er, dann wäre unsere Welt ein sicherer und wunderschöner Ort.“
Abraham Maslow nennt diese Menschen „Transzendierende“ [engl.: transcenders], also Menschen, die Transzendenz vollziehen oder realisieren. Sie machen nur einen kleinen Prozentsatz der gesamten Menschheit aus, vielleicht nur ein halbes Prozent. Doch es gibt sie und sie sind real. Die Frage lautet: „Können auch wir erlangen, was sie haben?“
Die Antwort lautet: „Ja!“ Wir können unser Leben mit Frieden, Freude und Liebe erfüllen. Wir können Angst, Schuldgefühle, Frustration ebenso ausräumen wie dieses unterschwellige Unbehagen, das immer im Hintergrund ist wie das Summen einer lauten Klimaanlage in einem heißen Sommer.
Wir sind Menschen und wir sind nicht „fertig“. Wir schlüpfen gerade aus unserem Kokon heraus. Transzendierende sind die Schmetterlinge unserer Spezies. Sie zeigen uns, was wir alle werden können. Das inspiriert; doch damit ist es noch nicht getan.
Zu wissen, dass wir nicht vollkommen sind, ist der erste Schritt auf dem Weg zum Ganzwerden. Wir spüren es von tief innen aufsteigen, wenn wir ganz ruhig sind. Es ist ein Gefühl der Unvollständigkeit, als ob etwas fehlte. Dieses Unbehagen versuchen wir beispielsweise oft dadurch zu übertönen, dass wir uns unermüdlich beschäftigen. Je vehementer dieses Gefühl der Leere seinen aufdringlichen Kopf in unsere bewussten Angelegenheiten stecken will, desto mehr arbeiten wir, um es mit den beiden Füßen „Arbeit“ und „Sorgen“ niederzutrampeln. „Ich bin ein Arbeitstier“, verkündet ein Geschäftsmann stolz. „Ich muss immer etwas tun. Nur herumzusitzen ist Zeitverschwendung“, sagt eine Frau über ihr Leben allgemein. Das sind eindeutige Anzeichen von Leere. Wir sind von einer hinterhältigen Seuche infiziert, der viele erlegen sind. Eckhart Tolle, ein Visionär von heute, stellte fest, dass Unzufriedenheit, Missmut und Angst sich schneller ausbreiteten als ein Virus.
Das Wissen um ein Problem ist der erste Schritt zu seiner Lösung. Zu wissen, dass andere die gleichen Probleme bereits überwunden haben, vor denen wir selbst stehen, ermutigt uns. Es macht Mut und ist eine Falle. Denn jeder von uns befindet sich auf seiner eigenen Reise. Bücher, Organisationen und Menschen sind nur Wegweiser. Sie können nur in die Richtung weisen, die sie für sich selbst als die beste empfinden. Ihr Weg zur Ganzheit führt Sie eine Straße entlang, die nur Sie gehen können. Vor meinem geistigen Auge sehe ich einen riesigen Schwarm schneller, silberner Fische, die in vollkommener Harmonie schwimmen. Wenn der „Anführer“ die Richtung wechselt, drehen sich alle Fische mit ihm um. Was für ein wunderbares Beispiel von Einheit! Doch wenn der Anführer sich verirrt hat? Wenn er geradewegs auf das Maul eines Raubfischs zuschwimmt?
Eine „gespiegelte“ Sicht der Dinge
Worin unterscheiden sich die Menschen, die Maslow Transzendierende nennt, von uns? Dass sie die Welt anders wahrnehmen als die übrige Menschheit, das liegt auf der Hand. Die Wahrnehmung bestimmt die Erwartung. Stoßen sie irgendwie in die Welt der Quantenmechanik vor? Sind sie imstande, die subtilen Mechanismen der Schöpfung zu sehen, und erkennen sie, dass das Leben, wie es sich unseren Sinnen darbietet, nur ein kleiner Ausschnitt der Herrlichkeit und Ganzheit der Schöpfung ist? Die Antwort ist sonnenklar. [Wörtlich: „Die Antwort ist so unbezweifelbar wie die Nase in Ihrem Gesicht.“ Anm. der Übers.]
Aber wie klar und unzweifelhaft ist die Nase in meinem Gesicht wirklich? Lassen Sie uns das kurz betrachten. Von dem Punkt aus, von dem ich in die Welt hinausschaue, ist meine Nase nicht gerade besonders deutlich zu erkennen. Ich habe eine ganz eigene Sicht auf sie, wohin ich auch gehe: Ich kann mein rechtes Auge schließen und verschwommen meinen linken Nasenflügel sehen und das Gleiche kann ich mit dem linken Auge machen, doch damit sind meine Möglichkeiten so ziemlich erschöpft.
