brauchen? Dein Plan war erfolgreich. Du willst doch gar keinen Platz neben mir, auch nicht in einem Paradies.«
»Von welchem Plan sprichst du?«, fragte Jonas.
»Den, mich loszuwerden«, sagte sie und erzählte ihm, was Eleonore ihr erklärt hatte.
»Das kann doch wohl nicht wahr sein.« Jonas schüttelte fassungslos den Kopf, nachdem er alles gehört hatte.
»Dann stimmt es also nicht, dass du es bisher nie lange bei einer Frau ausgehalten hast?«
»Doch, das stimmt, aber das liegt daran, dass keine von ihnen die Richtige war. Aber du bist die Richtige, Mona. Verzeih mir, dass ich mich gestern so daneben benommen habe. Ich wollte es dir schon längst sagen, aber ich konnte dich nicht erreichen. Wie ich inzwischen weiß, warst du mit Anna unterwegs und vermutlich hast du meine Anrufe einfach ignoriert.«
»Nein, habe ich nicht, mein Telefon liegt zu Hause. Ehrlich gesagt, ich habe so sehr darauf gehofft, dass du dich meldest, dass du mir eine Erklärung für dein Verhalten anbietest, irgendetwas, dass mich dazu bringt, dir zu verzeihen.«
»Mona, ich liebe dich, und es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon gestern gesagt habe. Ich wünsche mir, dass du bei mir bleibst, und ich hoffe, dass meine Liebe zu dir es wert ist, dass du mir verzeihst. Kannst du es?«, fragte er und betrachtete sie zärtlich.
»Ich möchte es, aber wir misstrauen einander, Jonas, das kann nicht funktionieren.«
»Es wird funktionieren, weil so etwas nie wieder vorkommen wird.«
»Eleonore und den anderen, die ich verletzt habe, wird es nicht gefallen, wenn ich hier bleibe, sie würden es dich spüren lassen.«
»Die anderen sind mir egal, du bist mir wichtig. Bitte, Mona, gib uns noch eine Chance«, bat er, legte seine Arme um sie und zog sie sanft an sich.
»Dann halte mich fest«, entgegnete sie und schmiegte sich an ihn. Sie wollte doch gar nicht gehen.
»So lange du es willst, mein Liebling«, versicherte er ihr und küsste sie.
In dieser Nacht blieben sie an dem Ort, an dem alles begann, richteten sich in der kleinen Hütte ein und gestanden sich immer wieder aufs Neue ihre Liebe. Am nächsten Morgen wusste Jonas, was er zu tun hatte, um Monas Ansehen in Bergmoosbach zu retten, und er bat sie, ihn zu seinem Hof zu begleiten.
*
Eleonore mistete den Stall aus, als die beiden am frühen Morgen auf dem Kastnerhof eintrafen. Sie gab sich beschäftigt und schaute nicht einmal auf, als Jonas den Stall betrat.
»Wo warst du?«, fragte sie und schob die Mistgabel unter das Heu, auf dem in der Nacht Zenzi und ihr Kälbchen gelegen hatten.
»Es geht dich nichts an, wo ich meine Nächte verbringen.«
»Du vernachlässigst deine Arbeit und überlässt sie mir.«
»Rede keinen Unsinn, dem Stall ist es egal, ob er eine halbe Stunde früher oder später ausgemistet wird.«
»Verstehe, du warst bei ihr«, zischte Eleonore, als sie einen Schatten an der Stalltür bemerkte, kurz aufsah und Mona entdeckte, die im Hof wartete. »Hat sie dich wieder eingewickelt, die kleine Schlange?«
»Schluss damit, Eleonore.« Jonas schaute seine Schwester drohend an, nahm ihr die Mistgabel aus der Hand und packte sie am Arm. »Du wirst dich jetzt bei Mona entschuldigen, für all das, was du ihr angetan hast, und für den Unsinn, den du ihr über mich erzählt hast. Und selbstverständlich wirst du für das Leid der Landfrauen, für das du verantwortlich bist, gerade stehen.«
»Wie kommst du darauf, dass ich verantwortlich bin?«, fragte Eleonore erbost und befreite sich aus dem Griff ihres Bruders.
»Du willst also, dass alle glauben, ich hätte das getan, um Mona loszuwerden? Tolle Idee, was denkst du, wie viele Kunden uns bleiben werden, wenn jeder annimmt, ich sei zu so einer Tat fähig?«
»Gar nichts wird passieren, sie muss nur fortgehen«, sagte Eleonore und warf Mona einen bitterbösen Blick zu.
