am Tisch saß, brach die Sonne durch die Wolken hindurch und wärmte meinen Rücken; die Gespräche der Gäste erfüllten das Café und es lief eine Jazz-CD. Ich saß still da, meine Tasse lauwarmen Tees mit den Händen umfassend. Alles war genau wie vorher, nur war der Raum jetzt von einem klaren und strahlenden Licht erfüllt, dem Gesicht des Friedens. Wie sich das gesamte Universum in dieses kleine Café hinein ergossen hatte, in dem schon Menschen und Bücher zuhauf waren, kann ich nicht sagen. Doch es war da und niemand bemerkte es. Galaxien und der Stoff der Schöpfung durchdrangen mühelos unsere Körper, auch das nahm niemand wahr. Mein Atem rührte sich nicht, aber Tränen liefen mir das Gesicht hinunter und tropften links und rechts neben der Tasse auf den Tisch. Kurz begegnete vom Nachbartisch her eine junge Studentin meinem Blick, dann wandte sie sich rasch ab.
Wie auf einen unsichtbaren Hinweis hin schrumpfte mein Bewusstsein zu einer winzigen Vertiefung in einer schimmernden Energieexplosion und wurde kleiner als das kleinste subatomare Teilchen. Ich sah zu, wie Wolken reiner Energie erstarrten und sich anderen Wolken annäherten. Aus diesen formlosen Nebeln tauchten die lebenden Seelen von Bäumen und Meeren und der fruchtbaren Erde auf, nur um sich wieder in formlose Energie aufzulösen. Ich war überall, größer als das Größte und kleiner als das Kleinste.
Als diese wirbelnden Energien der Schöpfung wieder schwächer wurden, fand ich mich in der alltäglichen Gegenwart wieder, die wir selbstsicher die „reale Welt“ nennen. Augenblicklich kehrte der Geruch von Kaffee und getoasteten Bagels in mein Gewahrsein zurück. Der war alles andere als alltäglich und profan. Meine Tränen trockneten, ich sah wieder klarer. Alles erschien frisch und sauber und von innen her zu leuchten. Auch hier war jede Form Energie. Doch tief in den zartesten Energieformen war noch etwas versteckt. Es war nicht erkennbar, doch ich war mir seiner bewusst. Es war intelligent und gewahr. Vor allem aber war es mitfühlend – nein, „Es“ war Mitgefühl. Und irgendwie war ich „Es“.
Momentum
Der intensive Zustand von innerem Frieden und Glückseligkeit hielt ungefähr fünf Wochen an. Wenn ich meinen Alltagspflichten nachging, stellte ich fest, dass sich eine Art von Mühelosigkeit in meine gewohnten Abläufe eingeschlichen hatte. Ab und zu fühlte ich mich von den Dingen getrennt, als ob der innere Friede mich über das Getöse hinausgehoben hätte, und dennoch war ich so sehr Teil von allem Erschaffenen, dass ich eins damit war. Ich glaube nicht, dass diese Transformation für meine Familienangehörigen oder Freunde wahrnehmbar war. Sie war ebenso subtil wie tiefgreifend. Auch denke ich nicht, dass die Intensität stark nachließ, vielmehr integrierte ich die Erfahrung. Ich gewöhnte mich daran und alles erschien mir normal, wie vorher – außer einem Punkt: Da war etwas so wunderbar Feines, Delikates, Erquickliches und gleichzeitig völlig Normales, dass ich dieses Buch schrieb, um Ihnen davon zu berichten.
Seit diesem Tag brauche ich nicht mehr nach innerem Frieden zu suchen. Sicher, gelegentlich „verliere“ ich ihn, manchmal auch für einen großen Teil des Tages, mitunter noch länger. Doch er kommt immer wieder zurück – und zwar, ohne dass ich mich anzustrengen brauche. Der innere Friede findet zu mir zurück, wie ein Kind zu seiner Mutter läuft, wenn es zu lange von ihr weg war. Wir umarmen einander wie Eltern und Kind und machen gemeinsam weiter und kümmern uns dabei nicht sonderlich um die Härten des Lebens.
Ich bezeichne es als „Momentum“ [Eigendynamik, Kraftimpuls], wenn der Friede sich spontan wieder einstellt. Momentum besagt: Kampf und Frustration, Sorge und Unzufriedenheit lassen nach und haben Sie weniger fest im Griff. Negative Kräfte werden zu harmlosen Gespenstern, denn sie hungern nach chaotischen Emotionen, die sie aufrechterhalten. Wenn wir aufgebracht, verstimmt oder durcheinander sind, können wir tage- oder monatelang, ja sogar jahrelang in diesem Zustand bleiben. Dann kreist der Verstand nur noch um das Problem, käut das verletzende Ereignis wieder und probt Szenarien an Ihrem mentalen Gerichtshof. Ihr Geist wird vollständig von Gedanken vereinnahmt; die Zartheit, die jeder Moment mit sich bringt, entgeht ihm völlig. Im Grunde braucht das unkontrollierte Denken gar kein plötzliches Ereignis, um den Geist von diesem Moment wegzulocken: Sind Sie schon einmal an Ihren Arbeitsplatz gefahren und haben sich nachher an fast nichts mehr erinnert, was Sie auf der Fahrt gesehen haben? Ihr Verstand war anderweitig beschäftigt, während Ihr Körper und Ihr Auto ihn zur Arbeit fuhren. Sie mögen einwenden, auf Ihrem Weg zur Arbeit gebe es ohnehin nichts Bemerkenswertes – doch darum geht es nicht. Außerdem lägen Sie damit falsch. Dieses übliche Bewusstsein ist ein Problem. Genauer gesagt ist es ein Anzeichen dafür, dass auf einer tieferen Ebene etwas nicht stimmt.
Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben:
• Erstens wollte ich Ihr Interesse daran wecken, den inneren Frieden in Ihnen selbst zu finden. Sie stehen vor einer einfachen Wahl: Frieden oder Probleme. Letztlich ist das Ihre einzige Wahl.
• Zweitens würde ich Sie gern wissen lassen, wie einfach es ist, im Frieden zu sein. Sie brauchen nicht Ihr Leben darauf zu verwenden, ihn zu finden (wie ich es getan habe). Im Grunde würden Sie damit hundertprozentig sicherstellen, dass Sie keinen Frieden finden. Ich würde Sie gern am eigenen Leib erleben lassen, wie innerer Friede Probleme beseitigt, weil er Ihnen gestattet, die Fülle und Schönheit zu genießen, die Ihr Leben ausmachen.
• Und drittens möchte ich, dass Sie „Momentum“ erreichen. Wenn in Ihrem Leben dauerhaft und mühelos Friede herrscht, ist meine Arbeit vollbracht.
Bevor wir tatsächlich Frieden erleben, wollen wir uns zwei Fragen anschauen, die es zu beantworten gilt:
Was wollen oder wünschen Sie?
Auf den ersten Blick kommt die Frage „Was wollen Sie?“ ganz arglos daher. Sich etwas zu wünschen, etwas zu wollen, das passiert automatisch. Es erscheint wirklich recht einfach. Ein Wunsch taucht auf und Sie wollen den Gegenstand dieses Verlangens, dieses Wunsches. Wenn Sie Hunger haben, wollen Sie etwas zu essen. Wenn Sie sich einsam fühlen, wünschen Sie sich Gesellschaft. Doch woher kommen diese Wünsche? Manche rühren von körperlichen oder psychischen Bedürfnissen her, etwa Durst oder Liebe. Andere scheinen an kein besonderes Bedürfnis geknüpft zu sein. Sie wünschen sich beispielsweise das rote Sportcabriolet statt der praktischeren Familienlimousine. Oder wie sieht es aus mit dem Wunsch nach einem knackigen Po, während Ihr derzeitiger doch völlig „funktionstüchtig“ ist? Was löst dieses Verlangen aus, sich etwas zu wünschen, ohne es zu brauchen, das einen so aus dem Gleichgewicht bringen kann und das letztlich so zerstörerisch ist?
Falls Sie sich die Zeit nehmen, diese einfache Frage mit mir zu beantworten, verspreche ich Ihnen: Ihr Leben wird sich nicht nur ein wenig verändern, sondern wahrhaftig tiefgreifend. Unmittelbar hinter Ihren Gedanken werden Sie eine verborgene Welt entdecken. Das ist keine Schattenwelt oder eine Widerspiegelung anderer Reiche, die Sie bereits kennen. Die Welt unter der Frage ist tief, umfassend und rein. Es ist die Welt, aus der Ihr derzeitiges Leben Atem holt, die letztendliche Antwort auf die Frage: „Was wollen Sie?“
Dieses Buch kann Ihnen viele faszinierende Türen öffnen, doch letzten Endes gibt es nur eine Tür, durch die Sie hindurchgehen müssen. Es ist nicht notwendig, über diese einzige Erkenntnis hinauszublicken. Vielleicht brauchen Sie eine gewisse Vorbereitung, bevor Sie diese Tür durchschreiten können, doch da lässt sich leicht Abhilfe schaffen. Hier wartet eine Menge Arbeit auf Sie und noch mehr Spaß. Sie sind dabei, eine Reise anzutreten, nicht von hier nach dort, sondern sozusagen „vom Hier zum Hören“ [engl.: from here to hear]. Sie werden erkennen, dass Sie nirgendwo hinzugehen brauchen, um vollkommen zu sein. Ebenso wenig brauchen Sie etwas dafür zu tun! Treffender stellt man sich diese Reise als ein Erweitern vor, als ein Öffnen der Wahrnehmung, das mit der Erkenntnis endet, dass das Leben bereits vollkommen ist.
Falls Ihnen diese Aussage abstrus oder unglaublich erscheint, dann bereiten Sie sich auf eine wilde Fahrt vor. Kommen Sie mit mir und Sie werden selbst das bemerkenswerte Leben kennenlernen, das Ihnen bisher entgangen ist. Sie entdecken die Wissenschaft des Sehens und die Kunst des Seins. In der Natur gibt es keine Probleme. Wenn ein Mensch seine wahre Natur, sein wahres Wesen erkennt, dann lösen Probleme sich auf, so, wie die Sonne in ein ruhiges Meer zu versinken scheint.
Zu Anfang lade ich Sie ein, genau so zu lernen, wie Sie schon Ihr ganzes Leben lang gelernt haben: linear