Funny van Dannen

An der Grenze zur Realität


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der Dicke, nun neugierig geworden. Ich mach’s. Wo ist der Rasen?

      Kommen Sie, sagte Nora und führte den Teufelsaustreiber in ihr Schlafzimmer. Dort stand ein Bett, das aussah wie ein Fußballplatz, ein Bett mit echtem Rasen.

      Jeder Halm soll exakt 2 cm lang sein, sagte Nora und gab dem Dicken ein Nagelscherchen und ein Lineal.

      Schlafen Sie auf dem Rasen? fragte der Dicke.

      Ja, sagte Nora. Glauben Sie vielleicht, ich spiele in meinem Schlafzimmer Fußball?

      Der Teufelsaustreiber ging an die Arbeit und gegen Abend war er fertig. Er suchte Nora und fand sie in der Küche.

      Wollen Sie auch einen Milchkaffee?

      Gerne, sagte der Teufelsaustreiber. Ich bin fertig.

      Oh!, rief Nora. Das ging aber schnell.

      Ich bin fleißig, sagte der Mann. Und ich mache gern tüchtig voran. Lahmärsche hasse ich.

      Geht mir auch so, sagte Nora.

      Sie schlafen also auf dem Rasen, sagte der Dicke.

      Nora nickte. Ich bin totaler Fußballfan, wissen Sie. Aber nicht von einem bestimmten Verein, von Fußball überhaupt.

      Schön, sagte der Dicke, wenn man sich für Sport be­geis­tern kann. Aber fehlt Ihnen denn nicht das Publikum?

      Beim Schlafen?, fragte Nora.

      Ja, sagte der Dicke. Gehört doch irgendwie dazu.

      Nora sah ihn kritisch an. Na, Sie sind mir ja einer. Vor Publikum schlafen! So was würde mir nie einfallen. Ist doch viel zu laut. Und dann die Hooligans. Also Sie sind echt verrückt.

      Und wie decken Sie sich zu?, fragte der Dicke. Mit einer Flagge?

      Gar nicht, erklärte Nora. Ich schlafe nackt. In mir ist so viel Wärme, ich brauche keine Decke. Und ein Ohr muss auf dem Elfmeterpunkt liegen, sonst kann ich nicht einschlafen.

      Sie stellte den Milchkaffee auf den Tisch.

      Und sonst?, fragte der Dicke. Was machen Sie beruflich?

      Früher, sagte Nora, war ich Rechtsanwaltsgehilfin, dann hab ich in der Lotterie gewonnen. Sofortrente. Seitdem beschäftige ich mich hauptsächlich mit Hitparadenstatistiken der 70er, 80er und 90er Jahre.

      Lecker, der Milchkaffee, sagte Peter Lustig. Er stand auf und legte sein Kärtchen auf den Tisch.

      Rufen Sie mich an, wenn’s der Rasen wieder braucht.

      Nein, sagte Nora. Sie wollen ja nur mein Geld. Sie gab ihm die 5€.

      Danke, sagte der Dicke und boxte Nora zärtlich in den Bauch.

      Oh Gott!, rief sie. Jetzt bin ich von Ihrer Faust schwanger!

      Ja, sagte der Dicke. In zwei Jahren werden Sie eine kleine, lustige Faust bekommen und wo die hinschlägt, wächst kein Gras mehr.

      Was reden Sie denn?, rief Nora. Wollen Sie mir Angst machen?

      Nein, nein, sagte der Dicke. Ich wollte witzig sein.

      Nein, sagte Nora. Sie wollten mir zum Abschied wenigstens verbal eine reinhaun, weil Sie neidisch sind.

      Auf was denn?, fragte der Teufelsaustreiber.

      Auf meine kleine, heile Welt!, rief Nora und schloss die Tür mit ganz viel Feingefühl.

       Die Pandaschau

      Siebzig Pandabären kamen ungeordnet die Straße entlangmarschiert und blieben vor der alten Mühle stehen. Alle zusammen riefen sie: Heh, Müller! Bring uns Mehl!

      Der alte Müller, der die alte Mühle nur noch aus Nos­talgie in Schuss hielt, war so taub wie Beethoven zum Schluss. Er verbrachte die meiste Zeit im Internet. Eine Nachbarin jedoch hatte die Pandas rufen gehört und hängte sich aus dem Fenster.

