Jesse Fink

Bon - Der letzte Highway


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dass das mit seiner Trinkerei zu tun hatte. Das gefiel den anderen nicht. Er erzählte, dass sie seinetwegen sogar Meetings abhielten. Wenn sie sauer auf ihn waren, probten sie einfach ohne ihn. Ihr Roadie verwässerte Bons Drinks. Bon fühlte sich ausgeschlossen. Das schmerzte ihn.“

      Silver Smith ist derselben Meinung. „Sie waren ziemlich happy darüber, ihn los zu sein, wenn er mit mir unterwegs war“, sagt sie.

      Selbstverständlich sah Angus Young die Sache anders: „Wir waren jedes Jahr zehn oder elf Monate auf Tour. Die restliche Zeit verbrachten wir im Studio, um am nächsten Album zu basteln. Wir standen Bon alle nahe.“

      Außerdem vermittelte er einen faszinierenden Einblick in AC/DCs Einstellung gegenüber Biografen, denen sie mit Verachtung und an Verfolgungswahn grenzendem Misstrauen begegneten.

      „Im Verlauf der Jahre gab es zahlreiche Leute, die uns darum baten, etwas schreiben zu dürfen. Allerdings sind sie nicht auf der Suche nach einer unvoreingenommenen Story. Nein, sie wollen viel lieber im Dreck wühlen. So wie die Sun. Zuletzt habe ich gehört, dass Bon Scott vergiftet worden sein soll. Es soll da eine Verschwörung gegeben haben, in die auch die Regierung verwickelt war. Ich nehme diese Geschichten nicht für bare Münze. Es gibt eine Menge Bücher. Leuten bot sich die Möglichkeit, Dinge in Erfahrung zu bringen, aber es war ihnen egal. Stattdessen unterhielten sie sich lieber mit anderen Leuten, die nicht einmal dabei waren. Statt sich zur Quelle zu begeben, wandten sie sich an irgendjemanden, der vielleicht Tee kochte oder so. Ich unterhalte mich mit jedem Fan, der mir eine Frage stellen möchte. Wenn aber jemand ankommt und sagt, dass er so und so viel Dollar bekommt, mich weder kennt noch leiden kann, aber hier sei, um eine Story zu fabrizieren, dann habe ich schlichtweg keinen Bock darauf. Dasselbe habe ich auch schon mit Journalisten einschlägiger Zeitungen erlebt. Alles, was sie von mir hören wollen, ist, wie ich mich verheddere, und wenn nicht ich, dann Brian oder die anderen Jungs. Sie wollen das, was du sagst, gegen dich verwenden. Wenn sich ihnen die Möglichkeit bietet, sich etwas so zurechtzulegen, dass sie daraus etwas Hässliches konstruieren können, dann werden sie das auch tun.“

      Doch das ist nur eine bequeme Ausrede, die einfach nicht der Wahrheit entspricht. Eine Biografie zu verfassen und dabei seinen Anstand zu bewahren und ein reines Gewissen zu behalten, schließen sich nicht gegenseitig aus. Tatsächlich hörte ich Dinge über manche Mitglieder von AC/DC, die ich einfach nicht übers Herz brachte zu veröffentlichen. Mir war klar, dass dieses Buch Konsequenzen für manche Beteiligte, tot oder lebendig, mit sich bringen würde. Und was soll da schon aufgebauscht werden? Eine Geschichte, die die Band selbst nicht auf die Reihe bekommt, wie zum Beispiel die Entstehung von Back In Black?

      Etliche Biografen – mich eingeschlossen – haben sich direkt zur Quelle begeben: zur Familie Young. Allerdings wurden wir abgewiesen. Dasselbe passierte mir auch mit AC/DCs Plattenfirma Sony. AC/DCs persönlicher Presseagent bei ihrer Managementfirma befand es für nicht notwendig, meine Anfrage um ein Interview überhaupt einer Antwort zu würdigen. Auch Brians und Cliffs Anwalt George Fearon zog es vor, nicht zu antworten. Eine Reihe weiterer ehemaliger AC/DC-Bediensteter winkten ebenfalls ab und gaben Malcolm Youngs Demenz als Grund für ihr Schweigen an. Diejenigen, die sich dazu durchrangen, mit mir zu sprechen, sagten nur sehr wenig und weigerten sich, mir noch weitere Interviews zu geben. Es ist, als wären alle mit einem umfassenden Schweige­gelübde belegt worden.

      „Ich werde nie vergessen, dass du derjenige warst, der die Wahrheit ans Licht brachte“, sagte jemand, der für Alberts’ Brechreiz auslösende Dokumentation über den Aufstieg von AC/DC, Blood + Thunder, interviewt worden war. „Ich stand unter dem Eindruck, dass Alberts dir den Weg zu gewissen Mitgliedern von AC/DC versperrte. Nur so ein Gefühl … Einer von ihnen sagte, dass du nie ein Interview mit einem Bandmitglied bekommen würdest. Ich weiß nicht mehr den genauen Wortlaut, aber das war die Kernaussage. Sie schienen richtiggehend stolz darauf zu sein.“

      Doch solch ein Abwehrverhalten gegenüber prüfenden Blicken stachelt einen Biografen nur dazu an, sich noch mehr ins Zeug zu legen. Ich wusste, dass die Geschichte über Bon, von der die Youngs nicht wollten, dass sie erzählt würde, irgendwo da draußen auf mich wartete.

      Der Fokus dieses Buchs liegt eindeutig auf Bons Erlebnissen in Nordamerika, da diese Zeit den blinden Fleck seiner Biografie darstellt. Einerseits lässt sich diese Phase nur schwer rekonstruieren, andrerseits stellt sie aber auch seinen bedeutendsten Lebensabschnitt dar. Der Weg, der letztendlich zu Bons Tod führte, nahm seinen Ausgang in den USA, und bis heute bleiben noch viele Fragen unbeantwortet. Auch ich kann sie nicht alle beantworten, doch habe ich – bei all den Hindernissen, mit denen ich mich konfrontiert sah – mein Möglichstes getan, um Licht ins Dunkel zu bringen.

      „Du wirst mehrere Bände schreiben müssen, um festzuhalten, was Bon nur an einem Tag so angestellt hat“, sagte Angus einmal. „Was meine eigene Geschichte betrifft – nun, wenn sie schon jemand erzählen muss, dann gebt besser mir die Kohle, dann schreibe ich sie selbst auf.“

      Soll er nur machen. Keine Einwände meinerseits. In der Zwischenzeit werde ich mein Bestes geben, um Bons Geschichte zu erzählen. Dieses Buch zu schreiben, nahm drei Jahre in Anspruch. Es erzählt die wahre Geschichte seiner letzten Lebensjahre und spricht für sich selbst.

      Jesse Fink