Wolfgang Mock

Der Mitläufer


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hatte das Grab nicht aus den Augen gelassen. Noch immer schien Chloe sich mit dem Mann zu streiten, hielt ihn am Arm fest, als wolle sie ihn nicht gehen lassen. Als er sich schließlich losmachte, rief sie ihm etwas nach, er machte mit beiden Händen eine beschwichtigende Geste, die ihr zugleich verschwörerisch vorkam, sogar bedrohlich. Dabei entging ihr nicht, dass Frank und Chrissie die beiden ebenfalls beobachteten, angespannt dem Mann mit Blicken folgten, als dieser den Friedhof verließ. Chrissie ging sogar ein paar Schritte in seine Richtung und schien darauf zu warten, dass der Mann sie zur Kenntnis nahm. Was nicht geschah.

      »Kennst du ihn?«, fragte sie Frank, aber der schien sie nicht gehört zu haben. Es dauerte einen Augenblick, dann fiel die Spannung von ihm ab.

      »Chloe«, antwortete er, »ich habe Chloe angeschaut. Eine kleine Augenweide.«

      Doris war klar, dass er log. Frank kannte den Mann. Chrissie hielt, als wolle sie mögliche Fragen im Keim ersticken, ihre Trauerkarte in die Höhe. »Sollen wir nicht mal gehen«, sagte sie in die Runde, »wir wollen uns doch noch in der Tanne treffen. Der obligate Leichenschmaus. Ich brauche zwingend was zu trinken.«

      Doch keiner wollte der Erste sein, sie unterhielten sich leise, jeder hörte bei jedem zu. So blieben sie im Schutz der Bäume, obwohl die Hitze auch unter den Kastanien immer unerträglicher wurde, hörten den allmählich versiegenden Gesprächen zu und harrten aus, erwartungsvoll.

      Bis Chloe plötzlich auftauchte. Doris spürte, dass es genau dieser Moment war, auf den sie gewartet hatten. Chloe kam ihnen durch die blendende Mittagssonne entgegen, unter ihrem Schirmchen lag ihr Gesicht im Schatten. Kleine Staubwolken stiegen bei jedem Schritt von ihren Schuhen auf, es war, als wüchsen ihr Flügel aus den schmalen Fesseln. Doris beschlich ein ungutes Gefühl, während sie Chloe mit Blicken verfolgte. Es sah so aus, als zöge sie – die Stellvertreterin Alexanders auf Erden – in die Schlacht. Vielleicht war es auch nur die Kraft der Jugend, die so faszinierte.

      »Armer Alexander«, hörte Doris Meta sagen. Sie hatten einen Halbkreis gebildet, in dessen Zentrum Chloe jetzt ihren Schirm zuklappte. »Er wollte es so.«

      Alle redeten durcheinander. »Erinnert euch mal an sein Gerede von der Selbstbestimmtheit des Individuums.« Nacheinander reichten sie Chloe noch einmal die Hand. Chrissie, die sie als Einzige etwas besser kannte, machte einen Schritt auf sie zu und umarmte sie, wobei Chloes Kopf fast vollständig in Chrissies grauer Mähne verschwand.

      »Er konnte mit dem Alkohol nicht aufhören, wurde depressiv«, sagte Frank.. »Als die Ärzte ihm diese Diagnose stellten, war es vorbei mit ihm. Das war, was er gesucht hatte.« Doris bemerkte, wie Thomas Frank die Hand auf den Arm legte, um ihn am Weiterreden zu hindern.

      Chloe, ihren Schirm über dem Arm, hörte zu, die blauen Augen und das weißblonde Haar leuchteten, als hätte die Sonne sie aufgeladen.

      »Das hätte ihm gefallen«, sagte Doris, »vor allem, dass fünf vor zwölf alles vorbei war.«

      Chloe nickte und sagte leise: »Ich danke euch«, was wohl, sagte sich Doris, hieße, dass sie auf den Kosten der Beerdigung sitzen bleiben würden. Frank hatte vorgeschlagen, dass Alexanders Freunde die Kosten der Beerdigung übernehmen sollten, jeder wie er konnte.

      Schließlich machten sie sich auf den Weg zur Tanne. Chrissie hatte sich bei Frank und Doris untergehakt. »Ihr wisst ja, auf den Plateausohlen brauche ich immer Halt.«

      »Sind das die Schuhe von damals?«

      Chrissie nickte, und für einen Moment war Doris, als sähe sie die beiden in den Gassen einer italienischen Küstenstadt mit ihrem buckeligen Kopfsteinpflaster, angetrunken, Chrissie auf ihren Plateausohlen schwankend an Franks Seite.

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