K. Ebel

Moderne Berg- und Höhenmedizin


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P, Arrigoni G, Tredici G: Persistent memory impairment after high altitude climbing. Int J Sports Med 1990; 11: 176–178.

      Feddersen B, Ausserer H, Neutane P, Thanbichler F, Depaulis A, Waanders R, Noachtar S: Right temporal cerebral dysfunction heralds symptoms of acute mountain sickness. J Neurol 2007: 359–363.

      Hadolt I, Litscher G, Sattelmeyer V: Transkranielle zerebrale Oxymetrie in großen Höhen – Untersuchungen der regionalen zerebralen Sauerstoffsättigung im Rahmen des Projekts Silberpyramide. In: Waanders R, Frisch H, Schobersberger W, Berghold F (Hrsg.): Jahrbuch 2003 Österreich. Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin. Innsbruck, 2003, S. 91–100.

      Hornbein TF: Long term effects of high altitude on brain function. Int J Sports Med 1992; 13: 43–45.

      Missoum G, Rosnet E, Richalet J-P: Control of anxiety and acute mountain sickness in Himalayan mountaineers. Int J Sports Med 1992; 13: 37–39.

      Saletu B, Linzmayer L, Grünberger J, Anderer P: Das Hypoxiemodell in der Psychopharmakologie: EEG-Mapping und psychometrische Studien unter hypoxischer Hypoxidose. In: Schobersberger W, Humpeler E, Hasibeder W, Jenny E, Flora G (Hrsg.): Jahrbuch 1993 der Österreich. Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin, Innsbruck: Österreich. Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin, 1993, S. 59–75.

      Townes BD, Hornbein TF, Schoene RB, Sarnquist FH, Grant I: Human cerebral function at extreme altitude. In: West JB, Lahiri S (eds.): High altitude and man. Bethesda, Maryland: American Physiological Society, 1984, pp. 32–36.

      Trapp M, Egger J, Miggitsch E-M, Rohrer P, Wurst L, Domej W: Psychophysiologische Stressreaktionen unter hypobarer Hypoxie. Psychologische Medizin 2008; 19: 27–34.

      Tune GS: Psychological effects of hypoxia: review of certain literature from the period 1950 to 1963. Perceptual and Motor Skills 1964; 19: 551–562.

      Waanders R, Frisch H, Schobersberger W, Berghold F (Hrsg.): Jahrbuch 2003 Österreich. Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin. Innsbruck, S. 91–100.

      Ward MP, Milledge JS, West JB: High altitude medicine and physiology. London: Chapman and Hall Medical, 1989, 2001.

      2.7 Schlaf in der Höhe

       N. Netzer

      2.7.1 Schlafqualität in der Höhe

      „Ich verbrachte eine so schlechte Nacht dort oben, dass ich sie meinem ärgsten Feind nicht wünschen würde!“ So ein Zitat des Mediziners Dr. Jacotet nach seiner erfolgreichen Erstbesteigung des Mont Blanc 1884. Diese Beobachtung einer unruhigen, nicht erholsamen Nacht vor bald 130 Jahren haben vor und nach dem Arzt Jacotet viele Bergsteiger machen müssen, die in einer Höhe über 2500 m ihr Lager aufschlugen.

      Der schlechte Schlaf, die schlechte Schlafqualität mit vermehrten zumindest subjektiv empfundenen Wachphasen und der Einfluss derselbigen auf eine reduzierte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit am folgenden Tag wurden schon von Höhenmedizinern vor den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts beschrieben. Auch wusste man, dass es diesbezüglich keinen wirklichen Gewöhnungseffekt gibt und dass im Gegensatz zur Höhenkrankheit die Symptome ab einer bestimmten Höhe nicht auf gleichem Niveau persistieren oder mit zunehmender Akklimatisation abnehmen, sondern die Schlafqualität eher linear zur Höhe schlechter wird. In der Todeszone ist ein Schlaf wohl nur noch durch totale Erschöpfung möglich, ansonsten wird man durch die dort existierende Hypoxie kontinuierlich wach gehalten. Letzteres, nämlich wach zu bleiben, hat vielleicht auch Hermann Buhl das Leben gerettet, der ja nach eigener Aussage wegen zu spätem Erreichen des Gipfels bei seinem Alleingang auf den Nanga Parbat die Nacht vom 3. auf den 4. Juli 1953 im Gipfelbereich im Stehen verbringen musste.

      Mit der Elektrifizierung von Hochquartieren und Forschungslaboratorien sowie einer inzwischen existierenden allgemein gültigen Schlafphasenklassifizierung nach Rechtschaffen und Kales wurde es in den 70er Jahren der 20. Jahrhunderts möglich, auch oberhalb 4000 m den Schlaf qualitativ und quantitativ zu ermitteln.

