schon recht früh publiziert. In jüngster Zeit hat es gute plazebokontrollierte Untersuchungen zu dem ebenfalls schon früh eingesetzten Temazepam und zu den Zopiclonen gegeben. Alle erfolgreich eingesetzten Benzodiazepine hatten auch gute Auswirkungen auf die akute Höhenkrankheit.
Das erfolgreichste Mittel zur Verbesserung des Schlafs in der Höhe durch eine Stabilisierung der Atmung ist wie auch beim Einsatz gegen akute Höhenkrankheit das Acetazolamid (Handelsname Diamox). Der Carboanhydrasehemmer hält den Blut-pH durch verminderten Abbau von CO2 niedrig und wirkt damit auf die oben beschriebene negative Rückkopplung durch indirekte Wirkung auf die peripheren Chemorezeptoren ein. Die periodische Atmung in mittleren bis großen Höhen findet fast oder gar nicht statt. Da damit auch die Arousals nicht stattfinden, wird der Schlaf nicht unterbrochen. Die positiven Auswirkungen von Acetazolamid auf die Qualität des Schlafes in der Höhe sind schon früh und umfangreich publiziert worden. Es scheint allen anderen Präparaten in der Unterdrückung der periodischen Atmung überlegen zu sein (Abb. 2.19).
Abb. 2.19: Acetazolamid und das Benzodiazepin Oxazepam im Vergleich in ihrer Wirkung auf die Sauerstoffsättigung im Schlaf in der Höhe (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von J.D. Anholm und S.R. Sutton, Loma Linda, Kalifornien)
Abb. 2.20: Auswirkungen von zum Einschlafen gegebenem Theophyllin (300 mg retard) auf die Entwicklung von akuter Höhenkrankheit im Vergleich zu Plazebo im Verlauf mehrerer Tage in der Höhe (Cabanna Margherita, Monte Rosa, 4560 m). Der Lake Louise AMS Score ist unter Theophyllin signifikant niedriger (nach Küpper et al., J Travel Med 2008; mit freundl. Genehmigung)
Theophyllin, ein Verwandter des Coffein und Teein, ist eigentlich ein Mittel zur Erweiterung der Atemgefäße bei chronischer Bronchitis und Lungenemphysem. Es wirkt aber auch ähnlich wie Coffein, nur stärker, zentral im Gehirn atemantriebssteigernd. Da es nicht auf die peripheren Chemorezeptoren wirkt, ist es bei der Anwendung gegen Atem- und Schlafstörungen in großer Höhe möglicherweise Acetazolamid etwas unterlegen, ist aber in den niedrigen Dosen, in denen es eingesetzt wird (200 [–400] mg retard zur Nacht), ein sehr sicheres und bewährtes Präparat (Abb. 2.20).
Almitrin ist eigentlich eine Blutdruck senkende Substanz, die ähnlich wie Theophyllin zentral stimulierend auf das Atemzentrum wirkt. Wegen gefährlicher Allergien und anderer Nebenwirkungen ist es praktisch vom Markt wieder verschwunden. In einem Cross-Over-Versuch war es Acetazolamid unterlegen.
Dass eine gute Akklimatisation der Höhenkrankheit vorbeugen kann ist unumstritten, ob sie jedoch auch den Schlaf in extremen Höhen wirklich verbessern kann ist fraglich. Wie oben beschrieben, können es ja auch lebenserhaltende Umstände sein, mit denen uns unser Körper am Einschlafen hindern will. Weitere Forschungsergebnisse sollten hier abgewartet werden.
Weiterführende Literatur
Anholm JD, Powles AC, Downey R 3rd, Houston CS, Sutton JR, Bonnet MH, Cymerman A: Operation Everst II: arterial oxygen saturation and sleep at extreme altitude. AM Rev Respir Dis 1992; 145: 817–826.
Burgess KR, Johnson P, Edwards N, Cooper J: Acute mountain sickness is associated with sleep desaturation at high altitude. Respirology 2004; 9: 485–492.
Küpper TE, Strohl KP, Hoefer M, Gieseler U, Netzer CM, Netzer NC: Low-dose theophylline reduces symptoms of acute mountain sickness. J Travel Med 2008; 15: 307–314.
Lahiri S, Barnard P: Role of arterial chemoreflex in breathing during sleep at high altitude. Prog Clin Biol Res 1983; 136: 75–85.
Netzer NC, Strohl KP: Sleep and breathing in recreational climbers at an altitude of 4200 and 6400 meters: Observational study of sleep and patterning of respiration during sleep in a group of recreational climbers. Sleep Breath 1999; 3: 75–82.
Weil JV: Sleep at high altitude. Clin Chest Med 1985; 6: 615–621.
