Matthew Collin

Rave On


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       www.hannibal-verlag.de

      Widmung

      In Erinnerung an Audrey Collin

      1935–2015

      Eine lebenslange Inspiration

      Impressum

      Der Autor: Matthew Collin

      Deutsche Erstausgabe 2018

      Titel der Originalausgabe:

      „Rave on – Global Adventures in Electronic Dance Music“ (ISBN 978 1 78125 425 7)

      von Profile Books Ltd

      3 Holford Yard, Bevin Way, London, UK

      © 2018 by Matthew Collin

      Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com

      Übersetzung: Paul Fleischmann

      Lektorat und Korrektorat: Hollow Skai

      © 2018 by Hannibal

      Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

       www.hannibal-verlag.de

      ISBN 978-3-85445-648-3

      Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-647-6

      Hinweis für den Leser:

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      Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

      Inhalt

       Einführung – Überlasse der Musik die Kontrolle über dich

       1. Techno-Metropolen #1: Detroit

       2. Techno-Metropolen #2: Berlin

       3. Insel der Fantasie – Ibiza

       4. Elektrische Träume – Las Vegas

       5. House Nation – Südafrika

       Intermezzo – Die Piraten des Schwarzen Meeres

       6. Temporär Autonome Zone – Frankreich

       7. Die Party am Ende der Landstraße – Israel

       8. Im Grenzgebiet – Shanghai

       9. Aliens in der Wüste – Dubai

       10. Das gelobte Land – New York

       Ausgewählte Literatur

       Quellennachweise

       Bildnachweise

       Danksagungen

       Der Autor

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      In jener Nacht strömten sie zu Hunderten zur Progressive Baptist Church in der South Wentworth Avenue in Chicago. Sie fuhren quer durch die Stadt und manche flogen sogar aus entfernten Städten wie New York und London ein. Nicht etwa um zu singen oder zu feiern, obwohl sie dies ebenfalls taten, sondern weil es ihnen einfach richtig erschien. Sie reihten sich in eine Warteschlange ein, die den ganzen Block hinunter reichte, um einen Platz auf einer der Kirchenbänke zu ergattern und einem Mann die letzte Ehre zu erweisen, dessen Musik eine ganze Generation geprägt und auf ihre eigene Art und Weise unsere Welt zu einem schöneren Ort gemacht hatte.

      Reden wurden gehalten und Tränen flossen in Strömen. Die Trauergäste waren so zahlreich erschienen, um sich gemeinsam an das Leben von Francis Nicholls – Frankie Knuckles – zu erinnern, der im März 2014 im Alter von 59 Jahren an den Folgen seiner Diabeteserkrankung gestorben war. Es war Frankie Knuckles, der als DJ mit seinen Sessions im Chicagoer Club Warehouse der House Music ihren Namen verliehen hatte, dessen innovative Herangehensweise zu dieser Musik ihre Form prägte und dessen Aufnahmen Ansätze ihre Reichhaltigkeit und Tiefe offenbarten. „House war eine spezielle Art geistlicher Musik“, klärte Reverend Roderick Norton die Trauernden auf und bediente sich dabei einer Phrase, mit der er unterstrich, was dieser schwule, schwarze DJ tatsächlich geleistet hatte, indem er himmlische Bestrebungen mit irdischen Gelüsten vereinte.1

      Andere erinnerten sich daran, wie es Frankie Knuckles gelungen war, ein Gefühl der Einheit und Zusammengehörigkeit aus der immerwährenden Finsternis des Nachtlebens heraufzubeschwören. „Von Mitternacht bis sechs Uhr morgens war er unser Therapeut“, sagte jemand.2 Robert Owens sang „Tears“, jenes bittersüße Klagelied, das die beiden Männer zu zweit ausgearbeitet hatten. Als Ann Nesby von Sounds of Blackness, begleitet von einem Gospelchor, den Refrain jenes Songs anstimmte, den Knuckles für einen seiner emotional erbaulichsten Remixe bearbeitet hatte, „The Pressure“, erhoben sich die Menschen, klatschten, tanzten und weinten vor Freude und Trauer, während sie nicht nur dem Mann und der Musik, die er uns geschenkt hatte, gedachten, sondern sich auch an die Freiheit erinnerten, die sie uns hatte spüren lassen.

      Die Trauerfeier, die an diesem Abend in Chicago inszeniert wurde, fand nur wenige Minuten zu Fuß von jenem Ort entfernt statt, an dem vor über drei Jahrzehnten die Tanzmusik für tot erklärt worden war. Zwischen zwei Baseball-Spielen im Comiskey Park im Jahr 1979 hatte der Radio-DJ Steve Dahl symbolisch einen Scheiterhaufen in Brand gesteckt, der aus Disco-Schallplatten bestand, wobei im Verlauf der Jahre immer klarer wurde, dass es sich dabei um einen homophoben wie rassistischen Versuch gehandelt haben dürfte, die Ikonografie einer Kultur der Befreiung zu zerstören. Dieser Versuch, so zeigte es die Geschichte, schlug selbstverständlich fehl.

      Die Kirche befand sich außerdem 20 Fahrminuten vom alten Power Plant entfernt, dem Club, wo Frankie Knuckles, der bereits begonnen hatte, im Warehouse eine neue Generation mit Neubearbeitungen von Disco-Klassikern