      Fallbeispiel. Das objektive Ergebnis von Schlafstudien bei 6 gesunden Probanden in Meereshöhe und in einer Höhe von 4300 m auf dem Pikes Peak war, wie es die subjektiven Vorhersagen vermuten ließen:

      – eine signifikante Abnahme der Tiefschlafphasen (Deltaphasen) 3 und 4 in der Höhe zugunsten oberflächlichen Schlafs in den Phasen 1 und 2 und des Wachzustands;

      – eine signifikante Zunahme von Arousals und Mikroarousals (Sekunden dauernde Aufwachphasen mit einer Beschleunigung der EEG-Aktivität in den Alpharhythmus von 8–12 Hz, Muskelaktivität, Pulsbeschleunigung und Atemfrequenzsteigerung, die aber nicht bewusst alswach empfunden werden; s. dazu auch Abb. 2.14);

      – eine Abnahme des REM („rapid eye movement“) Schlafs, der im Volkstümlichen auch als Traumschlaf oder paradoxer Schlaf bezeichnet wird;

      – durch mehrere Wachphasen unterbrochener Schlaf, also eine Insomnie;

      – ein generell erhöhter Puls in der Nacht gegenüber den Nächten auf Meereshöhe.

      Abb. 2.14: Durchschnittliche Anzahl der Arousals (Schlafunterbrechungen) pro Stunde in verschiedenen Höhen bei der Operation Everest-II-Studie (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von J.D. Anholm und S.R. Sutton, Loma Linda, Kalifornien)

      Allerdings wurde damals schon festgestellt: Von der Gesamtschlafzeit her erreichten die Probanden eine ausreichende Zeitdauer. So schlecht, wie ihn die Bergsteiger subjektiv beschrieben haben, war der Schlaf also nicht. Eher neigt man dazu, früher zu Bett zu gehen und insgesamt etwas länger im Bett respektive Schlafsack zu verbringen. Vielleicht ein Grund dafür, warum Menschen überhaupt in der Lage sind, doch gewaltige Anstrengungen auf mehrtägigen Höhentouren zu bewältigen.

      Mitte der 80er Jahre und in den Folgejahren wurden diese grundsätzlichen Schlafveränderungen in Höhen über 3500 m in größeren Höhen in Feldstudien mit ambulanten Polygraphen und EEGs oder in simulierter Höhe bis zur Schlafhöhe auf dem Everest Südsattel bestätigt (Abb. 2.15). Es zeichnete sich bald ab, dass individuelle Unterschiede für die Ausprägung der Schlafstörungen bestehen, wie das ja auch für die akute Höhenkrankheit gilt, und dass die Schlafstörungen bei einheimischen Höhenbewohnern wie Sherpas u. a. nicht in dieser Form vorhanden sind. Mit einem neuen, validierten Fragebogen zur Schlafqualität konnte jetzt vor kurzem auch die subjektiv empfunden Schlafqualität recht gut mit den EEG-Ergebnissen korrelierend erfasst werden, was ebenfalls die grundsätzlichen Daten aus den 70er Jahren bestätigt.

      Abb. 2.15: Das Plaza de Mulas Basislager auf der Normalroute am Aconcagua auf 4200 m Höhe. Hier fangen für die meisten Bergsteiger die Schlafprobleme so richtig an (Foto: N. Netzer)

      Neu hinzugekommen ist durch mehrere Langzeit-EKGs bei Himalaya-Bergsteigern eine weitere pathophysiologische Veränderung im Schlaf in großen bis extremen Höhen, die bisher möglicherweise unterschätzt wurde: schwere, nur zum Teil mit der Tachykardie in Verbindung stehende Arrhythmien. Die auch tagsüber auftretenden und von Bergsteigern gefühlten Palpitationen wachsen sich in der Nacht zu Rhytmusstörungen bis zum kurzfristigen Kammerflattern aus.

      2.7.2 Was stört den Schlaf in großer Höhe?

      Entsprechend den Belastungen des Höhenbergsteigens gibt es zahlreiche Ursachen für die Schlafstörungen in großer Höhe:

      ■ ungewohnte Schlafumgebung und zum Teil unebene, harte und von unten her kalte Schlafauflage;

      ■ Kälte und kalte, trockene, den Energiehaushalt negativ beeinflussende Atemluft;

      ■ beengende, keine Zirkulation zulassende Kleidung und Schuhe;

      ■ Verdauungsprobleme;

      ■ Schmerzen durch kleine Verletzungen wie Fußblasen und Schürfwunden;

      ■ Übelkeit und Kopfschmerzen zum Teil in Verbindung stehend mit Höhenkrankheit, zum Teil unabhängig davon;

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