir nicht am Hungertuch nagen.«

      »Ich bin nicht so verrückt, so viel Geld mit mir herumzuschleppen«, sagte Kienbaum.

      »Und wie haben Sie es Papa gegeben? Es ging doch auch nicht von Konto zu Konto. Ich habe die Bücher genau geprüft.«

      »Ich habe es schon einmal gesagt, dass es ein Freundschaftsdienst unter Männern war. Aber da Sie so mutig sind, mit einer Tasche voller Geld herumzufahren, können Sie es mir morgen bringen«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.

      Annelore warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Gut, ich bringe es, aber ich komme nicht allein, Herr Kienbaum. Dazu bin ich wiederum zu vorsichtig.«

      Er wandte sich ab. »Sie machen einen großen Fehler, mich so zu brüskieren, Annelore. Ich kann nur hoffen, dass Sie das einsehen und einlenken. Und letztlich hat doch immer noch Berthold zu bestimmen. Er will es mit mir bestimmt nicht verderben, sonst würde ich mich doch noch gezwungen sehen, der Polizei einen Hinweis zu geben, dass er Seppi angestiftet hat, den Brand zu legen.«

      Bobby wollte sich auf ihn stürzen, aber Annelore packte ihn am Arm und hielt ihn zurück.

      »Soll