gehört, dass sich nur 600 Exemplare verkauft hätten.“
Eigentlich sprudelt das Album nur so vor Ideen. Es ist gut, wie es ist, und deutet auf ein großes Potenzial an. Es bekam eine verhalten positive Kritik von Mark Williams in der International Times, was die Band absolut verzückte: „Das Album schickt sich an, die Erinnerungen an die Jugendzeit in all ihrer Naivität heraufzubeschwören, was auch tadellos gelingt. Manchmal jedoch sind die Texte fast schon prätentiös, aber andererseits sind das die Texte von Teenagern oft.“ Chris Welch fand im Melody Maker nicht so freundliche Worte. Abgesehen von der schwachen Vermarktung war die Platte einfach nicht im Einklang mit der damaligen Zeit. Sie war nicht opulent genug, um sie auf eine Ebene mit dem LSD-Symphonie-Pop Moody Blues zu heben, noch entsprach sie dem damaligen Trend, sich zurück zu den Wurzeln zu begeben, wie das die Beatles, The Band, die Stones oder CCR taten. From Genesis To Revelation bot nicht den Sound für verschwitzte Clubs und permanente Live-Auftritte. Vielmehr lieferte es die manierlichen Klänge gut situierter Jugendlicher, die Glück genug gehabt hatten, eine Chance zu bekommen. Die musikalischen Übergänge zwischen den einzelnen Nummern, die das Album klingen lassen sollten wie ein durchgängiges Stück, deuteten eindeutig bereits an, wohin die Reise gehen würde, und unterstrich, dass noch etwas Tiefgründigeres in der Band steckte. Obwohl Banks den Frühstücks-DJ von Radio One, Tony Blackburn, auf der Straße belästigte, die letzte Single-Auskopplung aus dem Album, „When The Sour Turns To Sweet“ / „In Hiding“, die im Juni 1969 in die Läden kam, zu spielen, wurde das Album kein Hit.
From Genesis To Revelation sollte, nachdem Genesis’ Karriere bereits in Gang gekommen war, mehrmals neu aufgelegt werden. 1974 wurde das Album unter dem Titel In The Beginning von Decca neuveröffentlicht. Dann 1976 als Rock Roots: Genesis. 2005 erstellte Edsel die umfassendste Version. Die Doppel-CD enthält neben dem Album auch Bonusmaterial in Form von Singles, Rohfassungen und Demos. Für ein Album, von dem sich ursprünglich weniger als 1.000 Stück verkauft hatten, hält es sich jedenfalls erstaunlich lange auf der Bildfläche.
In Anbetracht des relativen Misserfolgs der Schallplatte, zog es die Band damals ernsthaft in Erwägung, einen Schlussstrich zu ziehen, entschied sich im Sommer 1969 allerdings doch noch dafür, eine musikalische Karriere anzustreben. Auf gewisse Weise hatten sie nur wenig zu verlieren. Und wenn sie Erfolg gehabt hätten mit ihrem Album, das nicht wirklich repräsentativ für sie war, wären sie in einer Endlosschleife gesteckt, genau diesen Hit wiederholen zu müssen.
„Gott sei Dank, dass es nicht so war“, sagt Macphail. „Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn Genesis damals einen Hit gelandet hätten, weil sie einfach noch zu jung waren. Auch wenn es ein langsamer Prozess war, es war doch besser, so heranzuwachsen und sich zu entwickeln.“
Gabriel hatte sich an der London Film School beworben und Rutherford besuchte das Farnham Technical College. Trotzdem entschied sich die Band zu einem erneuten Anlauf. Banks verließ die Sussex University. Gabriel wurde von seinen Eltern unterstützt, obwohl sie Zweifel gegenüber seinem Berufswunsch hegten. 1986 erzählte er Musician: „Sie waren enttäuscht, dass ich nicht an die Uni ging. Und dann ging ich auch nicht an die Filmschule … Ihr Problem war nicht, dass mein Lebensstil sonderlich rebellisch gewesen wäre – obwohl wir auch die typischen Auseinandersetzungen wegen der Haarlänge und so weiter hatten –, sondern, dass sie sich sorgten, ich würde später keinen Job finden.“ Natürlich brachte seine Beharrlichkeit die Pläne seiner Eltern für seine Zukunft durcheinander. In seiner frühen Zeit als Teenager – so erzählte er Entertainment UK Mitte der Achtziger – hatten sie ihn einen Eignungstest machen lassen. „Das Ergebnis besagte, dass ich nur für Fotografie und Landschaftsgartenbau brauchbar wäre.“
Es war eine ziemlich ertraglose Zeit für Genesis, als sie versuchten, ihr Album uninteressierten Radioproduzenten schmackhaft zu machen. Jedoch hatten sie begonnen, eine hingebungsvolle Fanbase heranzuzüchten. Allerdings war sie klein. Sehr, sehr klein sogar.
