Frank J. Kinslow

Suche nichts - finde alles!


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ist jetzt Freitagnachmittag, die ideale Zeit für unangenehme Maßnahmen. Als Sie aus der Mittagspause zurückkommen, liegt ein rosafarbener Zettel auf Ihrem Tisch: Sie sollen sofort zu Ihrem Vorgesetzten kommen. In Ihrem Kopf wirbeln die Gedanken und Emotionen nur so durcheinander, alle sehr negativ: Sie fühlen sich verraten. Sie sind wütend, fühlen sich in die Enge gedrängt und haben Angst.

      Eine Flutwelle von Gedanken schwappt über Sie hinweg, die ungefähr so lauten: „Ich habe dieser Firma die besten Jahre meines Lebens gewidmet. Sie haben meine Arbeit oder mich persönlich nie wertgeschätzt. Klar, mein Chef war immer nett, aber ich habe ihm nie vertraut. Und was soll dieses verrückte Gewächs auf seiner Oberlippe, das er Schnurrbart nennt? Wahrscheinlich trinkt er auch zu viel und misshandelt seinen Hund. Verdammt, ich hasse diese Firma.“

      Auf dem Weg zum Büro Ihres Chefs fällt Ihnen auf, dass Ihr Magen sich wie verknotet anfühlt, Ihre Handflächen sind schweißnass, Ihre Beine werden schwach. Diese Körpersymptome sind von den aufgewühlten Gedanken verursacht, die in einem Mischmasch heftiger Emotionen hochkochen.

      Als Sie das Chefzimmer betreten, sitzt Ihr Vorgesetzter schon hinter seinem teuren Schreibtisch; etliche Golfschläger lehnen an der Wand. Er hebt an: „Wie Sie wissen, hat die Firma in jeder Abteilung Stellen abgebaut. Ihre Abteilung wird demnächst ganz aufgelöst.“ – „Ich wusste es“, flüstern Sie sich tonlos selbst zu, „ich bin erledigt!“

      Er fährt fort: „Sie sind einer der Mitarbeiter, die wir am meisten schätzen. Sie sind für die Firma ein großer Gewinn, wir haben Ihre Loyalität bemerkt und würdigen sie sehr. Jetzt rufen wir eine neue Abteilung ins Leben, die unserem Unternehmen bei der Umstrukturierung helfen soll, und wir hätten gerne, dass Sie diese Abteilung leiten. Ihre Arbeitszeit bleibt gleich, aber wir bieten Ihnen eine beträchtliche Gehaltserhöhung. Wie stehen Sie dazu?“

      In Sekundenbruchteilen haben Sie eine Transformation vollzogen. Jetzt lieben Sie die Firma! Sie lieben Ihre Arbeit und sogar den Schnurrbart Ihres Vorgesetzten. Sie sind davon überzeugt, dass er ein Heiliger sei und dass sein Hund Glück habe, bei ihm zu sein. All Ihre unangenehmen Körpersymptome weichen dem körperlichen Ausdruck von Freude. Nun sind Sie überglücklich.

      Was ist da gerade passiert? Wie konnten Sie innerhalb weniger Herzschläge von tiefster Verzweiflung zu höchster Ekstase aufsteigen? – Natürlich, Sie erlebten einen Umschwung von starker Unsicherheit hin zu großer Sicherheit. Dieser Wechsel der Sichtweise von „unsicher“ zu „sicher“ hat sich eindeutig auf Ihre Gefühle ausgewirkt, die wiederum Ihr Denken und Ihre Physiologie beeinflusst haben. An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, wie der Verstand arbeitet und uns glücklich macht oder besorgt, schuldig, heiter oder ärgerlich. Letzten Endes sind wir im Grunde davon abhängig, wie sicher wir uns in jedem Augenblick, in jeder Situation fühlen. Und das enthüllt, was ich als den Kern all unseres Leidens empfinde. Falls wir über diesen Punkt nicht hinausgehen, werden wir immer vom Verstand abhängig sein. Der nächste Schritt besteht darin, die einzigartige Kraft zu finden, die unser Sicherheitsgefühl beeinflusst und letztlich unseren ganzen Verstand, unseren Körper und schließlich auch unsere Umwelt.

      Wenn wir herausfinden, was unsere Sicherheit fördert, dann kommen wir vielleicht auch dahinter, wie wir sicherer oder sogar völlig sicher sein können. Wir alle kennen Menschen, die mitten im schlimmsten Trauma gelassen und unterstützend wirken. Viele Menschen lebten beispielhaft in Frieden und Freude, obwohl sie große persönliche Belastungen zu ertragen hatten: etwa Albert Schweitzer, Mahatma Gandhi oder Mutter Teresa, um nur wenige zu nennen. Die großen Weltreligionen haben ihnen viele weitere hinzugefügt. Wenn das ein Mensch kann, dann haben wir alle das Potenzial dazu. Schließlich war es Jesus, der uns sagte: „All dies könnt ihr tun und noch mehr.“

      Kerngedanken von Kapitel 3

      • Denken geht dem Handeln voraus.

