der journalistischen Berichterstattung wird es künftig immer wichtiger, die Perspektiven der Öffentlichkeitsarbeit für pastorale Handlungsfelder auszuloten. Konkret meint dies eine intensive interne Abstimmung über seelsorgliche und pastorale Themen. Aufgabe der Presse- und Medienabteilungen wird es sein, den internen Prozess zu moderieren, über die medialen Möglichkeiten zu informieren, angemessene Medienkanäle auszuwählen und bei der Umsetzung die mediale Steuerung zu übernehmen. Dies setzt ein abgestimmtes Kommunikationskonzept zwischen den verschiedenen Organisationseinheiten in einem (Erz-)Bistum voraus.
Die Veränderungen in der Mediennutzung führen zu mehr direkter Kommunikation (beispielsweise in den sozialen Netzwerken). Zwei Wege bieten sich an, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Einerseits können die Presse- und Medienstellen personell in der Weise aufgestockt werden, dass es neben der Internetredaktion eine Social-Media-Redaktion geben wird. Zu überlegen wäre aber auch, ob die pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter qualifiziert werden, um in den sozialen Netzwerken als Fachleute für pastorale und seelsorgliche Fragen authentisch Auskunft geben zu können, zumal der Trend der Dezentralisierung im Internet weiter fortschreitet. Diese langfristig zu begleiten, wäre dann ebenfalls Aufgabe der Presse- und Medienstellen.
Literatur/Links
Pressemitteilung (109a und 109b) der Deutschen Bischofskonferenz, Überlegungen zu „Social Media Guidelines“ für kirchliche Mitarbeiter in sozialen Netzwerken und „Social Media Guidelines“ für kirchliche Mitarbeiter, Empfehlungen und Muster, 2012
miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-6130/10.Klaeden-Berndt.pdf
6. Gratwanderungen
Homiletische Anmerkungen zur medialen Verkündigung
David Hober, Geschäftsführer der Allgemeinen gemeinnützigen Programmgesellschaft mbH (APG) und Programmverantwortlicher katholisch.de
Relativ unspektakulär hat sich das durch die Kirchen gestaltgewordene Christentum mit seinen Inhalten, seiner Sozialgestaltungskraft und seinen religiösen Ritualen aus dem Bewusstseinshaushalt der meisten Menschen verabschiedet.
„Verdunstendes Christentum“, „nachchristliche Gesellschaft“, „Traditionsabbruch“ oder die Rede von der „Endphase eines kulturgeschützten Christentums“ (M. N. Ebertz) stehen stellvertretend als Überschriften für die Vielzahl kursierender Deutungsversuche, die sich weitgehend darin einig sind, dass es sich hierbei um Prozesse von Dispersion des Religiösen handelt.
Näher betrachtet geht es um eine „Aussiedlung des Religiösen in die nicht-religiösen Segmente der modernen Kultur, der Durchmischung von Glaubensinhalten unterschiedlicher Herkunft und der Herausbildung neuer religiöser Charaktere, die virtuos Versatzstücke aus verschiedenen Religionen kombinieren und neu aufbereiten. Dispersion heißt hier Dekonstruktion, zerlegendes Zusammensetzen, Religion im Plural, Verteilung religiöser Erwartungen – Sinnfindung, Identitätsstiftung, Kontingenzbewältigung – auf eine Vielzahl kultureller Adressen“85.
Die Medien, als Transmissionsriemen dieser Phänomene, scheinen geradezu dafür prädestiniert zu sein, den freien Umgang und die legere Adaption christlicher Glaubenstraditionen spielerisch zu variieren. Doch dabei wird es schwierig, in den Erregungskreislauf der allermeisten Menschen mit Religion in ihrer traditionellen, kirchlich institutionalisierten Form einzudringen. Die Gewichte in der Aufmerksamkeitsökonomie der breiten Masse sind kaum zugunsten kirchlicher Verkündigung verteilt. In diesem Zusammenhang kommt Karl Gabriel zu der nüchternen Feststellung, „dass das Religionssystem dem System medialer Öffentlichkeit innerhalb dessen eigener Leitorientierung wenig zu bieten habe und dementsprechend auch selten darin auftauche, ohne dass gezielt religionsfeindliche Mächte am Werke wären“86. Genau genommen macht diese Feststellung das mediale Verkündigungsdilemma der Kirche nur noch deutlicher, indem der notwendigen gesellschaftlichen Reibungs- und Resonanzfläche von medial vermittelter religiöser Rede faktisch die kollektive Gleichgültigkeit potenzieller Adressaten gegenübergestellt wird.