„Wir waren alle sehr dicht beieinander, aber als Jungs von der Privatschule waren wir daran gewöhnt.“
– Richard Macphail, 2013
Der Wendepunkt für Genesis kam 1969 mit der Hinzunahme der zwölfsaitigen Gitarre, was die Band nicht nur vorwärts brachte, sondern die Ausrichtung der Band für immer verändern sollte. Obwohl auf From Genesis To Revelation eine Akustikgitarre zu hören gewesen war, begannen Anthony Phillips und Mike Rutherford erst Anfang 1969, ihre Gitarren gemeinsam zu spielen. Wie Phillips sagen sollte: „Durch reinen Zufall fanden wir heraus, dass wir zum ersten Mal in unserem Leben niemanden kopierten.“ Dieser Sound, auf den man so spontan gestoßen war, würde ein frühes Markenzeichen der Gruppe werden und sie von ihren Zeitgenossen unterscheiden. Sie bauten ihn umgehend in ihre Songs ein, besonders bei dem längeren Stück „The Movement“ – eine unmittelbare Reaktion auf ihre dreiminütigen Popsongs, die sie bis dahin geschrieben hatten.
Aber bevor Peter Gabriel und seine Freunde ihre Träume erreichen konnten, mussten sie sich zuerst noch mit einer weiteren Personalentscheidung herumschlagen. Nach der Veröffentlichung von From Genesis To Revelation gab John Silver dem Druck seiner Eltern nach und ging an die amerikanische Universität Cornell, um dort Freizeitmanagement zu studieren. Er würde schließlich ein erfolgreicher Produzent bei Granada TV werden. Unter Peter Gabriels kritischem Auge – nur wenige Drummer konnten seinen persönlichen Ansprüchen gerecht werden – begannen Genesis, sich nach einem neuen Schlagzeuger umzusehen.
John Mayhew, den Rutherford aufgetrieben hatte, nachdem er ihn mit seiner Band Milton’s Fingers gesehen hatte, spielte bereits seit einigen Jahren als Profimusiker im Osten Englands auf Stützpunkten der Air Force, in Pubs und Clubs. Er hatte seine Nummer überall in London angebracht, da er keiner Band mehr angehörte, nachdem er Milton’s Fingers verlassen hatte. Als er vorspielte, waren Gabriel und Co. von seinem eigenen Schlagzeug beeindruckt. Auch wie er sein Solo mit einem Beckenschlag beendete, sprach sie an – immerhin war das etwas, das Rob Townsend von Family, einer Band, die sie alle bewunderten, perfektioniert hatte.
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Die Gruppe hatte sich zuvor schon in einer Reihe von Häusern getroffen und dort auch gespielt. Darunter waren etwa die Häuser von Rutherfords Eltern und Großeltern, John Silvers und David Thomas’ Wohnung sowie das Elternhaus des Letzteren. Ihren Wurzeln in der Mittelklasse, deren sie sich nicht schämten, verdankten sie, dass sie stets ausreichend Platz zum Proben vorfanden. Jedoch war es Christmas Cottage – die „Weihnachtshütte“ –, im Besitz von Macphails Eltern, wo die Band, wie wir sie heute kennen, wirklich ihren Anfang hatte. „Hier beschlossen sie, wie sie es nannten, ein Übergangsjahr einzulegen“, sagt Macphail. „Pete würde anschließend auf die Filmschule gehen, Tony war bereits an der Uni, alle hatten sie Pläne. Sie entschieden, das alles beiseite zu schieben und es auf einen Versuch ankommen zu lassen.“ Es war ein Wagnis, das sich letzten Endes auszahlen sollte, obwohl der Erfolg noch in großer Ferne lag.
Ihr ehemaliger Schulfreund sowie einstiger Leadsänger von The Anon, Macphail, war im September 1969 wieder aufgetaucht und wurde rasch zu einer Art Road-Manager der Band, obwohl sie damals nicht viel zu bieten hatte, was eine solche Position gerechtfertigt hätte. Macphail war in einem israelischen Kibbuz gewesen, aber hatte seine Freunde nicht aus den Augen verloren. „Ich war einer der sehr wenigen Leute, die ‚The Silent Sun‘ am ersten Tag gekauft hatten“, erinnert er sich. „Ich hörte ‚The Winter’s Tale‘ in Israel im Truppen-Rundfunk, der von Zypern aus sendete. Es gab natürlich noch kein Internet oder Handys, weshalb alles sehr weit weg war.“ Nachdem er nach Großbritannien zurückgekehrt war, hatte er sich erfolglos an der Central School Of Speech and Drama in London beworben. „Wenn ich an der Schule aufgenommen worden wäre, wäre das mit dem Cottage nie passiert“, lacht er.
Jeder – vor allem Gabriel – mochte Macphail. „Ich war ein alter Schulkumpel, der eben aushalf. Und ich konnte organisieren. Außerdem war ich total hin und weg, dass sie ihre eigenen Songs schrieben“, sagt er. „Und sie wurden immer besser und besser. Es schien ihnen einfach so zuzufliegen.“
Während ihre Songs ständig besser wurden, hatte sich die Band vom späten Oktober