      • Das Denken weist die Sinne an, Informationen zu sammeln, als Vorbereitung für künftiges Handeln.

      • Das Fühlen beeinflusst das Denken.

      • Gefühle werden umgekehrt auch von Gedanken beeinflusst. Von diesen beiden sind die Gefühle subtiler und sie motivieren uns weit wirkungsvoller.

      • Das Sicherheitsempfinden beeinflusst das Fühlen.

      4. Was es mit der Zeit auf sich hat

      „Wenn ein Mann eine Stunde lang mit einer charmanten jungen Frau zusammensitzt, kommt ihm das hinterher so vor, als sei es nur eine Minute gewesen. Aber stellen wir uns vor, er säße eine Minute lang auf einem heißen Herd oder Ofen – das käme ihm sicherlich länger als eine Stunde vor. Das ist ‚Relativität‘.“

       Albert Einstein

      Wie sich herausstellt, hängt unser Sicherheitsempfinden eng damit zusammen, wie wir die Zeit wahrnehmen. Und das wiederum hängt davon ab, wie gut wir unser Selbst kennen. Wenn wir uns unseres Selbst bewusst sind, sind wir sicher. Wenn wir uns unseres Selbst nicht bewusst sind, werden wir unsicher und unsere Gefühle, unsere Gedanken und unser Handeln spiegeln diese Unsicherheit wider.

      Ich kenne drei Arten von Zeit:

      1. Da ist einmal die kosmologische Zeit. Ihre Uhr begann mit dem Urknall zu ticken. Das Universum hat Zeit gebraucht, um sich bis zu diesem Punkt auszudehnen. Die misst die kosmologische Zeit.

      2. Dann gibt es die thermodynamische Zeit. Gegenstände, Tassen, Menschen und Planeten brauchen Zeit, um zu altern und in die Atome zu zerfallen, aus denen sie bestanden. Die thermodynamische Zeit misst den Zerfall von Dingen.

      Diese ersten beiden Arten sind eher objektive Größen, um die stoffliche Welt zu messen. Kosmologische und thermodynamische Zeit wirken außerhalb des Verstandes.

      3. Die dritte Art von Zeit ist die psychologische Zeit. Sie misst, was in unserem Geist und Verstand vor sich geht. Die psychologische Zeit ist subjektiv und ungenau. Ja, außerhalb des Verstandes lässt sich mit ihr nicht viel zuverlässig messen. Sie ist eine Illusion und die Ursache aller Probleme, vor denen die Menschheit steht.

      Bevor Sie sich darüber aufregen, wollen wir uns ein paar Minuten Zeit nehmen, um nachzuvollziehen, wie die psychologische Zeit funktioniert.

      Die psychologische Zeit ist eine Illusion. (Wenn ich das Wort „Zeit“ allein gebrauche, meine ich psychologische Zeit. Die objektive Zeitmessung nenne ich „reale“ Zeit, äußere Zeit oder Uhrzeit.) Wir glauben fälschlicherweise, es habe Zeit immer schon gegeben und wir hätten sie einfach an einem bestimmten Punkt in unserem Leben kennengelernt. Tatsächlich aber hat Ihr Verstand die Zeit „erfunden“. Sie war nicht immer da.

      Schauen Sie einem kleinen Kind beim Spielen zu: In seiner Welt gibt es keine Zeit. Alle Eltern wissen, wie frustrierend der Versuch ist, ein Kind, das nicht in der Zeit lebt, anzuziehen, zu füttern oder ganz allgemein zu motivieren. Seine innere Uhr ist auf „jetzt“ gestellt. Während die äußere Zeit vergeht und wir von Kindern zu Erwachsenen heranwachsen, konstruiert unser Verstand eine innere, psychologische Uhr. Schließlich überrollt eine Lawine von Gedanken über Vergangenheit und Zukunft das „Jetzt“.

      Popcorn, Pop und reines Bewusstsein

      Ich gehe leidenschaftlich gern ins Kino. Für ein paar Stunden vertiefe ich mich völlig in die offensichtliche Illusion, die sich auf der Leinwand abspielt. Sobald ich den Kinosaal betrete, lasse ich mein Alltagsleben hinter mir. Obwohl der Film nur ein Geflimmer von Licht und Schatten ist, stellt er doch die größere Illusion dar, die wir „wirkliches Leben“ nennen, das außerhalb der Kinotüren auf uns wartet. Die Illusion der Bewegung entsteht in unserem Verstand, wenn Gedanken zwischen Vergangenheit und Zukunft pendeln. Gedanken an Zukunft und Vergangenheit bilden eine mentale Brücke, die sich über das stets gegenwärtige Jetzt spannt. Es ist, als würde man einen Film anschauen. Ein Kinofilm ist ein langer Streifen von Einzelbildern. In einer einzigen Sekunde flimmern 24 Bilder über die Leinwand. Da unser Gehirn die Bilder nicht so schnell verarbeiten kann, wirken diese Standbilder, als wären sie in Bewegung. Recht