Frank J. Kinslow

Suche nichts - finde alles!


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Generationen von der Erde verschwindet.

      Selbst die größten Egozentriker unter uns können den Wahnsinn wahrnehmen, der sich wie ein unterschwelliges Pulsieren durch unser Alltagsleben zieht. Wir brauchen nicht einmal bis zu den Regenwäldern oder den Ozeanen zu schauen – schädliche Umwelteinflüsse wirken schon in unserer Küche und in unserem Badezimmer. Die Umwelt ist eine ernste Angelegenheit, doch sie ist nicht das Problem. Rund um den Erdball misstrauen Nationen sich gegenseitig, viele stehen einander offen feindselig gegenüber. Innerhalb dieser Länder sind die Bürger ruhelos und unzufrieden. Doch Spannungen zwischen den Nationen und innerhalb derselben sind nicht das Problem. Die Gesellschaftsstrukturen sind unnatürlich und unpersönlich geworden. Obwohl wir uns verzweifelt bemühen, die Familienbande zu stärken, lösen sich diese weiter auf. Die Belastung durch diese krisengeschüttelte und Not leidende Welt trifft uns als Einzelne und beschert uns immer mehr und immer neue körperliche und psychische Erkrankungen. Und doch haben wir als Spezies das Grundproblem, die Ursache unseres Unbehagens, noch nicht aufgedeckt. Das ist die schlechte Nachricht.

      Die gute Nachricht lautet: Eine kleine Anzahl von Menschen ohne bestimmten kulturellen, bildungsmäßigen und ökonomischen Hintergrund und ohne außergewöhnlichen philosophischen oder religiösen Einfluss hat den Übeltäter enttarnt. Diese Menschen verbindet allein die folgende Eigenschaft: Sie haben gelernt, Probleme „auszuschalten“, indem sie die „Ursache“ all unserer Probleme beseitigt haben. Und dies ist die besonders gute Nachricht: Ihr Leben ist heute ein natürlicher und dynamischer Ausdruck dessen, was Menschsein ausmacht. Sie sind energiegeladen, schöpferisch und liebevoll. Selbst unter schwierigsten Umständen empfinden sie inneren Frieden. Ja, Gelassenheit, Friede und Freude sind notwendige Ausdrucksformen derjenigen, die ein Leben jenseits von Problemen führen.

      Probleme sind nicht das Problem

      Es ist, als würden wir noch schlafen. Unser Schlaf ist tief, unsere Träume sind süß. Doch Träume sind Illusionen. Wenn wir aufwachen, erwartet uns ein Leben voller Wunder und unvorstellbarer Fülle. Aber noch schlafen wir. In diesem Schlummerzustand können wir unser Leben nicht leben. Die Gelegenheit, unser wahres menschliches Erbe in Anspruch zu nehmen, entgleitet uns rasch. Einige sind schon erwacht und versuchen die Übrigen aufzuwecken. Falls Sie schlafen, falls Sie also Probleme haben, lade ich Sie ein, in Ihre ganze Größe hinein zu erwachen. Können Sie sich eine dringendere oder erfüllendere Aufgabe vorstellen?

      Eine gängige Definition von „Wahnsinn“ scheint hier besonders gut zu passen. Sie lautet ungefähr so: „Wahnsinnig (oder verrückt, dumm) ist, wer immer wieder das Gleiche tut und trotzdem andere Ergebnisse erwartet.“ Warum aber erzielen wir immer noch die gleichen Resultate, nämlich mehr Probleme, wenn wir versuchen, die Dinge anders zu machen? Während wir lernen, unsere Schwierigkeiten zu überwinden, treten nur noch größere an ihre Stelle. Unsere Probleme vervielfachen sich nicht nur, sie verschlimmern sich auch. Weltumspannende Kriege sowie Erderwärmung und „Supererreger“, verursacht durch übermäßigen Einsatz von Antibiotika, bedrohen unsere nackte Existenz. Unsere Form von Wahnsinn nimmt mit jedem Problem zu, das wir lösen.

      Warum ist das so? Warum ruft mehr Wissen nach immer noch mehr Wissen? Und warum haben wir immer weniger das Gefühl, die Kontrolle zu haben? Mehr Wissen über unser Denken oder unseren Verstand, unseren Körper und unsere Beziehungen hat bisher nicht funktioniert. Wir haben eine Informationsexplosion. Aus allen Ecken der Welt und darüber hinaus strömen Informationen mit Lichtgeschwindigkeit auf uns ein. Unser Wissen vermehrt sich exponentiell; damit einhergehend werden unsere Probleme vielfältiger und ernster.

      Wie die meisten Menschen habe ich den größten Teil meines Lebens damit zugebracht, Brände zu löschen, also Probleme anzugehen, indem ich meine Umwelt manipulierte. Ich habe viele nützliche Systeme und Philosophien gelernt, um das alltägliche Dilemma zu überwinden. Lernen bedeutet natürlich: Der Verstand „verleibt sich etwas ein“. Meiner hieß alle Ideen willkommen. Wie eine Fliege, die sich im Netz meiner mentalen Matrix verfangen hatte, spritzte ich jeder Idee das Gift meines Ego ein, das dieses Netz gewoben hatte. Es war ein subtiles Gift, das schwächte, aber nicht tötete. Einmal infiziert, erschienen meine Ideen recht vernünftig. Sie hätten Probleme aus der Welt schaffen sollen, doch sie erzeugten nur weitere. Deshalb lernte ich mehr Problemlösungstechniken. Ich verdiente mehr Geld, ging neue Beziehungen ein, wurde „spirituell“. Und trotzdem war mein Leben geprägt von unangenehmen Ereignissen und Notsituationen aller Art, von Schwierigkeiten, Rückschlägen und Katastrophen. Wie Wellen, die sich am Strand brechen, rollten die Probleme nacheinander heran.

