Frank J. Kinslow

Suche nichts - finde alles!


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Denken, während Sie auf den nächsten Gedanken gewartet haben? Haben Sie einen Freiraum, eine Art Lücke bemerkt zwischen der Frage und dem nächsten Gedanken? – Lesen Sie die Anleitung noch einmal und führen Sie die Übung erneut durch. Ich warte …

      Da …, ist Ihnen ein kurzes Zögern in Ihrem Denken aufgefallen, eine Pause … zwischen den Gedanken? Falls Sie nach der Frage „Woher kommt mein nächster Gedanke?“ ganz aufmerksam waren, werden Sie bemerkt haben, dass Ihr Verstand darauf gewartet hat, dass etwas passiert. Die kurzzeitige Pause in Ihrem Denken rührt daher, dass der Verstand zu „entscheiden“ versucht, woran er als Nächstes denken soll. Eckhart Tolle sagt, das sei etwa so wie bei einer Katze, die ein Mauseloch beobachte: Sie waren hellwach, warteten, aber in dieser Lücke waren keine Gedanken da. Bitte führen Sie diese Übung noch einige Male durch und achten Sie auf die Lücke, den Raum zwischen den Gedanken. Diese Lücke mag sehr kurz sein, aber sie ist da. In dem Maße, wie Sie dieser „Denk-Pause“ gewahr werden, wird sie sich erweitern, vertiefen, verlängern.

      Sie haben diese Lücke vorher schon oft erlebt, aber ich wette, Sie haben nie sonderlich darauf geachtet. Wenn Ihr Verstand das „Ich“ ist, interessiert er sich nicht für Stille. In bestimmter Hinsicht betrachtet er Stille als kontraproduktiv. Der Verstand verabscheut ein Vakuum. Bestenfalls erachtet er die Lücke als Ärgernis oder Störung, als etwas, was es zu füllen gilt.

      Ist es den meisten von uns nicht ein wenig peinlich oder sind wir nicht verunsichert, wenn uns etwas, was wir sagen wollten, nicht mehr einfällt? Das Wort oder der Gedanke liegen uns auf der Zunge, doch so sehr wir uns auch bemühen, wir bekommen die Antwort nicht heraus. Je mehr wir uns anstrengen, desto stärker sind wir blockiert … Wann kommt die Antwort? Sie fällt uns dann ein, wenn wir unsere Gedanken nicht mehr wie verrückt voranpeitschen, sondern sie zur Ruhe kommen lassen. Sobald wir von unserem Bemühen ablassen und ruhig werden oder an etwas anderes denken, strömen uns die Worte aus dem Mund – sozusagen wie aus der Pistole geschossen. Diese „widerspenstigen“ Worte kommen nicht aus dem aktiven Verstand, sie kommen aus den Tiefen des stillen Selbst.

      Damit meine ich Folgendes: Wenn jemand Sie nach Ihrem Namen fragt, antworten Sie, ohne zu zögern. Die Antwort kommt sicher und automatisch. Werden Sie aber im Laufe des Tages nach Ihrem Frühstück gefragt, kommt es zu einer kleinen Lücke in Ihrem Denken, während Ihr Verstand die Antwort sucht. Ist die Frage schwieriger, dann braucht der Verstand länger für die Antwort. Das heißt, der Verstand wartet auf die Antwort, die aus dieser Stille heraus Form annimmt. Der Verstand selbst bringt also nicht die Antworten hervor. Er bringt gar nichts hervor. Er gibt nur wieder, was im Selbst erschaffen wird. Für den Verstand ist das eine bittere Pille, die er da zu schlucken hat, denn er ist in die Illusion verliebt, er sei der Schöpfer.

      Unser Verstand – immer bestrebt, die Antwort parat zu haben – wird ungeduldig bei dem, was ihm als Zeitverschwendung erscheint. Unsere ständige Denkaktivität ist wie eine Nebelwand, die die Tatsache zu vertuschen sucht, dass Schöpfung, der schöpferische, kreative Akt oder Moment, aus der Stille kommt und nicht aus der Aktivität. Der Verstand will nach der Antwort greifen und damit noch stärker dirigieren und kontrollieren. Der in diesem Sinne unachtsame Verstand ist unnütz und richtet eher Schaden an.

      Wenn Sie Ihren Verstand fragen: „Woher kommt mein nächster Gedanke?“, ist er gezwungen, innezuhalten und achtsam zu sein. Von seinem Wesen her neigt er dazu, sich den ersten auftauchenden Gedanken zu schnappen und damit davonzusausen. Doch falls Sie dieser Neigung, „produktiv“ zu sein, widerstehen und genau hinschauen, woher Ihr nächster Gedanke wirklich kommt, werden Sie mit einem kurzen Blick auf Ihr Selbst belohnt, mit einer erfrischenden Pause. Sie haben dann die Antwort gefunden auf die Frage: „Was wollen Sie?“ Es ist die Antwort auf Ihre Ausgangsfrage: „Was ist mein tiefster Wunsch?“ Die Keimzelle aller anderen Wünsche und gleichzeitig die Pein des ewig rastlosen Verstandes ist diese tiefe Sehnsucht, das eigene Selbst zu kennen.

