Markus Peters

Gesundmacher Herz


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machen. Beziehen sich diese Einwände oder Anregungen auf konkrete Arbeiten anderer forschender Menschen, so bitte ich um die Zusendung der entsprechenden Veröffentlichungen oder Quellenangaben.

      Entsprechend sind natürlich auch die Literaturhinweise am Ende der meisten Kapitel keineswegs erschöpfend, sondern stellen nur eine Auswahl möglicher weiterführender Bücher dar!

      Zur weiteren Entwicklung der hier vorgestellten Zusammenhänge gibt es auch eine Website im Internet, wo Sie sich über aktuelle Fragen, neue Erkenntnisse und auch über Vorträge und Ähnliches informieren können: www.gesundmacher-herz.de

      In diesem Buch sind immer wieder auch praktische Übungen und Hinweise enthalten, die hier allerdings nur angerissen werden können. Während Übungen meist eines gemeinsamen Tuns bedürfen, muss ein Buch doch immer im Abstrakten bleiben. Auf der Website werde ich, soweit meine zeitlichen Kapazitäten dies zulassen, meine Vorträge und Seminare ankündigen; gerade in den Seminaren wird es dann auch um praktische und meditative Übungen gehen. Aber unabhängig davon sollte es Ihnen eine „Herzensangelegenheit“ sein, sich selbst übend auf den Weg zu machen, um die inneren Seiten Ihres Herzens besser kennenzulernen.

      Auch das muss noch gesagt werden: Das vorliegende Buch kann, will und darf einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen; es darf auch nicht dazu verführen, eigenmächtig Medikamente abzusetzen oder dergleichen. Für solche Schritte bedarf es stets der fachkundigen Begleitung durch einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker!

      Kapitel 1

      Das Verständnis vom Herz im Wandel der Zeit

      Das Herz als Pumpe anzusehen, ist eine Entwicklung der Neuzeit, geprägt vom abendländischen Geist der Aufklärung. In vielen anderen Kulturen werden mit dem Herzen völlig andere Konzepte verbunden! Sich dies einmal klarzumachen, ist schon deshalb sinnvoll, um so die übliche Anmaßung der westlichen Wissenschaftswelt zu hinterfragen. Dass deren Ansichten in unserer Kultur als die einzig wahren angesehen werden, sagt noch gar nichts aus. Zumal als „Instrument“ der Wahrheitsfindung hier allein ein streng naturwissenschaftliches Vorgehen zugelassen ist – paradoxerweise verbunden mit dem Anspruch der einzig wahren Gültigkeit. Im Grunde handelt es sich dabei um die moderne Form eines geistigen Kolonialismus.

      Nun würde es zu weit führen, hier einen Überblick über eine Kulturgeschichte des Herzens zu geben. Und das ist auch nicht nötig, da es ein solches Buch bereits gibt.1 Aber einige wenige Gedanken zur Geschichte der Herzlehre sollen hier doch vorgetragen werden:

      Die wohl älteste religiöse Kultur, die auch – obwohl so gut wie unbekannt – heute noch ausgeübt wird, ist der Sufismus, der ursprünglich im Zweistromland, also im Gebiet des heutigen Irak und Iran, praktiziert wurde. Durch die Begründung des Islam durch Mohammed (ca. 570 – 632) wurde der Sufismus dann ein Teil der mystischen islamischen Lehre, auch wenn dies nicht mit den Intentionen der Sufis einhergehen muss – etwa unter dem Aspekt, dass dem Sufismus jeglicher weltliche Machtanspruch wesensfremd ist.

      Das Herz nimmt im Sufismus eine zentrale Position ein, da es das Organ ist, mit dessen Hilfe die Rückbesinnung2 auf Gott möglich ist. Durch eine mystische Versenkung in die Weisheit des Herzens wird geistige Erkenntnis möglich und ein Weg zu Gott geebnet. Der Sufist geht deshalb einen radikalen Übungsweg, der ein Leben lang andauert, um über die Herzenskräfte eine unmittelbar göttliche Verbindung herzustellen. Auf diesem Grundgedanken basierend entstand im Laufe der Jahrtausende eine regelrechte sufistische Herzenswissenschaft.

      In der alten ägyptischen Kultur hingegen war es erstrebenswert, ein „Herz aus Stein“ zu haben – was aber, ganz anders als in unserem Sprachgebrauch, für ein „festes Herz“ stand. Dieses feste Herz nahm im spirituellen Leben der alten Ägypter eine zentrale Rolle ein, während das Gehirn als unwesentlich galt. Das zeigte sich auch beim Einbalsamieren, das ein wichtiger Schritt war, um ein Weiterexistieren nach dem Tode zu sichern: Bei der Einbalsamierung wurden alle Organe aus dem Leichnam entfernt und in separaten Gefäßen aufbewahrt – nur das Herz wurde wieder zurückgelegt. Warum?

