wir im Frühling wieder draußen.«
»Na ja«, grinste Bronstein, »Frühling wird schon passen. Im 24er Jahr dann.«
»Oaschloch!«
»Nein, Drecksloch. So heißt das, wo du jetzt hinkommst, du faule Frucht.«
Die Pichler wollte noch etwas erwidern, doch Bronstein wandte sich ab und hieß die Uniformierten, die Pichler auf die Elisabethpromenade zu bringen. Er erinnerte sich an die Aktendeckel. Bald würde er wieder einen schließen können. Und mit dem weinerlichen Matauschek und der stahlharten Pichler mochten sich die Geschworenen herumplagen.
Es verging eine halbe Ewigkeit, ehe Bronstein wieder über den Fall Pichler/Matauschek stolperte. Ende Oktober bekam er eine Vorladung für den Schwurgerichtssaal, wo am 5. November gegen die beiden verhandelt werden würde, weshalb er, wie im Übrigen auch Pokorny und Kapuszczak, seine Aussage würde machen müssen. Unwillkürlich ertappte er sich bei der Frage, ob Letzterer überhaupt in der Lage sein würde, einem Verhör in deutscher Sprache folgen zu können. Wäre doch zu peinlich, wenn ein Staatsbeamter einen Dolmetscher für die Staatssprache benötigen würde.
Unvermittelt wurde er aus seinen Gedanken gerissen. »Da ist jemand für Sie, Herr Oberleutnant«, sagte der Bürodiener. Bronstein bedeutete ihm, die betreffende Person vorzulassen. Ein unscheinbares Ding von leidlich 20 Jahren kam in devoter Haltung auf ihn zu. Die Frau wartete, bis sie mit Bronstein allein im Raum war. Dann kramte sie in ihrem Korb herum und zog ein abgewetztes Stück Papier hervor. »Das soll ich Ihnen bringen«, flüsterte sie und reichte es ihm über den Tisch.
Bronstein schlug das Kuvert auf und registrierte, dass er einem Schlaganfall näher war als einem geregelten Herzschlag. Seine Augen blickten auf eine Korrespondenzkarte, die vor über einem Jahr im ukrainischen Tarnopol abgestempelt worden war. Mit zittrigen Fingern, für die ihn selbst Matauschek auf der Liesl bedauerte hätte, las er die wenigen Worte, die dort geschrieben standen.
»Lieber David. Es geht mir gut. Mach Dir keine Gedanken. Sobald die Stürme sich gelegt haben, sehen wir uns wieder. Wir leben in spannenden Zeiten. Nutzen wir sie. Ich liebe Dich! Deine stets an Dich denkende Jelka.«
Er schloss die Augen und spürte, wie sich zwei dünne Bäche ihren Weg über seine Wangen bahnten. »Ich hab das alles ned wollen«, dachte er.
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