      Da erkannte ich, dass das Sammeln von Informationen meine Probleme nicht beseitigt hatte und nicht beseitigen konnte. An diesem Punkt überkam mich eine ganz eigenartige Ruhe. Ich erkannte, dass harte Arbeit, akribisches Planen und gute Absichten nicht der Schlüssel zu innerer Ruhe sind. Ja, eben diese Erkenntnis brachte mir mehr inneren Frieden als lebenslanges Arbeiten und Planen. Dabei hatte ich das Gefühl gehabt, nicht verrückt zu sein, weil ich die Dinge immer etwas anders machte. Als ich jedoch einen Schritt zurücktrat und mein Leben betrachtete, fiel mir als Beschreibung nur das Wort „verrückt“ ein. Mein Leben war durchzogen von langen Phasen einer gleichsam unterschwelligen „stillen Verzweiflung“. Wenn mir diese Verzweiflung bewusst wurde, wurde mein Verhalten hektisch und chaotisch. Ich hatte das Gefühl, nicht genügend Zeit zu haben, um meine Ziele zu erreichen und daraufhin endlich glücklich zu sein . Hin und wieder stattete das Glücksgefühl mir einen Besuch ab. Diese Glücksmomente hingen zusammen mit Ereignissen wie dem Kauf eines neuen Autos oder einer zusätzlichen Geldeinnahme. Wenn das Glücksgefühl tatsächlich vorbeischaute, blieb es nie lange. Ich war dann vielleicht einige Stunden oder ein paar Tage lang glücklich – und dann dauerte es oft Wochen oder Monate, bis es wieder einmal auftauchte. Das ging so weit, dass ich das Glück nicht einmal mehr genießen konnte, wenn es da war, weil ich mir ständig Sorgen machte, es könne wieder vergehen. Mein Leben spiegelte einfach die gebrochene Verrücktheit wider, die wir heutzutage als normales Leben hinnehmen.

      Die weiter oben erwähnte Definition von Verrücktheit warnt uns davor, immer wieder das Gleiche zu tun und trotzdem ein anderes (besseres) Ergebnis zu erwarten. Wenn wir mehr Informationen sammeln und nutzen, um neue Probleme zu lösen, handeln wir, wie es scheint, „anders“. Das kann also nicht letztlich die Ursache unserer Probleme sein. Was aber ist das Grundproblem? Um die Antwort hierauf zu finden, müssen wir uns fragen: „Welcher Aspekt des Problemlösungsprozesses ist immer gleich geblieben?“

      In diesem Prozess ist nur ein Aspekt immer der gleiche: der Verstand. Jedes Problem muss zuerst den Filter des Verstandes passieren. Das Grundproblem, das für alle anderen Probleme verantwortlich ist, ist der Verstand! Oder, genauer gesagt: die Art, wie unser Verstand arbeitet, wenn wir ihn ohne Kontrolle gewähren lassen. Der Verstand ist ein Werkzeug, das der Führung bedarf. Sie können sich nicht darauf verlassen, dass er seine Angelegenheiten selbst regelt. Sie sind nicht Ihr Verstand. Sie haben die Kontrolle über Ihren Verstand – zumindest sollten Sie sie haben. Wie Hal, der außer Kontrolle geratene Computer in dem Film 2001: Odyssee im Weltraum, hat unser Verstand das Zepter übernommen, während wir schliefen.

      In diesem „Wach-Schlaf“ läuft der Verstand auf Autopilot. Er wird reflexartig und reaktiv. Im Wesentlichen macht er das, was er „immer schon so gemacht“ hat – weil Sie nicht bewusst dabei sind, um ihn zu führen. Sehen Sie das Dilemma? Wenn der Verstand reflexartig und aus der Erinnerung heraus reagiert, wie kann er dann ein Problem lösen, das sich jetzt stellt? Wenn Sie jemand bittet, eine Rechenaufgabe zu lösen, und Sie erfahren, es handle sich um eine Addition, während es in Wirklichkeit eine Subtraktionsaufgabe ist, dann ist Ihre Antwort falsch. Sie mögen mathematisch korrekt vorgehen, doch Ihre Antwort ist falsch. Wir scheinen an unseren Lebensproblemen ganz gut zu arbeiten, doch die Resultate ergeben keinen Sinn, zumindest nicht auf Dauer. Sobald wir uns wundern, warum die Dinge nicht funktionieren, überprüfen wir unsere Arbeit. Solange wir die Aufgabe für eine Addition halten, hoffen wir vergeblich, sie zu lösen. Wir machen alles richtig, doch das Ergebnis ist verkehrt.

      Im Leben addieren wir sozusagen in einer Welt, in der wir subtrahieren müssten. Ganz egal, wie sehr wir uns bemühen, die Probleme in unserem Leben zu lösen – wir können immer nur noch mehr erschaffen: mehr Leiden, mehr Schmerz und mehr Zerstörung. Wir