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Der Televisionär


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einmal unerreichbar für mich und deswegen habe ich mich halt umgesehen, was es in diesem Metier sonst noch alles gibt.«26

      Um 1946 setzte so der Prozess einer Selbstfindung und auch bewussten Selbstkonstruktion ein, in dessen Verlauf der 22-Jährige sich so nachhaltig verändern sollte, dass er sich im Rückblick selbst kaum mehr wiedererkannt:

      3 Journalismus I: Lehrjahre, Zeitung, Radio

      Wolfgang Menge war insofern zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nur wenige Wochen nach seinem Entschluss, ein neues Leben als Journalist zu beginnen, bewarb er sich beim German News Service. Die von der britischen Besatzungsmacht in Hamburg betriebene Nachrichtenagentur residierte wie der NWDR an der Rothenbaumchaussee [s. Abb. 4]:

      Ändern sollte sich das, wie Wolfgang Menge gerne erzählte, im Frühjahr 1947. Im Dezember zuvor war Richard Gruner senior bei einem Verkehrsunfall gestorben. Als einziger Nachkomme erbte Richard Gruner junior nicht nur die Druckerei, sondern auch die luxuriöse Borgward-Limousine seines Vaters. An einem der ersten warmen Tage des Jahres 1947 fuhr er mit ihr bei Wolfgang Menge vor.

      »Die Freunde saßen auf dem Balkon und genossen die Sonne. Doch das Vergnügen fand ein baldiges Ende, denn um drei Uhr begann Menges Schicht [beim German News Service].

      ›Ich fahr dich natürlich hin‹, sagte Richard Gruner.

      Als sie am Rothenbaum ankamen, fragte Menge: ›Und was machst du jetzt?‹

      ›Ich lege mich in die Sonne, in meinen Garten.‹

      ›Warte mal ‘n Moment.‹

      Menge verschwand in der Eingangstür seiner Arbeitsstätte.

      In London – in der Arbeit mit britisch geprägten deutschen Exil-Journalisten und durch die Erfahrung angelsächsischer Massenkultur – lernte Wolfgang Menge so kennen und können, was über Jahrzehnte hinweg sein Werk und vor allem seine künstlerischen Arbeiten für Film und Fernsehen kennzeichnen sollte: das Handwerk des Recherchierens und die Kunst, Wissensvermittlung mit Unterhaltung zu verbinden. Zentral dafür war das literarische Genre des Tatsachenberichts. Viel später sollte er als Drehbuchautor daraus diverse audiovisuelle Spielarten entwickeln. Zunächst aber transportierte er es nach Deutschland, als er im Januar 1949 nach Hamburg zurückkehrte: