Anwender kann daher Fragen wie die folgenden stellen:
●Wird der Klient als Ergebnis dieser Sitzung Verbesserungen der vorhandenen Symptome erleben?
●Wird der Klient als Ergebnis dieser Sitzung mentale Verbesserungen erfahren (zum Beispiel erhöhte Konzentrationsfähigkeit oder besseres Gedächtnis)?
●Wird der Klient als Ergebnis dieser Sitzung über mehr Energie verfügen?
●Wird der Klient als Ergebnis dieser Sitzung zuversichtlicher sein?
Diese Fragen erlauben es dem Anwender einzuschätzen, wann es dem Klienten wieder gut gehen wird und welcher Art die Verbesserungen sein werden. Dieses Projizieren von Ergebnissen setzt sehr viel Erfahrung voraus und lässt außer Acht, dass bestimmte nicht vorhersehbare Veränderungen eintreten können.
So wichen bei einer meiner Klientinnen die tatsächlichen Ergebnisse bei zwei Gelegenheiten von meiner Projektion ab. Sie war professionelle Bergsteigerin und war wegen einer Rückenverletzung zu mir gekommen. Die Verletzung hatte sie sich ein Jahr zuvor bei einem Sturz zugezogen und sie war seither nicht mehr imstande gewesen zu klettern. Sie hatte bereits viele unterschiedliche Therapieformen ohne Erfolg ausprobiert. Einige hatten das Problem sogar noch verschlimmert. Am Ende der ersten Sitzung erfuhr ich durch den Muskeltest, dass sie bis zur nächsten Sitzung noch keine Verbesserung erzielen werde, und informierte sie darüber. Bei ihrem nächsten Termin berichtete sie zu meinem größten Erstaunen, dass es ihrem Rücken sehr viel besser gehe. Während der Analyse in der ersten Sitzung hatte ich festgestellt, dass sie allergisch auf das Verhütungsmittel war, das sie einnahm. Ihr Körper gab sich alle Mühe, die Reaktion auf dieses Medikament so gering wie möglich ausfallen zu lassen, so dass ihr diese Unverträglichkeit nicht bewusst war. Aufgrund dieser Anstrengung standen dem Körper nur begrenzte Ressourcen zur Heilung des Rückens zur Verfügung. Über den Muskeltest hatte ich herausgefunden, dass wir mehrere Sitzungen lang nicht imstande sein würden, etwas gegen diese Unverträglichkeit zu unternehmen. Ich informierte sie darüber und sie entgegnete, dass sie diese Pille weiter nehmen müsse, da alle anderen Methoden für sie nicht akzeptabel seien und sie auf keinen Fall schwanger werden wolle. Dennoch hatte sie nach der Sitzung beschlossen die Pille abzusetzen; daraufhin konnte ihr Körper sofort mit dem Heilungsprozess für den Rücken beginnen. Die Einschätzung, dass keine Verbesserung erzielt werden würde, war unter der Voraussetzung getroffen worden, dass sie die Pille weiter einnehmen würde.
Am Ende der zweiten Sitzung erhielt ich wiederum über den Muskeltest die Information, dass sich der Zustand ihres Rückens weiter verbessern werde. Als sie zur dritten Sitzung kam, berichtete sie jedoch, dass die Schmerzen wieder schlimmer geworden seien. Ich fragte sie, ob sie wieder begonnen habe die Pille einzunehmen; sie verneinte dies jedoch. Ich fragte mich, ob ich vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Nach der Hälfte der Sitzung erzählte sie mir dann, dass es ihr nach der letzten Sitzung so gut gegangen sei, dass sie wieder zu klettern begonnen habe und wieder gestürzt sei …
Heilung als Prozess
Es kann vorkommen, dass sich der Klient bereits während der Sitzung oder in den darauf folgenden Tagen schlechter fühlt. Dies ist bei vielen Therapieformen so und wird in der Regel als Heilungskrise bezeichnet; Jimmy Scott bevorzugt jedoch die Bezeichnung Heilungsprozess. Nach seiner Auffassung impliziert das Wort Krise etwas Negatives, während jedoch tatsächlich etwas sehr Positives vor sich geht. Ich stelle gerne den Vergleich mit dem Frühjahrsputz an, denn im Lauf des Heilungsprozesses muss das Energiesystem in der Regel eine Menge Schmutz beseitigen. Dies kann dazu führen, dass sich bereits bestehende Symptome noch verschlimmern, dass Grippe- oder Erkältungssymptome, Kopfschmerzen, ungewöhnliche Darmbewegungen und übel riechender Schweiß auftreten.
Maggie Dewis, HK-Anwenderin in Colchester, arbeitete mit einem dreijährigen Jungen. Seine Mutter war selbst erst 15 Jahre alt und lebte bei einer Pflegefamilie. Sie weigerte sich bis kurz vor der Geburt, ihre Schwangerschaft zur Kenntnis zu nehmen. Das Kind kam vier Wochen zu früh zur Welt. Die Mutter gab es sofort zur Adoption frei und der Junge war drei Monate alt, als eine Familie für ihn gefunden war. In der Folgezeit begann seine neue Familie sich wegen seiner Entwicklung Sorgen zu machen und er wurde einer Reihe von Fachleuten vorgestellt: einem Spezialisten für Sprachentwicklung, einem Psychologen und einem Kinderarzt. Man befürchtete, das Kind könne unter einer Aufmerksamkeitsstörung oder sogar unter einer Persönlichkeitsstörung leiden. Am Ende der ersten Sitzung bereitete Maggie die Eltern darauf vor, dass innerhalb der nächsten sieben Tage eine Reaktion auf die Sitzung zu erwarten sei. Später berichtete die Mutter: „Die Reaktion war sehr tief greifend: … (Er) war ein ganzes Wochenende lang unmöglich, schwierig und unglücklich. Wir konnten überhaupt nichts mit ihm anfangen!“ Nach diesem Wochenende beruhigte er sich und die Eltern und Betreuer stellten eine allgemeine Verbesserung fest. Zwei Monate später sah Maggie den Jungen wieder. Seine Mutter berichtete, dass er seit der ersten Sitzung wahre Entwicklungsschübe oder Entwicklungssprünge gemachte habe. Er zeigte mehr Selbstvertrauen, ging mehr aus sich heraus, fand Gefallen am Umgang mit anderen Menschen und kommunizierte so, wie es seinem Alter entsprach.
Im Verlauf des Heilungsprozesses kann es also vorkommen, dass es dem Klienten nach einer Sitzung schlechter zu gehen scheint, für den Anwender ist es daher äußerst wichtig, dass er in der Lage ist, zwischen einem gesunden Heilungsprozess und einem Verfahren, das keine Wirkung zeigt, zu unterscheiden. Dies ist in der Regel nicht besonders schwierig. Handelt es sich nämlich um einen Heilungsprozess, so wird der Klient auf die Nachfrage des Anwenders in der Lage sein, gewisse Unterschiede zwischen der Situation vor und nach der Sitzung zu beschreiben. So könnte der Klient zum Beispiel berichten, dass er normalerweise immer auch seinen Geruchsinn verliere, wenn sich seine Nebenhöhlen bei einer Erkältung entzündeten; dass es sich dieses Mal jedoch anders verhalte, oder: dass er sich im Grunde trotz starker Schmerzen sehr wohl und voller Energie fühle. Ein weiterer Hinweis ist, dass ein Heilungsprozess meist nicht länger als fünf Tage dauert. Verschlimmern sich die Symptome über diesen Zeitraum hinaus weiter, wird der Anwender den Klienten erneut zu sehen wünschen, um mit Hilfe des Muskeltests den Grund dafür herauszufinden.
„Das Ekzem war verschwunden.“
Martine Fontaine
Mathieu, ein elfjähriger Junge, war mit einem Ekzem am ganzen Körper zur Welt gekommen. Heute sind nur noch Spuren davon in den Kniekehlen und den Armbeugen zu erkennen. Durch das ständige Kratzen sieht seine Haut aus wie ein mit Maulwurfhügeln übersätes Feld.
In der ersten Sitzung erhielten wir nur die Erlaubnis für eine Gruppe von KGEI-Korrekturen (siehe Kapitel 6). Ich sah die Skepsis in den Augen der Mutter, sie sagte jedoch kein Wort. Als die beiden zur zweiten Sitzung kamen, war sie sehr zufrieden, denn alles war verschwunden. Auch in dieser Sitzung erhielten wir nur die Erlaubnis für eine Korrektur, weil Mathieu anschließend in die Ferien nach Italien fuhr.
Nach diesem Urlaub führten wir eine SET-Korrektur durch (siehe Kapitel 9). Daraufhin flammte das Ekzem wieder auf, schlimmer als zuvor. Ich versicherte der Mutter und ließ dies auch durch den Muskeltest bestätigen, dass dies nur etwa drei Wochen anhalten und dann wieder verschwinden werde. Genau dies trat auch ein!
Martine Fontaine, HK-Anwenderin aus Belgien
Die Dauer einer Sitzung
In der Regel nimmt eine Sitzung 60 bis 90 Minuten in Anspruch, in Ausnahmefällen erhält man durch den Muskeltest jedoch die Anweisung, dass die Sitzung länger oder kürzer sein solle.
Ein Klient suchte mich wegen eines starken Schwindelgefühls auf. Er benötigte mehrere Sitzungen (über mehrere Monate). Jede Sitzung dauerte etwa zehn Minuten. Dieser sehr stark untergliederte Behandlungsplan, den wir mit Hilfe des Muskeltests erstellt hatten, wurde uns durch das Energiesystem des Klienten vorgeschrieben, denn es verlangte kleine Veränderungen und vor jeder Veränderung jeweils genügend Zeit zur Integration und Verarbeitung. Der Klient war zum Glück sehr geduldig und hielt die erforderliche Anzahl von Terminen gewissenhaft