»Sie wird nicht fortgehen, Mona wird zu uns auf den Hof ziehen, und zwar schon in den nächsten Tagen. Wenn dir das nicht passt, dann suche dir eine andere Bleibe.«
»Du wirfst mich vom Hof?« Eleonore schaute Jonas entsetzt an. Das, was sie am meisten fürchtete und unbedingt verhindern wollte, war eingetroffen.
»Du hast dein Wohnrecht durch diese Tat verwirkt.«
»Ich habe es immer gewusst, sobald du eine Frau auf den Hof holst, muss ich gehen«, jammerte Eleonore.
»Falsch, du musst gehen, weil ich dir nicht mehr traue. Wie soll ich unter diesen Umständen mit dir unter einem Dach wohnen? Ich hätte keine ruhige Minute mehr, weil ich ständig befürchten müsste, dass du meine zukünftige Frau und irgendwann meine Kinder drangsalieren könntest.«
»Deine zukünftige Frau?«, wiederholte Eleonore und starrte Mona an, die nähergekommen war und nun in der Stalltür stand.
»Ja, Elo, Mona wird schon bald meine Frau werden. Ich weiß, dass sie die Richtige ist, und ich werde nicht zulassen, dass du noch einmal einen Keil zwischen uns treibst.«
»Das heißt, ich bin jetzt allein.« Eleonore senkte den Kopf, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Ich wollte doch nie fort von hier. Wo soll ich denn nur hin? Ich, das hässliche Entlein vom Kastnerhof, wie sie mich im Dorf hinter vorgehaltener Hand alle nennen.«
»Du musst kein hässliches Entlein sein, wenn du es nicht willst«, sagte Mona, die sich daran erinnerte, wie die Lohmeier-Zwillinge und Simone über Eleonore hergezogen waren.
»Wenn eine so hübsch ist wie du, dann hat sie gut reden«, seufzte Eleonore.
»Warum gibst du uns beiden nicht eine Chance, Eleonore? Ich meine, dir und mir. Weißt du, ich liebe Jonas, und ich möchte bei ihm sein, und das Beste für uns alle wäre, wenn wir beide Freundinnen würden.«
»Du bietest mir deine Freundschaft an?«, fragte Eleonore verblüfft.
»Ja, das tue ich, aber zu einer Freundschaft gehört auch, dass man sich gegenseitig vertrauen kann.«
»Ich weiß.«
»Du weißt es, gut, aber welchen Schluss ziehst du daraus?«, fragte Jonas.
»Es tut mir leid, ich hatte solche Angst, dass ich eines Tages überflüssig auf dem Hof sein würde. Ja, es stimmt, ich habe den Riesenbärenklau in die Kräuter getan, und ich war auf der Party, weil ich dachte, ich könnte die Sache noch verhindern, aber als ich kam, war es schon zu spät, und dann hat mich der Mut verlassen, und damit kein Verdacht auf mich fällt, habe ich mich auch zum Opfer gemacht«, gestand Eleonore unter Schluchzen ihre Missetat ein.
»Du meine Güte, Elo, was hast du dir nur dabei gedacht?« Jonas war fassungslos über das, was seine Schwester angerichtet hatte.
»Ich bereue es doch schon längst, und ja, ich werde zu allem stehen, was ich getan habe.«
»Ich denke, du solltest Monas Interviewtermin mit Tobias Meier übernehmen«, sagte Jonas.
»Interviewtermin?«
»So ist es. Wir drei gehen jetzt in die Küche, frühstücken zusammen und dabei werden wir alles besprechen. Auch, wie es in Zukunft auf dem Hof weitergeht.«
»Heißt das, ich darf bleiben?«, fragte Eleonore.
»Wenn du deine Intrigen einstellst und einen Gesprächstherapeuten aufsuchst, den du auf jeden Fall brauchst, dann würde ich mich darauf einlassen.«
»Alles, was du willst«, versicherte ihm Eleonore. »Es tut mir sehr leid.« Sie ging auf Mona zu und streckte ihr die Hand entgegen.
»Versuchen wir es miteinander«, sagte Mona und gab ihr die Hand.
*
Bergmoosbach lag im strahlenden Sonnenschein, als sich am Tag des Trachtenumzuges Teilnehmer