Nehme ich jedoch einen Spiegel zu Hilfe, so eröffnet sich mir eine ganz neue Welt. Sobald ich mir einen Spiegel vors Gesicht halte, sehe ich meine Nase ganz deutlich. Wenn ich den Spiegel bewege, sehe ich beide Nasenflügel und die Nasenwurzel ganz klar. Ich kann sogar in meine Nase hineinschauen, wenn ich den Spiegel darunterhalte. Stellen Sie sich mal vor, welche Möglichkeiten eine solche Sichtweise eröffnet …
Meinem Gefühl nach können Transzendierende sich diese „gespiegelte“ Sicht der Dinge zu eigen machen. Sie können das Leben aus mehr als einem Blickwinkel betrachten. Ja, die Anzahl der verschiedenen Blickwinkel, mit denen sie die Möglichkeiten, das Potenzial jedes einzelnen Ereignisses anschauen, ist grenzenlos. Dank dieser Fähigkeit sind sie imstande, einen sehr neugierigen und beneidenswerten Standpunkt einzunehmen. Sie sind zu zahllosen Sichtweisen fähig. Das heißt, sie hegen praktisch keine Erwartungen. Sie nehmen die Welt wahr und interagieren mit ihr so, wie sie ist, und nicht so, wie sie sie haben wollen. Der individuelle Geist des Transzendierenden ist eins mit dem kosmischen Geist. Diese Menschen haben ihr Gefühl von Individualität aufgegeben zugunsten eines Gefühls von Universalität.
Für Transzendierende ist das Leben ein Abenteuer. Weil sie wissen, dass das Potenzial jeder Situation grenzenlos ist, versuchen sie nicht, sich in das Ergebnis einzumischen. Sie versuchen nicht, ihren Willen zu ihrem eigenen Vorteil „durchzudrücken“, wie wir übrigen es gelernt haben. Transzendierende sind damit zufrieden, zuzusehen, wie sich die Schönheit der Schöpfung vor ihnen entfaltet. Die einende Kraft des Universums übersteigt das Verständnis des menschlichen Geistes. Unser Verstand kann einfach nicht alle möglichen Kombinationen kennen, die einem einzelnen Ereignis innewohnen. Kräfte aller Art, aus allen Richtungen und allen Ebenen kommen bei jedem einzelnen Ereignis zum Tragen, und zwar in jedem Moment, zu jeder Stunde, jeden Tag, jedes Jahr, jedes Jahrtausend bis in alle Ewigkeit. Mir persönlich fällt es schon schwer, mir die Zahlenkombination für mein Postschließfach zu merken. Ich habe daher nicht die Absicht, mich an der Faktorenkombination, am Schlüssel für das Verständnis der Schöpfung zu versuchen.
Beobachten – ein Vollzeitjob
Das brauche ich auch nicht. Die Schöpfung sorgt für sich selbst. Es scheint, als sei meine einzige Aufgabe, zu beobachten, wie sich dieser Prozess entfaltet. Heißt das, dass ich den ganzen Tag halb benommen herumsitze, während die Welt an meinem Fenster vorüberzieht? Nein. Maslow hat festgestellt, dass Transzendierende dynamische, kreative und produktive Menschen sind. Beobachten ist eine Form von Loslassen. Es ist das Bewusstsein, dass sich jede einzelne Situation unendlich vielfältig entwickeln kann. Das Beobachten ermöglicht der Welt, sich ungestört zu entfalten. Wenn ich die Schöpfung für sich selbst sorgen lasse, ist die Welt immer neu. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass Sie versuchen, die Dinge zu Ihrem persönlichen Vorteil zu kontrollieren, ist Langeweile. Ja, Langeweile empfinden Sie, wenn die Dinge nicht so laufen, wie Sie es erzwingen wollen. Das Leben verliert seine Frische, wird schal und uninteressant und Ihnen wird langweilig. Ein Kind langweilt sich erst, wenn es lernt, sich Ziele zu setzen und sich aufzuregen, falls es diese nicht erreicht. Bis dahin werden ein Topf und ein Löffel das Kind stundenlang inspirieren.
Während ich beobachte, handle ich auch. Aber beachten Sie die Reihenfolge: Beobachten Sie das Selbst und handeln Sie dann. Merke: Erst sein, dann tun. Das Tun resultiert ganz natürlich aus dem Beobachten, nicht aber aus dem Planen. Ebenso wenig kommen Gedanken aus anderen Gedanken. Sie kommen aus dem Selbst. Nichts schadet der Lebensenergie mehr, als einen Plan einzuhalten, der sich selbst entgegenwirkt. Falls Sie sehen wollen, wie zerstörerisch diese Angewohnheit mittlerweile ist, dann denken Sie einen Moment darüber nach, wie wir Menschen die Erde umbringen. Das ist kein wirklich kluger Schachzug. Wir wurden schon einmal mit einer Krebserkrankung im Gesicht von Mutter Erde verglichen. Wenn sie ihren letzten Atemzug macht, werden wir mit ihr zugrunde gehen. Transzendierenden ist es unmöglich, sich selbst, andere oder ihre Umwelt zu zerstören. Und zwar deshalb, weil sie unablässig beobachten, was ist, und dann das Notwendige tun.
Tod ist Leben
Im Universum gibt es eine Ordnung, eine Art intelligente Energie, die zu wissen scheint, was überall gleichzeitig vor sich geht. Die Quantenmechanik kennt viele Namen für diese universelle Ordnung, etwa: die implizite Ordnung, das Unmanifeste, das Submanifeste oder der Vakuumzustand. Wenn diese Energie oder Ordnung sich an die Arbeit macht, dann brauchen wir nur aus dem Weg zu gehen und zuzuschauen. In meiner Ausbildung zum Chiropraktiker lernte ich, die Kraft, die den Körper