Verblüffung zu, wie Keith seine diversen Kostüme anzog und alles im Raum verstreute.“
Da spielte es keine Rolle, dass die ganze Veranstaltung schlecht organisiert war und in einem kleinen finanziellen Fiasko endete. Keiths gelungener Auftritt als blonde Tunte im glitzernden Fummel war das Wichtigste. Im Hotel führte Keith seine Verkleidungskünste fort.
„Er war glücklich, alle möglichen Leute außer sich selbst darstellen zu dürfen“, erzählt Pamela. „Er war ein sehr alter Mann, und aus mir wurde eine sehr alte Frau. Er war ein betrunkener Löwendompteur, ich eine unsichere Seiltänzerin. Wir führten Gespräche, als wären wir alle fünfzehn Minuten neue Menschen. Seine letzte Figur, die abgetakelte blonde Nutte, geriet in eine hoffnungslose Debatte mit meiner Figur, der Missionarin, die seine verdammte Seele retten wollte. Nachts wachte er zehnmal auf, in nach Medikamenten riechenden Schweiß gebadet, und sabbelte davon, dass er seinen Roadie überfahren habe und deswegen für alle Zeiten in der Hölle schmoren müsse. Er konnte es nicht erwarten, für dieses entsetzliche Versehen zu büßen. Wir schluckten Hände voller Pillen, und er trank Wodka, als wäre er am Verdursten. Es gab keine andere Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu bleiben, wenn ich nicht jede Kapsel schluckte, die er mir zuteilte, bis mir die Quaaludes zu den Ohren herauskamen. Ich brauchte keine Tranquilizer, um nach einem vollen Tag in seiner Gegenwart auszuklinken, aber er stopfte Drogen in sich hinein, um sich selbst zu entrinnen, und wachte trotzdem jede zweite Stunde angstgepeinigt auf. Dann schrie er gellend und fuhr hoch, knipste nach Atem ringend das Licht an und versuchte, sein wild rasendes Herz zu beruhigen. Manchmal stellte ich mich schlafend, weil ich so total erschöpft war, aber andere Male hielt ich ihn fest und versprach ewiges Leben, ewige Liebe oder irgendetwas, was ihn vorübergehend vergessen ließ. Eines Nachts wachte er hysterisch lachend auf und rief: ‚Dämliche Elefantenjagd!‘ Am nächsten Tag kaufte er mir am Flughafen einen prachtvollen Stoffelefanten und küsste mich zum Abschied. Er schenkte mir alle seine Kostüme und gab mir Geld, um der Gilde der Filmschauspielerinnen beitreten zu können.“
Weihnachten stand bevor. Das verhieß nicht Gutes für Keiths Rückkehr nach Tara House. Dermott – Joans Sohn, Kims kleiner Bruder – erinnert sich, dass er zu Weihnachten 1972 ein Kinderschlagzeug geschenkt bekam. Er trat dagegen und bearbeitete es mit Fäusten und Füßen – so wie er es bei Onkel Keith gesehen hatte. Am selben Abend kickte Keith den Weihnachtsbaum um, einfach so, nicht etwa aus Boshaftigkeit, sondern weil ihn schlechte Laune überfallen hatte. „Bei dem Gedanken, dass er sein Leben lang jeden Tag auf diese Weise verbrachte, laufen mir Schauer über den Hintern“, sagt Miss Pamela über ihre fünf wilden Tage mit Keith.
Wenn aber jemand Keiths Irrsinn so wie Kim, die am 30. Dezember vierundzwanzig Jahre alt wurde, seit über fünf Jahren teilte, dann fühlte der keine Schauer mehr. Ihre Ehe war am Ende, das fühlten alle, die in jenen Tagen zu Besuch in Tara waren. Alle, nur Keith nicht.
„Er war einer der nettesten Menschen, die ich kannte – wenn er nüchtern war“, sagt Steve Ellis. „Die meisten Leute hielten ihn für manisch. Aber ich glaube, es waren der Alkohol und die Pillen. Keith konnte dir alles geben, alles für dich tun, er würde sein letztes Hemd mit dir teilen – dank der lichten Seite seiner Persönlichkeit. Dazu dieser wunderbare Sinn für Humor und seine brillantes Schlagzeugspiel! Diesen Keith liebte ich. Der andere Keith, Moon the Loon, kam unter Drogen zum Vorschein. Und dieser Teil seiner Person begann sich zur Halbzeit in Tara House durchzusetzen.“
Leider.
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