      „Als zentrales inneres Organ ist das Herz sowohl Ursache als auch Zeuge von allem, was der Mensch je in seinem Leben Gutes und Böses getan hat. Es weiß alles, denn es besitzt ein Gedächtnis, die Intelligenz. Deswegen wird es nach dem Tode für den Verstorbenen Zeugnis ablegen. Am jüngsten Tag ist das Herz der Gefährte des Toten, es wird an seiner Seite für ihn aussagen – nicht gegen ihn. Dabei wird es (in Form eines Herzenssteines oder -käfers) auf eine Waage gelegt und gegen das Symbol der Rechtsgöttin Maat ausgewogen. Ergibt sich dabei ein Gleichgewicht, so wird der Tote auch im Jenseits in harmonischem Gleichgewicht leben. In dieser kritischen Situation war ein Steinherz natürlich von großem Nutzen … Das harte Herz war ein Symbol der Selbstbeherrschung und besonnenen Verhaltens.“3

      Auch im christlichen Glauben spielt das Herz (so etwa in der Theologie des Thomas von Aquin) eine zentrale Rolle als das Organ, das allein in der Lage ist, das von Gott Mitgeteilte glaubwürdig zu empfangen und anzunehmen, auch wenn es in den Worten und Taten anderer Menschen gleichsam verborgen ist. Anders als im Sufismus ist das dafür benötigte „offene“ Herz aber nicht das Ergebnis eines asketischen Schulungswegs, sondern zunächst ein göttliches Gnadengeschenk.

      Nach diesen wenigen aphoristischen Ausführungen folgen wir abschließend noch einmal den Worten von Høystad:

      „Trotz aller Unterschiede in Form und Funktion scheint das Bild des Herzens in allen hier (in seinem Buch, M. P.) untersuchten Kulturen einen gemeinsamen Ursprung zu haben: ein empfindsames und warmes, offenes und flexibles Herz, das auf die Dinge reagiert, die in und um den Menschen geschehen. Alle diese Erfahrungen haben dem Herzen typische metaphorische Funktionen gegeben, die offenbar überall gelten. Vor allem vermittelt das Herz die grundlegenden menschlichen Emotionen, Liebe und Mitgefühl, Leidenschaft und Leid. Es ist seine Funktion, sich sinnlich spürbar zu regen, wenn der Mensch und seine Integrität gekränkt werden. Dies hat dazu geführt, dass das Herz selbst als einsichtsvoll und bewusst gilt und nicht nur als Symptom oder Symbol der Einsicht oder des Bewusstseins. Diese ethische Funktion des Herzens erklärt, warum es in vielen Kulturen zum Sitz der Seele und des Gewissens gemacht wurde.“4

      Zu Beginn dieses Kapitels war von der anmaßenden Haltung der abendländischen Kultur die Rede, die häufig unreflektiert mit ihrem reduktionistischen Bild vom Herzen als einer Pumpe meint, die einzig wahre Herzlehre gefunden zu haben. Ein Ziel dieses Buches ist es, anhand aktueller naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse der letzten Jahre zu zeigen, dass „die Alten“ mit ihren hier angerissenen Ansichten gar nicht so falsch lagen! Folgen Sie mir also zu den spannenden neuen Entwicklungen, die sich rund um das Thema Herz in der letzten Zeit eröffnet haben und die unsere so sicher scheinenden Ansichten infrage stellen werden!

      Zum Weiterlesen und Vertiefen

      Fuchs, Thomas: Die Mechanisierung des Herzens: Harvey und Descartes, Suhrkamp 1992

      Høystad, Ole Martin: Kulturgeschichte des Herzens, Böhlau Verlag 2006

      Sheldrake, R.: Der Wissenschaftswahn, O. W. Barth 2012

      Kapitel 2

      Das Herz –Vermittler in Sachen Gefühle!

      Das reine Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.

      Blaise Pascal

      Selbstverständlich achten und hören wir auf das, was unser Herz uns mitzuteilen hat. Unser Herz „klopft bis zum Hals“, der Herzschlag „dröhnt in unseren Ohren“, das Herz „rast“ bisweilen und manchmal „stolpert“ es sogar und löst Angst aus. All das spüren wir und wir verstehen auch die darin liegende Botschaft.

      Es sind aber nicht nur diese besonderen Situationen, in denen das Herz uns etwas über uns und unsere Befindlichkeit mitzuteilen hat – das Herz „spricht“ unablässig. Diese besondere Sprache ist jedoch nicht ohne Weiteres