      Da Sie nun wissen, woher die Gedanken kommen, empfehle ich Ihnen, diese einfache Erfahrung einmal pro Stunde jeweils eine Minute lang durchzuführen. Nehmen Sie sich einmal stündlich irgendwann eine Minute Zeit und halten Sie Ihr Denken an. (Falls Ihnen das nicht möglich ist, machen Sie die Übung nur dann, wenn Sie können, und dafür länger: etwa fünf oder zehn oder sogar zwanzig Minuten lang. Allerdings sind kürzere und häufigere „Besuche“ bei Ihrem Selbst für unseren Zweck günstiger.)

      Kämpfen Sie nicht dagegen an, wenn sich andere Gedanken aufdrängen. Die werden immer auftauchen, weil es nun einmal das Wesen des Verstandes ist, zu denken. Stellen Sie einfach mit vollständigem Gewahrsein immer wieder die besagte Frage, bis die Zeit um ist. Bleiben Sie dran, Sie werden es nicht bereuen. Anfangs werden Sie wahrscheinlich Ihre Augen schließen müssen, doch recht schnell werden Sie die Frage mit offenen Augen stellen können. Und schon bald werden Sie diese Erfahrung machen können, während Sie Auto fahren, sich mit einer Nachbarin unterhalten oder sich am Arbeitsplatz einem dringenden Projekt widmen. Es wird nicht lange dauern, bis Sie feststellen, wie sehr diese harmlose Erfahrung Ihr Leben verändern kann. Sie brauchen nicht mehr zu tun, als regelmäßig die Lücke zwischen Ihren Gedanken zu beobachten; für den Rest ist gesorgt. Sie werden entspannter, kreativer, energiegeladener und freundlicher sein. Nach wenigen Tagen werden Sie ein Gefühl tieferen Friedens wahrnehmen. Nach einigen weiteren Tagen wird die Erfahrung sich mühelos einstellen. Sobald das der Fall ist, ist es wichtig, die eine Minute pro Stunde beizubehalten und die spontanen Besuche Ihres Selbst als Segen zu betrachten. Nach einer gewissen Zeit werden Sie Momentum erreichen, also an den Punkt kommen, dass der Friede von selbst wieder eintritt, wenn er weg war. Nun brauchen Sie sich nur noch zurückzulehnen und die Reise zu genießen.

      Rückblickend fasse ich kurz zusammen:

      Wenn wir das Selbst vergessen, vergessen wir, dass die Gedanken aus dem „ICH BIN“ erschaffen werden. Sobald das geschieht, identifizieren wir uns mit unseren Gedanken und Gefühlen. In der Aussage „Ich bin wütend“ identifizieren wir uns mit der Wut. Dann sind wir dem verhaftet, was die Wut mit sich bringt: Verletzung, Frustration, Rache … Von hier ist es nur ein kleiner Schritt in einen massiven Ringkampf mit unseren Gedanken und Gefühlen. Diesen Kampf können wir nicht gewinnen. Das Problem ist, dass wir glauben, unser Verstand zu sein; damit kommen wir in große Schwierigkeiten.

      Das Selbst bringt den Verstand hervor, nicht umgekehrt. Ihr Selbst hat die Intelligenz. Ihr Verstand ist nur ein Werkzeug, das Sie nutzen, um Dinge auszuführen. Solange das Selbst den Verstand nicht anleitet und überwacht, funktioniert der Verstand „auf Autopilot“. Er meint zu wissen, was er tut, doch das ist nur eine Illusion.

      „ICH BIN“ – der universelle Heiler

      Ich habe einige provokative Behauptungen aufgestellt. Die wohl leidenschaftlichste davon war, dass die Menschen nur deshalb leiden, weil sie ihres Selbst nicht gewahr sind. Und Selbst-Gewahrsein beendet das Leiden. Lassen Sie uns nun einmal schauen, ob wir diese Worte untermauern und unser Gewahrsein auf unser Selbst richten können.

      Führen Sie die Erfahrung 1 noch einige Male durch! Ihre Aufmerksamkeit sollte mit einem klareren, wenn nicht sogar längeren Blick auf die Lücke zwischen Ihren Gedanken belohnt werden … – Diese Lücke mag nur eine oder zwei Sekunden gedauert haben, doch sie war da. Ja, sie war da, doch was ist sie? Diese Lücke ist reines Gewahrsein; Gewahrsein des Nichts. Als Sie dieser Lücke gewahr wurden, konnten Sie sagen: „Ich nehme nichts wahr“ oder „Ich bin des Nichts gewahr“. Das Nichts ist reines Gewahrsein und das „ICH BIN“ ist das Selbst. Der Wagen, die Pferde und der Kutscher waren alle verschwunden und hatten den Fahrgast in diesem Augenblick mit sich selbst, dem Selbst, allein gelassen.

      Hier kommt nun die große Preisfrage: Als Sie mit Ihrem Selbst allein waren, zwischen den Gedanken, waren da irgendwelche aufwühlenden Gefühle? Erinnern Sie sich an irgendeine Art von Unbehagen? – Nichts dergleichen, nicht wahr? Und falls Sie die Lücke wirklich genau beobachtet haben, könnten Sie festgestellt haben, dass Sie sich ein wenig friedlicher fühlten. Nur zu, probieren Sie es noch einmal! Es funktioniert jedes Mal. Es ist unmöglich, wütend, traurig, besorgt, schuldbewusst oder irgendwie negativ zu sein und gleichzeitig des inneren Selbst ganz gewahr zu sein. Unmöglich!

      Das ist nicht einfach eine Irreführung. Sobald