Hans Magnus Enzensberger hat das Fernsehen in einer überspitzten Analyse als Null-Medium bezeichnet, in dem leere Engel unablässig leere Botschaften produzieren. Man muss diese Einschätzung nicht in ihrer Schärfe teilen, zumal sie sich nicht explizit auf kirchliche Sendungen bezog. Ein Mahnruf für verkündigungsstrategische Überlegungen und Versuche der Kirche in den Medien ist sie jedoch allemal.
Bedeutet dies, dass das Religiöse allenfalls in einer medial ästhetisierten Formatierung überlebt und damit dem primären Geltungsanspruch der Religion, für eine transzendenzorientierte Lebensführung zu stehen, das Totenglöcklein geläutet werden muss? Der Eindruck drängt sich auf, werden der Kirche doch nolens volens die ureigensten Verkündigungsinstrumentarien aus der Hand genommen:
—Anstehende Hochzeits- und Trauermessen aus europäischen Königshäusern werden von Senderseite schon längst nicht mehr als liturgisches Geschehen gewertet, sodass die kirchlichen Beauftragten und ihre spezifische Expertise eher als Störung empfunden werden.
—Übergangsriten mit prominenter Beteiligung werden zum medialen Großereignis stilisiert, so als ginge es darum, den jeweils übertragenden Sender zumindest stundenweise in die Aura monarchistischer Dignität zu rücken.
Dass dabei die Börsennachrichten am unteren Bildrand unablässig laufen, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt und taucht die Szenerie in ein trostloses Aktualitäts-Envirement. In ähnlicher Umklammerung steht das gute alte „Wort zum Sonntag“ dann, wenn die jährlichen Offerten der Unterhaltungsredaktionen an die Kirchen herangetragen werden, das „Wort zum Sonntag“ doch bitte zwischen den Pausen der auf dem Programm stehenden Boxübertragung direkt aus dem Boxring oder im Rahmen der Übertragungsparty zum Grand Prix Eurovision de la Chanson zu sprechen. Die unentwegten Optimisten werden dies mit Blick auf versprochene hohe Quoten als Chance, nun endlich an den so oft zitierten „Hecken und Zäunen“ (vgl. Lukas 14,23) zu stehen, gutheißen. Eine andere Lesart wäre schlicht die, dass sich die Kirche hier zugunsten der Sendeanstalten zum Deppen macht.
Hans Magnus Enzensberger hat das Fernsehen in einer überspitzten Analyse als Null-Medium bezeichnet, in dem leere Engel unablässig leere Botschaften produzieren. Man muss diese Einschätzung nicht in ihrer Schärfe teilen, zumal sie sich nicht explizit auf kirchliche Sendungen bezog. Ein Mahnruf für verkündigungsstrategische Überlegungen und Versuche der Kirche in den Medien ist sie jedoch allemal.
Auf das in diesem Zusammenhang dahinterstehende theologische Desiderat hat überraschenderweise Jürgen Habermas in seiner vielbeachteten Rede bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2004 hingewiesen. Noch unter dem Eindruck des Attentats vom 9. September 2001 auf die Twin-Tower in New York mit seinen weltweiten Auswirkungen stehend, modifiziert er sein diskursethisches Paradigma und kommt zu folgender erstaunlicher Aussage in Bezug auf „postsäkulare“ Gesellschaften: „Säkulare Sprachen, die das, was einmal gemeint war, bloß eliminieren, hinterlassen Irritationen.“87
Habermas weist darauf hin, dass die Differenz zwischen dem, was moralisch falsch, und dem, was zutiefst böse ist, mit säkularer Sprache ebenso nicht beschreibbar ist wie der Wunsch, zugefügtes Leid wiedergutzumachen. Hier – und das ist das Erstaunliche seiner These – räumt er religiöser Sprache als Ressource der Sinnstiftung auch in der säkularen Gesellschaft hohe Bedeutung zu.
Es müsse als eine kooperative Aufgabe gesehen werden, die von beiden Seiten – der religiösen