Williams ES: Sleep and wakefulness at high altitudes. Br Med J 1959; 24: 197–198.
2.8 Die Akklimatisation an die Höhe
2.8.1 Einführung
U. Gieseler
Erfolg und Misserfolg, Überleben und Tod liegen an den hohen Bergen sehr oft nahe beieinander. Nicht selten bewegt man sich auf einem schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. Viele äußere, nicht beeinflussbare Faktoren, objektive Gefahren, wie Wetter-, Fels- und Eisverhältnisse, Lawinen oder akute Erkrankungen sind dabei mitentscheidend.
Hinweis. Die Akklimatisation während eines Höhenaufenthaltes kann man in gewissen Grenzen beeinflussen, wenn man die Gesetzmäßigkeiten der Höhe kennt und sie respektiert. Ohne Akklimatisation wird es keinen Gipfelerfolg geben, trotz der heute hervorragenden Ausrüstung, Technik und Trainingsmethoden. Teilnehmer von Trekkingtouren oder Expedition sollten deshalb eine genaue Kenntnis darüber haben.
Die Signale unseres Körpers in der Höhe sind vielfältig. Um sie richtig interpretieren zu können, bedarf es einiger Höhenerfahrung. Nicht jedem Zipperlein und Unwohlsein kann und muss nachgeben werden. Zu erkennen, wann es bedrohlich wird und was nur harmlos ist, ist eine manchmal nicht einfache Entscheidung, die oft nur aus dem Bauch heraus zu treffen ist! Ein Grundsatz für die großen Höhen lautet daher: „Höhenbergsteigen ist Leidensfähigkeit!“
Es erfordert oft schon ein hohes Maß an Masochismus, um bei Wind, Kälte, Eis und Schnee über Wochen im engen Zelt mit weitgehend fehlender Körperhygiene zu leben, und schwere Lasten zu schleppen, um dann unter Lebensgefahr über den Gipfel dorthin wieder zurückzukehren, wo man ja vorher schon war!
Grundsätze zur Akklimatisation
Äußere, nicht beeinflussbare Faktoren. Welche äußeren, nicht beeinflussbaren Faktoren spielen in der Höhe eine Rolle und wie beeinflussen sie die Leistung unseres Körpers?
■ Abnahme von
– Luftdruck, abhängig von Höhe und Breitengrad,
– Sauerstoffpartialdruck,
– Leistungsfähigkeit von 1 % pro 100 Höhenmeter,
– Temperatur von 0,6 °C pro 100 Höhenmeter,
– Luftfeuchtigkeit von 2,5 % pro 100 Höhenmeter;
■ Zunahme der UV-Strahlung von etwa 1–2 % pro 100 Höhenmeter;
■ Zunahme vom Wind mit dem Windchillfaktor.
Bedeutung von Luftdruck und Breitengrad für die Akklimatisation. Durch die tangentiale Sonneneinstrahlung an den Polen dehnt sich die Atmosphäre aufgrund der geringeren Erwärmung der Oberfläche weniger aus als am Äquator, d. h., die Luftdruckabnahme ist mit der Höhe dort größer als in einem südlicheren Gebirge wie dem Himalaya oder am Äquator.
Parallel zum abnehmenden Luftdruck reduziert sich auch der Sauerstoffpartialdruck in der Atmosphäre und den Lungenbläschen. Mit zunehmender Höhe wirkt sich dies negativ auf die Diffusion des Sauerstoffs von den Lungenbläschen in die roten Blutkörperchen aus. Es fehlt einfach der dazu erforderliche Druck von außen. Die Folge ist eine Abnahme der Leistungsfähigkeit in der Höhe von 10 % pro Tausend Höhenmeter.
Berge in Polnähe sind daher schwieriger zu besteigen als am Äquator. Durch den geringeren Luftdruck am 63. Breitengrad entspricht der 6194 m hohe Mount McKinley in Alaska einem 7000 m hohen Berg, der am 28. Breitengrad im Himalaya liegt.
Hoch- und Tiefdruckgebiete können in gewissem Umfang an hohen Bergen die Leistungsfähigkeit beeinflussen. Hochdruck führt zu absinkenden Luftmassen und einem damit zunehmenden Druck, Tiefdruck bewirkt das Gegenteil. Ein sinkender Luftdruck von 1 hPa entspricht einer Höhenzunahme von 10 m am momentanen Standort.
Hinweis. Fallender Luftdruck kann in einem Tiefdruckgebiet 30–45 hPa ausmachen, entsprechend einer Höhenzunahme von 300–450 m. Ohne ausreichende Akklimatisation kann dies an hohen Bergen kritisch sein.
Niedriger