      Der Müller kann euch nicht hören!, rief sie. Wenn ihr was von ihm wollt, müsst ihr ihm mailen!

      Wie?, riefen die Pandas. Wir sollen dem Müller mailen, dass er uns Mehl bringen soll? Döfer geht’s wohl nicht!

      Sie polterten mit ihren weichen Tatzen gegen die Müh­lentür und brüllten sich die Seelen aus dem Leib. Keine Reaktion.

      Na, rief die Nachbarin. Was hab ich euch gesagt?

      Die Pandas sahen sich an. Einer sagte: Dann hören wir eben auf die Alte.

      Die anderen brummten Zustimmung. Hast du die Mail­adresse vom Müller?, fragten sie die Frau.

      AlterMü[email protected], rief sie.

      Ein Panda rief einen Freund zuhause an und bat ihn, dem Müller zu mailen. Zwei Stunden später kam der alte Müller mit einem Mehlsack raus und die Pandas puderten sich mit dem Mehl die schwarzen Flecken weg. Dann stellten sie sich nebeneinander auf und einer von ihnen machte Fotos.

      Macht ihr das aus Langeweile?, fragte die Nachbarin, die sich das Schauspiel aus der Nähe angeschaut hatte.

      Was ist das denn?, fragten die Pandas.

      Ihr wisst nicht, was Langeweile ist?, staunte die Frau.

      Die Pandas schüttelten sehr vorsichtig die Köpfe. Sie bedankten sich beim alten Müller, indem sie ihm ganz vorsichtig die Hand schüttelten.

      Als der Mann der Nachbarin von der Arbeit nach Hause kam, erzählte sie ihm die Geschichte.

      Stell dir das mal vor: Der alte Müller hat siebzig Pandas die Tatzen geschüttelt und zwar so behutsam, dass sie ganz weiß geblieben sind. Das hättest du mal sehen sollen! Da hast du was verpasst!

      Hab ich eben was verpasst, erwiderte der Mann verärgert. Einer muss das Geld verdienen.

       Ehrliche Arbeit

      Ein paar Ameisen hatten ihr Erspartes zusammengeschmissen und sich davon ein Stück Gartenschlauch gekauft, nur Schlauch pur, kein Anschlussstück, kein regulierbares Spritzteil, nichts weiter. Nun verbrachten sie ihre gesamte Freizeit in und auf dem Schlauch, nie hatten sie so viel Freude.

      Dürfen wir auch mal?, fragten andere.

      Ja ok, sagten die Ameisen. Aber nur 5 Minuten.

      Auch den anderen Ameisen gefiel der Gartenschlauch und als die Zeit rum war, wollten sie noch länger bleiben.

      Nein, sagten die Besitzerameisen. Wir brauchen den ganzen Schlauch, ihr stört. Schmeißt doch auch euer ganzes Erspartes zusammen und kauft euch euer eigenes Stück.

      Wir würden uns nie einen Gartenschlauch kaufen, erwiderten die anderen.

      Was denn dann?, fragten die einen.

      Einen fetten roten Ferrari!, riefen die anderen und schmissen ihr Erspartes zusammen. Sie holten sich einen fetten roten Ferrari und parkten ihn direkt neben dem dunkelgrünen Gartenschlauch. Da kam ein junger Mann mit seinem kleinen Hund vorbei. Der Hund schnupperte an einem Reifen, leckte auch daran.

      Hey!, riefen die Ameisen. Das ist kein Leckauto!

      Entschuldigt bitte!, rief der Mann. Mein Hund fährt total auf Reifen ab.

      Schon gut!, riefen die Ameisen.

      Womit habt ihr so viel verdient, fragte der junge Mann, dass ihr euch so ein Auto leisten könnt?

      Mit Arbeit, sagten die Ameisen. Wir können ja nichts anderes.

      Ist doch ok, sagte der Mann im Weitergehen. Für ehrliche Arbeit muss sich niemand schämen.

      Er bog mit seinem Hündchen um die Ecke und die Ameisen spielten im Ferrari weiter Verstecken.

       Schule für Große

      Lebenskunde Anfang November

      Wir hatten in Lebenskunde über